(Ungarisch-Ostra), Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Ungarisch-Hradisch, auf einer
Insel der
March, an der
EisenbahnUngarisch-Hradisch-Straßnitz, umfaßt die Christenstadt, eine Judengemeinde und die Vorstadt, mit zusammen (1880) 3030 Einw.,
ist Sitz eines Bezirksgerichts, mit
Schloß, Zuckerfabrik, Bierbrauerei
[* 2] und Weinbau.
1)
(Mährisch Ostrau) Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Mistek, im sogen.
Kuhländchen, an der Ostrawitza
(Grenze gegen Österreichisch-Schlesien), 4 km von der preußischen
Grenze,
an der Ferdinands-Nordbahn, von der hier eine Flügelbahn nach
Friedland abzweigt, Sitz eines Bezirksgerichts, mit 2 kath.
Kirchen, einer protest.
Kirche und einer
Synagoge,
Oberrealschule, Privatbergschule,
Fabriken für
Paraffin
[* 3] und
Petroleum,
Kerzen und
Seifen, Metallwaren,
Rum und
Rosoglio, Rauchfleischwaren, Dampfmühlen, Zinkwalzwerk, bedeutendem Steinkohlenbergbau
(bei einer Anzahl von 3250 Arbeitern wurden 1886: 7,5 Mill. metr.
Ztr. gefördert), Kokserzeugung,
Hochofen (750,000 metr. Ztr. Roheisenproduktion), Ziegelbrennerei,
Gasanstalt etc. und (1880) 13,448 (1869 erst 6881) Einw.
In der
Nähe sind einige bedeutende metallurgische Werke und
Industrie Etablissements, so zu
Witkowitz (2591
Einw.) ein großes Eisenwerk
(Produktion gegen 700,000 metr. Ztr. Roheisen) mit Bessemerhütte,
Gießerei
[* 4] und Maschinenwerkstätte, zu Prziwoz (3698 Einw.) ein
Walzwerk
[* 5] und eine chemische
Fabrik.
Vgl.
»Monographie des Ostrau-Karwiner
Steinkohlenreviers«
(Teschen 1885, 2 Bde.). -
2) (Polnisch-Ostrau)
Marktflecken in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft
Freistadt, an der Ostrawitza, gegenüber
Mährisch-Ostrau gelegen, mit ergiebigem Steinkohlenbergbau, großer Koksanstalt, Sandsteinbrüchen, Bierbrauerei und (1880) 9049 (1869
erst 4620) Einw. -
(griech. Ostrakismos,Scherbengericht), ein Volksgericht bei den alten Griechen, hauptsächlich zu
Athen,
[* 6] aber auch in
Argos,
Megara, Milet und
Syrakus,
[* 7] wo es Petalismos (»Blättergericht«) hieß, welches
Männer, die ein
die
Freiheit des
Staats gefährdendes Ansehen erlangt hatten oder durch ihre
Opposition die ruhige
Entwickelung des Gemeinwesens
störten, verbannte, ohne daß sie jedoch an
Ehre und
Vermögen dadurch geschädigt wurden. In
Athen wurde der Ostrazismus 509
v. Chr.
durch
Kleisthenes eingeführt.
Das
Volk ward alljährlich zu einer
Abstimmung darüber abgefordert, ob der Ostrazismus vorzunehmen sei oder nicht.
Wurde die
Frage bejaht, so gab in der nächsten, von den neun
Archonten und dem
Rat der Fünfhundert geleiteten
Volksversammlung
jeder
Bürger seine
Stimme, auf ein Ostrakon
(Scherbe, irdenes Täfelchen) geschrieben, ab, und wenn einer 6000
Stimmen gegen
sich hatte, mußte derselbe auf zehn, später auf fünf Jahre das Land verlassen; doch konnte er durch
Volksbeschluß auch früher zurückgerufen werden. Der erste vom Ostrazismus Betroffene war
Hipparchos, des Charmos Sohn. Aber auch
Kleisthenes selbst wurde wegen eines Bündnisses mit
Persien
[* 8] durch den Ostrazismus verbannt (507), ferner
Aristeides (483),
Themistokles
(470),
Kimon (459),
Thukydides,
des Melesias Sohn (444); der letzte war der
DemagogHyperbolos (417), nach
dessen
Verbannung der Ostrazismus in Mißkredit kam und nicht mehr angewandt wurde.
Vgl. Lugebil, Über das
Wesen des Ostrazismus (Leipz. 1861).
2) Helszka
(Elisabeth), Fürstin von, Enkelin des vorigen, durch ihre
Schönheit berühmt, wurde
Nonne, aber 1554 von
dem
Fürsten Sangusko entführt, mit dem sie sich vermählte. Nach der Ermordung ihres Gemahls gab
sie der polnische König
SiegmundAugust dem
Grafen Gorka zur Gemahlin, der ebenfalls bald starb, worauf sie in
Wahnsinn verfiel.
3)
KonstantinBasili,Fürst von, einer der mächtigsten
Fürsten seiner Zeit, fiel 1500 in dem
Kampf der
Polen gegen die
Russen in die Gefangenschaft des
ZarenIwan Wasiljewitsch, ward später vom polnischen König
Siegmund I. zum
Großhetman von
Litauen und nach seinem glänzenden
Sieg über die
Russen bei Orsza zum
Woiwoden von
Troki erhoben;
starb 1533.
4)
Konstantin,
Herzog von, Enkel des vorigen, ein ebenso eifriger Anhänger des griechisch-christlichen
Glaubens wie heftiger Gegner der
Jesuiten und der
Union der griechischen und römischen
Kirche, suchte dagegen auf der
Synode
zu
Thorn
[* 23] eine Vereinigung mit den
Reformierten in
Polen herbeizuführen. In seiner Residenzstadt Ostrog gründete er eine hohe
Schule
und eine Buchdruckerei, wo die Ostroger
Bibel
[* 24] gedruckt wurde (s. Ostrog, Stadt); starb 1608. Durch die
Fürstin
Anna Aloiza von Ostrog fanden die
¶
mehr
Jesuiten Eingang in Ostrog und gründeten hier 1629 ein sehr ansehnliches Kollegium. Nach dem Erlöschen der männlichen Linie
der Fürsten von Ostrog (1673) mit dem FürstenAlexander gingen die großen Güter an die Fürsten Sangusko über.