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König Ludwig der Heilige (1226-70) beseitigte viele bei der Prévôté eingeschlichene Mißbräuche, führte ein Appellationsgericht sowie vereidigte Notare ein, gab den Künstlern und Handwerkern eine geregelte Verfassung, hob den Handel, erließ Abgaben, schuf ein organisiertes Korps städtischer Truppen und ordnete überhaupt die städtischen Verhältnisse auf eine durchgreifende Weise; auch erbaute er die Ste.-Chapelle und das Hospital der Quinze-Vingts.
Unter Philipp IV., dem Schönen, verlegte das Parlament 1302 seinen Sitz nach Paris, [* 2] und seitdem wurde diese Stadt der Vereinigungspunkt der höhern Staatsanstalten; auch versammelten sich die Generalstände daselbst. 1348 raffte der schwarze Tod ein Drittel der Bevölkerung [* 3] hinweg. Während der Gefangenschaft des Königs Johann in England erregte 1358 König Karl der Böse von Navarra im Verein mit dem Prévôt der Kaufleute, Marcel (s. d.), bedeutende Unruhen in Paris, um es in die Hände der Engländer zu liefern; doch wurde Marcel von Maillard ermordet und der Dauphin des Aufstandes bald wieder Herr.
Die unter Philipp II. August aufgeführten Mauern und Wälle hatten das Wachstum der Stadt nicht zu hemmen vermocht, und unter Karls V. Regierung waren die Neubauten außerhalb der Ringmauern so bedeutend angewachsen, daß man 1367-83 die nördliche Ringmauer erweitern mußte. Damals zählte die Stadt bereits 280,000 Einw. 1382 kam es zum Aufstand der Maillotins, wie die Aufrührer nach den schweren bleiernen Hämmern benannt wurden, die sie als Waffen [* 4] führten, gegen die vom Regenten, dem Herzog von Anjou, aufgelegten neuen Steuern, der blutig unterdrückt wurde.
In dem Streit der Burgunder und Armagnacs während des französisch-englischen Kriegs nahmen die Pariser für die erstern Partei. 1411 erlangten die Zünfte unter Führung der Schlächter, namentlich des Tierabhäuters Caboche (Cabochiens), die Herrschaft in Paris und vereinigten sich mit der burgundischen Partei, wurden zwar 1413 gestürzt, erhoben sich aber 1418 zum zweitenmal unter Perrinet le Clerc, ermordeten den Grafen von Armagnac und rächten sich grausam an ihren Unterdrückern.
Sie riefen den Herzog von Burgund nach Paris und lieferten die Stadt 1420 in die Hände der Engländer. 1429 versuchte Jeanne d'Arc vergebens einen Sturm auf sie, aber 1436 eroberte sie Dunois für Karl VII. Da sie durch Pest und Hungersnot über 100,000 Menschen verloren hatte, so zog man viele Fremde herbei, so daß die Stadt bei Ludwigs XI. Tod 1483 schon wieder 300,000 Einw. zählte, die sich in 17 Viertel oder Quartiere verteilten. Überhaupt genoß die Stadt jetzt einer längern Friedenszeit und wurde nur durch Epidemien, welche hauptsächlich der Straßenschmutz erzeugte, wiederholt heimgesucht. 1464 wurde die Briefpost, 1470 die erste Buchdruckerei in den Gebäuden der Sorbonne (Universität) errichtet, und 1472 erhielt Paris medizinische Unterrichtsanstalten.
Zur Zeit des Königs Franz I. war die Stadt schon der Vereinigungspunkt alles dessen, was Frankreich Großes und Schönes aufzuweisen hatte. Ein Freund der Wissenschaften und Künste, stiftete Franz das königliche Kollegium, die alte Burg des Louvre verschwand, die durch Jean Goujon mit herrlichen Skulpturarbeiten geschmückten Paläste nahmen die Meisterwerke der italienischen Maler auf, neue Straßen wurden angelegt. 1553 wurde der Bau des neuen Stadthauses begonnen.
Nun folgte die Schreckenszeit der Religionskriege und der bürgerlichen Zerrüttungen, in denen die Bürgerschaft von Paris leidenschaftlich für den Katholizismus und die Liga Partei nahm. Hier fand die »Bluthochzeit« statt, bei der die Pariser 2000 Hugenotten ermordeten. litt dann durch Belagerung, Pest und Hungersnot und ergab sich, nachdem es am »Tag der Barrikaden« Heinrich III. vertrieben, erst 1593 nach zweimaliger Belagerung, als bereits 13,000 Menschen den Hungertod gestorben waren, an Heinrich IV., nachdem derselbe in St.-Denis eine Messe besucht hatte.
Heinrich vollendete den Pont neuf und das Stadthaus, erweiterte die Tuilerien, begann die Galerie, durch welche diese mit dem Louvre in Verbindung stehen, legte die Place-Royale an, ließ die Kais ausbauen und fortsetzen und erweiterte die Bibliothek. Maria von Medici legte 1615 den Grund zum Palais Luxembourg. 1622 wurde Paris zum Erzbistum erhoben. Der Bau der Sorbonne, die Stiftung des Collège Louis le Grand, die Anlage des botanischen Gartens und die Errichtung der Académie française waren besonders für wissenschaftliche Bestrebungen von bedeutendem Einfluß.
Richelieu, von dem ein Teil dieser Anstalten gegründet ward, begann 1629 auch den Bau des Palais Cardinal (später Royal). 1642 wurde ein neues Quartier (Faubourg St.-Germain) in Angriff genommen, und gleichzeitig wurden mehrere Dörfer mit den Vorstädten St.-Honoré und St.-Antoine verbunden. Während der Minderjährigkeit Ludwigs XIV. war Paris Hauptschauplatz der Unruhen der Fronde und erbitterter Kämpfe in seinen Vorstädten. Ludwig XIV. legte 80 neue Straßen an und erweiterte und verschönerte die schon vorhandenen Plätze und Räumlichkeiten.
Mit Bäumen bepflanzte Promenaden (Boulevards) entstanden auf der Nord- und Südseite der Stadt, und die Wälle wurden in Straßen verwandelt. An die Stelle der engen Pforten traten die Triumphbogen der Thore St.-Denis, St.-Martin, St.-Antoine und St.-Bernard, von denen aber nur zwei die Revolution überdauerten. Die Stadt erhielt die Plätze Vendôme und des Victoires und die Kolonnade des Louvre (1665). 1664 wurden die Tuilerien vollendet, Lenôtre legte den Tuileriengarten und die Elysäischen Felder an; das Invalidenhaus, Findelhaus und Hospital général erstanden, der Justizpalast wurde erweitert, die Höhe St.-Roche geebnet, die Ponts au Change, de la Tournelle und Rouge umgestaltet und der Pont-Royal zur Beförderung des Verkehrs zwischen den Tuilerien und der Vorstadt St.-Germain errichtet. Auch erhielt Paris damals seine erste Straßenbeleuchtung.
Obwohl Ludwig XIV. die Residenz nach Versailles [* 5] verlegte, wo sie bis 1789 blieb, war Paris doch immer der Mittelpunkt der französischen Gesellschaft, wohin alle durch ihre Stellung und ihren Geist bedeutenden Persönlichkeiten Frankreichs und des Auslandes zusammenströmten, um feinere Sitten zu lernen und dann in ihrer Heimat zu verbreiten. Künste und Wissenschaften feierten in Paris ihre Glanzperiode, die Universität erhielt das Collège Mazarin, Akademien wurden gegründet, das Observatorium ward erbaut, die Oper und das Théâtre-Français errichtet, und die französische Litteratur erlebte jetzt in Paris ihr goldenes Zeitalter. Unter Ludwig XV. wurde die Stadt 1726 mit neuen Ringmauern versehen. Der Adel schmückte die Vorstädte St.-Honoré und St.-Germain mit neuen Palästen, 1722 begann der Bau des Palais Bourbon, 1751 wurde die Militärschule auf dem Marsfeld gegründet und die Kirche Ste.-Geneviève neu aufgebaut. 1754 wurde der Platz Ludwigs XV. mit seinen Kolonnaden ¶
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angelegt und die Elysäischen Felder neu bepflanzt. In Paris wurde der Friede zwischen Frankreich und Spanien [* 7] einer- und Großbritannien [* 8] und Portugal anderseits geschlossen, welcher das Ende des Siebenjährigen Kriegs vorbereitete. Ludwig XVI. erbaute das Théâtre-Français, das Opernhaus (jetzt Porte St.-Martin) und die Italienische Oper (jetzt Opéra-Comique) und erweiterte den botanischen Garten [* 9] (Jardin des Plantes). 1784 drangen die Generalpachter zur Verhütung des Schmuggels auf eine neue Umfriedigung der Stadt, und so wurde 1786 die zum Teil bis 1860 bestehende Ringmauer errichtet.
Die Revolution von 1789 tobte ganz besonders in Paris. Die Erstürmung der Bastille gab das Signal zu einer Reihe von Verwüstungen und Unruhen, wie der Zug nach Versailles der Sturm auf die Tuilerien die Septembermorde, der Sturz der Girondisten der Aufstand des 13. Vendémiaire (1795) u. a., welche bis 1799 ganz Frankreich erschütterten. Paris stand damals unter der terroristischen Herrschaft der aus Jakobinern und Cordeliers gebildeten Munizipalität dann der radikal-sozialistischen Kommune, welche an der Spitze des militärisch organisierten Pöbels die Nationalvertretungen, ja sogar den Wohlfahrtsausschuß, durch Drohungen und Gewaltstreiche zu den Ausschreitungen der Revolution zwang und einen verderblichen Einfluß auf Frankreichs Geschicke ausübte.
Der Pöbel von Paris, welches damals etwa ½ Mill. Einw. zählte, lernte in der ersten Revolution seine auf dem Übergewicht der großen, die geistigen und materiellen Kräfte ganz Frankreichs in sich konzentrierenden Hauptstadt über die Provinz beruhende Macht kennen und fühlte sich fortan als das Herz Frankreichs, dessen Pulsschlag die ganze Nation folgen müsse, während die Provinz trotz ihres bewußten Gegensatzes gegen die Hauptstadt nur selten die Kraft [* 10] und den Mut besaß, ihre eignen Wege zu gehen.
Erst unter dem Konsulat trat wieder Ruhe ein; Paris wurde von Napoleon I. politisch mundtot gemacht, um durch großartige Bauten zu einer seines Weltreichs würdigen Hauptstadt umgeschaffen zu werden. Doch hat Napoleon nur einen Teil seiner Pläne durchführen können. Ganze Stadtteile entstanden in erneuter Pracht, und was er auf seinen Siegeszügen an Schätzen der Kunst und Wissenschaft erbeutete, wurde in der Hauptstadt aufgehäuft. Die Kais längs der Seine wurden fortgesetzt, neue Häfen angelegt, die Wasserleitung [* 11] von Ourcq begonnen; für den Handel erhoben sich neue u. bequemere Hallen, die Marktplätze St.-Martin, Blancs Manteaux, St.-Germain und des Carmes wurden eingerichtet.
Der Karussellplatz wurde mit Mauern umgeben und erweitert. Ein Triumphbogen erhob sich auf demselben, und eine neue Galerie dehnte sich gegen das Louvre hin aus. Der Tuileriengarten wurde verschönert, die Triumphsäule auf dem Vendômeplatz sollte die Thaten Napoleons I. und seiner großen Armee der Nachwelt überliefern. Der Grund zur Börse sowie zum Handelstribunal wurde gelegt, und die während der Revolution teils verwüsteten, teils ihrer Bestimmung entfremdeten Kirchen und Kapellen wurden wiederhergestellt und neu ausgeschmückt. Der Triumphbogen de l'Etoile ward begonnen, die Brücken [* 12] von Austerlitz [* 13] und Jena [* 14] sowie der Pont des Arts erbaut.
1814 war Paris das Hauptobjekt der Operationen der Alliierten in Frankreich. Als die letztern nach mehreren mißlungenen Versuchen endlich durch die Siege von Laon und Arcis sur Aube sich den Weg nach Paris geöffnet hatten, versuchte Napoleon durch den kühnen Marsch auf Nancy [* 15] dieselben nach Osten abzuziehen; die Verbündeten folgten ihm jedoch nicht, sondern erschienen 29. März vor Paris, das von Marmonts und Mortiers Korps besetzt war. Am 30. März früh begann der Angriff der Russen und der preußischen Garden von Nordosten, der schlesischen Armee von Norden, [* 16] des Kronprinzen von Württemberg [* 17] von Osten her, und nach tapferm Widerstand der Franzosen erstürmten die Verbündeten unter großen Verlusten das Plateau von Romainville und den Montmartre, so daß die französischen Marschälle den weitern nutzlosen Kampf aufgaben, am Nachmittag einen Waffenstillstand und in der Nacht eine Kapitulation abschlossen, welche ihnen freien Abzug gewährte und die eroberte Stadt der Großmut der Sieger empfahl. Am Mittag des 31. März hielten der König von Preußen [* 18] und der Kaiser von Rußland an der Spitze ihrer Garden ihren Einzug in Paris durch die Porte St.-Martin nach den Elysäischen Feldern unter jubelnder Begrüßung durch die des Kriegs müde Bevölkerung. Am 3. Mai zog Ludwig XVIII. ein. Am 30. Mai wurde der erste Pariser Friede zwischen Frankreich und den Verbündeten abgeschlossen, welcher Frankreich die Grenzen [* 19] von 1792 sicherte. Am hielt Napoleon wieder seinen Einzug in Paris und gab 1. Juni ein glänzendes Fest auf dem Marsfeld.
Aber nach der Niederlage bei Belle-Alliance verließ er Paris 25. Juni für immer; in der Nacht vom 6.-7. Juli räumte Davoût nach einer Kapitulation mit Blücher und Wellington die Stadt, und 7. Juli zogen die verbündeten Truppen, 8. Juli Ludwig XVIII. zum zweitenmal in Paris ein. Dies verlor jetzt die von Napoleon zusammengeraubten Kunstschätze, welche an ihre frühern Eigentümer zurückgegeben werden mußten. Am 20. Nov. wurde in Paris der zweite, für Frankreich erheblich ungünstigere Pariser Friede mit den Alliierten unterzeichnet.
Unter Ludwig XVIII. wurden die Hospitäler und Armenhäuser erweitert und über 2500 neue Häuser erbaut. Die Produkte der Manufakturen und Fabriken hatten einen jährlichen Wert von 214 Mill. Fr., wovon Paris selbst für 112 Mill. verbrauchte. 1830 war Paris Schauplatz der Julirevolution, in welcher zum erstenmal wieder die republikanische Partei sich geltend machte, aber nicht stark genug war, die Gründung der Monarchie der Orléans [* 20] zu verhindern. Unter Ludwig Philipp erlitten der Garten u. der Palast der Tuilerien große Veränderungen, mehrere Kais wurden erweitert und verschönert, ein neuer Getreidehafen entstand, eine Hängebrücke vereinigte Bercy mit La Garre, zwischen dem Pont des Arts und dem Pont-Royal erhob sich die Karussellbrücke;
die Kirche La Madeleine, der Triumphbogen de l'Etoile, die Gebäude des Kais Orsay, die Schule der schönen Künste, die Kirche Notre Dame de Lorette wurden vollendet;
auf dem Konkordienplatz ward der Obelisk von Luksor, auf dem Bastilleplatz die Julisäule, auf der Vendômesäule wieder die Statue Napoleons I. aufgestellt. Paris erhielt besseres Pflaster, mehr Abzugskanäle, bessere Beleuchtung; [* 21]
die Bièvre wurde geschlämmt, und besonders ward unter Ludwig Philipp die 1840 von den Kammern genehmigte Befestigung von Paris (s. oben) ausgeführt.
In der Februarrevolution 1848 zeigte sich wieder die herrschende Stellung der Pariser niedern Bevölkerung Frankreich gegenüber, da nur diese die Republik ernstlich verlangte, um ihre sozialistischen Ideen durchzuführen. Die Schwäche der Regierung beförderte die Anmaßung des Pöbels, bis derselbe in der furchtbaren Junischlacht von ¶