Hier starb er im achten Jahr der
Verbannung, 17
n. Chr. Als Dichter zeichnet sich Ovidius Naso aus zunächst durch seine Meisterschaft
im Versbau und durch die Leichtigkeit und
Anmut seiner
Darstellung. Tiefe und
Kraft
[* 11] des
Gefühls und der
Gedanken stehen nicht auf gleicher
Höhe; ohne
Stetigkeit springt er von einer
Empfindung zu der entgegengesetzten über,
weil er
sich ganz dem
Eindruck des
Augenblicks überläßt und mehr nach rhetorischen als nach poetischenRegeln
komponiert.
Dadurch wird er zwar oft witzig und geistreich, oft aber auch leer und nichtssagend. Am meisten entsprach seiner Eigentümlichkeit
die erotische
Elegie. Die bekannteste seiner
Dichtungen sind die
»Metamorphoses«
(»Verwandlungen«) in 15
Büchern, eine kunstvoll
zu einer laufenden
Erzählung geordnete Sammlung griechische und römischer Verwandlungsmythen von der Weltschöpfung aus
dem
Chaos bis auf
CäsarsApotheose
(Ausgaben von Gierig, Leipz. 1804-1807, 2 Bde.; 3. Aufl.
von
Jahn, 1821-23;
Bach, Hannov. 1831-36, 2 Bde.;
Baumgarten-Crusius, Leipz. 1835; M.
Haupt, Bd. 1, 6. Aufl., besorgt
von
Korn, Berl. 1878; Bd. 2, 2. Aufl.,
das. 1881;
Magnus, Gotha
[* 12] 1885; übersetzt von
Voß, 2. Aufl., Braunschw. 1829, 2 Bde.;
Tippelskirch, Berl. 1873). Gleichfalls mythologischer und sagenhafter, aber mehr didaktische Art
und in elegischer Form sind die
»Fasti« (»Festkalender«) in 6
Büchern (ursprünglich auf 12, eins für jeden
Monat, angelegt),
worin an die merkwürdigen
Tage undFeste des römischen
KalendersErzählungen aus der ältern italischen
Mythologie und aus der ältern heimischen Geschichte geknüpft sind (hrsg. unter andern
von Gierig, Leipz. 1812-14;
Merkel, Berl. 1841, und
Peter, 2. Aufl., Leipz. 1883). Als Dichter der sinnlichen
Liebe erscheint
Ovidius Naso in seinen frühsten Werken, den
»Amores« in 3
Büchern (übersetzt von
Öhlschläger, Leipz. 1880),
in der
»Ars amatoria«
oder
»Ars amandi« in 3
Büchern und in den »Remedia amoris« (alle drei hrsg.
vonL.Müller, Berl. 1861). Eine eigentümliche
Gattung der elegisch-didaktischen
Poesie schuf Ovidius Naso gleichfalls in seinen frühern
Jahren in den
»Heroïdes«, d. h. Liebesbriefen von
Heroinen an ihre abwesenden Geliebten und Ehemänner; von den 21 noch vorhandenen
hat jedoch die
Kritik einige für unecht erklärt (hrsg. von Terpstra,
Leiden
[* 13] 1829; Lörs,
Köln
[* 14] 1829-30, 2 Bde., u. Sedlmayer,
Wien
[* 15] 1886; übersetzt von
Metzger, Stuttg. 1855; Lindemann, Leipz. 1867).
Elegien im eigentlichen
Sinn sind die während seines
Aufenthalts in der
Verbannung geschriebenen »Tristia« (»Klagelieder«)
in 5
Büchern (hrsg. von
Jahn, Leipz. 1829;
Merkel, Berl. 1837; Lörs,
Trier
[* 16] 1839) und die »Epistulae ex
Ponto« in 4
Büchern (hrsg. von
Korn, Leipz. 1868). Außerdem sind von ihm erhalten Bruchstücke eines frühern Gedichts:
»Medicamina faciei« (»Verschönerungsmittel
des
Gesichts«),
endlich
»Ibis«, ein dem
Kallimachos nachgeahmtes Schmähgedicht gegen einen
Unbekannten, gleichfalls aus der
Verbannung. Die von den
Alten sehr gerühmte
Tragödie
»Medea«, ein Jugendwerk, ist verloren. Die wichtigsten Gesamtausgabe von Ovidius Naso' Werken sind: von
Dan.
Heinsius
(Leid. 1629, 3 Bde.),
Nik.
Heinsius (Amsterd. 1658 u. 1661, 3 Bde.),
Burmann (das. 1727, 4 Bde.),
Jahn (Leipz. 1828-32, 2 Bde.;
unvollendet),
Merkel (das. 1853, 3 Bde.) und
Riese (das. 1872-74, 3 Bde.).
Den
Text mit Übersetzung gab Lindemann (Leipz. 1853-67, 6 Bde.)
heraus. Vollständige deutsche Übersetzungen befinden sich in den Sammlungen von Metzler und
Hoffmann.
span.
Provinz, früher mit dem historischen
NamenAsturien (s. d.) benannt, wird im N. vom Viscayischen
Meer,
im
Osten von der
ProvinzSantander, im S. von
Leon und im W. von
Lugo begrenzt und umfaßt 10,594 qkm (192 QM.). Oviedo ist
ein Gebirgsland und enthält im südlichen Teil den Hauptzug des Kantabrischen
Gebirges von den Peñas de
Europa
[* 17] (2665 m) bis
zu der Verzweigung des Gebirgszugs in das galicische Bergsystem bei der Peña de Miravalles (2004 m).
Von diesem Hauptzug streichen zahlreiche
Ausläufer gegen N. in paralleler
Richtung durch dieProvinz zum
Meer, darunter die
Sierra de Rañadoiro.
Zwischen diesen parallelen Bergrücken ziehen sich tiefe, romantische, gut angebaute
Thäler hin, von Bergströmen (Navia,
Nalon mit Narcea,
Sella
[* 18] u. a.) bewässert, die ihren Weg zum nahen
Ozean nehmen. Die
Küste ist größtenteils ein bis 100 m ü. M.
erhabenes
Plateau, das meist in schroffen und zerrissenen
Felsen abfällt. Das
Klima
[* 19] ist gemäßigt, wiewohl
das kälteste auf der ganzen
Halbinsel; selbst im
Sommer schmilzt zuweilen auf dem Kantabrischen
Gebirge der
Schnee
[* 20] nicht.
(besonders von Kastanien) schmücken die Abhänge der Berge. Der Überfluß an trefflichem Futter befördert die Viehzucht, die
in den Gebirgsgegenden auf Schweizerart betrieben wird, indem man das Vieh im Mai auf die Hochgebirgsweiden (die bis 2700 m ü. M.
gelegenen »Puértos«) treibt, wo es bis zum Oktober bleibt. Auch zahlreiche Pferde
[* 24] von großer Leichtigkeit
und Ausdauer züchtet man in Oviedo. Die Fischerei
[* 25] gibt einen bedeutenden Ertrag. Die Berge liefern reiche Ausbeute an Steinkohlen (das
asturische Kohlenbecken ergibt jährlich ca. 400,000 Ton., beinahe die Hälfte der Gesamtförderung Spaniens), Zink (35,000 metr.
Ztr. Ausfuhr), Eisen,
[* 26] Braunstein, Gagat (der um Gijon verarbeitet wird), Marmor.
Unweit des Rio
[* 31] Nalon liegt das Warmbad Caldas de Priorio, mit schönem Badehaus. In der Umgebung von Oviedo befinden
sich zahlreiche Eisenwerke, so in dem 11 km westlich gelegenen Trubia (Nationalfabrik für Eisengußwaren und Artilleriematerial).
Oviedo ist das alte Asturum Lucus oder Ovetum in Hispania Tarraconensis. In der Geschichte der BefreiungSpaniens
von der Gewalt derMauren nimmt Oviedo eine wichtige Stelle ein, indem das hier von Don Froila 756 errichtete Königreich der Mittelpunkt
der ganzen Angriffslinie ward, auf welcher die Nachkommen der Westgoten die sarazenischen Herrschersitze bestürmten.