Preußen gegen die Schweden. - Pasewalk (in alten Urkunden Podizwolk, Pozwalk oder Potswalk genannt) erhielt gegen Ende des 12. Jahrh.
Stadtrechte, zu welchen zwischen 1235 und 1240 noch das magdeburgische Recht hinzugefügt ward, und trat frühzeitig zum Hansabund. 1213 kam
es durch Eroberung an Brandenburg, wurde aber 1359 wieder an die Herzöge von Pommern verpfändet, in deren
völligen Besitz es sodann 1448 durch Abtretung gelangte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1630, 1636 und 1637 von den Kaiserlichen
geplündert und angezündet; ein gleiches Schicksal bereiteten ihm 1657 der polnische General Czarnecki und 1713 die Russen.
Im Westfälischen Frieden an Schweden gekommen, wurde Pasewalk schon 1676 von den Brandenburgern erobert, kam
aber erst 1720 im Stockholmer Frieden endgültig an Preußen. Am 29. Okt. 1806 ergab sich hier ein preußisches Korps von 4200 Mann
an die Franzosen.
Vgl. Hückstädt, Geschichte der Stadt Pasewalk (Pasew. 1883).
(griech., »Allgemeinschrift«),
die Kunst, sich durch eine allgemeine Schrift- und Zeichensprache allen Völkern der Erde verständlich zu
machen, die jedoch, wie die Pasilalie (s. d.),
noch zu erfinden ist. Die ersten Andeutungen dazu gab J. ^[John] Wilkins (gest.
1672) in einem geistreichen, neuerdings von Max Müller in Bd. 2 seiner »Vorlesungen
über Wissenschaft der Sprache« näher gewürdigten »Essay towards a real character and philosophical language«
(Lond. 1668). Anderweitige, jedoch unausführbare Vorschläge machten Berger (»Plan zu einer allgemeinen Rede- und Schriftsprache
für alle Nationen«, Berl. 1779),
Wolke (»Erklärung, wie die Pasigraphie möglich und ausüblich sei«, Dessau 1797),
Sicard ( Pasigraphie«, Par.
1798),
Fry (»Pantographia«, Lond. 1799),
J. M. ^[Johann Michael] Schmidt (»Versuche«, Wien 1818) u. a.
Vgl.
Damm, Praktische Pasigraphie (Leipz. 1876).
Mit diesen ganz aussichtslosen Bestrebungen nicht zu verwechseln sind die Versuche, ein allgemeines, natürliches Alphabet
zu begründen, durch das sich alle in irgend einer Sprache vorkommenden Laute ausdrücken lassen. Man hat dafür gewöhnlich
die lateinische Schrift gewählt, mit Beifügung verschiedener Accente und anderer Zeichen oder mit Anwendung
der Kursivschrift zur Bezeichnung der bei der üblichen Aussprache der lateinischen Buchstaben nicht vorkommenden Laute.
Vgl.
Lepsius, Das allgemeine linguistische Alphabet (Berl. 1855), wo sich auch eine Anzahl von Alphabeten von Sprachen aller Weltteile
in das Lepsiussche System umgeschrieben finden.
Einfacher ist das von Max Müller in »Proposals for a missionary
alphabet« (1854) und dann im 2. Band seiner »Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache« vorgeschlagene Alphabet.
(Pasilogie, griech., »All- oder Weltsprache«),
die Kunst, mittels allgemein verständlicher Laute allen Menschen
des Erdkreises seine Gedanken mitteilen zu können, bis jetzt sowenig wie die Pasigraphie (s. d.) erfunden.
Die erste Idee dazu gab Leibniz in der Schrift »De arte combinatoria« (Leipz. 1666). Weiter ausgebildet wurde dieselbe von Condorcet
in »Esquisse d'un tableau historique des progrès de l'esprit humain« (Par.
1794),
von Bürja in seiner »Pasilalie« (Berl.
1818),
Stethy in der »Lingua universalis« (Wien 1825),
in neuerer Zeit durch Steiner (»Pasilingua«, Neuwied
1886, u. a.) und besonders durch den Pfarrer Schleyer (s. Volapük).
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt München, an der Würm, Knotenpunkt der Linien Ulm-München-Simbach,
München-Lindau und
München-Peißenberg der Bayrischen Staatsbahn, 528 m ü. M., hat ein Engl. Fräuleininstitut, Papier-, Spiritus-
und Malzfabrikation, eine chemische Fabrik, Wachsbleicherei, Gerberei, künstliche Geflügelzucht, Wollspinnerei,
Bierbrauerei und (1885) 1900 Einw.
1) in der griech. Mythologie Tochter des Helios und der Perseis, Gemahlin des Minos, Schwester der Kirke und
des Äetes, Mutter des Minotauros (s. d.), eigentlich eine Lichtgöttin. -
2) Lakonische Orakelgöttin zu Thalamä, in deren Tempel Traumorakel erteilt wurden, galt für eine Tochter
des Atlas oder für identisch mit Kassandra oder Daphne.
griech. Bildhauer und Kunstschriftsteller, ein Zeitgenosse des Pompejus, aus Großgriechenland
(Unteritalien) gebürtig, doch meist in Rom thätig, merkwürdig durch seine stilistische Richtung, welche die Strenge der
altertümlichen Kunst mit der Formeneleganz der römischen Plastik zu vereinigen suchte, ein Eklektizismus, den ein Werk seines
Schülern Stephanos, eine Knabenfigur in Villa Albani, deutlich ausprägt, während des letztern Schüler Menelaos in der berühmten
Ludovisischen Gruppe (Orest und Elektra) wieder zu einfachern Formen zurückkehrt. Pasiteles war von großer Vielseitigkeit; er arbeitete
in Marmor, Elfenbein, Silber und Erz. Sein Werk über ausgezeichnete Schöpfungen der ältern Kunst (in fünf Büchern griechisch
geschrieben) ist nicht erhalten, aber von Plinius benutzt worden.
Vgl. Kekulé, Die Gruppe des Künstlers
Menelaos in Villa Ludovisi (Leipz. 1870).
Iwan Fedorowitsch, Graf von Eriwan, Fürst von Warschau, russ. Feldherr, geb. 19. Mai 1782 zu Poltawa als Sohn
eines Kollegienrats, ward von Katharina II. in das Pageninstitut zu Petersburg aufgenommen und von Paul I. zu seinem Leibpagen
ernannt. Seit 1800 Leutnant und Adjutant des Kaisers im preobraschenskischen Regiment, erwarb er sich im
Feldzug in der Moldau (1806) unter General Michelson den Ehrendegen der Tapferkeit und ward, nachdem er beim Sturm auf Braila (1809)
schwer verwundet worden, zum Obersten und 1810 zum Generalmajor ernannt. 1812 nahm er als Divisionsgeneral bei der Westarmee
unter dem Fürsten Bagration an den Schlachten von Smolensk, Borodino, Wjasma und Krasnoi Anteil.
In der Schlacht bei Leipzig eroberte er 19. Okt. 29 Geschütze und ward unmittelbar nachher als Generalleutnant mit seiner Division
entsendet, um Magdeburg und Hamburg zu blockieren. An der Einnahme von Paris hatte er bedeutenden Anteil. 1817-20 begleitete
er den Großfürsten Michael auf seinen Reisen und ward 1824 Generaladjutant des Kaisers. Im Krieg Rußlands gegen Persien schlug
er 26. Sept. 1826 den Feind unter Abbas Mirza bei Jelissawetpol aufs Haupt. Zum kommandierenden General an Jermolows Stelle ernannt,
eroberte er 1827 das persische Armenien, erstürmte 13. Okt. Eriwan (wofür er den Beinamen Eriwanski erhielt)
und schloß 22. Febr. 1828 den Frieden von Turkmantschai ab. Neuen Ruhm erntete er 1828 in dem Kriege gegen die Türkei, indem er
vom Kaukasus aus in die asiatische Türkei eindrang, neun Festungen erstürmte und trotz der numerischen Überlegenheit des
Feindes die Paschaliks Achalzych, Kars und Bajesid eroberte. 1829
mehr
eroberte er Erzerum und beendete damit den asiatischen Feldzug. Hierfür ward er zum Feldmarschall ernannt. 1830 unterwarf er
Daghestan. 1831 übernahm er in dem polnischen Krieg nach dem Tode des Feldmarschalls Diebitsch 26. Juni zu Pultusk den Oberbefehl
über die russische Armee und beendete durch die Erstürmung Warschaus 6. und 7. Sept. 1831 diesen Krieg, dessen
günstiger Ausgang ihm die Fürstenwürde und die Statthalterschaft von Polen verschaffte. Paskewitsch suchte in dem zerrütteten Staat
Ordnung und Ruhe wiederherstellen und den Haß der Polen gegen die Russen zu mildern. Am 26. Febr. 1832 vollzog er das organische
Statut, durch welches Polen mit Rußland vereinigt und die Verwaltung des Landes festgestellt ward. 1849 befehligte
er das russische Korps in Ungarn und zwang 10. Aug. Görgei zur Kapitulation von Világos.
Bei Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums im Oktober 1850 ward er vom Kaiser von Österreich sowie vom König
von Preußen zum Feldmarschall ernannt. Im April 1854 übernahm er auf den ausdrückliche Wunsch des Kaisers
Nikolaus den Oberbefehl an der Donau, erhielt aber bei Silistria eine Kontusion, welche ihn nötigte, die Armee zu verlassen.
Er übernahm wieder die Statthalterschaft von Polen und starb 1. Febr. 1856 in Warschau, wo ihm 1869 ein Denkmal errichtet
wurde. Einen Teil von Paskewitsch' Leben beschrieb Tolstoi (Par. 1835).
Vgl. Schterbatow, Le Feld-Maréchal Prince Paskewitsch (Petersb. 1888,
Bd. 1).