Ihnen schließt sich die österreichische Expedition unter v.
Wüllerstorf-Urbair 1858
f. an, welche jedoch die Kenntnis von
Ozeanien
[* 3] nicht erheblich gefördert hat. Unter den von andern
Nationen unternommenen Forschungsreisen verdienen
besondere Erwähnung die amerikanische unter
Wilkes 1839 f., welche, in großartigem
Maßstab
[* 4] angelegt, auch sehr bedeutende
Resultate geliefert und sich über den ganzen
Ozean, nur mit Ausschluß
Melanesiens, ausgedehnt hat, und die schwedische unter
Virgin, der besonders
Hawai,
[* 5] die
Gesellschaftsinseln und Tonga besuchte.
In den letzten Dezennien haben sich die Forschungen besonders mit den Völkern, welche einzelne
Inseln und Inselgruppen bewohnen,
beschäftigt.
GroßeVerdienste hat sich namentlich das große
HamburgerHausGodeffroy um die Kenntnis der Südseeinseln durch
wiederholte Aussendung von Reisenden und Anlegung einer großen ethnographische Sammlung erworben. Die über größere
Gebiete des
StillenOzeans sich erstickenden
Fahrten des
Challenger (1873-76), der
Tuscarora (1873 und 1874) und der
Gazelle (1876)
haben sich nur vorübergehend mit den
Ländern, welche sie berührten, beschäftigt.
Die
ReiseBastians 1878, welche sich auf
Neuseeland,
Hawai u. a. erstreckte, hat uns wie die vonFinsch, der 1879-82Hawai,
Mikronesien,
Melanesien und
Neuseeland und 1884 die Nordostküste von
Neuguinea erforschte, sehr reiches
Material für die genauere
Kenntnis der betreffenden Gebiete geliefert. Durch die erfolgte Besitzergreifung so vieler
Inseln in neuerer Zeit und ihre
Erforschung behufs Nutzbarmachung ihrer Hilfsquellen wird diese Kenntnis fortdauernd erweitert. Auch den
Missionären, von
denen jetzt die evangelischen allein 99
Stationen besitzen, auf denen 82 europäische und 3173 eingeborne
Missionäre wirken und 254,036 eingeborne
Christen leben, verdanken wir sehr wichtige Beiträge, namentlich für die
Ethnographie
[* 6] der
Inseln, wie auch von einzelnen europäischen Ansiedlern uns wertvolle Mitteilungen gemacht worden sind.
(Erd- oder
Bergwachs,
Bergtalg,
Neftgil),
Mineral aus der
Ordnung der
Harze, findet sich nur amorph, ist in der
Konsistenz dem Bienenwachs ähnlich, heller oder dunkler grünlich oder bräunlich bis schwarzbraun gefärbt, wird zwischen
den
Fingern klebrig und nach und nach sehr bildsam, riecht wie
Petroleum, oft noch penetranter, spez. Gew.
0,94-0,96, schmilzt bei 58-98°, sehr selten bei höherer
Temperatur, und besteht im wesentlichen aus
Kohlenwasserstoffen.
Das
Neftgil von
Swätoi-Ostrow ist mit dem Ozokerit nahezu identisch, weicht aber doch in der
Konsistenz nicht unerheblich ab. Man
gewinnt den Ozokerit bergmännisch, er bildet wie
Kohle eigne, sich vielfach wiederholende
Flöze, die nicht
nur nahe der Oberfläche, sondern auch in bedeutender Tiefe lagern (in
Boryslaw über 160 m tief). Die
Nester stehen nicht
selten unter sehr hohem
Druck, und wenn sie geöffnet werden, treibt bisweilen das mit eingeschlossen
Gas den Ozokerit wie
eine weiche
Masse hervor, so daß die
Arbeiter nach höher gelegenen
Stellen des
Schachts flüchten müssen. Ozokerit erscheint jedoch
auch in eingesprengten runden
Stücken
(Wanzen) oder als Blasenwachs, welches mit eignem hohen Gasdruck durch eine
Kluft förmlich
ausgeblasen wird.
(aktiver, polarisierter
Sauerstoff), eine Modifikation des
Sauerstoffs, welche sich durch
¶
mehr
eigentümlichen phosphorigen Geruch (daher der Name) und durch viel stärkeres Oxydationsvermögen von gewöhnlichem Sauerstoff
unterscheidet. Die Atmosphäre enthält nach Jahres- und Tageszeiten, klimatischen und lokalen Verhältnissen schwankende geringe
Mengen man kann dasselbe auch künstlich darstellen, doch gelingt es immer nur, Sauerstoff oder Luft mehr oder minder stark
zu ozonisieren, niemals den Sauerstoff vollständig in Ozon umzuwandeln. Das Ozon läßt sich auch aus einem
derartigen Gasgemisch nicht abscheiden, und reines Ozon ist daher noch nicht bekannt.
Schönbein entdeckte das Ozon 1840 bei der elektrochemischen Zersetzung des Wassers, bei welcher der frei werdende Sauerstoff durch
Ozongehalt einen eigentümlichen Geruch besitzt. Denselben Geruch bemerkt man auch in der Nähe einer thätigen
Elektrisiermaschine
[* 22] (van Marum 1785), und wenn zahlreiche elektrische Funken durch Luft oder Sauerstoff schlagen. Seit dem Altertum
kennt man den »Schwefelgeruch«, welchen ein Blitzstrahl in geschlossenen Räumen zurückläßt, und dieser Geruch ist ohne Zweifel
auf Ozon, gebildet durch den mächtigen elektrischen Funken, zurückzuführen.
Elektrische
[* 23] Apparate benutzt man auch zur Darstellung von Ozon. Das einfache Siemenssche Instrument besteht z. B. im wesentlichen
aus zwei konzentrisch ineinander steckenden Glasröhren mit Stanniolbelegung der innern Röhre an der innern und der äußern
Röhre an der äußern Wand. Die innere Röhre ist an einem Ende geschlossen und so in die äußere eingeschmolzen,
daß ein Zwischenraum zwischen beiden bleibt, durch welchen man den zu ozonisierenden Sauerstoff leitet.
Die äußere Röhre ist an einem Ende zu einem dünnen Ansatzrohr ausgezogen, ein ähnliches ist am andern angelötet. Bringt
man nun die von den Polen eines Ruhmkorffschen Induktionsapparat ausgehenden Drähte mit dem Stanniolbelag
der beiden Röhren
[* 24] in Verbindung, so beginnt der Zwischenraum zu leuchten, und der in ihm befindliche Sauerstoff wird ozonisiert.
Ozon entsteht auch bei vielen chemischen Prozessen, z. B. wenn Phosphor halb unter Wasser an der Luft sich oxydiert, und vielleicht
wird bei allen Oxydationsprozessen der Sauerstoff zunächst ozonisiert. So sind die Gase
[* 25] im äußern Mantel
der Flamme einer Weingeistlampe oder eines Bunsenschen Brenners stark ozonhaltig, und wenn man ätherische Öle,
[* 26] wie Terpentinöl,
Zitronenöl, Wacholderöl, in einer nur halb gefüllten Flasche,
[* 27] namentlich am Sonnenlicht, einige Zeit stehen läßt und öfters
schüttelt, so werden sie stark ozonhaltig und wirken sehr kräftig oxydierend.
Wenn Sauerstoff ozonisiert wird, verringert sich gleichzeitig sein Volumen (höchste erreichte Volumverminderung 10 Proz.);
zerstört man dann das Ozon durch Erhitzen, so wird auch das ursprüngliche Volumen wiederhergestellt. Man
hat ermittelt, daß Ozon gerade 1,5mal so dicht ist als gewöhnliches Sauerstoffgas, und daraus gefolgert, daß das
Molekül des Ozons 3 AtomeSauerstoff enthalte, während das Molekül des gewöhnlichen Sauerstoffs zweiatomig
ist. Bei -55°
durch sehr schwache elektrische Entladungen stark ozonisierter Sauerstoff erscheint in etwa 1 m starker
Schicht bläulich, und wenn man ihn stark komprimiert, wird er dunkelblau. Ozon scheint viel leichter komprimierbar
zu sein als Sauerstoff, doch ist die Darstellung von flüssigem Ozon noch nicht gelungen. Ozon riecht eigentümlich durchdringend
und so intensiv, daß es selbst in 500,000facher Verdünnung bemerkbar ist; beim Einatmen reizt es die
Respirationsorgane ähnlich wie Chlor. 1 LiterWasser löst bei Abwesenheit von Stickstoff 8 cbm Ozon, doch wird dasselbe bei Berührung
mit Wasser allmählich in gewöhnlichen Sauerstoff übergeführt.
Mit jodkaliumhaltigem Stärkekleister bestrichenes Papier dient daher zur Nachweisung des Ozons. Rotes
Lackmuspapier, mit Jodkaliumlösung befeuchtet, wird durch Ozon infolge der Bildung von Ätzkali gebläut; frisch bereitete Guajaktinktur
wird ebenfalls durch Ozon gebläut; Papier, mit schwefelsaurem Manganoxydul oder mit Thalliumoxydullösung getränkt, wird unter
Bildung von höhern Oxydationsstufen gebräunt. Diese Reaktionen sind aber zum Nachweis von Ozon in der atmosphärischen
Luft nicht brauchbar, weil sie auch durch stets vorhandenes Wasserstoffsuperoxyd, durch salpetrige Säure und Chlor hervorgebracht
werden.
Überdies sind die Angaben jener Reagenzien sehr stark von dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft abhängig. Das einzige Mittel,
Ozon von Wasserstoffsuperoxyd zu unterscheiden, ist metallisches Silber. Ozon zerstört organische Farbstoffe,
namentlich auch Indigo,
[* 32] ebenso Fäulnisgase und Miasmen, überhaupt sehr viele organische Substanzen, während andre nur bis
zu einem gewissen Punkt umgewandelt werden. Nitroglycerin, Schießbaumwolle, Jodstickstoff, Borstickstoff und pikrinsaure Alkalien
explodieren in ozonreicher Luft.
Schönbein, welcher 1840 das Ozon entdeckte, glaubte, daß es zwei Modifikationen des Sauerstoffs gäbe: elektropositives Ozon und
elektronegatives Antozon;
bei der Polarisation
[* 33] sollte das Sauerstoffgas in diese beiden Modifikationen zerfallen, welche bei
ihrer Vereinigung wieder gewöhnliches Sauerstoffgas gäben.
Über die Existenz des Antozons ist bis in die neueste Zeit viel
gestritten worden; jetzt scheint sicher zu sein, daß das Antozon nicht gleichzeitig mit dem Ozon, sondern
erst bei Zerstörung des letztern bei Gegenwart von Wasser gebildet wird und nichts ist als Wasserstoffsuperoxyd. Nach neuern
Untersuchungen soll der im Terpentinöl gelöste Sauerstoff kein Ozon, sondern Sauerstoff im Zustand freier Atome sein, und für
diesen ist nun der Name Antozon vorgeschlagen worden. Würde sich diese Annahme bestätigen, so hätten
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