Reformversuchen
Napoleons selbst mit Hartnäckigkeit widersetzte. 1870 wurde er
Präsident des
Staatsrats und war 1876-85
Senator.
Während seine politische Thätigkeit berechtigtem
Tadel begegnete, wurden seine wissenschaftlichen Leistungen allgemein anerkannt.
Er schrieb: »Études historiques et critiques sur les actions possessoires« (Par.
1850);
»Histoire des impôts généraux sur la propriété et le revenu« (das.
1856);
»Traité des impôts en
France et à l'étranger« (2. Aufl. 1866-67, 4 Bde.);
»Principes de la science politique« (2. Aufl. 1875);
»Essai sur la statistique agricole du département du
Cantal« (4. Aufl.
1875);
Parifikationsland, im österreich. Steuerwesen das Land, welches durch eine andre
Benutzung der
Urproduktion entzogen ist (Torfbrüche,
Steinbrüche, Privatwege etc.).
(s. v. w. kahl,
Sierra Parima), das Gebirgsland von
Guayana in
Südamerika,
[* 2] im W. und N. von
dem
Orinoko in weitem
Bogen
[* 3] umflossen, im S. begrenzt durch die
Ebenen des Amazonasbeckens, von der Meeresküste getrennt durch
einen 40-90 km breiten Küstensaum. Das gesamte, gegen 935,000 qkm (17,000 QM.) umfassende
System repräsentiert ein wenig erhabenes
Plateau, auf welchem sich einzelne, durch zwischenliegende
Ebenen getrennte
Gebirgsketten
und
-Gruppen erheben.
Die nördlichste
Kette des
Systems streicht, bis gegen 600 m hoch, unter 7° 40' nördl.
Br. vom
Rio
[* 4] Arui bei
Ciudad Bolivar nach
dem großen
Katarakt des
Rio Caroni und trennt östlich von diesem
Strom als
Sierra Imataca (713 m) die Zuflüsse des
Orinoko
von denen des
Cuyuni. Die übrigen
Ketten, wie die
Kette von Chaviripe, die des Baraguan, die von Catichana
und des Paruaci, die
Kette von Quittuna oder
Maypures, streichen meist von
SW. nach
NO., werden von den
Strömen (zumal dem Caura
und seinen Zuflüssen) in zahlreichen Thalengen mit
Wasserfällen durchbrochen und erheben sich wenig über 1000 m.
Nur im südwestlichen Teil dieses Berglandes, an dem
Knie des
Orinoko, tritt die
Kette der
Cerros de Sipapo (4° 50' nördl.
Br.) als eine ungeheure Zackenmauer hervor und bildet den Anfang einer
Reihe von hohen
Gebirgen, welche das rechte
Ufer des
Orinoko
aufwärts bis in sein Quellgebiet begleiten.
Hier breitet sich die eigentliche
Sierra de Parima aus, zwischen deren
Zweigen der
Orinoko, der Caura, der Parima,
der Paraba und andre
Flüsse
[* 5] entspringen; unter ihren Gipfeln sind der 2475 m hohe Duida und der 2508 m hohe Maraguaca bekannt.
Die südlichen Verzweigungen des
Systems bis gegen den
Rio Negro hin gehören noch zu den unbekanntesten
Teilen
Südamerikas. Nach O. zweigt sich als Wasserscheidekette die
SierraPacaraima ab, und an ihr
Ostende
[* 6] schließt sich wiederum
ein vielverzweigtes Bergland mit höhern Gipfeln an, unter denen der
Roraima, der Zarumaica und der Erimitebub genannt werden.
Zwischen den Zuflüssen des Parima und desEssequibo (dem Rupununi) verflacht sich die
Wasserscheide zu
einem Tragplatz, ja zur
Regenzeit stehen die Gewässer miteinander in
Verbindung. Jenseit des
Essequibo setzt sich das Gebirgsland
im östlichen Teil von
Guayana in der
Sierra Acarai und
Sierra Tumucumaque bis zur Amazonasmündung fort. Bis gegen Ende des
vorigen
Jahrhunderts noch wurde in dieses Gebirgsland das ersehnte Goldland, El Dorado, verlegt, welches
das
Ziel
einer großen Anzahl der abenteuerlichsten Expeditionen bildete (1541-45
Philipp vonHutten, 1595-96
WalterRaleigh, 1780
AntonioSantos).
Fluß in
Brasilien,
[* 7] entspringt auf dem gleichnamigen
Gebirge, nimmt nach einem östlichen
Laufe von fast 750 km
den Tacutu auf (durch diesen mit dem Rupununi und
Essequibo in zeitweiliger
Verbindung stehend) und fließt
dann als Urariquera oder
Rio Branco noch 590 km weit südwärts bis zum
Rio Negro.
Sein ganzes Gebiet ist äußerst wasserreich
und durchgehends bewaldet.
Giuseppe, ital.
Lyriker und Satiriker, geb. in dem mailändischen Dorf Bosisio, zeigte schon frühzeitig
ungewöhnliche
Talente und widmete sich anfangs dem
Studium der
Theologie, mußte aber, durch eine schwere
Krankheit zum Teil
gelähmt, auf den geistlichen
Beruf verzichten und wandte sich daher der Litteratur zu. Nachdem seine
ersten poetischen
Arbeiten ziemlich unbeachtet geblieben waren, trat er 1763 mit einem didaktisch-satirischen Gedicht: »Il
mattino«, auf, welches seinen
Ruhm begründete.
Zwei Jahre später folgte als Fortsetzung »Il mezzogiorno«; aber erst nach
seinem
Tod wurden »Il Vespro« und »La
notte« bekannt gemacht. Diese vier Gedichte, in welchen das müßige, frivole und lasterhafte
Leben des mailändischen
Adels
mit der feinsten
Ironie gegeißelt wird, bilden somit ein
Ganzes unter dem gemeinsamen
Titel: »Il giorno« und gehören zu den
vortrefflichsten Erzeugnissen der neuern italienischen Litteratur. Die
MailänderAristokratie fühlte sich
dadurch tief verletzt, und Parini würde sich ernstlichen Verfolgungen ausgesetzt gesehen haben, wenn er nicht an
dem österreichischen
Gouverneur der
Lombardei,
GrafenFirmian, einen Beschützer gefunden hätte.
Dieser übertrug ihm die Redaktion der »Gazzetta milanese« und ernannte
ihn zum
Professor der
Poesie und
Beredsamkeit an der palatinischen
Schule zuMailand
[* 9] und nach Aufhebung derselben 1769 zum
Lehrer am
Gymnasium der
Brera; später ward er
Direktor dieser Anstalt. Nach der französischen
Invasion ward Parini Mitglied der
Mailänder Munizipalität, verlor jedoch dies
Amt nach der Rückkehr der
Österreicher. Er starb Treffender
Witz
und
Ironie, originelle
Phantasie, blühender, kraftvollerStil und eine meisterhafte Versifikation zeichnen
sein Hauptwerk aus.
Seine übrigen
Poesien stehen zum Teil weit hinter demselben zurück, und nur unter seinen
Oden sind einige vortreffliche.
Der »Giorno« ist sehr oft gedruckt worden (am besten
Flor. 1818). Seine
»Opere«, herausgegeben von Reina, erschienen
Mailand
1801-1804, 6 Bde.; seine
Poesien, besonders gesammelt,
Florenz
[* 10] 1823; seine prosaischen
Arbeiten (akademische
Reden,
Briefe,
Programme etc.)
Mailand 1821.
Vgl. R.
Dumas, Parini, sa vie, ses œuvres, son temps (Par. 1878).
mit 10-25 cm
hohem Stengel,
[* 17] vier in einen Quirl gestellten, elliptischen, zugespitzten Blättern, einer einzelnen, gipfelständigen Blüte
und blauen Beere, in Laubwäldern Europas und Sibiriens. Der Wurzelstock riecht beißend-flüchtig, schmeckt
ekelerregend und wirkt brechenerregend. Die Blätter riechen beim Reiben widerlich betäubend und wirken narkotisch-giftig,
drastisch-purgierend und brechenerregend.
Die geographische Lage von Paris ist eine so günstige wie bei kaum einer andern Hauptstadt Europas, und sie erklärt die frühzeitige
Gründung und die außerordentliche Entwickelung der Stadt. Paris ist zunächst der natürliche Mittelpunkt des ganzen Seinebeckens,
es vereinigen sich dort Seine und Marne, wenig unterhalb die Oise; dorthin konvergieren auch, den Flußläufen folgend, die
alten historischen, von der Natur vorgezeichneten und in der Kriegsgeschichte immer wieder hervortretenden Straßen, die am
besten durch die Kanäle bezeichnet sind, welche ohne große Schwierigkeiten in allen Himmelsrichtungen über die erhöhte
Peripherie des Seinebeckens u. als Radien nach dem Zentrum Paris geleitet werden konnten: der Oise folgend die Völkerstraße nach
Belgien,
[* 19] der Marne die nach Lothringen und dem Mittelrhein, der Yonne und ihren Nebenflüssen die kulturhistorisch
wichtigste zum Rhône und dem Mittelmeer, über die niedere Schwelle des Plateaus von Orléans
[* 20] nach der Loire und weiter durch
die Senke von Poitou nach Aquitanien und Spanien,
[* 21] schließlich die Seine hinab zum Kanal.
[* 22]
Ferner beginnt hier infolge der Vereinigung mit den größten Nebenflüssen die Seine wasserreicher und infolge
ihres gewundenen und daher langsamern Laufs in höherm Grad schiffbar zu werden; auch bildet hier der Fluß zwei Inseln, die
nicht allein einen wichtigen Übergangspunkt, sondern auch eine durch den Fluß selbst geschützte Stadtlage schufen. Dazu
konnten die Höhen, namentlich Montmartre im N., als Auslugposten dienen, von wo aus jeder Feind schon
in großer Ferne sichtbar war.
Keins der FlußgebieteFrankreichs ist ein so einheitliches, auch in seinem geologischen Bau Einen Mittelpunkt so deutlich hervorhebendes
wie das der Seine, selbst nicht das so ähnliche der Garonne mit dem MittelpunktToulouse.
[* 23] Unter den großen Zentren von Frankreich
war also Paris das Zentrum zwar nicht des größten, aber des einheitlichsten Flußgebiets und auch sonst,
obwohl vom Mittelpunkt des Landes entfernt, das geographisch bevorzugteste Zentrum, und es ist daher begreiflich, daß
es zur
Hauptstadt gewählt wurde.
Dies war dann zusammen mit der Fruchtbarkeit der Umgebung, namentlich der reichen Getreidegegenden der Beauce und Brie,
der leichten Zufuhr, dem trefflichen Baumaterial ein nicht zu unterschätzender Faktor, der weiter zur Entwickelung der Stadt
beigetragen hat und immer noch, namentlich seit den letzten Jahrhunderten, beiträgt. Die Stadt hat einen Umfang von 34,530
m und einen Flächeninhalt von 7802 Hektar, wovon 714 auf das Strombett entfallen. Das Klima
[* 24] ist mild, die
Durchschnittstemperatur beträgt im Winter 3,3,° im Sommer 18,1,° im Jahresmittel 10,74° C.; Regentage gibt es
im Jahresmittel 145. Die nördliche Uferseite der von der Seine in einem nach N. gekrümmten Bogen durchschnittenen Stadt
ist etwas größer als die südliche; die ältesten Niederlassungen gehören der letztern und der Citéinsel
an, sind aber bis auf wenige Trümmerspuren verschwunden.
Die alte Befestigung von Paris erinnert in ihren wechselvollen Schicksalen vielfach an diejenige Roms. Die neue Stadtumwallung
mit den ältern detachierten Forts wurde auf Betreiben des MinisterpräsidentenThiers in den Jahren 1841-44
ausgeführt und kostete 140 Mill. Frank. Der 9-12 m hohe Hauptwall mit 11 m breitem und 6 m tiefem Graben, mit gemauerter Eskarpe
und Kontreskarpe in Erde besteht aus 94 Bastionen, hinter welchen eine Ringstraße und Eisenbahn (Gürtelbahn) herläuft. Er
ist etwa 33 km lang u. enthält 66 Thore, von denen 11 gleichzeitig Eisenbahndurchgänge bilden, sowie 2 Durchlässe für die
Seine und für die Kanäle de l'Ourcq und St.-Denis. Der ältere Fortsgürtel in einer Länge von etwa 55 km bestand 1870 aus 16 detachierten
Forts und 13 Redouten; unter den erstern bildet der MontValérien, auf einem Felskegel 116 m über der Seine
erbaut, eine kleine Festung
[* 26] für sich.
Veranlaßt durch die Belagerung 1870/71, wurde im J. 1874 mit dem Bau einer noch erheblich weiter vorgeschobenen dritten Befestigungslinie
aus Forts, Redouten und Batterien mit einem Kostenaufwand von 60 Mill. Fr. (ohne Grunderwerb) begonnen. Ihr
Zweck ist, durch ihre entfernte Lage die Stadt vor einer Beschießung und gänzlicher Einschließung zu schützen sowie mehrere
verschanzte Lager zu bilden, die groß genug sind, ganzen ArmeenSchutz und die Möglichkeit zu gewähren, sich zu einem Angriff
zu sammeln und auszurüsten. Das Nordostlager mit St.-Denis im Rücken umfaßt die weit ausgedehnte Befestigungslinie
vom Fort de Cormeil auf dem linken bis zum Fort deChelles auf dem rechten Flügel; in ihr liegen