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die Forts erster Klasse Cormeil, Domont und Vaujours, die zweiter Klasse von Montlignon, Montmorency, Ecouen, Stains und Chelles. Das Südostlager liegt zwischen Marne und Seine und erhält seinen Schutz durch das große Fort de Villeneuve am rechten Ufer der Seine und die Forts de Sucy, Champigny und Villiers. Auf die Befestigung des dritten, des Westlagers, ist besonders Sorgfalt verwendet worden; es hat die größte Ausdehnung [* 2] und schließt auch Versailles [* 3] noch ein, die großen Forts d'Arcy, St.-Cyr, Haut-Buc und Villeras decken diesen berühmten Ort, die beiden erstern liegen noch 7 km westlich Versailles und gegen 19 km von der Stadtenceinte.
Besonders stark ist das Fort de Palaiseau, zwischen welchem und dem östlichen Nachbarfort Villeneuve St.-George eine 15 km breite Lücke besteht. Aber im Rücken dieses Forts liegt noch die befestigte Stellung von Verrières und nochmals hinter dieser, in der Mitte zwischen ihr und den alten Forts (Issy und Vanves), das Fort Châtillon. Im ganzen besteht die neue Befestigung aus 7 Forts erster, 11 zweiter Ordnung und 27 Redouten und Batterien; diese Befestigungslinie hat bei 34 km Durchmesser von N. nach S., 45 km von O. nach W. eine Länge von 124 km, der eine feindliche Einschließungslinie von etwa 175 km Länge entsprechen würde; sie umschließt einen Flächenraum von etwa 1200 qkm.
Straßen, Plätze, öffentliche Anlagen, Denkmäler.
Die berühmtesten Straßen, der Stolz der Pariser, sind die Boulevards und zwar die sogen. innern oder alten Boulevards, welche unter Colbert an Stelle der frühern Befestigungswerke als breite, mit Bäumen bepflanzte Straßen angelegt worden sind und sich in der nördlichen Stadthälfte von der Madeleinekirche in einem 4½ km langen Halbbogen bis zum Bastilleplatz fortsetzen. Sie sind in ihren Teilen verschieden benannt und werden von 5-7 Stockwerke hohen Gebäuden mit glänzenden Cafés, Restaurants und Verkaufsläden eingeschlossen.
Der Name Boulevards wurde in neuerer Zeit auch auf die sogen. äußern Boulevards übertragen, gleichfalls breite, mit Bäumen besetzte Straßen, Überreste der ehemaligen Zollgrenze, aber teilweise mit primitiven Häusern. Endlich werden als Boulevards auch die neu durchgebrochenen Straßen, wie z. B. Boulevard Malesherbes, Haußmann, Sébastopol, St.-Michel, St.-Germain etc., bezeichnet. Zu den schönsten Straßenanlagen sind ferner die Kais zu rechnen, welche sich an beiden Ufern der Seine hinziehen, mit Bäumen bepflanzt und mit Monumentalgebäuden eingefaßt sind.
Sie werden durch 28 Brücken [* 4] miteinander verbunden, die meisten von monumentalem Ansehen und einige darunter, wie die Jéna-, die Alma- und die Invalidenbrücke, mit Standbildern oder sonstigen Skulpturen geschmückt; die bedeutendste von ihnen ist der zwischen 1578 und 1604 gebaute, auf 12 Bogen [* 5] ruhende, 229 m lange, 23 m breite Pont Neuf, in dessen Mitte sich auf der westlichen Spitze der Citéinsel das Reiterstandbild des Königs Heinrich IV. erhebt. Eine weltbekannte Straßen- und zugleich Parkanlage sind die 2 km langen Champs-Elysées, das großartig entworfene Bindeglied zwischen dem Konkordienplatz und dem Tuileriengarten einerseits und dem Boulogner Gehölz anderseits, in ihrem untern, im Rond-Point endigenden Teil ein Park, welcher den alten Industriepalast, mehrere Cafés und andre Vergnügungsetablissements enthält, dann bis zur Place de l'Etoile eine breite, von palastartigen Gebäuden eingeschlossene Avenue.
Den Abschluß bildet auf dem erwähnten Platz der Arc de Triomphe de l'Etoile, ein kolossaler, 1806-25 erbauter Triumphbogen mit zahlreichen den Nationalruhm verherrlichenden Skulpturen (Herstellungskosten über 9 Mill. Frank). Hervorragende Straßen sind ferner die schöne, belebte Rue de Rivoli, welche sich vom Konkordienplatz in beinahe immer gerader Linie über 3 km lang parallel zur Seine bis zum Bastilleplatz (zuletzt unter dem Namen Rue St.-Antoine) erstreckt, die neue Avenue de l'Opéra, welche sich von der Place du Théâtre-Français in breiter, gerader Linie zum Opernhaus hinzieht, die Rue Castiglione und ihre Fortsetzung, die Rue de la Paix, mit Juwelierläden und Hotels besetzt, die Rue Royale und die Rue du Quatre Septembre.
Sehr belebte Straßen sind ferner die Rue Richelieu, Vivienne, Montmartre, Lafayette, Rue du Faubourg Poissonnière, Turbigo u. a. Das Straßennetz hat eine Länge von 877 km, wovon 204 km bepflanzt sind. Paris [* 6] zählt 136 Plätze. Die bedeutendsten und historisch merkwürdigsten derselben sind und zwar zunächst am rechten Seineufer: die berühmte Place de la Concorde, ein längliches Achteck von 250 m Breite [* 7] und 350 m Länge, mit prächtigen Perspektiven, im S. an die Seine (Konkordienbrücke), im O. an den Tuileriengarten, im W. an die Champs-Elysées grenzend, in der Mitte vom Obelisken von Luksor (1836) u. zwei imposanten Fontänen, an der äußern Linie von 8 Statuen französischer Städte geschmückt, eine historisch denkwürdige Stätte (Standplatz der Guillotine 1793-95, unter welcher auch Ludwig XVI. endete); der schöne, an den 4 Ecken abgestumpfte Vendômeplatz mit der 1805 zu Ehren der Großen Armee errichteten, 45 m hohen, mit der Bronze [* 8] von 1200 eroberten Geschützen bekleideten Vendômesäule (1871 während der Kommune umgestürzt, seither jedoch wieder aufgerichtet), von der Statue Napoleons I. gekrönt;
die Place des Pyramides mit einer Reiterstatue der Jungfrau von Orléans von 1874;
die kleine Place des Victoires mit dem Reiterstandbild Ludwigs XIV.;
die Place du Châtelet mit der Fontäne der Siegesgöttin;
die Place de l'Hôtel de Ville (früher der als Richtstätte bekannte Grèveplatz);
die Place des Vosges (früher Place royale) mit der Reiterstatue Ludwigs XIII.;
der Bastilleplatz mit der 50 m hohen bronzenen Julisäule;
die Place du Trône, in welche 13 Straßen münden, mit 2 Säulen, [* 9] welche die Standbilder Philipp Augusts II. und des heil. Ludwig tragen;
die Place de la République (früher du Château d'Eau) mit großer Fontäne;
am linken Ufer die Place du Palais Bourbon, St.-Michel, du Panthéon, Carrefour de l'Observatoire u. a.
Als Kapitale des Genusses besitzt Paris selbstverständlich eine große Anzahl öffentlicher Anlagen und Spaziergänge (s. Karte der »Umgebungen von Paris«). Unter denselben ist das seit den Kriegsereignissen von 1870/71 aufs neue verschönerte Boulogner Gehölz (s. Boulogne sur Seine), am westlichen Ende der Stadt zwischen der Festungsmauer und dem rechten Seineufer gelegen, der bedeutendste. Es ist namentlich seit 1852 von der Stadtgemeinde unter großen Geldopfern in einen modernen Park, das tägliche Stelldichein der vornehmen Welt, verwandelt worden, welcher unter anderm zwei künstliche Seen und einen Wasserfall enthält, und an welchen sich der Akklimatisationsgarten für fremde Tier- und Pflanzengattungen und die große, als Rennplatz benutzte Wiese von Longchamp (s. d.) anschließen. Am östlichen Ende der Hauptstadt liegt das nicht minder ausgedehnte und liebliche Gehölz von Vincennes, welches durch den Exerzier- und Artillerieschießplatz in zwei Hälften geteilt wird, mit dem Lac de Charenton ¶
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und andern kleinen Seen, dem schönen Aussichtspunkt Pavillon Robert etc. Der Norden [* 11] der Stadt hat die aus den unwirtlichen Hügeln von Belleville hervorgezauberten Buttes Chaumont mit einer Kopie des Tempels der Sibylle in Tivoli, schönen Aussichtspunkten, einem See, einer Hängebrücke, Wasserfall und Grotte, der Süden endlich den Park von Montsouris mit einem See und dem von der Weltausstellung 1867 hierher übertragenen Bardo (Palast des Beis von Tunis) [* 12] aufzuweisen.
Dabei befindet sich das große Wasserreservoir de la Vanne, welches 300,000 cbm Wasser fassen kann und mittels eines 175 km langen Aquädukts aus der Champagne mit Wasser gespeist wird. Im Innern der Stadt fehlt es ebenfalls nicht an Grün; zu den alten und wohlgepflegten Gärten der Tuilerien (der besuchtesten Promenade, 1665 von Lenôtre angelegt, mit Statuen, Vasen [* 13] und Springbrunnen geziert und von Terrassen flankiert), des Luxembourg, des Palais-Royal und dem Jardin des Plantes, bestehend aus dem eigentlichen botanischen und dem zoologischen Garten, [* 14] gesellen sich der schöne, 1778 angelegte, nunmehr vollkommen verjüngte Park von Monceaux und zahlreiche Squares, die hier nicht, wie in London, [* 15] nur für die Anwohnenden, sondern für das Publikum überhaupt zugänglich sind.
Diese kleinen und großen Parkanlagen, deren Zahl noch immer nach Möglichkeit vermehrt wird, bewirken hauptsächlich, daß Paris von allen großen Städten Europas noch den erträglichsten Sommeraufenthalt gewährt, wie denn der Fremdenstrom auch in der schönen Jahreszeit am stärksten ist. Von den Monumenten, Fontänen und andern Denkmälern, welche Paris in überreicher Menge besitzt, erwähnen wir außer den schon genannten den in der Mitte des Square St.-Jacques sich erhebenden, 1522 erbauten gotischen Turm [* 16] der ehemaligen Kirche gleiches Namens mit dem Denkmal Pascals, das Denkmal des Marschalls Ney, die Fontänen Louvois, Molière, Cuvier, St.-Michel, de l'Observatoire, de Grenelle, die triumphbogenartigen Portes St.-Martin und St.-Denis, welche 1674 und 1672 als Ehrendenkmäler Ludwigs XIV. errichtet und mit Reliefs versehen wurden.
Kirchliche Bauwerke.
Unter den Kirchen steht die altehrwürdige Kathedrale Notre Dame in der Cité obenan. Dieselbe wurde von 1163 an bis in das Ende des 13. Jahrh. an Stelle zweier älterer Kirchen in romanisch-gotischem Stil erbaut, im 18. Jahrh. mehrfach verändert, seit 1845 aber von Viollet le Duc wieder geschickt restauriert. Die Kathedrale ist 130 m lang, 48 m breit und 35 m hoch; sie hat eine bedeutende Hauptfassade mit drei reichen Portalen und zwei schöne Querschnittfassaden reinen gotischen Stils; die beiden unvollendeten Türme, der südliche mit der bekannten großen Glocke, erheben sich zu einer Höhe von 68 m. Das Innere zerfällt in 5 Schiffe [* 17] und 37 Kapellen und hat reichgeschnitzte Chorstühle und trotz der Verwüstung durch die Revolution noch manche alte Kostbarkeiten.
Ein reizendes gotisches Bauwerk ist die im Hof [* 18] des Justizpalastes gelegene Ste.-Chapelle, welche, 1242-1247 erbaut, neuerdings stilgemäß restauriert wurde und 1871 glücklicherweise von dem Brande des Justizpalastes verschont blieb; sie besteht aus einer untern und einer obern Kapelle, enthält schöne alte Glasmalereien und polychrome Ausstattung und ist mit einem vergoldeten Turm gekrönt. Künstlerischen Wert haben von den übrigen Kirchen insbesondere die folgenden: die romanische Kirche St.-Germain des Prés, aus dem 11. und 12. Jahrh., mit bedeutenden Wandgemälden von Hippolyte Flandrin u. a.;
St.-Germain l'Auxerrois, aus dem 12.-16. Jahrh., lange Zeit die Hofkirche, mehrfach zerstört, aber wiederhergestellt, mit malerischer Fassade;
St.-Etienne du Mont, 1517-37 in gotischem Stil erbaut, mit zahlreichen Details französischer Renaissance, schlankem Turm, Glasmalereien und der Gruftkapelle der heil. Genoveva;
St.-Eustache, 1532-1641 in gotischem Stil erbaut, mit verschiedenen spätern Zuthaten und dem bemerkenswerten Grabdenkmal Colberts;
St.-Sulpice (1646-1749), mit säulengeschmückter Fassade und zwei Türmen (der eine unvollendet), im Innern mit neuern Wandgemälden;
das schicksalsreiche Panthéon (Ste.-Geneviève), ein nach dem Plan Soufflots 1764 begonnener griechisch-römischer Bau, der als Mausoleum berühmter Männer bis 1851, 1851-85 aber wieder als katholische Kultusstätte diente, mit großem Giebelrelief von David d'Angers und imposanter Kuppel;
die Madeleine, 1806-42 in der Form eines antiken römischen Tempels mit 54 umlaufenden korinthischen Säulen erbaut, mit großem Relief im Giebelfeld, schöner Bronzehauptthür, im Innern einschiffig, von drei Kuppeln überdeckt und mit zahlreichen Marmorbildwerken und Gemälden versehen;
endlich von den neuern die Kirchen Notre Dame de Lorette, eine 1823-36 erbaute, mit modernen Gemälden ausgestattete Basilika, [* 19] St.-Vincent de Paul, 1824-44 in imposanter Lage erbaut, im Innern eine fünfschiffige Basilika mit polychromer Decke, [* 20] großem Wandgemälde von Flandrin und modernen Glasmalereien, Ste.-Clotilde, eine moderne gotische Kirche (1846-57), La Trinité, moderne Renaissancekirche (1867) mit reicher Fassade, St.-Augustin (1868), St.-Ambroise (1863-69), beide in romanischem Stil erbaut.
Von den gottesdienstlichen Gebäuden andrer Konfessionen [* 21] ist insbesondere die im byzantinischen Stil erbaute russische Kirche hervorzuheben. Zur Aufnahme der irdischen Reste der Bevölkerung [* 22] dienen gegenwärtig nur fünf Friedhöfe, und von diesen sind drei, der Père-Lachaise, Montmartre und Montparnasse, die wegen ihres imposanten Umfangs, der Pracht ihrer Monumente und des Reichtums an berühmten Toten zu den größten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören, nur noch für als Grundeigentum erworbene Grabstätten (sépultures à perpétuité) reserviert, während die Friedhöfe von St.-Ouen und Ivry die Leichen aufnehmen, die sich mit einer zeitweiligen Ruhestatt von fünf Jahren begnügen müssen. Dann werden die ausgegrabenen Gebeine in den Katakomben, ursprünglich alten Steinbrüchen im S. der Stadt, aufgespeichert. Um diesem Übelstand abzuhelfen, wird jetzt eine ungeheure Nekropole von 827 Hektar auf dem unfruchtbaren Plateau von Méry sur Oise, eine Eisenbahnstunde nördlich von Paris, angelegt.
Profanbauten.
Das hervorragendste weltliche Bauwerk von Paris ist der Gebäudekomplex des Louvre und der Tuilerien, von der Seine, dem Tuileriengarten, der Rue de Rivoli und der Rue du Louvre begrenzt. Das Louvre, das älteste und eigentliche Königsschloß von Paris (s. »Baukunst«, [* 23] Tafel XII, 4), in welchem fast drei Jahrhunderte hindurch die gekrönten Häupter Frankreichs residierten, wurde in seiner heutigen Gestalt in verschiedenen Perioden erbaut (begonnen unter Franz I. durch Lescot 1546, fortgesetzt unter Katharina von Medici, Heinrich IV., Ludwig XIII., Ludwig XIV. und Napoleon III.). Es wurde 1871 teilweise zerstört, aber seitdem wiederhergestellt und besteht aus ¶