Die
Parther sind turanischer Abstammung und vermutlich in
Iran eingewandert, wo sie die arische
Sprache
[* 9] annahmen. Sie waren ein tapferes Nomadenvolk, dessen Reiterscharen sich im
Gebrauch von
Lanze und
Bogen
[* 10] auszeichneten. Sie waren
zuerst den Assyrern unterworfen, dann dem medischen und persischen
Reich. Als die Macht dieses
Reichs durch
Alexander d. Gr.
gebrochen war und die
Kämpfe derDiadochen die
Bildung neuer
Reiche zur
Folge hatten, kamen sie unter die
Herrschaft der
Seleukiden, fielen aber, als unter
Antiochos Theos die
Auflösung des syrischen
Reichs begann, von denselben ab
und gründeten unter
Arsakes I., welcher seinen Ursprung von dem altpersischen Königsgeschlecht herleitete, 256
v. Chr. ein
selbständiges
Reich mit der Hauptstadt Hekatompylos.
Dieser erhob Parthien rasch zu einem großenReich durch Unterwerfung
Mediens, des noch unabhängigen Restes von
Hyrkanien,
Baktriens
und der Nachbarländer bis zum indischen
Kaukasus sowie eines großen Teils des in
Auflösung begriffenen syrischen
Reichs.
Er vertilgte die letzten
Spuren hellenischerKultur und begründete die parthische Großmacht auf der altiranischen
Nationalität und
Religion.
Sein Sohn und Nachfolger
Arsakes VII.
Phraates II. beendigte die
Kämpfe zwischen Syrern und
Parthern
durch seine Vermählung mit einer syrischen
Prinzessin und fiel 127 im
Kampf gegen die östlichen
Barbaren.
Sein Oheim und Nachfolger
Arsakes VIII.
Artabanos II. fand 124 im
Kriege
gegen die Tocharen seinen
Tod. Dessen Sohn
Arsakes IX.
Mithridates
II. rächte seine Vorgänger durch mehrere
Siege über jene östlichen
Barbaren und erweiterte das
Reich namentlich durch
Eroberungen
gegen
Armenien hin. Die nach seinem
Tod (87) ausgebrochen Thronstreitigkeiten zwischen
Arsakes X. Mnaskires (gest. 76) undArsakes
XI. Sinatroikes schwächten nicht nur die parthische Macht, namentlich
Armenien gegenüber, sondern es traten zu den Verwickelungen
mit diesem und
Mithridates d. Gr. von
Pontos neue mit
Rom,
[* 12] infolge deren die Herrschaft der
Parther große Einbußen erlitt.
Erst Ventidius unternahm (38) einen glücklichen Rachezug gegen ihn. Zwei Jahre darauf starb der König (36). Unter
Arsakes
XV.
Phraates IV. erlitten die römischen
Waffen
[* 15] unter
Antonius 36 von den
Parthern die zweite
Niederlage. Wegen seiner Grausamkeit
vom
Thron gestoßen, den ein Nebenbuhler, Tiridates, einnahm, vertrieb
Phraates diesen zwar mit
Hilfe der
östlichen
Barbaren wieder (24); doch fand derselbe im römischen
ReichAufnahme, und obwohl
Phraates den
RömernArmenien abtrat
und ihnen die bei Carrä erbeuteten
Feldzeichen sowie fast seine ganze
Familie auslieferte, wurde er doch 4
n. Chr. gestürzt.
Nach ihm brachen blutige Thronstreitigkeiten und
Aufstände aus, welche das
Reich zerrütteten. Erst der 19.
Arsakide,
Artabanos III., erlangte wieder eine dauernde Herrschaft, knüpfte mit
Germanicus eine freundschaftliche
Verbindung an, mußte
aber, als er gegen
Tiberius einen
Krieg begann, flüchten, da der
Kaiser ihm, unterstützt von den unzufriedenen
Parthern, in
Phraates und Tiridates mit Erfolg
Gegenkönige entgegenstellte. Nach seinem
Tod (44
n. Chr.) wurden die
Könige
durch die um die Herrschaft kämpfenden
Parteien bald auf den
Thron gehoben, bald gestürzt und regierten ohne
Ruhm und
Glück;
die äußere Macht des
Reichs schwand infolgedessen, und die
Kriege mit
Rom wurden entweder ausSchwäche
vermieden, oder unglücklich geführt.
Als
Arsakes XXV.
Chosroes I. seinem
Neffen 114 die armenische
Krone zu verschaffen suchte, ward er von Trajan besiegt und hierauf
sein Nebenbuhler Parthamaspates, ein armenischer
Prinz, 115 in der Hauptstadt
Ktesiphon vom
Kaiser gekrönt. Der friedliebende
Hadrian, der sich mit der alten Reichsgrenze, demEuphrat, begnügte, gab jedoch
Chosroes sein
Reich zurück.
Er starb 121.
Arsakes XXVI. Vologeses II. (121-150) hütete sich trotz der Vernichtung des parthischen Einflusses in
Armenien,
mit
Rom den
Kampf zu erneuern.
Der lange verhaltene Groll der wiederum erstarren
Parther gegen
Rom brach endlich unter seinem Sohn
Arsakes XXVII. Vologeses
III. von neuem hervor; aber
AvidiusCassius brachte die
Bundesgenossen des Vologeses zum
Abfall, drängte
die
Parther über den
Tigris zurück, eroberte und zerstörte Seleukeia und plünderte die Königsburg in
Ktesiphon (162-165).
Armenien und
Mesopotamien wurden von neuem dem römischen
Reich einverleibt. Da der auf Vologeses (gest. 192) folgende
Arsakes XXVIII. Vologeses
IV. den
¶
Artabanos IV., machte die Parther durch Vorspiegelungen von Frieden und Ehebündnis mit einer Tochter des Artabanos sicher und
überfiel hinterlistig die Wehrlosen, um sie niedermetzeln zu lassen (216). Sein Nachfolger Macrinus zog gegen die Parther,
welche aus Rache in das römische Gebiet eingefallen waren, mußte aber 217 einen schimpflichen Frieden
schließen. Dies war der letzte Kampf zwischen den Römern und Parthern. Denn eben jetzt erhoben sich gegen diese die Neuperser
unter Artaxerxes I., der zuerst (219) Vologeses V. in Karamanien Herrschaft und Leben raubte und dann Artabanos
im Norden
[* 18] nach drei Schlachten
[* 19] dasselbe Los und dem parthischen Reich nach einer Dauer von 481 Jahren den Untergang bereitete (226).
Obwohl die Parther ein tapferes Kriegsvolk waren und im Kampf gegen die Römer sich unsterblichen Ruhm erworben hatten, war doch
die Verfassung des Reichs zu locker, um dauerhaft zu sein, und die Parther, trotzdem sie altpersische Religion
und Kultur annahmen, den Altiraniern als Fremdlinge verhaßt und nicht fähig, die Iranier national zu einigen.
Vgl. Schneiderwirth,
Die Parther oder das neupersische Reich unter den Arsakiden (Heiligenst. 1874);
Rawlinson, The sixth great oriental monarchy,
or geography, history etc. of Parthia (Lond. 1873).