mehr
von zwölf Stammgebieten alle Bedeutung. Vielmehr zerfiel seit jener Zeit der westliche, zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan gelegene Teil des Landes in die drei Distrikte Judäa, Samaria und Galiläa. Judäa, der südlichste und größte Teil des Westjordanlandes, zwischen dem Mittelmeer, dem untern Jordan und dem Toten Meer, wurde zu Jesu Zeiten in das nördliche oder eigentliche Judäa und in das südliche Judäa oder Idumäa eingeteilt. Johannes Hyrkanos (135-106) hatte letzteres erobert, die Idumäer zur Annahme des mosaischen Gesetzes gezwungen und die Länder zu einem Ganzen vereinigt.
Unter Herodes d. Gr. wurde der idumäische Stamm in ganz Palästina [* 2] sogar der herrschende Peräa oder das gesamte Ostjordanland Palästinas zerfiel in die Provinzen: Trachonitis, die nördlichste, am Antilibanon und südwärts nach dem Gebirge Gilead zu, nebst Ituräa, Gaulonitis, an der Ostküste des Sees Genezareth, Batanäa, südlich vom vorigen, und Peräa im engern Sinn, die alten Stammgebiete von Gad und Ruben. Im 4. Jahrh. n. Chr. teilte man Palästina mit Zurechnung von Arabia peträa ein in: Palästina prima, Nordjudäa und Samaria umfassend, mit der Hauptstadt Cäsarea;
Palästina secunda, das alte Galiläa mit der ganzen Umgegend des Sees Genezareth, sowohl an der Ost- als an der Westseite, und der Hauptstadt Skythopolis;
Palästina tertia (Palästina salutaris), Südjudäa, Idumäa und das Peträische Arabien, mit der Hauptstadt Petra.
Ägypten etc

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Ägypten.Bei der Teilung des römischen Reichs (395) fiel Palästina dem morgenländischen Kaisertum zu und teilte dessen Schicksale. 636 bemächtigte sich der Kalif Omar Palästinas. Nur auf kurze Zeit (1099 bis 1187) ward das unter fast 500jährigem Druck seufzende Land, welches alle Geschicke der wechselnden Herrschaft der sarazenischen Oberhäupter in Ägypten [* 3] teilte, durch die christlichen Kreuzfahrer von der Herrschaft der Ungläubigen befreit. Von nun an war Palästina, schon seit dem Anfang der Kreuzzüge jammervoll verheert, der stete Schauplatz wütender Kämpfe zwischen den Sarazenen und den christlichen Kreuzfahrern, die bis 1291 die Wiedereroberung desselben vergeblich versuchten, sowie zahlreicher Eroberungszüge asiatischer Horden, bis es 1517 unter dem Sultan Selim I. in die Hände der osmanischen Türken kam. 1799 fiel Napoleon I. von Ägypten aus in Palästina ein, zog sich aber nach vergeblicher Belagerung von Ptolemais (St.-Jean d'Acre) wieder zurück.
Kairo

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Kairo.Das Schicksal Palästinas schien einer Wendung zum Bessern entgegenzugehen, als Ibrahim Pascha 1832 Besitz von demselben nahm und Mehemed Ali es mit Ägypten vereinte. Die schweren Bedrückungen der Bewohner dauerten zwar auch unter dieser Regierung fort und wurden noch obendrein durch die früher unbekannten Soldatenaushebungen gesteigert; allein die Konsequenz, mit der die Regierung von Kairo [* 4] ihre Anordnungen durchführte, hatte doch die wohlthätige Folge, daß Sicherheit nach außen herrschte und Ackerbau und Industrie wenigstens vor gewaltsamen Störungen geschützt waren. Seit der Vertreibung der Ägypter aus Syrien und Palästina 1841 seufzt Palästina jedoch wieder unter türkischer Herrschaft.
[Litteratur.]
Die allseitige Erforschung des Heiligen Landes ist namentlich seit den letzten Jahrzehnten mit vermehrtem Eifer und erfreulichem Erfolg fortgesetzt worden.
Unter den Leistungen nach dieser Richtung verdienen vor allen die von Titus Tobler (seit 1835) und dem Amerikaner Edw. Robinson (1838) als epochemachend genannt zu werden. Andre wichtige Reiseunternehmungen der Neuzeit sind die von Roth, der besonders Höhenmessungen anstellte (1837, 1856, 1858), Russegger (1838), Symonds (1841), E. G. Schultz (1843), Sepp (seit 1845), Lynch (1848), de Saulcy (1850-51, 1863), van de Velde (1851 f. und 1862), Smith (1852), de Voguë (1853 und 1861), V. Guérin (seit 1854), G. Rosen (seit 1855), G. Rey (seit 1857), Cyrille Graham (1857) und Wetzstein (1858), die den Hauran bereisten, Herzog von Luynes (1864) u. a. Die gesamte Litteratur über Palästina bis dahin (gedruckte Bücher, Handschriften, Karten und Bilder von den ältesten Zeiten bis 1866 umfassend) hat Titus Tobler in der »Bibliographia geographica Palaestinae« (Leipz. 1867) zusammengestellt, woraus wir von den neuern Werken nur die Beschreibungen von Sepp (»Jerusalem [* 5] und das Heilige Land«, 2. Aufl., Regensb. 1876) und O. Strauß [* 6] (»Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift«, 2. Aufl., Leipz. 1877) anführen wollen. Von den seitdem erschienenen Schriften seien genannt: Fraas, Aus dem Orient (Stuttg. 1867);
V. Guérin, Description géographique, historique et archéologique (Par. 1868-80, 7 Bde.);
Derselbe, La Terre Sainte, son histoire, ses souvenirs, etc. (1881-83, Prachtwerk);
Duc de Luynes Voyage d'exploration à la Mer Morte, etc. (Par. 1871-76, 3 Bde.);
Tristram, The land of Moab (Lond. 1873);
Ebers und Guthe, Palästina in Bild und Wort (Stuttg. 1881-83, Prachtwerk);
Charmes, Voyage en Palestine (Par. 1885);
K. Bädeker, Palästina und Syrien (bearbeitet von Socin, 2. Aufl., Leipz. 1880);
Meyers Reisebücher: »Orient«, Bd. 1 (2. Aufl., das. 1888).
London

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London.Am wichtigsten sind jedoch die Arbeiten des 1865 in London [* 7] gebildeten Palestine Exploration Fund, welcher mit großen Mitteln eine genaue systematische Erforschung zunächst des Westjordanlandes durchgeführt hat. Diese Arbeiten, an denen sich besonders Wilson, Anderson, Warren, Conder, Drake, Palmer, Kitchener u. a. beteiligten, erstrecken sich auf genaue geographische und geognostische Aufnahme des Landes, Erforschung der Ruinen, der heutigen Bevölkerungsverhältnisse, der Fauna und Flora, auf Ausgrabungen in Jerusalem und andern historisch wichtigen Orten, auf photographische Abbildungen, Meteorologie etc. 1881 begann derselbe Verein, von den Türken leider bald darin unterbrochen, die Aufnahme des Ostjordanlandes, nachdem 1880 seine Karte des Westjordanlandes in 26 Blättern erschienen war (vgl. »Our work in Palestine«, Lond. 1873; Warren, Recovery of Jerusalem, das. 1872; Conder, Tent work in Palestine, neue Ausg. 1885). Ein deutscher Verein zur Erforschung Palästinas, gegründet von Zimmermann, Kautzsch und Socin, trat im April 1877 ins Leben; seine seit 1878 vierteljährlich zu Leipzig [* 8] erscheinende Zeitschrift (Redaktion von H. Guthe) enthält wertvolle Beiträge zur Landeskunde und alljährliche Übersichten der gesamten Litteratur über Palästina. Von den Kartenwerken über Palästina sind, außer den eben angeführten aus neuester Zeit, namhaft zu machen: Mencke, Bibelatlas (Gotha [* 9] 1868);
de Bruyn, Palaestina ex veteris aevi monumentis ac recentioribus illustrata (3. Aufl., Utrecht [* 10] 1874);
Smith und Grow, Historical atlas of ancient geography (Lond. 1874);
Kiepert, Neue Wandkarte von Palästina (5. Aufl., Berl. 1883).