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subtropische Flora besitzt. Zeder und Cypresse kommen jetzt nur noch selten vor. Die Knoppereiche wächst im N. und O. Palästinas, die Steineiche südlich vom Karmel, die Terebinthe und der Johannisbrotbaum überall, die Tamariske und Pappel im untern Jordanthal. Weizen, von welchem der Bauer meist lebt, dann Gerste, Dinkel, Hirse, Sorghum, Bohnen, Erbsen, Linsen, auch Roggen und Mais sind die hauptsächlichsten Getreidearten, welche schon im Altertum angebaut wurden.
Auch Anis, Fenchel, Senf, Kümmel, Sesam, Hanf und Flachs kommen vor; ferner Blumenkohl, Gurken, Lattich, Zwiebeln, Melonen, Artischocken, Spargel, Trüffeln in der Wüste (letztere drei wild wachsend). Baumwolle gedieh in Palästina in alter wie neuer Zeit; im Mittelalter war die Baumwollweberei berühmt, jetzt arbeitet sie meist nur für den inländischen Verbrauch. Maulbeerbäume gab es schon in alten Zeiten; Morus alba jedoch, jetzt namentlich im Libanon verbreitet, wurde erst in byzantinischer Zeit eingeführt.
Zuckerrohr und Balsamstaude gediehen einst bei Jericho, ersteres jetzt noch bei Jafa und Akka; die Dattelpalme findet sich im S. Palästinas und wild am Toten Meer. Weit verbreitet waren und sind Ölbaum, Feigenbaum und Weinstock. Erst seit neuester Zeit keltern wieder deutsche Kolonisten in Hebron, Bethlehem etc. gute Weinsorten. Birn- und Apfelbäume waren zu jeder Zeit selten, Granaten anscheinend einst verbreiteter als jetzt. Berühmt sind die ausgedehnten Baumgärten des heutigen Jafa, wo Apfelsinen, Zitronen, Pfirsiche, Mandeln etc. in üppiger Fülle gedeihen.
Die Viehzucht bildete einen der Haupterwerbszweige der Bewohner Palästinas. Heute wie vorzeiten gibt es zahlreiche Herden von Schafen und Ziegen, welche neben Hühnern ausschließlich die Fleischnahrung liefern. Das Rind diente mehr zum Pflügen und Dreschen; der zahme Büffel wird jetzt im Jordanthal gehalten; Kamele finden sich mehr im Ostjordanland und in der südlichen Wüste als im W. Pferde sind jetzt häufiger als in alter Zeit, dafür waren damals Esel und Maultiere weit mehr im Gebrauch als jetzt.
Besonders geschätzt sind heute die großen weißen Esel aus der Wüste. Schweine fanden sich nur bei den heidnischen Bewohnern des Ostjordanlandes. Die Gans scheint in alten Zeiten nicht gezüchtet worden zu sein, das heute verbreitete Haushuhn erst seit dem Exil. Der Hund und die erst spät gezähmte Katze lebten stets in Palästina in halbwildem Zustand. Von wilden Tieren kamen und kommen vor: Hyänen, Schakale, Füchse, Dachse, Igel, Stachelschweine, Löwen (jetzt ausgestorben), Leoparden (jetzt sehr selten), Geparden, Wildschweine, Bären (im Libanon), Gazellen, Steinböcke;
sodann Fledermäuse, allerlei Nagetiere, Klippschliefer, wilde Enten, Rebhühner, wilde Tauben, Wachteln, Störche, Adler, Geier;
allerlei Schildkröten, Schlangen und Eidechsen. Im See Genezareth ward einst bedeutende Fischerei getrieben;
die Bienenzucht liefert Ersatz für den Zucker.
Von Ausbeutung etwa vorhandener Metalle ist in Palästina nie die Rede gewesen. Von den verschiedenen, zum Teil sehr verheerenden Landplagen Palästinas stehen die häufigen Erdbeben obenan, deren in der Heiligen Schrift mehrere erwähnt werden. Heiße, versengende Ostwinde, Hagelwetter, Wolkenbrüche, Heuschreckenzüge, allgemeine Dürre behaupten noch jetzt, wie ehedem, ihre Gewalt und vermehren die Unsicherheit der Existenz in dem Grad, als ihnen eine geregelte Kultur durch geeignete Präservativmittel nicht mehr entgegenwirkt. Auch die Plage des Aussatzes sucht jetzt noch die Bewohner Palästinas, namentlich die ärmern Klassen, heim.
Heute zerfällt Palästina in die vier Liwas El Kuds e'-Scherif (Jerusalem), Nabulus, welches auch die Belka jenseit des Jordans umfaßt, Akka und Hauran des Wilajets Surija (Syrien), deren Gesamtbevölkerung, soweit jene Bezirke Teile des alten Palästina umfassen, höchstens 650,000 Seelen beträgt. Dagegen lassen die (freilich wohl übertriebenen) Angaben der Bibel schließen, daß die Juden etwa in der Stärke von 2½ Mill. einwanderten und in der Zeit der Richter vielleicht das Doppelte (?) zählten.
Immerhin mag das Land einst vier- bis fünffach stärker bevölkert gewesen sein, also 2½ Mill. Seelen besessen haben, was die heutige Bevölkerungsdichtigkeit der Schweiz überträfe. Ethnographisch setzt sich die heutige Bevölkerung aus Syrern und Arabern zusammen, wozu in kleinerer Zahl noch Griechen, Türken, Juden und Franken (Deutsche in Haifa, Jafa, Jerusalem etc.) kommen. Nach der Religion scheiden sie sich in Mohammedaner (80 Proz.), Christen der verschiedenen Riten und Juden, welch letztere übrigens keine Reste der alten Juden, sondern in neuerer Zeit aus Europa eingewandert sind.
Geschichte.
Die ältesten Einwohner von Palästina waren, abgesehen von den im Pentateuch und im Buch Josua erwähnten, die semitischen oder kanaanitischen Stämme der Chetiter, des hervorragendsten, mächtigsten Volkes, dessen Gebiet sich um das Bergland von Hebron vom Jordan bis zum Mittelmeer erstreckte, der Jebusiter in und um Jerusalem (früher Jebus), der Cheviter und Amoriter nördlich, der Moabiter östlich, der Philister südlich von den Chetitern. Sie hatten eine zahlreiche Bevölkerung, wohnten in stattlichen ummauerten Städten und betrieben nicht nur einträglichen Ackerbau, sondern auch Handelsverkehr und Gewerbe.
Ihre höchsten Götter waren Baal und Astarte. Hof und Heer ihrer Könige waren stattlich und wohlgeordnet. Die Chetiter konnten im 14. Jahrh. v. Chr. 2500 Streitwagen stellen. Schon um 2000 wurden die Kanaaniter von Elam und Babylonien aus bekriegt, und nach der Vertreibung der Hyksos aus Ägypten zwangen die Pharaonen von Theben die Kanaaniter wiederholt zur Zahlung ansehnlicher Tribute, ohne jedoch eine dauernde Herrschaft über sie zu erlangen. Im 13. Jahrh. trat eine bedeutende Veränderung in Palästina ein, indem die Amoriter nach Unterwerfung der Moabiter das Reich der Chetiter stürzten und auch den Chevitern den südlichen Teil ihres Gebiets entrissen.
Die Chetiter flohen teils nach Phönikien, teils blieben sie inmitten der Amoriter wohnen, die ebenfalls kein einheitliches Gemeinwesen bildeten, so daß Palästina in zahlreiche kleine Fürstenherrschaften zerfiel. Um 1250 fielen die Israeliten unter Josua in Kanaan ein, eroberten Jericho und besiegten mit Hilfe der Cheviter die Amoriter in der Schlacht bei Gibeon. Hierauf eroberten sich die einzelnen Stämme (Ruben, Gad und der größere Teil von Manasse blieben auf dem östlichen Jordanufer) in Einzelkämpfen ihre Gebiete; lange Zeit blieben noch Reste der alten Einwohner (Kanaaniter und Gibeoniten) unter den Israeliten wohnen.
Die Philister behaupteten nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern eroberten sich in den Zeiten der Spaltung der Israeliten einen großen Teil des Landes, und erst unter David wurde ihre Macht gebrochen und die Unterwerfung von ganz Palästina unter die Herrschaft der Israeliten vollendet, die sich 953 in die Reiche Juda und Israel teilten. Im Verlauf der geschichtlichen Entwickelung (s. Juden) erlitt die alte Einteilung Palästinas bedeutende Abänderungen. Seit der Babylonischen Gefangenschaft verlor die Unterscheidung
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von zwölf Stammgebieten alle Bedeutung. Vielmehr zerfiel seit jener Zeit der westliche, zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan gelegene Teil des Landes in die drei Distrikte Judäa, Samaria und Galiläa. Judäa, der südlichste und größte Teil des Westjordanlandes, zwischen dem Mittelmeer, dem untern Jordan und dem Toten Meer, wurde zu Jesu Zeiten in das nördliche oder eigentliche Judäa und in das südliche Judäa oder Idumäa eingeteilt. Johannes Hyrkanos (135-106) hatte letzteres erobert, die Idumäer zur Annahme des mosaischen Gesetzes gezwungen und die Länder zu einem Ganzen vereinigt.
Unter Herodes d. Gr. wurde der idumäische Stamm in ganz Palästina sogar der herrschende Peräa oder das gesamte Ostjordanland Palästinas zerfiel in die Provinzen: Trachonitis, die nördlichste, am Antilibanon und südwärts nach dem Gebirge Gilead zu, nebst Ituräa, Gaulonitis, an der Ostküste des Sees Genezareth, Batanäa, südlich vom vorigen, und Peräa im engern Sinn, die alten Stammgebiete von Gad und Ruben. Im 4. Jahrh. n. Chr. teilte man Palästina mit Zurechnung von Arabia peträa ein in: Palästina prima, Nordjudäa und Samaria umfassend, mit der Hauptstadt Cäsarea;
Palästina secunda, das alte Galiläa mit der ganzen Umgegend des Sees Genezareth, sowohl an der Ost- als an der Westseite, und der Hauptstadt Skythopolis;
Palästina tertia (Palästina salutaris), Südjudäa, Idumäa und das Peträische Arabien, mit der Hauptstadt Petra.
Bei der Teilung des römischen Reichs (395) fiel Palästina dem morgenländischen Kaisertum zu und teilte dessen Schicksale. 636 bemächtigte sich der Kalif Omar Palästinas. Nur auf kurze Zeit (1099 bis 1187) ward das unter fast 500jährigem Druck seufzende Land, welches alle Geschicke der wechselnden Herrschaft der sarazenischen Oberhäupter in Ägypten teilte, durch die christlichen Kreuzfahrer von der Herrschaft der Ungläubigen befreit. Von nun an war Palästina, schon seit dem Anfang der Kreuzzüge jammervoll verheert, der stete Schauplatz wütender Kämpfe zwischen den Sarazenen und den christlichen Kreuzfahrern, die bis 1291 die Wiedereroberung desselben vergeblich versuchten, sowie zahlreicher Eroberungszüge asiatischer Horden, bis es 1517 unter dem Sultan Selim I. in die Hände der osmanischen Türken kam. 1799 fiel Napoleon I. von Ägypten aus in Palästina ein, zog sich aber nach vergeblicher Belagerung von Ptolemais (St.-Jean d'Acre) wieder zurück.
Das Schicksal Palästinas schien einer Wendung zum Bessern entgegenzugehen, als Ibrahim Pascha 1832 Besitz von demselben nahm und Mehemed Ali es mit Ägypten vereinte. Die schweren Bedrückungen der Bewohner dauerten zwar auch unter dieser Regierung fort und wurden noch obendrein durch die früher unbekannten Soldatenaushebungen gesteigert; allein die Konsequenz, mit der die Regierung von Kairo ihre Anordnungen durchführte, hatte doch die wohlthätige Folge, daß Sicherheit nach außen herrschte und Ackerbau und Industrie wenigstens vor gewaltsamen Störungen geschützt waren. Seit der Vertreibung der Ägypter aus Syrien und Palästina 1841 seufzt Palästina jedoch wieder unter türkischer Herrschaft.
[Litteratur.]
Die allseitige Erforschung des Heiligen Landes ist namentlich seit den letzten Jahrzehnten mit vermehrtem Eifer und erfreulichem Erfolg fortgesetzt worden.
Unter den Leistungen nach dieser Richtung verdienen vor allen die von Titus Tobler (seit 1835) und dem Amerikaner Edw. Robinson (1838) als epochemachend genannt zu werden. Andre wichtige Reiseunternehmungen der Neuzeit sind die von Roth, der besonders Höhenmessungen anstellte (1837, 1856, 1858), Russegger (1838), Symonds (1841), E. G. Schultz (1843), Sepp (seit 1845), Lynch (1848), de Saulcy (1850-51, 1863), van de Velde (1851 f. und 1862), Smith (1852), de Voguë (1853 und 1861), V. Guérin (seit 1854), G. Rosen (seit 1855), G. Rey (seit 1857), Cyrille Graham (1857) und Wetzstein (1858), die den Hauran bereisten, Herzog von Luynes (1864) u. a. Die gesamte Litteratur über Palästina bis dahin (gedruckte Bücher, Handschriften, Karten und Bilder von den ältesten Zeiten bis 1866 umfassend) hat Titus Tobler in der »Bibliographia geographica Palaestinae« (Leipz. 1867) zusammengestellt, woraus wir von den neuern Werken nur die Beschreibungen von Sepp (»Jerusalem und das Heilige Land«, 2. Aufl., Regensb. 1876) und O. Strauß (»Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift«, 2. Aufl., Leipz. 1877) anführen wollen. Von den seitdem erschienenen Schriften seien genannt: Fraas, Aus dem Orient (Stuttg. 1867);
V. Guérin, Description géographique, historique et archéologique (Par. 1868-80, 7 Bde.);
Derselbe, La Terre Sainte, son histoire, ses souvenirs, etc. (1881-83, Prachtwerk);
Duc de Luynes Voyage d'exploration à la Mer Morte, etc. (Par. 1871-76, 3 Bde.);
Tristram, The land of Moab (Lond. 1873);
Ebers und Guthe, Palästina in Bild und Wort (Stuttg. 1881-83, Prachtwerk);
Charmes, Voyage en Palestine (Par. 1885);
K. Bädeker, Palästina und Syrien (bearbeitet von Socin, 2. Aufl., Leipz. 1880);
Meyers Reisebücher: »Orient«, Bd. 1 (2. Aufl., das. 1888).
Am wichtigsten sind jedoch die Arbeiten des 1865 in London gebildeten Palestine Exploration Fund, welcher mit großen Mitteln eine genaue systematische Erforschung zunächst des Westjordanlandes durchgeführt hat. Diese Arbeiten, an denen sich besonders Wilson, Anderson, Warren, Conder, Drake, Palmer, Kitchener u. a. beteiligten, erstrecken sich auf genaue geographische und geognostische Aufnahme des Landes, Erforschung der Ruinen, der heutigen Bevölkerungsverhältnisse, der Fauna und Flora, auf Ausgrabungen in Jerusalem und andern historisch wichtigen Orten, auf photographische Abbildungen, Meteorologie etc. 1881 begann derselbe Verein, von den Türken leider bald darin unterbrochen, die Aufnahme des Ostjordanlandes, nachdem 1880 seine Karte des Westjordanlandes in 26 Blättern erschienen war (vgl. »Our work in Palestine«, Lond. 1873; Warren, Recovery of Jerusalem, das. 1872; Conder, Tent work in Palestine, neue Ausg. 1885). Ein deutscher Verein zur Erforschung Palästinas, gegründet von Zimmermann, Kautzsch und Socin, trat im April 1877 ins Leben; seine seit 1878 vierteljährlich zu Leipzig erscheinende Zeitschrift (Redaktion von H. Guthe) enthält wertvolle Beiträge zur Landeskunde und alljährliche Übersichten der gesamten Litteratur über Palästina. Von den Kartenwerken über Palästina sind, außer den eben angeführten aus neuester Zeit, namhaft zu machen: Mencke, Bibelatlas (Gotha 1868);
de Bruyn, Palaestina ex veteris aevi monumentis ac recentioribus illustrata (3. Aufl., Utrecht 1874);
Smith und Grow, Historical atlas of ancient geography (Lond. 1874);
Kiepert, Neue Wandkarte von Palästina (5. Aufl., Berl. 1883).