[* 1] 1) Hauptstadt der nach ihr genannten engl.
Grafschaft, in lieblicher Gegend, an der Mündung des
Cherwell in
die
Themse, mit (1881) 39,186 Einw. Oxford ist eine der ältesten
StädteEnglands und bewahrt mit ihren zahlreichen von
Wiesen und
Bäumen umgebenen
Colleges noch ganz den
Charakter einer mittelalterlichen
Stadt. Die alte von
Wilhelm dem Eroberer erbaute
Burg ist bis auf wenige
Spuren verschwunden, aber die alten Stadtmauern aus
dem 11. Jahrh. lassen sich fast ihrer ganzen
Länge nach noch verfolgen.
SeinenRuf verdankt der
Universität, der größten und ältesten
Hochschule in
England.
Schon unter
Alfred d. Gr. war die Stadt
der Sitz einer blühenden
Gelehrtenschule, und als
Universitas literaria im eigentlichen
Sinn erscheint sie bereits im 12. und 13. Jahrh.,
wo sie sich eines sehr zahlreichen Besuchs erfreute und bald neben
Cambridge als das eine der »beiden Geistesaugen
Englands«
bezeichnet wurde. Ganz wie in
Cambridge (s. d.), besteht die
Universität aus den Mitgliedern der meisten aus den ältern Hostels
(Bursae) hervorgegangenen 21
Colleges und 5
Halls, von denen indes nur erstere die
Rechte von
Korporationen
genießen.
Oberste Universitätsbehörde ist das
House of Convocation, zu welchem alle Magistri
Artium gehören, welches den
Kanzler, die
beiden Parlamentsmitglieder und mehrere der
Professoren ernennt, das
Patronatsrecht bei Besetzung der
Pfründen ausübt, und
ohne dessen Einwilligung kein
Statut Gesetzeskraft hat. Die Congregation wird gebildet aus den in Oxford wohnenden Magistri
Artium,
und ihre Thätigkeit beschränkt sich fast ausschließlich auf Bestätigung oder
Verwerfung der vom Hebdomadal
Council (Wochenrat)
gemachten Gesetzesvorlagen.
Dieser
Rat besteht außer dem
Kanzler, dem Vizekanzler und den
Proctors aus 6 Vorständen von
Colleges, 6
Professoren und 6 andern
Mitgliedern der Convocation, die von der Congregation gewählt werden. Dazu kommt schließlich noch ein
House of Congregation,
das die vom
Kanzler ernannten Examinatoren in ihrem
Amt bestätigt und die akademischen
Würden erteilt.
Die Universitätsbeamten tragen dieselben
Titel wie in
Cambridge. Die Zahl der
Professoren und
Lecturers ist 60, neben 7
Sprachlehrern,
wobei namentlich das philologische und naturwissenschaftliche
Fach durch tüchtige
Kräfte besetzt sind.
Von diesen
Professoren beziehen 25 einen
Gehalt von 700-900 Pfd. Sterl.
Studenten werden nach einem Eintrittsexamen
zugelassen und müssen im
Lauf ihrer drei Universitätsjahre zu je vier Terms drei Examina bestehen, um den
Grad eines Baccalaureus
zu erringen, nämlich Responsions
(LittleGo
[* 6] oder Smalls in der Studentensprache), Moderations und die
Pass Examination.
Letztere
beschränkt sich auf drei Gegenstände, zu welchen
Griechisch oder
Lateinisch nicht gerade gehören müssen.
So erhält man seinen
Pass, auch wenn man z. B. nur in
Deutsch, den
Elementen der
Geometrie und englischer Geschichte geprüft
wird.
Für andre
Würden bestehen besondere Examina. Die
Einnahmen der
Universität und der
Colleges belaufen sich auf 325,000 Pfd. Sterl.,
wovon die Vorstände des
College und die 385
Fellows 132,000 Pfd. Sterl. erhalten. Das
Patronatsrecht erstreckt
sich auf 439
Pfründen im Jahreswert von 187,660 Pfd. Sterl. Die Universitätsanstalten sind hier
zahlreicher und reichlicher ausgestattet als in
Cambridge. Das Bodleian Library, 1602 gestiftet, enthält 300,000
Bände nebst
einer Gemäldesammlung, und neben ihm bestehen die Universitätsbibliothek im
TaylorInstitute, die von
Radcliffe gegründete
Bibliothek (1737-49 erbaut).
Die University
Galleries, 1845 eröffnet, enthalten reiche Kunstschätze, einschließlich vieler Originalzeichnungen
von
Raffael und
Michelangelo, und in
Verbindung mit denselben steht die von
Ruskin 1872 gegründete
Kunstschule. Das University
Museum (1855-59 erbaut) enthält naturwissenschaftliche Sammlungen; neben demselben steht ein
Laboratorium.
[* 8] Erwähnung verdienen
ferner das Ashmolean
Museum mit einer Kuriositätensammlung;
das Sheldonan
Theatre, wo die Universitätsfeierlichkeiten
stattfinden;
Von den
Colleges ist das 1249 gestiftete University
College das älteste,
KehleCollege (1869 gestiftet) das jüngste, aber
ChristChurchCollege bei weitem das bedeutendste. Von
KardinalWolsey 1532 gegründet, wurde es von
Heinrich VIII. 1546 mit
glänzender
Freigebigkeit ausgestattet. Den Eingang zu ihm bildet das nach der im
Turm
[* 12] hängenden großen
Glocke genannte
»Tom
gate«. Hier, wie in den meisten andern
Colleges, sind die ursprünglichen Bauten durch andre
Architekten vielfach erneuert
oder erweitert worden, so daß neben dem gotischen
Stil auch vielfach dieRenaissance zur Geltung kommt.
Balliol
College, obgleich bereits 1268 gegründet, ist in seinen Gebäuden fast ganz neuen Ursprungs. Die
Kapelle von
ExeterCollege ist eine
Nachahmung der
SainteChapelle, von G.
Scott;
Merton
College (1264 gestiftet) hat im
Mob-Court einen der schönsten
Höfe Oxfords;
Als jedoch die Whigs immer entschiedener die innere Regierung für sich in Besitz nahmen, wurde Harley, der überdies mit dem
MinisterGodolphin in Zwiespalt geraten war, 1708 aus dem Ministerium entlassen und trat in die Opposition zurück. Harley gewann
dadurch, daß er 1710 in dem Prozeß gegen den Prediger Sacheverel dessen Lehre
[* 20] von der absoluten Staatsgewalt
billigte,
die Gunst der KöniginAnna, verdrängte die Herzogin von Marlborough aus deren Vertrauen und trat, als die Königin
einen völligen, durch die ganz toryistisch ausgefallenen Parlamentswahlen von 1710 unterstützten Systemwechsel vollzog,
wieder in die Regierung ein, deren Führung er selbst mit Saint John,
[* 21] dem spätern LordBolingbroke, übernahm.
Unter Georg I. ward er im April. 1715 wegen geheimen Einverständnisses mit Frankreich bei den Friedensunterhandlungen des
Hochverrats angeklagt und in den Tower gebracht. Im August 1717 freigesprochen, ward er vom König auf seine Güter verwiesen,
wo er sich der Litteratur widmete und bis zu seinem Tod eine bedeutende Bücher- und Handschriftensammlung zusammenbrachte.
Dieselbe wurde von seinem Sohn, dem GrafenEdward von Oxford, eifrig vermehrt und nach dessen Tod für 13,000 Pfd. Sterl. an einen
Buchhändler, Osborn, verkauft. Die Manuskriptensammlung, an 2000 Nummern stark, wurde unter dem Namen
Harleyan Miscellanies der Bibliothek des BritischenMuseums einverleibt. Mit Alfred, sechstem Grafen von Oxford, erlosch die
Familie.