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(Großkreuzen, Komturen und Rittern); das militärische Elisabeth Theresia-Stiftskreuz, gestiftet 1750, erneuert 1771, zur Belohnung von 21 bedürftigen, verdienstvollen Generalen und Obersten der österreichischen Armee bestimmt, die damit Pensionen erhalten. Verdienst- und Ehrenzeichen sind: das (goldene und silberne) geistliche Verdienstkreuz für Feldgeistliche;
die (große und kleine, goldene und silberne) militärische Tapferkeitsmedaille;
das (silberne) Militärverdienstkreuz für aktive Offiziere;
die Militärdienstzeichen für Offiziere und Mannschaft (in je zwei Klassen);
das (goldene und silberne, mit oder ohne Krone versehene) Verdienstkreuz für Zivilverdienste;
das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft (gestiftet
Zur Belohnung der Seefahrer ist eine Ehrenflagge (in zwei Klassen, einer weißen und einer roten) bestimmt.
Vgl. »Statistisches Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie für den Zeitraum 1867-76«, herausgegeben von den Vorständen des k. k. österreichischen und königl. ungarischen statistischen Büreaus (Wien [* 2] 1878),
und die bei den Artikeln »Österreich« [* 3] und »Ungarn« [* 4] angeführten Werke.
Geschichte Österreichs.
(Hierzu die »Geschichtskarte von Österreich-Ungarn«.)
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in ihrem jetzigen Umfang und ihrer heutigen politischen Organisation ist aus dem ehemaligen Herzogtum Österreich (jetzt Nieder- und Oberösterreich), einer Ostmark Deutschlands, [* 5] allmählich erwachsen, wie Preußen [* 6] aus der Mark Brandenburg. [* 7] Durch Eroberung, durch friedlichen Erwerb und durch Vererbung sind diesem Kern die deutschen Kronlande Steiermark, [* 8] Kärnten, Krain, [* 9] Istrien und Tirol, [* 10] das Königreich Böhmen [* 11] mit seinen Nebenlanden, die Länder der ungarischen Krone, Galizien und die Bukowina, Salzburg [* 12] und Dalmatien, endlich Bosnien [* 13] und die Herzegowina angegliedert worden; die Geschichte dieser Länder vor ihrer Vereinigung mit Österreich und ihre speziellern Schicksale seitdem sind in besondern Artikeln behandelt (s. d.). Andre Länder, wie Belgien, [* 14] Neapel [* 15] und Sizilien, [* 16] die Lombardei, Venetien, Schlesien [* 17] und die Lausitz, hat Österreich nur vorübergehend besessen. Wir beschäftigen uns zunächst mit dem Herzogtum Österreich allein.
Die Gründung der Ostmark und die Herrschaft der Babenberger.
Das Gebiet Österreichs wurde in der ältesten Zeit von Kelten bewohnt, deren Gebiet südlich der Donau unter Augustus von den Römern erobert wurde; dieselben bildeten daselbst die beiden Provinzen Noricum und Pannonia, deren Grenze der Wienerwald (Cetius Mons) [* 18] bildete. Das Land nördlich der Donau fiel später in die Gewalt der Markomannen und Quaden, welche in der Zeit der Völkerwanderung unter dem Namen der Bajuwaren oder Bayern [* 19] sich auch des Gebiets südlich der Donau und des der Ostalpen bemächtigten, während in Pannonien nach dem Zerfall des Hunnenreichs und dem Abzug der Langobarden nach Italien [* 20] ein uralisch-finnischer Volksstamm, die Avaren, denen sich Slawen anschlossen, sich festsetzte.
Enns und Drau bildeten die Grenzen [* 21] des avarischen und bayrischen Gebiets, welch letzteres von den verheerenden Einfällen der Avaren oft heimgesucht wurde. Als diese sich 787 mit dem letzten agilolfingischen Herzog von Bayern, Thassilo, verbanden, um Bayern vom fränkischen Reich losreißen zu helfen, beschloß Karl d. Gr. nach der Absetzung Thassilos und der Einverleibung Bayerns in sein Reich (788), die beutegierigen Avaren zu züchtigen und von weitern Einfällen in das Frankenreich abzuschrecken. Er unternahm 791 selbst einen Kriegszug gegen sie, überließ aber die weitere Fortsetzung des Kriegs seinem tapfern Sohn Pippin.
Unter schweren Kämpfen drang dieser bis in den Hauptring der Avaren an der Theiß vor, vernichtete durch einen glänzenden Sieg (796) ihre Macht völlig und fügte das Land zwischen Enns und Raab [* 22] dem fränkischen Reich als avarische oder Ostmark bei. Das eroberte Gebiet wurde bayrischen Ansiedlern überlassen, Salzburg zum Metropolitansitz für die Ostgegenden erhoben und so diese für die Kultur und für das in den Stürmen der Völkerwanderung erloschene Christentum gewonnen.
Schon Ludwig der Deutsche [* 23] hatte, um das neuerworbene Grenzland zu schützen, mit den slawischen Mähren Kämpfe zu bestehen. Dieselben wurden noch gefährlicher unter seinen Nachfolgern, als Swatopluk ein großes Mährenreich gründete und die Ostmark demselben einzuverleiben suchte. König Arnulf rief gegen ihn die Magyaren oder Ungarn zu Hilfe, ein uralisch-finnisches Reitervolk, das an Stelle der Avaren sich in der ungarischen Tiefebene niedergelassen hatte.
Nach Swatopluks Tod (894) und dem Zerfall des Mährenreichs wurden die Magyaren die Nachbarn Deutschlands selbst, in das sie wiederholt verwüstende Einfälle machten, welche die schwachen Könige Ludwig das Kind und Konrad I. nicht zurückzuweisen vermochten. Das bayrische Heer unter Markgraf Luitpold erlitt 28. Juni 907 durch die Magyaren eine furchtbare Niederlage, durch welche die Ostmark jenseit der Enns verloren ging. Erst infolge des Siegs der Deutschen auf dem Lechfeld (10. Aug. 955) hörten die verheerenden Einfälle der Magyaren auf.
Während dieselben sich zu seßhaften Leben in der Theiß- und Donauebene bequemten und mit dem Christentum allmählich abendländische Kultur annahmen, ward das Land jenseit der Enns wieder von deutschen Ansiedlern besetzt und als bayrische Ostmark dem Deutschen Reich wiedergewonnen. Kaiser Otto II. verlieh das Land 974 dem Babenberger Luitpold mit der Würde eines Markgrafen gegen die Ungarn und machte ihn 976 nach der Unterdrückung der Empörung des bayrischen Herzogs Heinrich des Zänkers von Bayern fast unabhängig. So gelangte das Geschlecht der Babenberger zur Herrschaft über Österreich, die es bis zu seinem Aussterben (1246) innehatte.
Der erste Markgraf, Luitpold oder Leopold I. (976-994), eroberte die Grenzfestung Melk und dehnte die Grenzen seines Gebiets bis zum Wienerwald aus, starb aber schon 10. Juli 994 durch einen Pfeilschuß, der die Blendung eines Würzburger Vasallen rächte. Unter seinem Sohn Heinrich I. (994-1018) erscheint der Name Österreich 996 zum erstenmal in einer Schenkungsurkunde. Ihm folgte sein Bruder Adalbert (1018-1056), dessen Sohn Luitpold sich im Krieg Kaiser Heinrichs III. gegen die Ungarn auszeichnete, aber schon 1043 starb. In diesem Krieg wurden die Ungarn zur Abtretung des Gebiets westlich der March und der Leitha gezwungen, welch letzterer Fluß seitdem Grenzfluß Deutschlands und Ungarns war. Die Gegenden östlich vom Wienerwald wurden nun dauernd von deutschen Kolonisten besiedelt, und ein frischer Sproß deutscher Kultur schoß hier kräftig empor. Adalberts zweiter Sohn, Ernst der Tapfere (1056-1075), kämpfte mit Kühnheit und Erfolg gegen die Ungarn, erhielt 1058 von Heinrich IV. einen Freiheitsbrief, das erste der österreichischen Hausprivilegien, und fiel in der Schlacht bei Hohenburg an der Unstrut gegen ¶
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die Sachsen.
[* 25] Sein Sohn Leopold II., der Schöne (1075-1096), trat dagegen in die Reihe der Feinde Heinrichs IV. und ward daher
von diesem 1081 seiner Markgraf
schaft entsetzt, die dem Böhmenherzog Wlatislaw II. übertragen wurde; doch behauptete er
sich schließlich seit 1083 im Besitz derselben. Ihm folgte sein Sohn Leopold III., der Heilige (1096 bis
1136); derselbe verriet 1105 den mit seinem Sohn Heinrich in Streit geratenen alten Kaiser Heinrich IV. und erhielt zur Belohnung
von Heinrich V. 1106 die Hand
[* 26] seiner Schwester Agnes, der Witwe des ersten Staufenherzogs von Schwaben.
Seinen Treubruch sühnte er durch ein würdiges Fürstenleben. Er verließ Melk, den ältern Fürstensitz der Babenberger, und erbaute sich eine neue Burg in der Nähe von Wien auf dem Berg, der nach ihm noch heutigestags der Leopoldsberg heißt; auch gründete oder bereicherte er Klöster und Stiftungen. Sein älterer Sohn, Leopold IV., der Freigebige (1136-41), erhielt nach der Ächtung des Welfen Heinrich des Stolzen 1139 von seinem Halbbruder König Konrad III. das Herzogtum Bayern, das nebst Österreich nach seinem frühen kinderlosen Tod (1141) sein Bruder Heinrich Jasomirgott (1141-77) erbte.
Dieser nahm am zweiten Kreuzzug teil und erlitt bald darauf (1149) an der Fischa eine Niederlage durch die Ungarn. Bayern mußte
er zu Regensburg
[* 27] auf Verlangen Kaiser Friedrichs I. an den Welfen Heinrich den Löwen
[* 28] zurückgeben,
welchen der Kaiser hierdurch für sich zu gewinnen hoffte. Zum Ersatz hierfür wurde die Markgraf
schaft Österreich und das
Land zwischen Inn und Enns vergrößert und zu einem Herzogtum mit besondern Vorrechten erhoben.
Heinrichs Sohn Leopold V., der Tugendhafte (1177-94), beteiligte sich am dritten Kreuzzug, half Akka erobern, verließ aber, von Richard Löwenherz in Askalon beleidigt, 1192 das Kreuzheer und kehrte nach Österreich zurück, wo er Richard auf seiner Rückkehr aus dem Morgenland in der Nähe von Wien gefangen nahm und auf der Feste Dürnstein in strengen Gewahrsam bringen ließ; 1193 lieferte er den König an Kaiser Heinrich VI. aus. Von großer Bedeutung war die Erwerbung Steiermarks, das einem 1186 abgeschlossenen Vertrag gemäß nach dem Tode des letzten Traungauers, Ottokars VI., 1192 an die Babenberger fiel.
Auf Leopolds V. ältern Sohn, Herzog Friedrich den Katholischen (1194-98), der auf der Heimreise von einer Kreuzfahrt starb, folgte der jüngere, Leopold VI., der Glorreiche (1198-1230), der bisher in Steiermark regiert hatte. Unter ihm befand sich Österreich am blühendsten und glücklichsten; er sorgte nicht nur für den Wohlstand seines Landes und vergrößerte es, indem er vom Stift Freising [* 29] dessen beträchtliche Lehen in Krain erwarb (1229); er war auch wie sein Vater ein Freund der Dichtkunst und zog durch seine Freigebigkeit mehrere Minnesinger an seinen Hof. [* 30]
Für die Kirche unternahm er einen Zug nach Spanien [* 31] und schloß sich dem Kreuzzug des Königs Andreas von Ungarn nach Palästina [* 32] und Ägypten [* 33] an. Er starb in San Germano, wo er mit andern deutschen Fürsten den Frieden zwischen Kaiser und Papst vermittelt hatte. Nicht so war es seinem Sohn Friedrich dem Streitbaren (1230-46) vergönnt, sich des Erbes seiner Väter in Ruhe zu erfreuen. Wegen verschiedener Anklagen zur Rechenschaft gezogen, wurde er 1236 vom Kaiser Friedrich II. seiner Länder für verlustig erklärt und erhielt sie erst 1239 zurück; 1241 wehrte er den Einfall der Mongolen in Österreich ab und fiel im Kampf gegen Bela von Ungarn, erst 35 Jahre alt, der letzte aus dem ruhmreichen Geschlecht der Babenberger.
Österreich deutsches Fürstentum unter den Habsburgern.
Friedrichs des Streitbaren Tod hatte für Österreich und die angrenzenden Länder große Verwirrungen zur Folge, da er auch keine direkten weiblichen Nachkommen hinterließ und testamentarisch nichts verfügt hatte. Zunächst nahm Kaiser Friedrich II. Österreich und Steiermark als erledigtes Lehen an sich und ernannte den Grafen Otto von Eberstein zum Reichshauptmann und Statthalter; später übertrug er die Verwaltung Österreichs dem Herzog Otto von Bayern, die Steiermarks dem Grafen Meinhard von Görz. [* 34]
Papst Innocenz IV., der den Staufen den Besitz der schönen Länder nicht gönnte, ernannte dagegen den zweiten Gemahl Gertruds, einer Nichte Friedrichs des Streitbaren, den Markgrafen Hermann von Baden, [* 35] zum Herzog von Österreich (September 1248). Doch starb dieser schon und der Tod des Kaisers Friedrich II. in demselben Jahr steigerte die Verwirrung aufs höchste, so daß endlich die österreichischen Stände 1251 zu Trübensee bei Tuln ^[richtig: Tulln] zusammentraten und den Przemysliden Ottokar, Markgrafen von Mähren und böhmischen Thronerben, zum Herzog wählten.
Derselbe zog in Wien ein und fand bald allgemeine Anerkennung. Um seine rechtlichen Ansprüche zu verstärken, vermählte er sich mit einer Schwester Friedrichs des Streitbaren, Margarete, der 47jährigen Witwe des römischen Königs Heinrich VII. Die steirischen Stände hatten inzwischen den Sohn des Königs Bela IV. von Ungarn, Stephan, zum Herzog erwählt. Ottokar, der 1253 König von Böhmen geworden war, erkannte 1254 Stephan als Herzog von Steiermark an, eroberte dies aber in einem neuen Krieg mit Ungarn durch die siegreiche Schlacht bei Kroißenbrunn an der March gelangte 1269 durch Testament des letzten kinderlosen Herzogs auch in den Besitz von Kärnten und Krain und entriß 1272 den Ungarn Preßburg. [* 36] Nach den Wirren der vorangegangenen Jahre war die Regierung dieses mächtigen Fürsten für die Länder, die er beherrschte, eine glückliche; denn er machte dem Raub- und Fehdewesen ein Ende, hob das Ansehen des Landesherrn und der Gesetze, förderte die Bildung eines freien Bürgerstandes in den Städten, deren Wohlstand er mehrte, und war eifrig auf Germanisierung der slawischen Lande durch deutsche Kolonisten bedacht.
In Deutschland [* 37] war unterdessen Rudolf von Habsburg 1273 zum König gewählt worden. Ottokar, der an der Wahl nicht teilgenommen hatte, weigerte sich, den seiner Meinung nach unrechtmäßig gewählten König anzuerkennen und die an ihn ergangene Aufforderung zu erfüllen, die österreichischen Länder als heimgefallene Reichslehen herauszugeben. Er wurde in die Reichsacht erklärt, Rudolf rückte mit einem Heer in Österreich ein, während die mit ihm verbündeten Ungarn Ottokar im Rücken bedrohten, und zwang Ottokar 1276 zu einem Vertrag, in welchem er auf Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain verzichten mußte. Als Ottokar 1278 den Frieden brach und von neuem zu den Waffen [* 38] griff, verlor er auf dem Marchfeld Sieg und Leben. Nun verlieh König Rudolf seinen Söhnen Albrecht und Rudolf, welch letzterer aber schon 1283 verzichtete, Österreich, Steiermark und Krain als Lehen des Reichs und legte damit den Grund zur Hausmacht des habsburgischen Fürstenhauses. Kärnten gab Rudolf 1286 dem Grafen Meinhard von Tirol zum Lohn für die gegen Ottokar ¶