(Gebern,
Feueranbeter), die noch übrigen Anhänger der von
Zoroaster (s. d.) gestifteten iranischen Nationalreligion,
deren Anzahl sich in
Indien auf etwa 70,000 beläuft, wozu noch
ca. 5500 in den persischen
LandschaftenJezd und
Kirman kommen.
Die erstern wanderten aus ihrer
Heimat aus, weil nach dem
Sturz des Sassanidenreichs der
Islam in ganz
Iran
mit
Feuer und
Schwert verbreitet wurde, und fanden ein
Asyl in
Gudscharat, von wo sie sich weiter nach
Süden hin ausbreiteten.
Heutzutage sind sie größtenteils in
Bombay
[* 2] ansässig, bilden aber ein weit wichtigeres
Element in der indischen
Bevölkerung,
[* 3] als ihre geringe Zahl erwarten ließe. In der Neuzeit wurde ein durch seinen kolossalen
Reichtum und die
daraus gemachten sehr bedeutenden
Schenkungen ausgezeichneter
Parse,
Namens Dschidschiboy (gest. 1859), von der englischen
Regierung
in den Adelstand erhoben. Es gibt überhaupt viele reiche und wohlthätige Parsen, und die von ihnen in
Bombay gestiftete Erziehungsanstalt,
in der über 1000
Knaben und Mädchen unterrichtet werden, ist ein Musterinstitut.
Ihr
Reichtum stammt aus dem
Handel, der in
Bombay zum großen Teil in den
Händen der Parsen konzentriert ist. Wie durch ihren körperlichen
Habitus, ihre helle, nur hier und da leicht gebrannte Hautfarbe und ihre intelligenten Gesichtszüge, so nähern
sich die Parsen durch ihre hervorragende geistige Begabung den Europäern, an die sie sich eng anschließen suchen.
Neuerdings gehen viele Parsen zum
Zweck juristischer
Studien nach
London
[* 4] und treten nach abgelegtem
Examen in
Indien als
Anwalte
(Barristers)
auf oder finden sogar
Aufnahme in dem indischen Zivildienst.
Fast alle erwachsenen Parsen sprechen geläufig
Englisch, und viele haben selbst im Familienkreis den
Gebrauch
der Gudscharatisprache, welche die Parsen von ihren indischen Nachbarn annahmen, völlig aufgegeben. Äußerlich sind
die an ihren hohen, mit schwarzem Glanzstoff überzogenen
Hüten kenntlich. Die
Frauen tragen helle farbige Gewänder und zeigen
sich ungeniert auf der
Straße. An ihrer alten
Religion und den damit zusammenhängenden
Gebräuchen hängen
sie mit großer
Zähigkeit fest, und die christlichen
Missionäre konnten bisher bei ihnen nichts ausrichten.
Merkwürdig sind ihre Dakhma
(»Türme des Schweigens«) auf dem
MalabarHill in
Bombay, d. h. Begräbnisstätten, auf denen die
Leichen den
Vögeln zum
Fraß ausgesetzt werden, ganz nach den Vorschriften des
Zendavesta, der die
Verbrennung
oder das Begraben der
Leichen als unsühnbare
Verbrechen bezeichnet, weil dadurch das
Feuer oder das
Wasser, die heiligen
Elemente,
verunreinigt würden.
In den schmucklosen Feuertempeln der Parsen wird das
heilige Feuer fortwährend unterhalten.
Die Verehrung der Parsen für das
Feuer, die ihnen den populären
Namen der
»Feueranbeter« eingetragen hat,
zeigt sich auch z. B. in ihrer
Gewohnheit,
Lichter nicht auszublasen, sondern allmählich durch
Wedeln mit dem Ärmel zu verlöschen.
Andre uralte
Gebräuche sind: das Haomaopfer, wobei ein gewisser Pflanzensaft unter Absingung einer
Litanei aus dem
Zendavesta
der
Gottheit dargebracht wird;
die Umgürtung mit dem
Kosti oder heiligen
Gürtel,
[* 5] die ursprünglich das
Symbol der Mündigwerdung war, jetzt aber schon im Knabenalter stattfindet;
der Nirang oder die Waschung mit Rinderurin, die,
ein Überrest von der alten Verehrung des
Rindes als des unentbehrlichen Haustiers, noch jetzt bei der Umgürtung, an Wöchnerinnen
und sonst bei gewissenZeremonien vollzogen wird;
die
Heiraten zwischen nahen Verwandten, die unter dem
Namen Khetûda für eine verdienstliche
Handlung gelten.
Von den
Indern haben die Parsen die
Sitte sehr früher
Heiraten und pomphafter
Hochzeiten angenommen. Die Volksreligion der Parsen ist eher als
Monotheismus wie als
Dualismus zu bezeichnen; ihre
Moral läßt
sich in die schon im
Zendavesta betonte Dreiheit: gute
Gedanken, gute
Worte und gute Thaten, zusammenfassen,
woran sie durch die drei
Schnüre ihres heiligen
Gürtels stündlich erinnert werden. Die an verschiedene
Gottheiten gerichteten
Gebete ihrer heiligen
Schrift, des
Zendavesta (s. d.), sagen sie auswendig her, aber ohne ihren
Sinn zu kennen.
Auch ihre gelehrtesten
Priester,
Desturs genannt, können den
Zendavesta, den die Parsen aus ihrer
Heimat nach
Indien mitbrachten, nicht mehr in der
Sprache
[* 6] des
Originals, dem
Zend, verstehen, sondern nur nach einer Übersetzung ins
Pehlewi
oder Mittelpersische, die zur Zeit der
Sassaniden gemacht wurde (s.
Zendavesta). Doch nehmen die Parsen ein thätiges
Interesse an den Forschungen europäischer
Gelehrten über ihre alte religiöse Litteratur, unter deren Anleitung sie neuestens
auch selbst als
Forscher auf diesem Gebiet auftreten.
Vgl.
Spiegel,
[* 7]
Avesta, aus dem Grundtext übersetzt (Leipz. 1852-63, 3 Bde.);
(spr. parß'wall-grangmäsóng),FrançoisAuguste, franz. Dichter, geb. 1759 zu
Paris,
[* 8] war zuerst
Maler, dann Dichter, folgte
Napoleon nach
Ägypten,
[* 9] wo er Mitglied des
Instituts von
Kairo
[* 10] wurde, trat 1811 in die
Akademie und starb Sein Hauptwerk ist »Philippe-Auguste« (1825; 1826, 2 Bde.),
eine
Dichtung ohne Saft und
Kraft
[* 11] trotz einiger gelungenen
Beschreibungen, aber immerhin das wichtigste
Heldengedicht der ganzen
Epoche. Außerdem schrieb er: »Les amours épiques« (1804) und Gedichte
zur
Feier der Vermählung
Napoleons und der
Geburt seines
Sohns.
SeinEpos über die ägyptische Expedition
ist nie veröffentlicht worden.
die unmittelbar dem Neupersischen vorausgehende, noch nicht durch das Eindringen arabischer
Elemente getrübte
Sprachstufe des
Persischen. Die
ParsenIndiens gebrauchen für Parsi meistens den
Namen Pâzend, was eigentlich einen am
Fuß
(pâ)
der Seite stehenden
Kommentar
(Zend) bedeutet. In der That sind die erhaltenen
Schriften in dieser
Sprache
meistens nur theologische
Erläuterungen zu der Zendlitteratur (s.
Zend), die jedoch manche für die
Religions- und
KulturgeschichtePersiens wichtige Angaben enthalten. Die wichtigste derselben ist der wahrscheinlich im 6. Jahrh.
n. Chr. verfaßte »Mainyô-i-Khard«
(»Buch der
Weisheit«). Die wichtigsten Parsihandschriften befinden sich
in
München
[* 12] (Haugsche Sammlung) und in
Bombay. Sie sind meistens in der Zendschrift, seltener in der
Pehlewi- oder persisch-arabischen
Schrift geschrieben.