Nordseite noch größtenteils erhalten ist. Auf drei Seiten lief innerhalb der
Mauer eine doppelte
Säulenhalle von je 60
Säulen
[* 2] Fronte herum, während die Eingangsfronte auf der Westseite eine einfache
Kolonnade von 45 gewaltigen
Säulen trug. In der Mitte
des so gebildeten
Tempelhofs, in dessen
Schutz sich das moderne Dorf Tudmur mit etwa 50 Lehmhütten zwischen
den
Säulen eingenistet hat, stand auf einer erhöhten
Terrasse das Heiligtum, ein mäßig großer Peripterostempel mit 16 und 8
Säulen,
dessen Eingang an der westlichen Breitseite mit einem vortretenden hohen Bogenthor geschmückt war.
Die
Säulen, von denen ein Teil noch wohlerhalten aufrecht steht, waren kanneliert, sind aber jetzt ihrer
Kapitäle beraubt. Das
Innere des
Tempels bietet gewölbte
Räume mit schönen Kassettendecken und vorzüglicher Ornamentierung
an
Friesen und
Bändern, meist
Blätter und
Früchte darstellend und wohlerhalten. In der nördlichen
Apsis des
Tempels findet
sich in einer
Nische der
Tierkreis in den bekannten
Figuren dargestellt. Der Nordwestecke des
Tempels gegenüber
liegt die dem
Konstantinsbogen in
Rom
[* 3] ähnliche Eingangspforte zu den großen
Kolonnaden, die sich westwärts quer durch die
ganze Stadt erstrecken; der Anblick dieses Säulenwaldes, obschon von den 2-3000
Säulen, welche einst vorhanden waren, nur
noch etwa der zehnte Teil steht, ist ein überaus großartiger.
Außerhalb der
JustinianischenMauer, welche zahlreiche Reste von
Tempeln,
Gräbern etc. umschließt, liegt
in einem kleinen
Thal
[* 4] die
Nekropolis von Palmyra, außer zahlreichen Felsengräbern 60
Türme aus großen behauenen
Steinen (jeder
das Erbbegräbnis einer
Familie) enthaltend, und auf der
Spitze eines nahen
Hügels thront ein fast unnahbares
Kastell, aus arabischer
Zeit stammend. Die großenteils griechischen und in einheimischer
Sprache
[* 5] und
Schrift (der
Quadratschrift
verwandt) geschriebenen
Inschriften von Palmyra, von denen viele der
Familie des Odänath und der
Zenobia angehören, sind in neuester
Zeit namentlich von
Waddington und de
Voguë behandelt worden (»Inscriptions de
Syrie«, Par. 1870).
Schöne Kupferstiche der
Ruinen von Palmyra enthält das Prachtwerk von
Wood, Bouverie und
Dawkins:
»Ruins of Palmyra« (Lond. 1753 ff.).
Vgl.
außerdem
Seiff,
Reisen in der asiatischen Türkei
[* 6] (Leipz. 1875), und in historischer Beziehung:
Sallet, Die
Fürsten von Palmyra (Berl.
1866), und
Fürst Abamelek-Lasarew, Palmyra, archäologische Untersuchung (russisch, Petersb.
1885).
(Jagrezucker,
Jaggery), aus Palmensaft nach höchst einfachem
Verfahren gewonnener
Zucker
[* 7]
(Rohrzucker).
GroßeQuantitäten desselben werden aus
Arenga saccharifera auf den
Sundainseln gewonnen, indem man den aus dem unentwickelten männlichen
Blütenkolben erhaltenen Saft
(Toddy, s.
Palmwein) eindampft und den
Sirup in kleine
Formen füllt, deren Gestalt er beim Erstarren
annimmt. Dieser
Zucker ist dunkelfarbig, aber von besonderm Wohlgeschmack.
Cocos nucifera,
Borassus flabelliformis und
Caryota urens auf
Ceylon
[* 8] liefern ebenfalls viel Palmzucker, ebenso
Phoenix sylvestris auf
der Koromandelküste. Die Zuckermacher steigen im
November in die
Bäume hinauf, befestigen um den
Stamm mehrere irdene
Krüge
[* 9] und machen über jedem
Krug einen
Einschnitt, in welchen sie ein
Stück Bambusrohr stecken. Der Saft wird
am andern
Tag eingekocht und der erhaltene
Sirup in Weidenkörbe gegossen, die mit
Erde ausgefüttert sind. Der
Zucker kristallisiert
und
bleibt in den
Körben zurück, während die
Melasse durch die
Erde filtriert und in die untern
Gefäße fließt.
Der Rohzucker
(Dalloah) wird umgekocht und bildet dann den Garpetta, welcher, wie auch der erstere, in
Kalkutta
[* 10] nach europäischem
Verfahren raffiniert wird.
In den obern und untern
ProvinzenBirmas bildet Palmzucker einen Handelsartikel,
in Sawnu ernähren sich die Einwohner bei Mißernten davon, und auf
Timor bildet er einen Teil desJahrs
hindurch das Hauptlebensmittel. Unter dem von
Madras
[* 11] nach
Europa
[* 12] exportierten
Zucker befindet sich viel Palmzucker. Die
Melasse des Palmzuckers
besitzt einen eigentümlichen, nicht unangenehmen
Geruch und
Geschmack, wahrscheinlich infolge eines
Gehalts an
Kumarin. Sie
wird von den Bewohnern der
Tropen gern konsumiert. Der raffinierte Palmzucker gleicht dem raffinierten
Rohrzucker. Man
schätzt die jährliche
Produktion des Palmzuckers auf 110 Mill. kg.
ein dän.
Held, um den sich ein großer
Sagenkreis gebildet hat;
lebte in der zweiten Hälfte des 10. Jahrh.,
galt für den besten
Schützen und Schlittschuhläufer und soll, aus seinem Vaterland vertrieben, die Seeräuberstadt Jomsborg
oder
Julin gegründet haben.
Besonders interessant
ist er dadurch, daß von ihm dieselbe
Sage vom Apfelschuß
berichtet wird wie vom
SchweizerTell.
yVelasco,DonAcisiloAntonio, span.
Maler, geb. 1653 zu
Bujalance bei
Cordova, studierte erst die
Wissenschaften, dann die
Malerei unter Valdes. 1678 ging er nach
Madrid,
[* 15] wo er mit
Careno und
Coello in
Verkehr trat und sich namentlich
durch seine Fresken aus der Psychefabel in der Hirschgalerie des
Prado bekannt machte. 1688 wurde er königlicher Hofmaler
in
Madrid. 1697 ging er nach
Valencia,
[* 16] wo er unter anderm Fresken in der
KircheSan Juan del Mercado ausführte.
Später malte er in
Salamanca,
Granada
[* 17] und
Cordova. Er starb in
Madrid. Bedeutender als seine flüchtig behandelten
Gemälde ist sein
Buch »El museo pictorico y escala optica etc.«
(Madr. 1715 bis 1724, 3 Bde.; deutsch,Dresd. 1781), eine Anleitung zur
Malerei und
Biographien der berühmtesten
spanischenKünstler enthaltend.