mehr
Unterwerfung zu zwingen. Die Führer der ständischen Opposition, Johannes Roth, der Schöppenmeister von Königsberg, [* 2] und die beiden Kalckstein, wurden verhaftet, einer der letztern 1672 wegen Hochverrats hingerichtet. Die brandenburgische Herrschaft ward hiermit in Preußen [* 3] erst dauernd begründet, und dieses bildete fortan ein Glied [* 4] des Staats Preußen (s. d.).
Als einziger souveräner Besitz der brandenburgischen Hohenzollern [* 5] wurde Preußen zum Königreich erhoben, indem Kurfürst Friedrich III. sich in Königsberg selbst zum König in Preußen krönte. Doch war die Regierung dieses ersten Königs für das junge Königreich, dessen Name nun auf Staat und Volk der Hohenzollern überging, besonders verhängnisvoll: um die Kosten des verschwenderischen Hofhalts zu bestreben, wurden Domänen und Wälder verkauft, namentlich der herrliche Eichenwald auf der Kurischen Nehrung niedergeschlagen und dem Lande dadurch unermeßlicher Schade zugefügt. 1709-11 raffte eine von Polen her eingeschleppte Pest 236,000 Menschen, ein Drittel der Bevölkerung, [* 6] hinweg; in Litauen lagen weite Strecken wüst.
Diesen Schaden machte Friedrich Wilhelms I. Fürsorge wieder gut, der durch Befreiung der Bauern, Beförderung der Einwanderung (20,000 Familien bis 1728, 1732: 17,000 Salzburger) und Wiederaufbau der zerstörten Häuser und Höfe, wofür er viele Millionen verwendete, die Provinz wieder zur Blüte [* 7] brachte; 12 Städte und 332 Dörfer wurden neu angelegt oder wieder aufgebaut. Unter Friedrich d. Gr. wurde Preußen nach der Schlacht von Großjägersdorf von den Russen besetzt und blieb 1758-62 in deren Besitz; dieselben zwangen die Stände, der Kaiserin Elisabeth zu huldigen, und beabsichtigten, es für immer mit Rußland zu vereinigen. 1772 wurde durch die erste polnische Teilung Westpreußen [* 8] wiedergewonnen und mit dem Königreich Preußen, seitdem meist Ostpreußen genannt, wenigstens unter Einem Zepter vereinigt. Administrativ blieben beide Preußen geschieden. Ostpreußen zerfiel in das deutsche Kammerdepartement mit acht und das litauische mit drei Kreisen.
Der Krieg von 1806 bis 1807 legte Preußen wiederum große Opfer auf; aber das Land bewährte sich als Kern des Staats, dem es den Namen gegeben. Die glorreiche Erhebung des preußischen Volkes 1813 ging von Ostpreußen aus; die ostpreußischen Stände gingen mit der Organisation der Landwehr voran, welche sich auf dem Schlachtfeld den größten Ruhm erwarb. Doch brachte die Neugestaltung der politischen Verhältnisse 1815 Preußen, das mit die größten Opfer gebracht hatte, nicht nur keinen Lohn, sondern erhebliche Nachteile.
Während die 1813 von den Korporationen und Gemeinden für den Staat gemachten Schulden nicht von diesem übernommen wurden, sondern jenen zur Last blieben, schadete die Abtretung ganz Polens an Rußland, das sich nun kommerziell abschloß, dem preußischen Handel außerordentlich, und die aus Rücksicht auf die neuerworbenen westlichen Lande in Preußen eingeführten Schutzzölle, besonders auf Eisen [* 9] und Zucker, [* 10] vernichteten fast völlig die mit ausländischen Rohprodukten arbeitende preußische Industrie. 1824 wurden Ost- und Westpreußen zu Einer Provinz, dem Königreich Preußen, vereinigt, aber wieder getrennt.
Vgl. Baczko, Geschichte Preußens [* 11] (Königsb. 1793-1800, 6 Bde.);
Voigt, Geschichte Preußens von der ältesten Zeit bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens (das. 1827-39, 9 Bde.);
Derselbe, Handbuch der Geschichte Preußens bis zur Zeit der Reformation (2. Ausg., das. 1850, 3 Bde.);
Lohmeyer, Geschichte von Ost- und Westpreußen (2. Aufl., Gotha [* 12] 1881 ff.);
Ewald, Die Eroberung Preußens durch die Deutschen (Halle [* 13] 1872-84, Bd. 13);
Perlbach, Preußische Regesten bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts (Königsb. 1875-76);
Voigt, Codex diplomaticus prussicus (das. 1836-61, 6 Bde.);
»Scriptores rerum prussicarum« (hrsg. von Hirsch, [* 14] Töppen, Strehlke, Lpz. 1861-74, 5 Bde.);
»Akten der Ständetage Preußens« (hrsg. von Töppen, das 1884, 4 Bde.);
Pierson, Elektron, oder über die Vorfahren etc. der alten Preußen (Berl. 1869).