1825 diese
Würden zurück. 1828 ward er Regierungspräsident in
Augsburg
[* 2] und 1831
Minister des Innern. Er legte zwar ein liberales
politisches
Glaubensbekenntnis ab, doch entsprach seine
Verwaltung den hierauf gegründeten Erwartungen nicht. Auf dem
Landtag
von 1837 geriet er in Zwiespalt mit dem Finanzminister wegen Verwendung der finanziellen Ersparnisse und
erhielt infolgedessen seine Entlassung aus dem
Ministerium; zugleich verzichtete er auf seine
Stelle als
Staatsrat, Generalkommissar
und Regierungspräsident, gab seine sämtlichen
Orden
[* 3] zurück und behielt nur sein Kronobersthofmeisteramt und seinen Sitz
im
Reichsrat. 1840 ward er durch die
Angriffe, die er im
Landtag vom
Minister v.
Abel erfuhr, in ein
Duell
mit letzterm verwickelt und 1846 als außerordentlicher Gesandter nach
Paris
[* 4] geschickt, kehrte aber nach dem
Sturz des
MinisteriumsAbel im
Frühling 1847 nach
München
[* 5] zurück und bildete Ende
November eine neue
Verwaltung, welche die Gegner das »Lola-Ministerium«
nannten, und in der Öttingen selbst das
Ministerium des königlichen
Hauses, des Äußern und des Innern für
Schul- und Kirchenangelegenheiten übernahm, wurde aber seines
Ministeriums enthoben. Im
Sommer 1849 legte er sein
Kronobersthofmeisteramt nieder und bewarb sich um eine
Stelle in der Abgeordnetenkammer, der er seitdem als ein Wortführer
der
Opposition angehörte, bis ihn seine zerrütteten Vermögensverhältnisse 1862 zwangen, vollständig
aus dem öffentlichen
Leben zu scheiden. Nach einer ziemlich langen
Schuldhaft begab sich Öttingen in die
Schweiz,
[* 6] wo er in der
Nähe
von Luzern
[* 7] lebte und starb.
Öttingens Hauptwerk ist: »Die
Moralstatistik in ihrer Bedeutung für eine Sozialethik«
(Erlang. 1869-74, 2
Tle.; 3. Aufl. 1882).
Ferner schrieb er: »Antiultramontana«
(Erlang. 1876);
»Wahre und falsche
Autorität mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeitverhältnisse«
(Leipz. 1878);
Sein musiktheoretisches Werk: »Harmoniesystem in dualer
Entwickelung«
(Dorpat 1866) ist von hoher Bedeutung
für die Weiterentwickelung der
Harmonielehre, da dem schon von ältern Theoretikern
(Zarlino,
Tartini) aufgestellten, von
MoritzHauptmann sozusagen neuerfundenen und mit
Nachdruck zur Geltung gebrachten
Dualismus der harmonischen Auffassung (Mollkonsonanz
und Durkonsonanz, als polare
Gegensätze gedacht) eine wissenschaftliche
Basis gab und denselben konsequent weiter entwickelte.
»Ein
Dolch,
[* 25] oder
Robespierre und seine Zeit« (3. Aufl., Leipz.
1862) und »Die nordische
Semiramis« (Berl. 1863, 6 Bde.)
als die gelesensten nennen. Den meisten poetischen Wert haben die
»VenezianischenNächte« (Leipz. 1846). Von seinen übrigen
Schriften verdienen Erwähnung die Gedichtsammlungen: »Buch der
Liebe« (Berl. 1832; 5. Aufl., Leipz.
1850) und
»NeuesBuch der
Liebe«
(Dresd. 1852) und seine bibliographischen
Arbeiten: »HistorischesArchiv« (Karlsr.
1841);
endlich seine »Geschichte
des dänischen
Hofs von
Christian VIII. bis
Friedrich VII.« (Hamb. 1857-59, 8 Bde.)
und das biographische Datenlexikon
»Moniteur des dates«
(Dresd. 1866-68, 6 Bde.; bis 1878 fortgesetzt von
Schramm).
1) Otto I., der
Große, Sohn des deutschen
KönigsHeinrich I. und dessen zweiter Gemahlin,
Mathilde,
geb. 23. Nov. 912, wurde noch bei seines
Vaters Lebzeiten, mit Übergehung seines ältern
BrudersThankmar, zum Nachfolger bestimmt
und 8. Aug. 936 zu
Aachen
[* 30] von den Vertretern aller deutschen
Stämme gewählt und vom
Erzbischof von
Mainz
[* 31] gekrönt.
Entschieden in seinem
Wollen, kühn und ausdauernd im
Handeln, von imponierender Gestalt und gewandt in ritterlichen
¶
mehr
Übungen, tiefinnerlich fromm im Sinn seiner Zeit, ernst von Ansehen und Haltung, mild und freundlich gegen das Volk, Freunden
treu und zur Versöhnung mit Feinden geneigt, trug er viel zur Hebung
[* 33] des Ansehens des deutschen Namens und zur Kräftigung
des Reichs nach innen und außen bei. Gleich anfangs hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen:
die Böhmen
[* 34] und Wenden empörten sich, und in Bayern
[* 35] nahmen die SöhneHerzogArnulfs nach dessen Tod eigenmächtig von der herzoglichen
GewaltBesitz. Otto unterwarf die letztern und beraubte sie ihrer Herrschaft und schlug auch die Erhebung seines BrudersThankmar,
der 938 in der Eresburg getötet wurde, und des HerzogsEberhard von Franken nieder.
Nachdem er eine Empörung seiner SöhneLudolf und Konrad des Roten 953-954 niedergeschlagen und dieselben
ihrer Herzogtümer beraubt hatte, errang er 10. Aug. 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg einen glänzenden Sieg über die Ungarn,
[* 42] denen er die bayrische Ostmark entriß. 961 zog er von neuem nach Italien, vertrieb Berengar, der sich
der königlichen Herrschaft bemächtigt hatte, wurde 2. Febr. 962 in Rom
[* 43] zum römischen Kaiser gekrönt und stiftete damit das
heilige römische Reich deutscher Nation. Er wies hierdurch seinen Nachfolgern den Weg zur Weltherrschaft und verwickelte sie
in Kämpfe, welche zwar die Entwickelung der Kultur förderten, aber dem Frieden und der Eintracht Deutschlands
sehr nachteilig wurden.
Zwei Aufstände der Römer
[* 44] schlug er nieder und entsetzte Johann XII. und Benedikt V. der päpstlichen Würde. Er vereinigte die
höchste weltliche und geistliche Gewalt im Abendland in seiner Hand.
[* 45] Dagegen gelang es ihm nicht, Unteritalien zu erobern.
Er starb 7. Mai 973 zu Memleben in Thüringen und ward in dem von ihm gegründeten Dom zu Magdeburg
[* 46] beigesetzt,
wo ihm ein Reiterstandbild errichtet wurde. Sein Nachfolger in der Regierung war sein Sohn Otto II.
2) Otto II., der Rote, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Adelheid, geb. 955, von kleiner, zierlicher Gestalt, feiner
Bildung, heiterm, ritterlichem Wesen und kriegerischer Tüchtigkeit, doch jugendlichem Ungestüm, ward schon bei seines Vaters
Lebzeiten 961 zum deutschen König und 967 zum römischen Kaiser gekrönt und trat nach seines VatersTod 973 die
Regierung an. Als er seinem Neffen Otto das Herzogtum Schwaben und den Babenbergern die MarkÖsterreich
[* 47] verlieh, verschwor sich
HerzogHeinrich der Zänker von Bayern gegen ihn.