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Versprechen ab, sich taufen zu lassen. Weitere Erfolge in der Unterwerfung der immer wieder gegen die Polenherrschaft und gegen das Christentum sich auflehnenden Preußen [* 2] hatten Kasimir I., Boleslaw II., der Kühne, welcher 1064 an der Ossa wiederholt über ein großes Preußenheer siegte, und Wladislaw I. Hermann, welcher die verbündeten Preußen und Pommern [* 3] bei Nakel aufs Haupt schlug (1091). Als jedoch innere Unruhen und Thronstreitigkeiten in Polen ausbrachen, schüttelten die Preußen das polnische Joch nicht nur wieder ab, sondern fielen auch oft raubend und plündernd in Polen ein.
Die Versuche, das Christentum unter ihnen auszubreiten, wurden erst seit 1208 von dem Mönch Christian von Oliva wieder aufgenommen, der 1215 zum ersten Bischof von Preußen erhoben ward. Allein seine Hoffnungen auf die endliche Christianisierung des Landes scheiterten an der Furcht der Preußen, mit der Annahme des Christentums ihre Unabhängigkeit einzubüßen. Die Preußen fielen seit 1223 wiederholt in das Kulmer Land ein und verheerten auch Masovien. Bischof Christian gründete darauf nach dem Muster der Schwertbrüder in Livland [* 4] 1225 zu Dobrin an der Drewenz den Orden [* 5] der Ritter Christi; indes auch dieser vermochte nichts auszurichten, in zahlreichen Verheerungszügen vernichteten ihn die Preußen.
Christian und Konrad von Masovien suchten und sanden nun 1226 Hilfe bei dem Deutschen Orden (s. d.), dessen Hochmeister damals Hermann von Salza war. Dieser übernahm den Kampf gegen die Preußen und ließ sich vom Kaiser Friedrich II. das Kulmer Land und Preußen als Lehen des Reichs und die Reichsfürstenwürde übertragen. Auch der Papst Gregor IX. bestätigte später die Schenkung. Auf dem linken Weichselufer, dem jetzigen Thorn [* 6] gegenüber, wurde 1229 die erste Deutschordensburg, Vogelsang, erbaut. 1230 sendete Hermann von Salza eine größere Zahl von Ordensritter (20) mit 200 Knappen und Hermann Balk als erstem Landmeister nach Preußen.
Sie legten als Rückhalt für ihre Streifzüge die Burgen [* 7] Thorn und Kulm an. Nun strömten, als die Kirche in Deutschland [* 8] das Kreuz [* 9] gegen die heidnischen Preußen predigte und den Kreuzfahrern dieselben Gnadenschätze wie denen nach Jerusalem [* 10] verhieß, zahlreiche Pilger herbei, welche unter dem Befehl der Ordensritter durch todesmutigen Kampf sich den versprochenen Himmelslohn verdienen wollten. Ihnen folgten zahlreiche deutsche Ansiedler, Kaufleute, Handwerker und Bauern, welche das Deutschtum immer weiter ausbreiteten.
Bereits 1232 entstanden um die Burgen die Städte Kulm und Thorn. Der Orden begünstigte die Einwanderung, welche seine Eroberungen dauernd sicherte, durch große Privilegien und gewährte den Städten durch die »Kulmer Handfeste« selbständige Verwaltung. Durch immer neue Scharen Kreuzfahrer unterstützt, befolgte er fortan bei seinen Eroberungen einen bestimmten Plan; mit jedem Schritte, den er weiter vorwärts drang, legte er Burgen an, so 1233 Marienwerder [* 11] in Pomesanien, 1237 Elbing [* 12] in Pogesanien, besetzte sie mit Mannschaft und bevölkerte die daneben errichteten Städte mit deutschen Einwanderern. Zu diesen kamen nun auch die Kaufleute der Hanse, namentlich lübische, welche um die Burg Elbing eine Stadt bauten. 1237 wurde auch der livländische Schwertbrüderorden mit dem Deutschen Orden vereinigt.
Die Preußen setzten dem Orden einen sehr hartnäckigen Widerstand entgegen; da aber die Stämme meist einzeln für ihre Freiheit stritten, so wurde dem Orden ihre endliche, wenn auch nur allmähliche Bezwingung wesentlich erleichtert. Erst als die Preußen die drohende Gefahr völliger Unterjochung erkannten, erhoben sich 1242 die unterworfenen Stämme; die noch freien brachen in das Ordensgebiet ein, während Herzog Swantopolk von Pommern von der andern Seite dasselbe angriff.
Nach langem, gefahrvollem Kampf wurde Swantopolk 1248 zum Frieden gezwungen, die Aufständischen 1253 wieder unterjocht, und der Orden und die Kreuzherren konnten wieder erobernd vorgehen. Die Landschaften Barten und Galinden wurden bald unterworfen. Bald darauf (1255) traf abermals ein Kreuzheer von 60,000 Mann, welches der König Ottokar von Böhmen [* 13] und der Markgraf Otto von Brandenburg [* 14] befehligten, an der Weichsel ein. Nun wurde ganz Samland unterworfen, und ein großer Teil der Einwohner, die Edlen voran, ließ sich taufen.
Auch wurde in dem Walde Twangste eine Burg errichtet, welche, wie die nachher dabei erbaute Stadt, dem König Ottokar zu Ehren den Namen Königsberg [* 15] erhielt. Da indes mit der wachsenden Macht des Ordens auch die Behandlung des unterworfenen Volkes immer härter und willkürlicher wurde, ward diesem das Joch endlich unerträglich, und als 1260 der Orden an der Durbe in Livland von den Litauern eine schwere Niederlage erlitten hatte, kam es zu einer offenen und allgemeinen Empörung.
Die Leiter des Aufruhrs, Glande aus Samland, Herkus Monte aus Natangen, Glappo aus Warmien, Auktumo aus Pogesanien, Diwan aus Barten, erfochten Sieg auf Sieg, zerstören Burgen, Kirchen und Städte; aber während der Orden den todesmutigen Preußen immer neue Kreuzheere entgegenwarf und die Verluste der Niederlagen aus der unerschöpfliche Volkskraft Deutschlands [* 16] ersetzte, verbluteten sich die Preußen in langem Vernichtungskampf. Einer ihrer Führer nach dem andern fiel, zuletzt der tüchtigste und tapferste, Monte (1271). Im J. 1275 wurde Nadrauen, 1276 Schalauen, endlich 1283 nach sechsjähriger hartnäckiger Verteidigung der letzte noch freie Preußenstamm, die Sudauer, unterworfen. Die wenigsten der Überlebenden nahmen das Christentum an und blieben wohnen, viele wanderten nach Litauen aus. So hatte der Orden nach 53jährigem hartnäckigen und wechselvollen Kampf endlich sein Ziel, die Eroberung und völlige Unterwerfung Preußens, [* 17] erreicht.
Unter der weisen Regierung vortrefflicher Hochmeister, deren Residenz seit 1309 Marienburg [* 18] war, blühte der Ordensstaat daher wunderbar auf. Krieg wurde nur noch gegen die heidnischen Litauer geführt, gegen welche fast alljährlich »Kriegsreisen« unternommen wurden, meist von »Gästen«, Kreuzfahrern aus Deutschland, Frankreich und England, die nicht selten Heere von 60,000 Mann bildeten. Im Innern herrschen Friede, Recht und Gesetz. Die Einwohner, durch zahlreiche Einwanderung von deutschen Bürgern und Bauern bald germanisiert, regierten sich in ihren Städten und Gemeinden selbst und zahlten wenig Abgaben.
Besonders der Handel entwickelte sich zu großer Blüte. [* 19] Mittelpunkt desselben war das seit 1310 im Besitz des Ordens befindliche Danzig. [* 20] Auch das Ordensgebiet vergrößerte sich: 1310 wurde Pommerellen, 1398 die Insel Gotland erobert, 1346 Esthland von den Dänen, 1402 die Neumark von Brandenburg erworben;
es reichte von der Oder bis zur Düna und umfaßte 170,000 qkm (3000 QM.) mit 55 Städten, 20,000 Dörfern, 2000 Edelhöfen, 48 festen Schlössern.
Die Glanzzeit des Ordens war die Regierung des Hochmeisters Winrich von Kniprode (1351-82). Unter ihm wurde der gefeierte Sieg bei Rudau über die litauischen ¶
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Fürsten Olgert und Keistut erfochten, bei welchem zwar der tapfere Ordensmarschall Henning Schindekopf mit 26 Komturen und 200 Rittern fiel, der aber auch dem eroberungslustigen jungen litauischen Staat Halt gebot. Nicht lange nach Kniprodes Tod erwuchs jedoch dem Orden eine große Gefahr durch den Übertritt der Litauer zum Christentum und durch ihre Vereinigung mit Polen zu Einem Reich infolge der Vermählung ihres Großfürsten Jagello mit Hedwig von Polen (1386). Der Orden konnte jetzt nicht mehr die Hilfe von Kreuzfahrern gegen die Litauer in Anspruch nehmen, sondern mußte mit Mietstruppen den Krieg wider sie führen, wodurch das Land mit Steuern belastet wurde, und hatte nun mit einem doppelt mächtigen Feind zu kämpfen, da die Polen voll Neid gegen den Orden ihm das Weichselgebiet zu entreißen trachteten.
Während aber so die Macht des Ordens nach außen hin sank, wurde derselbe auch im Innern zerrüttet. Wohlleben, Müßiggang und Übermut waren an die Stelle der alten Sittenstrenge getreten. Unter den Rittern herrschen Parteiungen. Die früher so milde Herrschaft über die Unterthanen wurde rücksichtslos und hart. Der einheimische Adel und die Städte trugen immer unwilliger das Joch dieser Fremdlinge, der armen Ritter aus dem Reich, welche den Ordensstaat als ihre Versorgung ansahen.
Adel und Städte wollten als Landstände anerkannt sein und Anteil an der Verwaltung haben, was aber der Orden schroff zurückwies. Bereits 1397 stiftete der westpreußische landsässige Adel den Eidechsenbund, um seine Rechte zu wahren. So wurde Polen zu immer neuen Angriffen ermutigt, und von seinem Vetter Witold von Litauen unterstützt, fiel Wladislaw Jagello 1410 in Preußen ein. Mit einem zahlreichen Ordensheer stellte sich der Hochmeister Ulrich von Jungingen den Feinden entgegen, und bei Tannenberg (zwischen Gilgenburg und Hohenstein) [* 22] kam es zur Entscheidungsschlacht, welche für den Orden trotz tapfersten Kampfes durch den verräterische Abfall der Eidechsenritter verloren ging.
Der Hochmeister, die meisten Komture und 600 Ritter fielen, viele Tausende wurden gefangen, alle übrigen zersprengt, das Lager [* 23] die Beute der Polen. Ritter und Knechte, Städte und Burgen ergaben sich ohne Widerstand dem Sieger, und die vier Landesbischöfe gelobten ihm Treue. In einem Monat war fast ganz Preußen im Besitz des Polenkönigs, und der Orden schien verloren. Da rettete ihn der tapfere Komtur Heinrich von Plauen, der mit 4000 Mann Pommerellen gedeckt hatte, von dem drohenden Untergang, indem er schnell entschlossen die Marienburg besetzte und alle Angriffe der Polen auf das tapferste zurückschlug. Nach zehnwöchentlicher Belagerung hob der König, dessen Heer durch die tapfere Gegenwehr des Ordens, durch Mangel an Lebensmittel und durch Seuchen beträchtlich zusammengeschmolzen war, die Belagerung Marienburgs auf. Heinrich von Plauen wurde nun zum Hochmeister gewählt (1410-13) und schloß bald darauf den ersten Frieden zu Thorn, welcher das Ordensgebiet nur wenig verkürzte und dem Orden bloß hohe Geldopfer auferlegte.
Nachdem der neue Hochmeister den Orden gerettet, wollte er durch weise Reformen dessen weitern Bestand sichern. Er verlangte daher von den Brüdern Erneuerung der strengen Sittenzucht und wollte dem Adel und den Städten, denen er hohe Steuern auferlegen mußte, auch Anteil an der Verwaltung und landständische Rechte gewähren, indem er 1412 aus 20 Edelleuten und 27 Bürgern einen Landesrat bildete. Hierüber waren aber die stolzen Ritter aufs höchste erbittert, und ein nach Marienburg 1413 berufenes Ordenskapitel setzte den Hochmeister ab; ja, als er seine Herrschaft wiedererlangen wollte, warfen sie ihn in den Kerker, in dem er 1429 starb.
Die Zustände im Innern wurden durch Parteiungen der Ritter selbst und die Widerspenstigkeit der Unterthanen immer bedenklichen. Der Krieg mit Polen erneuerte sich und zwang den Orden, fortwährend ein kostspieliges Söldnerheer zu unterhalten. Der Steuerdruck wurde daher immer härter, und Adel und Städte schlossen 1440 zu Marienwerder den Preußischen Bund zur Verteidigung ihrer Gerechtsame. Dieser Bund fand weit und breit in Preußen Anklang und erhob sich bald als eine neue Macht über den Orden.
Als er 1450 einen Geheimen Rat zur Leitung der Bundesangelegenheiten einsetzte, kam es zum offenen Bruch zwischen ihm und dem Orden. Am kündigte er dem Hochmeister durch einen Absagebrief den Gehorsam förmlich auf, trug dem König Kasimir IV. von Polen die Herrschaft über Preußen an und eröffnete sofort die Feindseligkeiten gegen den Orden. In kurzer Zeit bemächtigte er sich einer großen Zahl von Ordensburgen; die Danziger belagerten Marienburg, und der König von Polen nahm die Abgefallenen als Unterthanen auf und erklärte dem Orden den Krieg. Hans von Baisen, eins der Häupter des Bundes, wurde zum Statthalter in Preußen eingesetzt; als aber der König selbst nach Preußen kam, huldigte ihm alles, auch die Bischöfe von Kulm, Samland und Pomesanien.
Nun begann ein 13jähriger Krieg, der »westpreußische Städtekrieg«, gegen den Orden. Dieser hatte Söldnerscharen in seine Dienste [* 24] genommen und wehrte sich tapfer gegen die Polen und den Bund. Aber Mangel an Geld brachte ihn bald in neue Verlegenheit, auch ließen der Deutschmeister und der Landmeister in Livland den Orden im Stiche. Daher verpfändete der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen seinen Söldnern Marienburg und alle Ordensstädte, Länder und Leute, die der Orden in Preußen und in der Neumark noch besaß, und verkaufte an Brandenburg die Neumark.
Aber die erhaltenen Summen wurden von dem kostspieligen Kampf rasch verschlungen. Die Söldner verkauften daher Marienburg und alle andern von ihnen besetzten Schlösser und Städte dem König von Polen für 436,000 Gulden. Der Hochmeister mußte 1457 das Ordensschloß, wo während 148 Jahren 17 Hochmeister residiert hatten, verlassen und nach Königsberg übersiedeln. Zwar hielt sich der Orden noch mehrere Jahre gegen seine Feinde; aber Kaiser und Reich leisteten ihm keine Hilfe, und so zwang ihn völlige Erschöpfung zu dem zweiten Frieden zu Thorn in welchem der Orden die westliche Hälfte Preußens, nämlich Kulm, Michelau und Pommerellen mit den Städten Danzig, Thorn, Elbing, Marienburg und den Bistümern Kulm und Ermeland, an Polen abtrat, die östliche Hälfte (Ostpreußen) [* 25] aber, Samland und Pomesanien, als polnisches Lehen behielt.
Der geschwächte und seiner Unabhängigkeit beraubte Ordensstaat, dessen Hauptstadt nun Königsberg ward, suchte, nachdem er sich von seiner Erschöpfung etwas erholt, sich durch eine Reform zu kräftigen und wenigstens die polnische Lehnshoheit abzuschütteln. Aber die Reform scheiterte an dem Widerspruch des Deutschmeisters, und selbst als der Orden Mitglieder deutscher Fürstenhauses wie 1498 den Herzog Friedrich von Sachsen [* 26] und 1511 den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach, zu Hochmeistern wählte, um ¶