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verstehen sie es, Thongefäße herzustellen, eine Kunst, welche den Polynesiern unbekannt war. Am besten gearbeitet unter allen ihren gewerblichen Produkten sind ihre Waffen, [* 2] was bei ihrem kriegerischen Charakter natürlich ist. Bogen [* 3] und Pfeile (öfters vergiftet) finden sich fast überall, dazu kommen Speere, Keulen, Schilde. Alles in allem steht die Gewerbthätigkeit der Melanesier nur in einigen Punkten hinter derjenigen der Polynesier zurück, übertrifft sie aber in vielen andern.
Die Hauptnahrung besteht in Vegetabilien, und zwar bildet sie in Ostmelanesien der Taro, in Westmelanesien, speziell Neuguinea, der Saga. Die Zubereitung ist ganz ähnlich der polynesischen. Als geistiges Getränk ist auch hier die Kawa üblich, die aber nach W. zu abnimmt, wo Tabak [* 4] und Betel an ihre Stelle treten. Bei den meisten melanesischen Stämmen besteht noch heute die Menschenfresserei; auf Fidschi bediente man sich dabei besonderer Gabeln. In der Familie nimmt die Frau eine sehr untergeordnet Stellung ein; durch Kauf erworben, hat sie ein hartes Los; fast alle Arbeiten liegen ihr ob. Polygamie herrscht fast überall.
Von den religiösen Vorstellungen der Melanesier wissen wir wenig, allein dies wenige genügt, um eine Verwandtschaft derselben mit denen der Polynesier darzuthun. Verehrung wird nicht sowohl den von allen Mitgliedern eines Stammes anerkannten obern Göttern zu teil als vielmehr den aus den Seelen Verstorbener hervorgegangenen Göttern, welche durch Bilder, aber auch durch Tiere, Steine u. a. repräsentiert werden. Priester, welche auch als Zauberer auftreten, bringen die Opfer dar, die in Speisen, auch in Menschen bestehen.
Auf den südlichen Inselgruppen gilt auch das Tabu. Die Leichenfeierlichkeiten sind bei Vornehmen groß, die Bestattung ist überall sorgfältig und der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tod allgemein. Die politischen Institutionen sind denen der Polynesier verwandt; doch herrscht auf manchen Gruppen vollständige Demokratie, wogegen auf andern die Häuptlinge bestimmte und nicht geringe Verehrung genießen. Über die Sprachen der Melanesier s. Malaiisch-polynesische Sprachen.
Der erste Verkehr der Melanesier mit Europäern begann im Anfang dieses Jahrhunderts und zwar auf den südlichsten Archipelen, welche von europäischen und australischen Händlern, um das dort wachsende wertvolle Sandelholz zu holen, besucht wurden. Dieser Verkehr wurde für die Eingebornen im höchsten Grad unheilvoll. Später kamen englische protestantische und französische katholische Missionäre, deren Einfluß ein sehr günstiger gewesen ist, und der sich gegenwärtig bereits über mehrere Inselgruppen erstreckt.
Die Besitzergreifungen ganzer Inselgruppen durch europäische Mächte haben auf diesen wenigstens einen lebhaften Verkehr zwischen Europäern und Eingebornen entstehen lassen, der auch durch die Anwerbungen von Arbeitern für die Pflanzer von Queensland, Samoa, [* 5] Neukaledonien [* 6] u. a. befördert worden ist, allerdings sehr wenig zum Vorteil der Eingebornen selber, die häufig genug nur durch gewaltsamen Raub in den Dienst ihrer weißen Herren gebracht werden konnten.
Besitzungen europäischer Staaten.
Von dem Gesamtareal Ozeaniens ist nur noch der kleinere Teil im Besitz der eingebornen Herren. Spanier und Holländer haben hier schon seit zwei Jahrhunderten allerdings meist nur nominelle Erwerbungen gemacht, die Engländer erst seit Beginn dieses Jahrhunderts, die Franzosen in neuerer, Deutschland [* 7] aber erst in der allerneuesten Zeit. Amerikaner erheben offiziell auf keinen Teil Ozeaniens Ansprüche. Die Niederlassungen amerikanische Unternehmer auf einigen kleinen Inselgruppen zur Ausbeutung von Guano und zur Bereitung von Kopra und Trepang sind durchaus privater Natur und wurden nach Erschöpfung der Fundstätten bereits wieder aufgegeben; doch haben die Vereinigten Staaten [* 8] von Nordamerika [* 9] sich auf der Insel Tutuila in der Samoagruppe den Hafen Pago Pago als Kohlenstation abtreten lassen, gerade wie das Deutsche Reich [* 10] die Häfen Taulanga auf Wawau (Tonga), Makata (Duke of York) und Jaluit (Marshallgruppe) erwarb.
Gegenwärtig aber ist der Besitzstand des Deutschen Reichs einer der bedeutendsten im Stillen Ozean. Sicherlich wird auch der noch freie Teil Ozeaniens bald in die Hände der europäischen Mächte, welche sich in diesem Gebiet Konkurrenz machen, also Deutschlands, [* 11] Englands und Frankreichs, und wohl auch der Vereinigten Staaten von Nordamerika übergehen. Der Hawai-Archipel wird den letztern vermutlich sehr bald als reife Frucht zufallen, während der Samoa-Archipel durch den Einspruch Deutschlands und Englands bisher noch vor Annexion bewahrt wurde. Die Besitzergreifung sämtlicher noch freier Inseln durch England wird sehr entschieden von den australischen Kolonisten befürwortet, die durch ihre energischen Proteste die beabsichtigte Okkupation der Neuen Hebriden durch Frankreich verhinderten. Der gegenwärtig Besitzstand europäischer Mächte in Ozeanien [* 12] ist der folgende:
QKilom. | QMeil. | Bewohner | |
---|---|---|---|
Neuseeland | 270392 | 4910.6 | 605736 |
Kermadecinseln | 55 | 1.0 | - |
Lord Howes Insel | 9.3 | 0.15 | 65 |
Aucklandsinseln | 509 | 9.25 | - |
Norfolkinsel | 44 | 0.8 | 663 |
Fidschiinseln | 20807 | 377.78 | 127448 |
Rotumah | 36 | 0.65 | 2450 |
Caroline | 5.5 | 0.1 | - |
Starbuck | 3 | 0.05 | - |
Malden | 89 | 1.6 | 79 |
Fanning | 40 | 0.7 | 150 |
Südöstliches Neuguinea | 229100 | 4161.0 | 137500 |
Englische Besitzungen: | 521090 | 9463.68 | 874091 |
Niederländ. Besitzungen: | |||
Westhälfte von Neuguinea und Nebeninseln | 397202 | 7213 | 250000 |
Nordöstliches Neuguinea | 181650 | 3299 | 109000 |
Neubritannia-Archipel | 47100 | 855.4 | 188000 |
Marshallinseln | 400 | 7.3 | 11000 |
Nördliche Salomoninseln | 22200 | 403 | 80000 |
Deutsche Besitzungen: | 251350 | 4564.7 | 388000 |
Neukaledonien u. Dependenzen | 19950 | 362.3 | 56463 |
Uea | 96 | 1.7 | 3500 |
Tahiti und Dependenzen | 3658 | 66.4 | 22646 |
Französische Besitzungen: | 23704 | 430.4 | 82609 |
Marianen | 1140 | 20.7 | 8665 |
Karolinen | 1450 | 26.3 | 36000 |
Spanische Besitzungen: | 2590 | 47.0 | 44665 |
Der Wert der Inseln Ozeaniens (mit Ausschluß von Neuseeland) liegt in den Produkten, welche der Boden spontan oder seit dem Kommen der Europäer durch die Kultur hervorbringt, und dem Erträgnis der Seefischerei. Von Mineralien [* 13] hat man bisher nur auf Neukaledonien (Gold, [* 14] Kupfer: [* 15] Nickel) eine nennenswerte Ausbeute gefunden. Die gegenwärtig in den Welthandel kommenden Produkte sind in erster Linie Kopra, Baumwolle, [* 16] Zucker, [* 17] Kaffee, Perlmutter: Perlen, Trepang. Diese Produkte werden teils von den Eingebornen eingehandelt, teils auf den von den ¶
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Europäern selbst angelegten Pflanzungen erbaut. Die erste Rolle im Handel mit den Inseln der Südsee haben die Vereinigten Staaten von Nordamerika inne, welche im Handel mit Hawai [* 19] nahezu ein Monopol besitzen, dann folgen England (durch den Besitz der schönen Fidschiinseln) [* 20] und Deutschland, das außer seinem Besitz unter deutscher Reichshoheit durch seine Angehörigen bedeutenden Landbesitz auf Samoa und Tonga hat. Erst in vierter Linie folgen die französischen und spanischen Besitzungen, von denen die erstern zwar bedeutenden Handel haben, der aber meist in englischen Händen ruht, die zweiten aber mit dem Mutterland in fast gar keiner kommerziellen, überhaupt in sehr loser Verbindung stehen.
Entdeckungsgeschichte.
Der erste Europäer, welcher den Stillen Ozean sah, war Balboa (1513); seinen Namen hat er von dem Portugiesen Magelhaens erhalten, der ihn zuerst durchschiffte und in den Marianen die erste seiner Inselgruppen auffand. Dies war die erste der sogen. Erdumseglungen, wie man die auf die Erforschung dieses Ozeans gerichteten Unternehmungen zu nennen pflegt. Die ersten derselben gingen hauptsächlich von dem Bestreben der Spanier aus, sich in den Besitz der Molukken zu setzen, erweiterten aber, da sie in den ersten hundert Jahren immer durch den nördlichen Teil des Ozeans gingen, die Kenntnisse von seinen Inseln nicht, während zugleich die in dieser Zeit unternommenen, aber mißglückten Versuche, den Weg von den Molukken nach Amerika [* 21] zu finden, auch wenig mehr als eine oberflächliche Kenntnis von der Nordküste Neuguineas verbreiteten.
Von viel größerer Bedeutung erwiesen sich dagegen die Versuche, das an der südlichen Seite der Erdkugel vermutete Südland zu erforschen; sie führten den spanischen Seefahrer Mendana 1567 zur Entdeckung der Salomoninseln und 1595 zu der der Markesas- und der Santa Cruz-Inseln, Fernandez an die Ostküste Neuseelands, Quiros 1606 nach den Tuamotu, Gesellschaftsinseln und Neuen Hebriden, während Torres bei dieser Gelegenheit die Südküste Neuguineas und die Straße auffand, durch welche diese Insel von Australien [* 22] getrennt wird; endlich die holländischen Entdecker Le [* 23] Maire und Schouten 1616 nach den Tuamotu und nach der Nordküste Neuguineas sowie den zur Untersuchung der westlichen Grenzen [* 24] des angeblichen Südlandes abgesandten Tasman 1642 und 1643 zur Westküste Neuseelands, den Tonga- und Fidschiinseln, womit zugleich die Ansicht, welche die Inseln des Ozeans für Teile des großen Südlandes hielt, widerlegt war. Durch diese Unternehmungen sind alle größern Archipele des Ozeans bis auf Neukaledonien, die Samoa- und Herveyinseln den Europäern bekannt geworden.
In dem auf Tasman folgenden Jahrhundert wurden diese Kenntnisse nur unbedeutend vermehrt durch den Engländer Dampier, der 1700 Neuguinea und Neubritannien besuchte, und den Holländer Roggeveen, den Entdecker der Samoagruppe, 1722. Aber der Gewinn, den alle diese Reisen brachten, war wegen der Unfähigkeit der ältern Seefahrer, die Lage der aufgefundenen Inseln mit nur einiger Genauigkeit zu bestimmen, so unbedeutend, daß er nicht einmal zur Entwerfung einer nur annähernd richtigen Karte des Ozeans führte und manche der ältern Entdeckungen daher ganz verloren gegangen sind. Erst seit der Mitte des 18. Jahrh. beginnt die wirkliche Entdeckung der australischen Inseln, die mit dem Namen Cook untrennbar verbunden ist.
Seinen Reisen gingen noch einige mehr an die frühern erinnernde Unternehmungen voraus, die von Byron, der 1765 nur wenige Inseln der Tuamotu-, der Gilbert- und Marshallinseln und der Ladronen berührte, von Wallis, der 1767 einige Tuamotu auffand, Tahiti [* 25] wieder entdeckte und ebenfalls die Ladronen besuchte, von Carteret, der zu derselben Zeit Pitcairn entdeckte und später auf die Santa Cruz-Inseln, den Salomon-Archipel und Neubritannien stieß, und des Franzosen Bougainville, den 1768 sein Weg durch die Tuamotu nach Tahiti, dann zu den Samoainseln, den Neuen Hebriden, der Südküste Neuguineas, den Salomoninseln und nach Neubritannien führte.
Alle diese Männer wie alle frühern Entdecker übertraf der ihnen folgende Cook bei weitem. Der Ruhm dieses großen Seemanns, des eigentlichen Entdeckers der australischen Inseln, liegt aber nicht bloß in der Sorgfalt und Genauigkeit seiner Ortsbestimmungen und der Gründlichkeit und Ausdehnung [* 26] seiner Aufnahmen, sondern auch vorzüglich in der Schilderung der Natur der Inseln und vor allem ihrer Bewohner, mit denen er eigentlich zuerst die Europäer bekannt gemacht hat.
Seine erste Reise, deren Hauptzweck die Beobachtung des Durchgangs der Venus vor der Sonnenscheibe [* 27] war, führte ihn 1769 durch die Tuamotu nach Tahiti und hatte die gründliche Aufnahme des ganzen Archipels der Gesellschaftsinseln und der Küsten des gesamten Neuseeland zur Folge; die zweite, speziell der Erforschung des Ozeans gewidmete (1773 und 1774), auf der ihn, wie auf der ersten die Naturforscher Banks und Solander, nun die beiden Deutschen R. und G. Forster begleiteten, ergab als Resultat neue Untersuchungen einzelner Punkte Neuseelands, der Tuamotu- und Gesellschaftsinseln, die Wiederentdeckung der Markesas- und Tongainseln, die vollständige Aufnahme der Neuen Hebriden und die Entdeckung von Neukaledonien und der Herveyinseln; die dritte endlich, deren Ziel hauptsächlich die Nordwestküste Amerikas war (1777 und 1778), eine gründliche Aufnahme der Tongainseln und die Entdeckung des Archipels Hawai.
Die Wirkungen dieser Unternehmungen zeigten sich ganz besonders in dem glühenden Eifer für die wissenschaftliche Erforschung der ozeanischen Länder und ihrer Bewohner, der alle Nationen Europas ergriff und die Welt in weniger als einem Jahrhundert mit den australischen Inseln vollständig bekannt gemacht hat. Die bedeutendsten der ausgesandten Expeditionen gingen besonders von drei Völkern aus, den Engländern, Franzosen und Deutschen. Die wichtigsten darunter sind von den englischen die von Bligh 1788 und 1789, der die Gesellschaftsinseln und Fidschi besuchte und die nördlichsten der Neuen Hebriden entdeckte;
von Vancouver, der 1791 die Hawaiinseln gründlich erforschte;
von Wilson, der 1797 die Gesellschaftsinseln, Tonga, Fidschi, die Markesas berührte und einige der Karolinen entdeckte;
von Beechey, der 1826 besonders gründlich die Tuamotu aufnahm und die Bonininseln entdeckte;
von Fitzroy (seit 1835), den der Naturforscher Darwin begleitete, und der die Gesellschaftsinseln und Neuseeland berührte;
von Belcher, der 1840 besonders Teile der Tuamotu sowie von Neubritannien und Neuguinea untersuchte von Erskine 1849 ff. und Denham 1853 ff., deren Forschungen sich besonders über die Inseln im Südwestteil des Ozeans verbreiteten.
Unter den Franzosen verdienen eine besondere Erwähnung: Lapérouse, der 1786 die Samoainseln aufnahm, dann an den Riffen von Wanikoro seinen Untergang fand;
d'Entrecasteaux, der viele der ¶