ein Findelhaus, Irrenhaus etc.
Theater
[* 2] gibt es in Palermo
[* 3] vier, von denen das königliche Teatro
Bellini und das Teatro Massimo
für die
Oper bestimmt sind.
Ferner besitzt Palermo ein prachtvolles Sommertheater, Politeama genannt. Spaziergänge sind das Foro
Italico mit dem anstoßenden Floragarten, dann der
Englische
[* 4]
Garten.
[* 5] Merkwürdig ist in Palermo das jährlich
im Juli mehrere
Tage hindurch mit Ausschmückung der Stadt, Illumination und Feuerwerken gefeierte
Fest der heil.
Rosalia. Palermo ist
der Sitz des
Präfekten, eines
Erzbischofs,
Kassations- und Appellhofs,
Zivil- und Korrektionstribunals und Handelsgerichts,
einer Finanzintendanz, eines
Hauptzollamtes, einer
Post- und Telegraphendirektion, eines
Generalkommandos, einer
Handelskammer
und zahlreicherKonsuln fremder
Staaten (darunter auch eines deutschen).
Die Hauptzierde der Umgebung der Stadt ist der 597 m hohe
Monte Pellegrino mit prachtvoller Aussicht und der Grottenkirche
der heil.
Rosalia, in welcher dieselbe im 12. Jahrh. gestorben sein soll.
Ihre Gebeine wurden im 17. Jahrh. aufgefunden, und
da sie, nach Palermo gebracht, der
Pest ein Ende machten, so wird sie seitdem als Schutzheilige verehrt und
zu ihrer
Grotte gewallfahrtet. Sehenswert sind auch die in den
Vororten gelegenen beiden alten normännischen, in würfelartiger
Grundform erbauten
Paläste Zisa (mit herrlicher Aussicht vom
Dach)
[* 6] und
Cuba (jetzt
Kaserne), der berühmte
Dom von
Monreale (s. d.)
und das palastähnliche ehemalige Benediktinerkloster
San Martino. Erwähnung verdienen noch die
VillenBelmonte,
Serradifalco, Tasca, Favorita u. a. mit ihren herrlichen
Gärten. Merkwürdig ist endlich das westlich von der Stadt
gelegene Kapuzinerkloster mit seinem
Friedhof (mumifizierte
Leichen).
[Geschichte.]
Palermo, das
Panormos der Alten, wurde von den Phönikern, bei denen es Machanath Choschbim
(»Lager
[* 7] der Buntwirker«) hieß, gegründet, gehörte später den Karthagern und war im ersten
PunischenKrieg die Hauptstation der
Flotte derselben. Nachdem die
Römer
[* 8] die Stadt 254
v. Chr. erobert und einen
Angriff der Karthager 250 zurückgeschlagen hatten,
machten sie dieselbe zur
Kolonie
(ColoniaAugusta Panormitanorum). 515 wurde es zwar von den
Goten erobert,
doch 534 von
Belisar wieder besetzt. 831 eroberten es die
Sarazenen. 1072 bemächtigte sich der
NormanneRobert Guiscard der
Stadt.
Nachdem er beiBenevent 1266 gefallen, bemächtigten sich die
FranzosenSiziliens und seiner Hauptstadt.
Aber das
Volk rächte blutig das Andenken
Konradins, des letzten Sprößlings des schwäbischen Herrschergeschlechts; die
Sizilianische Vesper,
durch welche alle
Franzosen auf der
Insel ermordet wurden, begann 1282 in Palermo. Hierauf ward
Peter vonAragonien in Palermo zum König
gekrönt. Dieses blieb nun Hauptstadt und nominell
Residenz, wenigstens Sitz des
Vizekönigs. Am wurde
die spanisch-holländische
Flotte bei Palermo von der französischen unter Vivonne und
Duquesne geschlagen. 1693 und wurde
die Stadt durch
Erdbeben
[* 10] bedeutend beschädigt. 1799 mußte sich
Ferdinand IV. vor den
Franzosen von
Neapel
[* 11] nach Palermo flüchten
und residierte hier mit kurzer
Unterbrechung bis 1815. Als
Ferdinand IV.
Neapel und
Sizilien als
»Königreich
beider
Sizilien« zu Einem
Reich vereinigte, brach in Palermo 1820 ein
Aufruhr aus, welcher die Stadt allen Greueln einer
Pöbelherrschaft
preisgab, bis sie 5. Okt. sich dem
GeneralPepe ergeben mußte. Am wurde Palermo abermals durch ein
Erdbeben
bedeutend beschädigt. 1837 raffte die
Cholera in Palermo innerhalb 6
Wochen 26,000
Menschen hinweg. Im
September 1847 brachen in
Palermo neue
Unruhen aus, die zu einem allgemeinen
Aufstand führten.
Nach blutigem
Kampf wurden die königlichenTruppen zurückgeschlagen und zogen sich in die nahegelegenen
Forts und in den königlichen
Palast zurück, der 25. Jan. aber ebenfalls vom
Volk erstürmt wurde. Am 4. Febr. konstruierte sich das
Generalkomitat von Palermo als provisorische
Regierung für ganz
Sizilien, und 25. März wurde das sizilische
Parlament nach Palermo einberufen.
Nachdem aber
Messina
[* 12] gefallen und der größte Teil der
Insel von den königlichen
Truppen besetzt worden
war, ergab sich auch Palermo. Am erschien
Garibaldivor der Stadt und nahm sie, vom
Volk unterstützt, tags
darauf.
Nur die
Citadelle hielten die königlichen
Truppen noch besetzt und bombardierten von hier aus die Stadt,
wurden aber schon 30. Mai zur
Kapitulation gezwungen und schifften sich einige
Tage später nach
Neapel ein. Seitdem gehört Palermo zu
Italien,
[* 13] ist aber wieder der Hauptherd der Unzufriedenheit gegen die neue
Regierung.
(das alte
Präneste, s. d.), Stadt in der ital.
ProvinzRom, südöstlich von
Tivoli, terrassenförmig am steilen
Monte Glicestro gelegen, Sitz eines
Bischofs, mit einer
Kathedrale, einem
Seminar, dem weitläufigen
PalazzoBarberini, interessanten
Mauern aus verschiedenen
Epochen (von den vorrömischen Kyklopenmauern bis zu den sarazenischen
Arbeiten desMittelalters) und (1881) 5855 Einw. Die Stadt ist an der
Stelle eines antiken Fortunatempels erbaut, von welchem noch Reste
vorhanden sind, darunter ein prächtiger Mosaikfußboden mit ägyptischen
Darstellungen (gegenwärtig
im
PalastBarberini). Über der Stadt liegt auf steiler
Höhe mit herrlicher Aussicht die antike Arx Pränestina, jetzt
KastellSan Pietro, mit Resten der 1332 erbauten
Burg der
FamilieColonna und hübscher
Kirche, die ganz mit
Alabaster und
Marmor verkleidet
ist. Palestrina ist die Vaterstadt des berühmten Musikers Palestrina.
Giovanni Pietro Aloisio Pierluigi da, mit dem Familiennamen
Sante, nach seinem Geburtsort, der Stadt Palestrina,
(lat. Praenestinus) genannt, wurde wahrscheinlich 1514 oder 1515 (nach andern erst 1524 oder
1529) geboren, kam 1540 nach
Rom, wo er in der
Schule des
Goudimel seine
Ausbildung erhielt, war 1544-51
Organist an der Hauptkirche seiner Vaterstadt und wurde 1551 zum
Magister puerorum
(Lehrer der Singknaben)
¶
mehr
an der Peterskirche in Rom ernannt und noch in demselben Jahr zum Kapellmeister befördert. In dieser Stellung erfreute er sich
der besondern Gunst des PapstesJulius III., der ihn 1555 in das Sängerkollegium der Sixtinischen Kapelle berief, ebenso des
PapstesMarcellus II. Da aber des letztern Nachfolger Paul IV. Anstoß daran nahm, daß Palestrina nicht dem geistlichen
Stand angehörte und sogar verheiratet war, so mußte er seinen Posten verlassen; doch erhielt er kurze Zeit darauf die eben
erledigte Kapellmeisterstelle an San Giovanni im Lateran und 1561 die besser besoldete an Santa MariaMaggiore. In diese Zeit
fallen seine achtstimmig für zwei Chöre geschriebenen Improperien (s. d.), die 1560 am Karfreitag zum
erstenmal aufgeführt wurden und einen so tiefen Eindruck machten, daß der PapstPius IV. eine Abschrift davon für die päpstliche
Kapelle verlangte.
Mit diesem Werk beginnt Palestrina, der sich bis dahin streng an die ältern Meister angeschlossen hatte, seinen eignen
Weg zu gehen, und sein Beruf zum Reformator auf dem Gebiet der Kirchenmusik kündigte sich jetzt so deutlich an, daß die beim
Konzil von Trient
[* 18] versammelte Behörde zur Verbesserung der Kirchenmusik ihn von allen lebenden Tonkünstlern für den fähigsten
hielt, die Frage zu lösen, ob die polyphone Musik der kirchlichen Erbauung förderlich oder nachteilig
und in letzterm Fall aus der Kirche zu verbannen sei. In ihrem Auftrag schrieb Palestrina drei Messen, in denen (besonders in der dritten,
welche er in dankbarer Erinnerung an seinen Gönner, den PapstMarcellus II., »MissaPapae Marcelli« benannte) neben kunstvollster
Stimmenverflechtung die Hauptbedingungen einer wirkungsvollen Vokalmusik, Deutlichkeit der Melodie und
Verständlichkeit der Textesworte, so vollständig erfüllt waren, daß die Beibehaltung der Kunstmusik in der Kirche von
seiten des Konzils einstimmig beschlossen wurde.
Durch diese Messen, deren erste Ausführung stattfand, war den Italienern ein ihnen eigentümlicher Kirchenstil
geschaffen, der in seiner edlen Einfachheit und Erhabenheit das Prädikat »klassisch« mit Recht beanspruchen
darf und später unter dem Namen »Palestrinastil« für alle weitern Arbeiten dieser Gattung mustergültig wurde. Infolge dieser
That wurde Palestrina zum Komponisten der päpstlichen Kapelle, 1571 (nach dem TodAnimuccias) auch zum Kapellmeister der Peterskirche
ernannt. In demselben Jahr übernahm er an dessen Stelle die Leitung des Gesanges bei den Andachtsübungen
des Filippo Neri (s. Musik, S. 924, und Oratorium) und eröffnete mit Nanini eine Musikschule, die im Gegensatz zur ältern des
Goudimel die »neuere römische Schule« genannt wurde und bald zu großer Berühmtheit gelangte. So als ausübender wie als
schaffender Musiker rastlos sich bethätigend, wurde er vom Tod ereilt.
SeinLeichnam ward in der Peterskirche beigesetzt und sein Grab durch die Inschrift »Musicae princeps« gekennzeichnet. Palestrinas
zahlreiche Werke, mit Ausschluß zweier BücherMadrigale sämtlich für die Kirche geschrieben, erschienen zu seinen Lebzeiten
nur teilweise im Druck und der damaligen Sitte gemäß nur in Stimmenausgaben. In neuerer Zeit, nachdem
sie zuerst durch Cherubini in weitere Kreise
[* 19] eingeführt worden, erschienen sie auch in Partitur (von Alfieri, einzelne Werke
in Proskes »Musica divina«). Eine auf 30 Bände berechnete kritische Gesamtausgabe der Werke erscheint seit 1862 in Leipzig
[* 20] (Bd. 1-6 von Espagne redigiert, Fortsetzung 1879 von Haberl übernommen).
Vgl. Baini, Memorie storico-critiche
della vita e delle opere di Giovanni Pierluigi da Palestrina (Rom 1828, 2 Bde.;
deutsch von Kandler und Kiesewetter, Leipz. 1834);