demnach auch seine
Geschwindigkeit. Da die über ihm lagernde
Luft dieselbe Rotationsgeschwindigkeit besitzt, so wird eine
Luftmasse, welche aus höhern
Breiten dem
Äquator zuströmt, eine geringere Rotationsgeschwindigkeit besitzen als die Gegenden,
zu denen sie gelangt, und wird in Beziehung auf den unter ihr sich fortbewegenden
Boden in der
Richtung von
W. nach O. zurückbleiben und daher als ein von O. nach W. wehender Luftstrom zur
Erscheinung kommen. Diese
Bewegung setzt
sich mit der gegen den
Äquator hin fortschreitenden
Bewegung auf der nördlichen
Halbkugel zu einem Nordost-, auf der südlichen
zu einem Südostwind zusammen. In niedern
Breiten, nahe am
Äquator, ist aber die Verschiedenheit der Rotationsgeschwindigkeit
der einzelnen Breitengrade eine nur geringe, indem die
Meridiane daselbst nahezu einander parallel werden; daher wird die
dem
Äquator innerhalb der
Zone von 10° nördl. bis 10° südl.
Br. zuströmende
Luft, indem sie auch noch durch Berührung
mit der Erdoberfläche immer mehr an
Geschwindigkeit verliert, endlich die Rotationsgeschwindigkeit der
Erdoberfläche selbst annehmen.
Aus diesem
Grund gewinnt in der
Nähe des
Äquators der Nordostpassatwind wieder eine mehr nördliche, der Südostpassatwind
eine mehr südliche
Richtung, was zu einem gegenseitigen
Stauen beider Passatwinde und demgemäß zu
Windstillen
(Kalmen) Veranlassung
gibt. Unter etwa 30° nördl. und 30° südl.Br. senkt sich die vom
Äquator aufgestiegene
Luft gegen die
Erdoberfläche herunter und bewegen sich dann die
Äquatorial- und Polarströmung nicht mehr wie früher übereinander, sondern
nebeneinander.
Der
Kampf, in welchen sie dabei treten, bildet die Veranlassung zu den Verhältnissen des
Windes in den mittlern
Breiten (s.
Wind). In derZone der Passatwinde, zwischen 30° nördl. u. 30°
südl.
Br., befinden sich demnach auf jeder
Halbkugel zwei Passatströmungen der
Luft: auf der nördlichen unten
NO.,
obenSW.,
auf der südlichen unten SO.,
obenNW. Die obere Luftströmung nennt man Antipassat, Gegenpassat oder obern Passatwind. Von
den Polargrenzen (30°) des Passats kehrt die
Luft an der Oberfläche der
Erde teilweise als unterer
Passat
nach dem
Äquator zurück (dieser hat also nicht, wie man früher irrtümlicherweise annahm, seinen Ursprung an den
Polen oder
in höhern
Breiten); ein andrer Teil strömt nach höhern
Breiten und tritt dort auf unsrer
Halbkugel als Südwest- undWestwind,
auf der südlichen als Nordwest- (namentlich über der ozeanischen, durch keine
Festländer oder
Inseln unterbrochen, Wasserfläche
derselben) oder als reiner
Westwind auf und veranlaßt so die großen westöstlichen
Driftströmungen der südlichen
Ozeane
(s.
Meer,
Abschnitt Strömungen). So sind also die Windverhältnisse, wenigstens auf den
Ozeanen, wesentlich durch die
Erscheinung der Passatwinde bedingt und diese wiederum durch die stärkere Erwärmung der Erdoberfläche unter
dem
Äquator und die Achsendrehung der
Erde.
Der Einfluß dieser beiden Umstände ist zuerst von
Hadley (1735) erkannt worden; von ihm rührt auch die richtige
Erklärung
der Passatwinde her, obschon die untern Passatwinde zwischen den
Wendekreise auf dem Atlantischen und
StillenOzean den Seefahrern
schon längst bekannt waren. So wurden ja die
Gefährten des
Colombo
[* 2] auf dessen erster Entdeckungsreise nach
Amerika
[* 3] durch die
Beständigkeit des
Windes, der sie fortwährend nach W. trieb, in
Unruhe versetzt; seit den
ZeitenDonUlloas (1539) nennen die
Matrosen denjenigen Teil desOzeans, in welchem der Nordostpassat herrscht, »Frauengolf« (»el
Golfo de
las
Damas«),
weil dort ein Mädchen das
Steuer führen kann. Die
Region der
Kalmen (s. d.), welche die Passatwinde beider
Halbkugeln
voneinander trennt, rückt nach N. oder S., je nachdem die
Sonne
[* 4] nördlich oder südlich vom
Äquator steht; somit ist natürlich
auch die
Lage der
Region der beiden
Passate sowohl nach den
Polen als nach dem
Äquator zu in den verschiedenen
Jahreszeiten
[* 5] eine veränderliche. Für den Atlantischen
Ozean liegen die meisten und sichersten
Beobachtungen vor. Im
Winter
und
Frühling weht der Nordostpassat zwischen 5 und 27° nördl.
Br. und im
Sommer und
Herbst zwischen 10 und
30° nördl.
Br. Der Südostpassat dringt im
Winter und
Frühling bis zu 2° nördl.
Br. und im
Sommer und
Herbst bis zu 3° nördl.
Br., also über den
Äquator, vor, wobei er allmählich zum
Süd- und später zum Südwestwind wird, so daß die tropische Kalmenregion
zwischen den beiden
Passaten im Atlantischen
Ozean nördlich vom
Äquator liegt; im
Dezember und
Januar ist
sie nur 150
Seemeilen (60 auf 1° des
Äquators) breit, im
September aber 550
Seemeilen.
In demStillenOzean erleiden die innern
Grenzen
[* 6] der
Passate (nach dem
Äquator zu) geringere Veränderungen als in dem Atlantischen
Ozean; auch reicht der Nordostpassat im
StillenOzean im
Durchschnitt nur bis 25° nördl.
Br., im Atlantischen
Ozean bis 28°
nördl.
Br. Im allgemeinen ist der Südostpassat kräftiger als der Nordostpassat,
weil er ungestörter über weite Wasserflächen
hinweht, und daher rührt auch sein Übergreifen in die nördliche
Halbkugel.
[* 7] ehemaliges
Bistum und
Fürstentum, ist 738 aus dem frühern
BistumLorch hervorgegangen, indem
Bischof Vivilo seinen
Sitz nach Passau verlegte, als die
AvarenLorch zerstörten. Als
Sprengel ward ihm von
Bonifacius das Land zu
beiden Seiten der
Donau von Niederaltaich bis zur
Enns angewiesen. Doch schon im 9. Jahrh. dehnte sich die
Diözese, über welche
Salzburg
[* 8] Metropolitanrechte in Anspruch nahm, über das ganze Erzherzogtum
Österreich
[* 9] aus und behielt diesen
Umfang bis zur
Errichtung der
BistümerWien
[* 10] und
Wiener-Neustadt (1468). Langsamer mehrte sich das Ländergebiet des
Bischofs.
Das bischöfliche
Wappen
[* 12] war ein springender roter
Wolf im silbernen
Felde. Die Einkünfte des
Bistums wuchsen im 18. Jahrh.
auf 430,000
Gulden, wozu noch aus den österreichischen Herrschaften jährlich 180,000
Guld. kamen. Von
PassausBischöfen haben
wenige eine über ihren
Sprengel hinausgehende Thätigkeit entwickelt.
Bischof Piligrim (971-981) betrieb die
Mission in
Ungarn,
[* 13] wie es scheint, in der eigennützigen Absicht, auf
Grund gefälschter
Urkunden das
Pallium
[* 14] zu erwerben und
die
OberhoheitSalzburgs abzuschütteln. Doch gelang ihm dies nicht. Altmann (1065-1091), im Investiturstreit ein eifriger
Anhänger des
Papsttums, ward von
PapstGregor VII.
¶
Der erstere trat bald zurück; aber Rupert, von Böhmen,
[* 17] Bayern
[* 18] und Passau, Georg, von Österreich unterstützt,
bekämpften einander drei Jahre lang, bis Georg die Oberhand behielt. Der edle und gelehrte Leonhard von Layming (1424-51)
verschönerte die Stadt, die Residenz und die Passau beherrschenden Schlösser nach den Feuersbrünsten von 1435 und 1437 und
suchte Handel und Schiffahrt zu heben. Unter seinem Nachfolger Ulrich vonNußdorf fand 1478 zu Passau eine
heftige Judenverfolgung statt.
Eiserne Brücken führen über die Donau und den Inn, über erstere zwischen Altstadt und Ilzstadt auch noch
ein Drahtsteg. Die eigentliche Stadt ist gut gebaut, weniger die Vorstädte. Unter den öffentlichen Plätzen ist der Dom-
oder Paradeplatz (mit der ehernen Statue des KönigsMaximilianJoseph I.) der schönste. Von den elf Kirchen Passaus sind
besonders zu nennen: der Dom (ursprünglich aus dem 14. Jahrh. herrührend, Ende des 17. Jahrh.
aber fast gänzlich niedergebrannt, seit 1680 in seiner jetzigen Gestalt wieder aufgebaut), mit schönem altdeutschen Portal,
trefflicher Orgel, einer 90,5 Doppelzentner schweren Glocke und zahlreichen Reliquien;
ferner die Stadtpfarrkirche St. Paul,
die 1809 neuerbaute Pfarrkirche St. Gertrud, die kleine, in gotischem Stil 1859 vollendete evangel. Kirche
und die neuerdings restaurierte St. Salvatorkirche (1479 erbaut), welche aus zwei übereinander befindlichen Abteilungen
besteht.
Andre hervorragende Gebäude sind: die ehemalige bischöfe liche Residenz, welche in ihrem ältern Teil die Amtslokale
von Behörden, in ihrem neuern die Wohnung des Bischofs und die Geschäftslokale des Domkapitels enthält;
das ehemalige Jesuitenkollegium mit Bibliothek von 30,000 Bänden und verschiedenen Lehranstalten, das 1804 aufgehobene Nonnenkloster
Niedernburg (jetzt Institut der Englischen Fräulein), die ehemalige Abtei St. Nikola (jetzt Kaserne) und das Postgebäude, merkwürdig
durch den 1552 hier abgeschlossenen Passauer Vertrag (s. d.).
Passau war ehemals eine starke Festung; es hatte
zwei Citadellen (Oberhaus und Unter- oder Niederhaus), welche gegenwärtig zu militärischen Strafanstalten dienen, und zwei
Forts. Unterhaus ist ein uraltes, schon 737 urkundlich erwähntes Gebäude. Die FesteOberhaus, 135 m über der Donau auf dem
St. Georgsberg, von Ulrich II., Grafen von Dissen, 1215-19 erbaut, war oft Zeuge der blutigen Fehden der Bischöfe
mit den Bürgern. BischofJohannPhilippLamberg (1689-1712) vergrößerte die Festungswerke und baute das sogen. Philippswerk. 1741 okkupierten
die Bayern die Feste und hielten sie bis besetzt, wo der österreichische General Bernklau die Übergabe erzwang,
wofür der bayrische Kommandant mit dem Leben büßen mußte. Das Schloß blieb darauf drei Jahre hindurch
von den Österreichern besetzt. mußte sich wiederum die Besatzung an die Österreicher ergeben. 1806 wurden die
Fortifikationen erweitert und zu strategischer Bedeutung erhoben, indem man in der Feste den Schlüssel zum Donaustrom erkannte.
Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (2 Infanteriebat. Nr. 16) auf 15,583, meist
Katholiken.