11) Otto II.,Markgraf von
Brandenburg,
[* 9] 1184 bis 1205, Sohn des vorigen, geriet in Streit mit dem
Erzbischof von
Magdeburg,
[* 10] der
über ihn den
Bann aussprach, und mußte, um sich von diesem zu lösen, alle seine Allodien in der
Altmark vom Erzstift zu
Lehen nehmen.
Da er noch nicht 18 Jahre alt war, so ward ihm ein aus drei Mitgliedern bestehender Regentschaftsrat an die Seite gegeben,
bis er selbst die
Regierung übernahm. Es fehlte ihm eine höhere staatsmännische Begabung;
er vermochte besonders sich nicht der fremden Einflüsse, namentlich des russischen, zu erwehren und das Vertrauen der
Nation
zu gewinnen, obwohl
er den besten
Willen bewies, ihren
Wünschen entgegenzukommen, für die
Bildung durch
Schulen und
Universitäten
sorgte und uneigennützig, versöhnlich und gerecht regierte.
Seinem Mangel an militärischen
Gaben und ehrgeizigem Unternehmungssinn gaben die Griechen die
Schuld,
daß keine Gelegenheit benutzt wurde, das Land auf
Kosten der
Türken zu vergrößern, namentlich nicht während des
Krimkriegs.
Auch trug die Kinderlosigkeit seiner
Ehe mit der
Prinzessin Amalie von
Oldenburg
[* 25] dazu bei, die
Befestigung seiner Herrschaft
zu verhindern. Durch die griechische
Revolution vom
Oktober 1862 seines
Throns beraubt, kehrte er, ohne
indessen auf die dem
HausWittelsbach garantierten Ansprüche auf denselben
Verzicht zu leisten, in sein Vaterland zurück und
lebte seitdem in
Bamberg,
[* 26] wo er starb.
Seit 1166 beteiligte er sich gleich den übrigen Wettinern an den
Kämpfen gegen
Heinrich den
Löwen.
[* 30]
Weil er sich von seiner
Gemahlin
Hedwig, Tochter
Albrechts des
Bären, hatte bereden lassen, seinen jüngern Sohn,
Dietrich, zum
Erben der
Mark zu bestimmen, so wurde er von dem ältern,
Albrecht, befehdet und 1189 auf
Schloß Döben bei
Grimma
[* 31] gefangen gesetzt.
Auf des
Kaisers Befehl freigelassen, erneuerte
er denKampf gegen
Albrecht, starb aber schon und
wurde in dem von ihm gestifteten Cistercienserkloster Altzelle beigesetzt.
Dann wurde er Gesanglehrer an dem Blochmannschen Institut in Dresden und 1830 Kantor an der Kreuzkirche daselbst, welche Stelle
er bis kurz vor seinem erfolgten Tod bekleidete. Eine lange Reihe von Jahren fungierte er auch als Musikdirektor an den
übrigen evangelischen Hauptkirche Dresdens sowie als Liedermeister der DresdenerLiedertafel. Von Ottos
spätern Werken sind hervorzuheben die Oratorien: »Des Heilands letzte Worte«, »Die Feier der Erlösten am Grab Jesu« und »Hiob«
(Text von Mosen);
ferner eine Huldigungskantate, ein Tedeum, einige Messen und die Opern: »Das Schloß am Rhein« und »Der
Schlosser von Augsburg«.
[* 39] Am bekanntesten aber wurde sein Name durch seine Kompositionen für Männerchor: die Cyklen »Der Sängersaal«,
»Burschenfahrten«, »Gesellenfahrten«,
»Soldatenleben«;
ferner die Musik zu Fr. Hofmanns »Kinderfesten« und die Liedertafeloperette »Die
Mordgrundbruck bei Dresden«.
Auch die vielbändige Männerchor-Liedersammlung »Ernst und Scherz« enthält zahlreiche Werke von
Otto. Mit J. ^[Julius] Schladebach gab er die Zeitschrift für deutschen Männergesang: »Teutonia« (Schleusing.
1846-49) heraus. 1887 wurde ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet.
»Lehrbuch der Essigfabrikation«
[* 42] (das. 1840, 2. Aufl.
1857);
»Lehrbuch der Chemie« (anfänglich auf Grundlage von Grahams »Elements of
chemistry«, das. 1840; später 5 Bde.,
von verschiedenen Bearbeiten, mehrfach aufgelegt) und »Anleitung
zur Ausmittelung der Gifte« (6. Aufl., das. 1884).
Für Bolleys »Handbuch der chemischen Technologie« schrieb er: »Die Bierbrauerei,
[* 43] Branntweinbrennerei und Likörfabrikation« (Braunschw. 1865) und »Die
Essig-, Zucker- und Stärkefabrikation« (das. 1868).
3) JohannKarlTheodor, Ritter von, protest. Theolog, geb. zu Jena, habilitierte sich 1844 in der
dortigen theologischen Fakultät, wurde 1848 zum außerordentlichen Professor ernannt, folgte aber 1851 einem Ruf nach Wien
[* 44] als
ordentlicher Professor der Kirchengeschichte und wurde 1871 in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben. 1887 trat
er in den Ruhestand. Sein Hauptwerk ist das »Corpus Apologetarum christianorum saeculi secundi« (Jena 1842-72, 9 Bde.; 3. Aufl.
1876-81);
sonst schrieb er: »De Justini Martyris scriptis et doctrina« (das. 1841);
»DeEpistola ad Diognetum« (das. 1845; 2. Aufl.,
Leipz. 1852);
4) (Otto-Peters) Luise, Schriftstellerin, geb. zu Meißen, fühlte sich von Jugend auf von Begeisterung für den Fortschritt
in Politik und Kultur erfüllt und schrieb in diesem Sinn die Novellen »Aus der neuen Zeit« (Leipz. 1845),
den Roman »Schloß und Fabrik« (2. Aufl., das. 1869) und die Gedichtsammlungen:
»Lieder eines deutschen Mädchens« (das. 1847) und »Westwärts«
(das. 1849). Nachdem sie 1849-52 eine »Frauenzeitung
für höhere weibliche Interessen« herausgegeben, vermählte sie sich 1858 mit dem Schriftsteller AugustPeters (pseudonym
Elfried von Taura) in Leipzig, mit dem sie bis zu seinem Tod (1864) die »Mitteldeutsche Volkszeitung« herausgab, und gründete 1865 den
Allgemeinen deutschen Frauenverein, dessen Organ »NeueBahnen« (Leipzig, seit 1866) sie mit AugusteSchmidt in Leipzig gemeinschaftlich
noch heute redigiert. Von ihren zahlreichen übrigen Romanen und Novellen ist »Nürnberg«
[* 47] (3. Ausg., Norden
[* 48] 1883) hervorzuheben. Eine dritte Sammlung von »Gedichten« erschien 1868. Außerdem
schrieb sie: »Die Mission der Kunst« (Brem. 1862);