Busen (zwischen Esthland und Finnland); südlicher liegt ein dritter großer Meerbusen, der Rigasche, von den Inseln Dagö und
Ösel gedeckt. An der Südküste sind als eigentümliche Erscheinungen hervorzuheben die drei Haffe: das Kurische Haff von der
Kurischen Nehrung, das Frische Haff von der Frischen Nehrung und das Stettiner Haff von den Inseln Usedom und
Wollin von der Ostsee geschieden, sowie vier Buchten: die Danziger Bucht mit der Putziger Wiek, die Pommersche Bucht mit dem Greifswalder
Bodden, die Neustädter Bucht vor Lübeck und die Kieler Bucht.
Von den ca. 250 Flüssen, welche sich in die Ostsee ergießen, sind die namhaftesten: Trave, Oder, Persante,
Wipper, Stolpe, Weichsel, Pregel und Memel (Niemen), aus Deutschland kommend;
Windau, Düna, Narowa und Newa, aus Rußland;
Torneå,
Luleå, Piteå, Umeå und Dalelf, aus Schweden.
Durch die Einmündung dieser Flüsse, von denen fünf zu den Hauptströmen Europas
gehören, steigt das Seegebiet der Ostsee auf ca. 1⅔ Mill. qkm (30,000 QM.), welche dem größten Teil vom
nördlichen Europa angehören, und dadurch vermittelt die Ostsee den Verkehr dieser Länder mit dem Ozean und den ozeanischen Küstenländern.
Außer durch die oben genannten Straßen steht die Ostsee auch durch den Eiderkanal mit der Nordsee in Verbindung, und der Bau eines
Nordostseekanals (von Kiel zur Elbemündung) hat begonnen; in gleicher Weise verbindet der Götakanal vermittelst
der Seen und Flüsse Südschwedens beide Meere.
Von den Inseln in der Ostsee sind die bedeutendsten: im W. die unter dänischer Herrschaft stehenden, an den Straßen zum Kattegat,
Seeland, Fünen, Falster, Laaland etc., weiter östlich Bornholm;
ferner das preußische Rügen, die schwedischen
Inseln Öland und Gotland, die zu Rußland gehörenden Alandsinseln, Ösel und Dagö.
Die Küsten Schwedens und Finnlands sind außerdem
von zahllosen Klippeninseln, sogen. Schären (Skären), umsäumt. Im übrigen sind die nördlichen Küsten der Ostsee meist felsig
und steil, während die südlichen fast durchgängig flach und sandig erscheinen. An der Küste von Schonen
und Norddeutschland hat seit Jahrhunderte eine Senkung stattgefunden, während an der Küste von Finnland und der schwedischen
Seite des Bottnischen Busens eine Hebung beobachtet ist.
Die wichtigsten Handelshafen an der Ostsee sind in Dänemark: Kopenhagen;
in Deutschland: Flensburg, Schleswig, Kiel, Lübeck, Rostock,
Stralsund, Stettin, Swinemünde, Danzig, Elbing, Königsberg mit Pillau und Memel;
in Rußland: Libau, Riga, Reval,
Narwa, Kronstadt (Petersburg) und Helsingfors-Sweaborg;
in Schweden: Stockholm, Karlskrona und Ystad.
Vgl. v. Etzel, Die Ostsee (3. Aufl.,
Leipz. 1874);
»Die Expedition zur physikalischen, chemischen und biologischen Erforschung der
Ostsee« (Berl. 1873);
Ackermann, Beiträge zur physikalischen Geographie der Ostsee (Hamb. 1883).
russ. Generalgouvernement in Sibirien, umfaßt das Ostsibirische Küstengebiet, die Amurprovinz und das
Gebiet Transbaikalien, mit einem Areal von 2,963,773 qkm (53,826 QM.) und (1883) 648,633 Einw.
In Klima und Produktion weicht Ostsibirien von Sibirien westlich des Jenissei stark ab, nur der Südrand ist ertrags-
und kulturfähig.
Weiteres s. Sibirien und die einzelnen Provinzen.
Küstengebiet, der östlichste Teil des russ. Generalgouvernements
Ostsibirien, reicht von der Grenze von Korea im S. bis zur
Nordspitze Asiens (41½-76° nördl. Br.), hat
seine größte Breite am Unterlauf des Amur wie nördlich von Kamtschatka und schrumpft zwischen Udski im S. und Ochotsk im N.
auf einen wenige Meilen breiten Strich Landes zusammen. Das Gebiet umfaßt 1,890,677 qkm (34,337 QM.) mit (1883)
81,000 Einw. Im Südkreis Ussuri schließt es ein kulturfähiges und für Rußland strategisch wichtiges
Gebiet ein.
Das ganze Küstengebiet erhält durch den Gebirgszug Sichota-Alin und das Stanowoigebirge, westlich vom Ochotskischen Meer,
bergigen Charakter. Der Süden namentlich ist wasserreich, jedoch mit beschränkter Schiffbarkeit der Flüsse; Sungatsch, Snifon,
Ussuri, Seltschun, im hohen Norden der Anadyr sind die namhaftesten. Der nördliche Teil des Gebiets hat
äußerst niedrige Temperatur; dem mittlern kommt eine Jahrestemperatur von 2,5 bis 1,9°
C. zu, dem Süden dagegen eine solche von +6° C. Dem Norden sind niedrige Nadelholzbestände, dem mittlern Teil dichter Nadelholz,
dem Süden Laubhochwald eigen.
Getreidebau beeinträchtigt selbst im mittlern Teil der früh eintretende Winter, erst der äußerste
Süden hat längere und heiße Sommer; hier gedeihen Weizen, Roggen und Hirse. Das Mineralreich liefert Steinkohlen, Silber, Blei,
Eisen. Goldwäschereien sind am westlichen Abhang des Sichota-Alin sowie im Küstengebiet des Ochotskischen Meers, etwa 150 km
von der Mündung des Amgunj; doch ist die Produktion nicht bedeutend. Das Südussuriland ist reich an
Pelztieren, Zobeln, Füchsen, Waschbären, Eichhörnchen etc., auch an Elentieren, Ziegen, Fasanen, Enten etc. Die eingebornen Bewohner
des Ussurilandes sind die Orotschen (s. d.), Russen (1881: 2904); Mansen und Koreaner (1881: 585) trifft man als Kolonisten.
Die Chunchusen sind räuberische Chinesen, die hier ihr Unwesen treiben. Das Gebiet, seit 1857 unter einen
Gouverneur gestellt, der zugleich Admiral der Flotte und Befehlshaber der Truppen ist, zerfällt in sechs Kreise: Ajan, Nikolajewsk,
Ochotsk, Petropawlowsk, Sophiisk und Wladiwostok. Den rauhen, fast unbewohnten Norden und Kamtschatka besetzte Rußland schon 1696 unter
Peter d. Gr., das (früher zur Mandschurei gehörige) Ussuriland erwarb es erst 1859 von China.
Vgl. »Russische
Revue«, Bd. 17, S. 345 ff.:
»Das Südussuriland«.
Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Brindisi, an der Eisenbahn Ancona-Brindisi, hat eine schöne Kirche
(von 1435), eine technische Schule, Oliven und Mandelbau und (1881) 15,199 Einw.
Bezirksstadt in der span. Provinz Sevilla, in olivenreicher Ebene, an der Eisenbahn Utrera-Roda, hat eine gotische
Kollegiatkirche, ein großes Schloß (Stammsitz der Herzöge von Osuna), mehrere Klöster, ein Kollegium, Seiden-,
Leinwand-, Espartowaren und Lederfabrikation und (1878) 17,211 Einw.
Don Pedro Tellez y Giron, Herzog von, span. Staatsmann, geb. 1579 zu Valladolid, kam 1581 mit seinem Großvater
nach Neapel, wo derselbe Vizekönig wurde, kehrte 1588 nach Spanien zurück, studierte in Salamanca und kam sodann an Philipps
II. Hof, fiel aber bei demselben wegen seiner Sarkasmen in Ungnade und ward nach
mehr
Saragossa verbannt, entwich von da nach Frankreich und lebte später in Portugal, von wo er erst nach Philipps II. Tod nach Spanien
zurückkehrte. Hier verheiratete er sich mit der Tochter des Herzogs von Alcalá und nahm den Titel eines Herzogs von Osuna an.
Von König Philipp III. abermals verbannt, ging er nach Flandern und machte an der Spitze eines aus seinen
Mitteln geworbenen Regiments sechs Feldzüge mit. Von hier besuchte er den Hof Heinrichs IV. von Frankreich und Jakobs I. von England.
Durch die Bemühungen seines Gönners, des Herzogs von Lerma, ward ihm 1607 gestattet, an den Madrider Hof zurückzukehren;
er ward Kammerherr, Ritter des Goldenen Vlieses und Geheimrat des Königs. 1611 als Vizekönig nach Sizilien gesandt, stellte er
bald die Ruhe daselbst her, brach die Macht der großen Barone und der in ihrem Sold stehenden Banditen, that viel für Belebung
des Ackerbaues und Handels und schlug die seeräuberischen Türken in einem dreitägigen Kampf. 1615 nach
Spanien zurückgerufen, ward er bereits 1616 als Vizekönig nach Neapel gesandt.
Auch hier erwarb er sich große Popularität, indem er der Willkür des Adels entgegentrat und dem Volk die Steuerlast erleichterte.
Seine Beliebtheit gedachte er zu benutzen, um sich zum unabhängigen Herrn von Neapel zu machen, und warb
fremde Söldner an. Indes ehe er sich fremde Hilfe gesichert hatte, ward er 1620 abberufen. Es gelang ihm, sich bei Philipp III.
zu rechtfertigen; doch ward 1621 nach dessen Tod eine neue Untersuchung gegen ihn eingeleitet und er verhaftet. Er starb noch
vor geendigter Untersuchung 1624 im Schloß Almande. Nach seinem Tod ward er von allen Beschuldigungen
freigesprochen. Sein einziger Sohn, Don Juan Tellez y Giron, folgte dem Vater in allen Majoraten und starb als Vizekönig von Sizilien 1656 in
Palermo.
Vgl. Fernandez Duro, Él gran duque de Osuna y sua marina (Madr. 1885).