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angelegt und die Elysäischen Felder neu bepflanzt. In Paris wurde der Friede zwischen Frankreich und Spanien einer- und Großbritannien und Portugal anderseits geschlossen, welcher das Ende des Siebenjährigen Kriegs vorbereitete. Ludwig XVI. erbaute das Théâtre-Français, das Opernhaus (jetzt Porte St.-Martin) und die Italienische Oper (jetzt Opéra-Comique) und erweiterte den botanischen Garten (Jardin des Plantes). 1784 drangen die Generalpachter zur Verhütung des Schmuggels auf eine neue Umfriedigung der Stadt, und so wurde 1786 die zum Teil bis 1860 bestehende Ringmauer errichtet.
Die Revolution von 1789 tobte ganz besonders in Paris. Die Erstürmung der Bastille gab das Signal zu einer Reihe von Verwüstungen und Unruhen, wie der Zug nach Versailles der Sturm auf die Tuilerien die Septembermorde, der Sturz der Girondisten der Aufstand des 13. Vendémiaire (1795) u. a., welche bis 1799 ganz Frankreich erschütterten. Paris stand damals unter der terroristischen Herrschaft der aus Jakobinern und Cordeliers gebildeten Munizipalität dann der radikal-sozialistischen Kommune, welche an der Spitze des militärisch organisierten Pöbels die Nationalvertretungen, ja sogar den Wohlfahrtsausschuß, durch Drohungen und Gewaltstreiche zu den Ausschreitungen der Revolution zwang und einen verderblichen Einfluß auf Frankreichs Geschicke ausübte.
Der Pöbel von Paris, welches damals etwa ½ Mill. Einw. zählte, lernte in der ersten Revolution seine auf dem Übergewicht der großen, die geistigen und materiellen Kräfte ganz Frankreichs in sich konzentrierenden Hauptstadt über die Provinz beruhende Macht kennen und fühlte sich fortan als das Herz Frankreichs, dessen Pulsschlag die ganze Nation folgen müsse, während die Provinz trotz ihres bewußten Gegensatzes gegen die Hauptstadt nur selten die Kraft und den Mut besaß, ihre eignen Wege zu gehen.
Erst unter dem Konsulat trat wieder Ruhe ein; Paris wurde von Napoleon I. politisch mundtot gemacht, um durch großartige Bauten zu einer seines Weltreichs würdigen Hauptstadt umgeschaffen zu werden. Doch hat Napoleon nur einen Teil seiner Pläne durchführen können. Ganze Stadtteile entstanden in erneuter Pracht, und was er auf seinen Siegeszügen an Schätzen der Kunst und Wissenschaft erbeutete, wurde in der Hauptstadt aufgehäuft. Die Kais längs der Seine wurden fortgesetzt, neue Häfen angelegt, die Wasserleitung von Ourcq begonnen; für den Handel erhoben sich neue u. bequemere Hallen, die Marktplätze St.-Martin, Blancs Manteaux, St.-Germain und des Carmes wurden eingerichtet.
Der Karussellplatz wurde mit Mauern umgeben und erweitert. Ein Triumphbogen erhob sich auf demselben, und eine neue Galerie dehnte sich gegen das Louvre hin aus. Der Tuileriengarten wurde verschönert, die Triumphsäule auf dem Vendômeplatz sollte die Thaten Napoleons I. und seiner großen Armee der Nachwelt überliefern. Der Grund zur Börse sowie zum Handelstribunal wurde gelegt, und die während der Revolution teils verwüsteten, teils ihrer Bestimmung entfremdeten Kirchen und Kapellen wurden wiederhergestellt und neu ausgeschmückt. Der Triumphbogen de l'Etoile ward begonnen, die Brücken von Austerlitz und Jena sowie der Pont des Arts erbaut.
1814 war Paris das Hauptobjekt der Operationen der Alliierten in Frankreich. Als die letztern nach mehreren mißlungenen Versuchen endlich durch die Siege von Laon und Arcis sur Aube sich den Weg nach Paris geöffnet hatten, versuchte Napoleon durch den kühnen Marsch auf Nancy dieselben nach Osten abzuziehen; die Verbündeten folgten ihm jedoch nicht, sondern erschienen 29. März vor Paris, das von Marmonts und Mortiers Korps besetzt war. Am 30. März früh begann der Angriff der Russen und der preußischen Garden von Nordosten, der schlesischen Armee von Norden, des Kronprinzen von Württemberg von Osten her, und nach tapferm Widerstand der Franzosen erstürmten die Verbündeten unter großen Verlusten das Plateau von Romainville und den Montmartre, so daß die französischen Marschälle den weitern nutzlosen Kampf aufgaben, am Nachmittag einen Waffenstillstand und in der Nacht eine Kapitulation abschlossen, welche ihnen freien Abzug gewährte und die eroberte Stadt der Großmut der Sieger empfahl. Am Mittag des 31. März hielten der König von Preußen und der Kaiser von Rußland an der Spitze ihrer Garden ihren Einzug in Paris durch die Porte St.-Martin nach den Elysäischen Feldern unter jubelnder Begrüßung durch die des Kriegs müde Bevölkerung. Am 3. Mai zog Ludwig XVIII. ein. Am 30. Mai wurde der erste Pariser Friede zwischen Frankreich und den Verbündeten abgeschlossen, welcher Frankreich die Grenzen von 1792 sicherte. Am hielt Napoleon wieder seinen Einzug in Paris und gab 1. Juni ein glänzendes Fest auf dem Marsfeld.
Aber nach der Niederlage bei Belle-Alliance verließ er Paris 25. Juni für immer; in der Nacht vom 6.-7. Juli räumte Davoût nach einer Kapitulation mit Blücher und Wellington die Stadt, und 7. Juli zogen die verbündeten Truppen, 8. Juli Ludwig XVIII. zum zweitenmal in Paris ein. Dies verlor jetzt die von Napoleon zusammengeraubten Kunstschätze, welche an ihre frühern Eigentümer zurückgegeben werden mußten. Am 20. Nov. wurde in Paris der zweite, für Frankreich erheblich ungünstigere Pariser Friede mit den Alliierten unterzeichnet.
Unter Ludwig XVIII. wurden die Hospitäler und Armenhäuser erweitert und über 2500 neue Häuser erbaut. Die Produkte der Manufakturen und Fabriken hatten einen jährlichen Wert von 214 Mill. Fr., wovon Paris selbst für 112 Mill. verbrauchte. 1830 war Paris Schauplatz der Julirevolution, in welcher zum erstenmal wieder die republikanische Partei sich geltend machte, aber nicht stark genug war, die Gründung der Monarchie der Orléans zu verhindern. Unter Ludwig Philipp erlitten der Garten u. der Palast der Tuilerien große Veränderungen, mehrere Kais wurden erweitert und verschönert, ein neuer Getreidehafen entstand, eine Hängebrücke vereinigte Bercy mit La Garre, zwischen dem Pont des Arts und dem Pont-Royal erhob sich die Karussellbrücke;
die Kirche La Madeleine, der Triumphbogen de l'Etoile, die Gebäude des Kais Orsay, die Schule der schönen Künste, die Kirche Notre Dame de Lorette wurden vollendet;
auf dem Konkordienplatz ward der Obelisk von Luksor, auf dem Bastilleplatz die Julisäule, auf der Vendômesäule wieder die Statue Napoleons I. aufgestellt. Paris erhielt besseres Pflaster, mehr Abzugskanäle, bessere Beleuchtung;
die Bièvre wurde geschlämmt, und besonders ward unter Ludwig Philipp die 1840 von den Kammern genehmigte Befestigung von Paris (s. oben) ausgeführt.
In der Februarrevolution 1848 zeigte sich wieder die herrschende Stellung der Pariser niedern Bevölkerung Frankreich gegenüber, da nur diese die Republik ernstlich verlangte, um ihre sozialistischen Ideen durchzuführen. Die Schwäche der Regierung beförderte die Anmaßung des Pöbels, bis derselbe in der furchtbaren Junischlacht von
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Cavaignac niedergeworfen wurde. Die Reaktion der Provinz gegen Paris erleichterte Napoleon III. die Errichtung des zweiten Kaiserreichs, welches durch großartige Straßendurchbrüche und Anlagen Paris gesünder und schöner, zugleich die Revolutionen schwieriger machen wollte. Unter Haußmanns, des Seinepräfekten, energischer, wenngleich verschwenderischer Leitung wurde das Bois de Boulogne zu einem glänzenden Park umgeschaffen, die äußern Boulevards angelegt, die Verbindung des Louvre mit den Tuilerien vollendet. Am ward zu Paris der Friede zwischen Frankreich, England, Sardinien und der Türkei einer- und Rußland anderseits geschlossen. 1860 wurde das Weichbild bis zur Enceinte erweitert. 1855 fand zu Paris die erste, 1867 die zweite, weit großartigere Weltausstellung statt.
Trotzdem zeigte sich die Bevölkerung dem Kaisertum nicht geneigt, und die Wahlen in Paris waren stets oppositionell, 1869 sogar radikal. Nach dem Tag von Sedan wurde daher das Kaiserreich ohne Widerstand beseitigt und auf dem Stadthaus die Regierung der nationalen Verteidigung eingesetzt, welche ihren Ursprung und die anmaßende Stellung von Paris dadurch kennzeichnete, daß sie aus den Deputierten von Paris im Gesetzgebenden Körper gebildet war. Am zernierten die dritte und vierte deutsche Armee die Stadt (Belagerung von Paris, s. Deutsch-französischer Krieg, S. 795 ff.), und es begann nun ein gewaltiger Kampf zwischen dem weit ausgedehnten, nur dünnen, aber festen Einschließungsring des Belagerers und den großen Massen der unter General Trochus Oberbefehl stehenden bunt gemischten Truppen des Belagerten.
Dieser Kampf ward deutscherseits gewissermaßen passiv, in der Absicht, die Stadt auszuhungern, geführt, während zahlreiche Ausfälle der Franzosen die Durchbrechung der Zernierung zum Zweck hatten. Das große Heer in Paris, zusammen 580,000 Mann zählend, war in drei Armeen geteilt worden, welche verschiedene Bestimmung hatten. Der Nationalgarde, welche die erste Armee bildete, ward die Verteidigung der Enceinte und die Sicherung der öffentlichen Ruhe übergeben.
Eine zweite Armee ward aus den regulären Truppen und Matrosen gebildet, um Ausfälle zu machen, und eine dritte Armee aus Mobilgarden zur Verteidigung der Forts organisiert. Die Verteidigung leitete der Gouverneur General Trochu, der besonders in der Organisation der Truppen, der Beschaffung des Geschützmaterials und der Verstärkung der Befestigungen Großes leistete. Unter den zahlreichen Ausfällen sind bemerkenswert die gegen Villejuif 23. und 30. Sept. gegen das deutsche 6. Korps, 13. Okt. gegen Clamart, während dessen durch die Granaten des Mont Valérien das Schloß von St.-Cloud in Brand gesteckt wurde, 21. Okt. gegen Malmaison, 28. Okt. gegen Le Bourget, das der preußischen Garde entrissen, aber 31. Okt. von dieser wiedererobert wurde.
Dieser Verlust, verbunden mit der Nachricht von der vom 27. Okt. erfolgten Kapitulation von Metz und der Ankunft von Thiers mit Waffenstillstandsanträgen, veranlaßte in der Nacht vom 31. Okt. auf den 1. Nov. einen Aufstand der Sozialisten. Unter Führung von Flourens, Félix Pyat, Delescluze u. a. umringten aufrührerische Bataillone der Nationalgarde das Hôtel de Ville, bedrohten die Regierungsmitglieder und wurden nur durch den glücklichen Zufall der Ankunft treu gebliebener Truppen an Errichtung der »Kommune« verhindert; doch wagte man nicht, die Urheber der Revolte zu bestrafen. Am 30. Nov. begann der größte Ausfall. Derselbe richtete sich nach Südosten und hatte den Zweck, einen Durchbruch zu bewirken, um mit der von Süden herandringenden Loirearmee in Verbindung zu treten. Der Kampf dauerte mehrere Tage hindurch (s. Villiers, Schlacht bei), und erst 3. Dez. zog Ducrot seine durch Waffen und strenge Kälte stark gelichteten Heerhaufen wieder in die Stadt zurück.
Durch so anhaltendes schweres Mißgeschick war bei allen einsichtigen Militärs in der Stadt jede Hoffnung auf das endliche Gelingen eines Ausfalls zerstört worden. Aber es gab eine große Partei in der Stadt, welche, ohne jedes Verständnis für militärische Verhältnisse, den Gouverneur zu immer neuen Versuchen drängte. Besonders die Nationalgarde, wohl damit zufrieden, daß sie selbst ruhig außer Schußweite bleiben durfte und dafür jeder 1½ Frank täglich erhielt, verlangte beständig neue Ausfälle der übrigen Truppen.
Die höhern und mittlern Schichten der Bevölkerung begannen zwar schon unter dem zunehmenden Mangel an Lebensmittel zu leiden, ertrugen aber diese Entbehrungen mit heroischer Entsagung und traten aus gesteigertem Patriotismus und Nationalstolz dem Drängen auf fortgesetzten Kampf nicht entgegen. So opferte Trochu denn wiederholt Tausende, um den Beweis zu führen, daß es nicht seine Schuld sei, wenn schließlich doch kapituliert werden mußte. Am 21. Dez. geschah ein größerer, doch erfolgloser Ausfall auf der ganzen Nordfronte.
Ende Dezember begann nun, nachdem die großen Schwierigkeiten beim Transport der Geschütze und der Munition überwunden worden waren, deutscherseits der Artillerieangriff, zunächst gegen den Mont Avron, vom an aus einer Reihe von Batterien auf den Höhen südwestlich von Paris gegen die Forts der Südfronte und auf die Stadt selbst. Die Wirkung der deutschen Artillerie sollte der Berechnung nach eine vorwiegend moralische sein und war es auch, wenngleich in nicht erwünschtem Sinn.
Während die in der Stadt angerichtete Zerstörung im Verhältnis zur Größe der Stadt nur ganz unbedeutend war und auch das Feuer der am meisten beschädigten Forts, Issy und Vanves, nicht andauernd zum Schweigen gebracht werden konnte, erzeugte die Beschießung in den Gemütern der Pariser mehr Erbitterung als Niedergeschlagenheit. Und unter diesem Eindruck ward noch einmal vor dem vollständigen Sieg des Hungers über die große Bevölkerung ein bedeutender Ausfall auf der Westfronte vom Mont Valérien aus versucht, zu dem auch die bis jetzt geschonte Nationalgarde mit verwandt wurde. 100,000 Mann unter Trochu selbst gingen in drei Kolonnen auf Versailles vor; jedoch die Verspätung des rechten Flügels unter General Ducrot brachte den Angriff ins Schwanken, der infolge des tapfern Widerstandes des 5. deutschen Korps mit dem Rückzug der Franzosen nach einem Verlust von etwa 7000 Mann endete.
Mit dieser neuen Niederlage erlosch die Hoffnung auch der hartnäckigsten Verteidiger. Nur der Pöbel schrie über Verrat, und eine neue Revolte 22.-23. Jan. bedrohte die Regierung mit völligem Umsturz. Die Not in der Stadt war auf einen hohen Grad gestiegen. Brot und Pferdefleisch, ersteres zu 300, letzteres zu 30 g für die Person berechnet, wurden seit Wochen schon von der Regierung in Rationen ausgegeben, und dazu war das Brot von einer sehr schlechten Beschaffenheit. So entschloß sich die Regierung endlich zur Kapitulation. Am 23. Jan. begannen zwischen Jules Favre und dem Grafen Bismarck zu Versailles
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Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstandes, und dieselben führten 28. Jan. zur Konvention von Versailles, in welcher hinsichtlich Paris bestimmt ward, daß die Außenforts dem Feind übergeben, die Enceinte entwaffnet werden sollte, während die Garnison mit Ausnahme der Nationalgarde, 7500 Offiziere und 241,000 Mann, kriegsgefangen wurde. Paris mußte 200 Mill. Frank städtische Kontribution zahlen.
Am 29. Jan. wurden die Forts besetzt, u. sofort begann die Verproviantierung der Stadt. Da der Abschluß der Friedenspräliminarien sich über den dreiwöchentlichen Waffenstillstand hinaus verzögerte, forderte Bismarck 26. Febr. als Bedingung der Verlängerung desselben die Besetzung des westlichen Teils von Paris bis zum Abschluß. Dieselbe erfolgte auch 1. März mit 30,000 Mann, hörte aber nach Genehmigung der Präliminarien durch die Nationalversammlung in Bordeaux 2. März wieder auf.
Die höhern Schichten der Bevölkerung hatten zum großen Teil nach dem Ende der Belagerung Paris verlassen; der Rest war ermüdet und gegen die Regierung gereizt durch die Festsetzung des Verfalltags der Wechsel auf 13. März, wodurch viele kleine Leute ruiniert gewesen wären, und die Verlegung des Sitzes der Nationalversammlung und der Regierung nach Versailles (10. März). Daher war das Feld völlig frei für die Wühlereien der roten Republikaner, der Sozialisten und Kommunisten, zu deren Unterdrückung die Regierung trotz der Revolten vom und nichts that. Die Nationalgarde war regelmäßiger Thätigkeit gänzlich entwöhnt, seit Monaten von Agitatoren bearbeitet und in fortwährender Erregung und wünschte die weitere Zahlung ihres Soldes. Am 26. Febr. begannen ihre Eigenmächtigkeiten, indem sie 27 Kanonen vom Wagramplatz nach der Vorstadt St.-Antoine schleppte. Am 9. März that sich unter dem Namen »Zentralkomitee der Nationalgarden« auf dem Montmartre eine förmliche Gegenregierung auf, die 417 Kanonen dort aufpflanzte und die freie Wahl aller Offiziere sowie Fortbezug des Tagessoldes verlangte. Der Versuch des Generals Vinoy, 18. März die Kanonen der Nationalgarde zu entreißen und den Montmartre zu besetzen, mißglückte, da das 88. Linienregiment zu den Rebellen überging; die Generale Lecomte und Thomas wurden von diesen erschossen, und das Zentralkomitee nahm von dem Stadthaus Besitz, während am 19. die Regierung und Vinoy mit den Linientruppen Paris räumten. Das Zentralkomitee pflanzte die rote Fahne auf und ordnete die Wahl einer Kommune an, welche die echte Republik begründen sollte. Die Bevölkerung verhielt sich meist passiv, eine Ordnungsdemonstration von 4000 Bürgern wurde 22. März durch eine Salve der Nationalgardisten auf dem Vendômeplatz auseinander getrieben, und ein Vermittelungsversuch des Admirals Saisset 23. März hatte nur zur Folge, daß der Kommune, die 26. März gewählt worden war und sich am 28. konstituierte, die Herrschaft in Paris gänzlich zufiel. Dieselbe schloß die Thore, um das Entweichen der Flüchtlinge zu verhindern, schickte Agenten in die Provinz, um dort kommunistische Aufstände zu entzünden, und unternahm 3. April unter Flourens' Führung einen Zug nach Versailles, um die dortige Regierung zu stürzen. Derselbe wurde aber zurückgeschlagen, wobei Flourens selbst fiel; die Aufstände in der Provinz wurden unterdrückt. Die Kommune wurde auf Paris beschränkt, das im Westen und Süden nun von einer eiligst zusammengezogenen französischen Armee zerniert wurde, während im Norden und Osten die Deutschen die Forts besetzt hielten. In der Kommune nahmen inzwischen die internationalen sozialistischen Ideen immer mehr überhand, deren entschlossenste Fanatiker, Blanqui, Félix Pyat und Cluseret, die Herrschaft an sich rissen und 19. April ein Programm veröffentlichten, das die Umwandlung des zentralisierten Frankreich in eine Eidgenossenschaft unabhängiger Stadtrepubliken mit einer Delegation als gemeinsamer Regierung ohne Klerus, Beamtentum, stehendes Heer und Hauptstadt proklamierte. Seine Verwirklichung begann mit dem ärgsten Terrorismus gegen die Freiheit der Presse und der Person. Ihre Kosten, die sich im ganzen auf 52 Mill. Frank beliefen, bestritt die Kommune durch Konfiskation öffentlicher Gelder und durch Erpressung bei der Bank und den Eisenbahnen, auch bei Privaten.
Inzwischen verlief der Kampf gegen die Versailler Armee von Tag zu Tag unglücklicher. Langsam, aber unaufhörlich drang diese vor und bombardierte die südlichen Forts, die im Besitz der Kommune waren, sowie vom Mont Valérien aus Paris selbst. Am 9. Mai mußte Fort Issy, am 14. die Forts Vanves und Montrouge aufgegeben und die Verteidigung auf die innere Stadt beschränkt werden. Selbst die Enceinte wurde verlassen, und 21. Mai nachts drang das Korps Douays, von einem gewissen Ducatel davon benachrichtigt, bei der Porte St.-Cloud in Paris selbst ein. In fünf Kolonnen rückten die Versailler Truppen konzentrisch auf das Stadthaus vor, während die Kommune, nachdem sie das Haus Thiers' und die Vendômesäule zerstört hatte, 24. Mai die Ermordung der Geiseln, am 25. die Anzündung der öffentlichen Gebäude befahl.
Dies geschah auch wirklich, während der Kampf in den Straßen der Stadt aufs heftigste wütete. Die Tuilerien, die Gebäude des Finanzministeriums, der Polizeipräfektur, das Stadthaus u. a. brannten nieder; der Erzbischof Darboy und die übrigen Geiseln wurden erschossen. Indes wurde eine Barrikade nach der andern von den Regierungstruppen genommen und über die gefangenen Kommunarden sofort ein blutiges Strafgericht verhängt. Am 28. Mai wurde auch die Vorstadt Villette und die Buttes Chaumont erobert und der Aufstand erstickt. Am 29. Mai ergaben sich die letzten Insurgenten in Vincennes. 38,000 Kommunisten, darunter aber nur 9000 Pariser, wurden gefangen genommen und nach Versailles gebracht, um dort durch Kriegsgericht abgeurteilt zu werden, 16,500 waren gefallen.
Hierauf wurde die Stadt entwaffnet und die Nationalgarde aufgelöst. Die Ruhe in Paris war hiermit für längere Dauer hergestellt, da die Arbeiterbevölkerung beträchtlich vermindert und durch das Blutbad eingeschüchtert war. Die Stadt nahm wiederum einen großartigen Aufschwung in Gewerbe und Handel, die dritte Weltausstellung von 1878 übertraf an Größe und Pracht ihre Vorgängerinnen, und 1879 wurde auch der Sitz der höchsten Behörden und der Kammern von Versailles nach Paris verlegt. Nach und nach aber regte sich wieder der radikale Geist in der Bevölkerung, besonders seit der Rückkehr der Kommunarden aus der Verbannung infolge der Amnestiedekrete von 1879 und 1880. Der Munizipalrat setzte sich zum größten Teil aus Anhängern dieser Richtung zusammen und versuchte wiederholt, sich über die Gesetze zu stellen und seinen Willen der Nation aufzuzwingen.
[Litteratur.]
»Paris, ein Spiegelbild seiner Geschichte, seines Geistes und Lebens in Schilderungen von V. Hugo, L. Blanc, E. Pelletan u. a.« (deutsche Ausg., Berl. 1871, 5 Bde.);
die Reisehandbücher von Meyer,
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Bädeker, Joanne u. a.; Du Camp, Paris, ses organes, ses fonctions et sa vie (7. Aufl., Par. 1884, 6 Bde.);
Derselbe, Paris bienfaisant (das. 1888);
Colin, Paris, sa topographie, son hygiène, ses maladies (1885);
Pontich, Administration de la ville de Paris (1884);
das amtliche »Annuaire statistique de la ville de Paris«; L. Barron, Environs de Paris (1886);
Villatte, Parisismen (Pariser Ausdrucksweisen, 2. Aufl., Berl. 1888).
Die Geschichte der Stadt und ihrer nähern Umgebung behandeln: Lebeuf (1754 bis 1758, 15 Bde.; neue Ausg. von Cocheris, 1863 ff., 4 Bde.), Dulaure (1821, 7 Bde.; neue Ausg. von Leynadier und Rouquette, 1874), de Gaulle (1840, 4 Bde.), Gabourd (1863-65, 5 Bde.), die von der städtischen Behörde herausgegebene, umfangreiche »Histoire générale de la ville de Paris« (seit 1866),
Lefeuve (5. Aufl. 1874, 5 Bde.),
A. Schmidt (»Pariser Zustände während der Revolutionszeit 1789-1800«, Jena 1874),
Arago (»Histoire de Paris moderne«, 2. Aufl., Par. 1867, 2 Bde.),
Budinßky (»Die Universität in Paris und die Fremden an derselben im Mittelalter«, Berl. 1876),
Jourdain (»Histoire de l'université de au XVII. et au XVIII. siècle«, 1862-66, 2 Bde.). Über die Kriegsereignisse 1870-71 vgl. Viollet le Duc, Mémoire sur la défense de Paris (Par. 1872);
La Roncière le Noury, La marine au siége de Paris (2. Aufl., das. 1872);
Vinoy, Opérations de l'armée de Paris (das. 1872) und »Siége de Paris, opérations du XIII. corps et de la III. armée« (das. 1872);
Ducrot, La défense de Paris (das. 1876-78, 4 Bde.);
F. Sarcey, Le siége de Paris (30. Aufl., das. 1872; deutsch, Wien 1872);
de Heylly, Journal du siége de Paris (Par. 1875);
Heyde und Fröse, Geschichte der Belagerung von Paris (amtlich, Berl. 1874-75, 3 Bde.);
»Enquête parlamentaire sur l'insurrection du 18. mars 1871« und die im Artikel »Kommune von Paris« angegebenen Werke.
Vgl. ferner Lacombe, Bibliographie parisienne (1886).