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Geschütze, [* 2] nur jede der 16 reitenden Batterien begreift im Frieden wie im Krieg 6 Kanonen. Das Festungsartilleriebataillon besteht aus 6 Kompanien, beim 9. Bataillon befinden sich außerdem 3 Gebirgsbatterien, deren Zahl im Krieg verdoppelt wird. d) Genie- und Pioniertruppen: 2 Genieregimenter und 1 Pionierregiment. Jedes der beiden Genieregimenter gliedert sich in 5 Feldbataillone (zu 4 Kompanien), 2 Reservekompanien und 1 Ersatzbataillon zu 5 Kompanien. Das Pionierregiment ist in 5 Feldbataillone formiert, jedes zu 4 Feldkompanien, 1 Reserve- und 1 Ersatzkompanie und 1 Zeugsreserve. e) 1 Eisenbahn- und Telegraphenregiment mit 8 Kompanien in 2 Bataillonen und 1 im Frieden als Kadre bestehenden Ersatzbataillon. f) Traintruppe: 3 Trainregimenter mit 15 Traindivisionen, 77 Eskadrons und 20 Gebirgseskadrons. g) Sanitätstruppe mit 26 Abteilungen.
Die Landwehr besteht in Österreich [* 3] (ohne Tirol [* 4] und Vorarlberg) aus 82 Landwehrbataillonen und zwar 59 in 17 Regimenter zusammengezogenen Infanteriebataillonen, 19 in 5 Regimenter vereinigten Schützenbataillonen und 4 selbständigen dalmatischen Schützenbataillonen; ferner aus 3 Dragoner- und 3 Ulanenregimentern (zu 4 Feldeskadrons und 1 Ersatzeskadron) und 1 berittenen Schützenabteilung in Oberdalmatien. Bei einer Mobilisierung hat jedes Landwehrbataillon 1 Feldbataillon (mit 4 Kompanien), dann 1 Ersatz- und 1 Reservekompanie aufzustellen. In Tirol und Vorarlberg bestehen 10 Landesschützenbataillone zu 4 Kompanien, aus welchen im Krieg 10 Feld- und 10 Reservebataillone sowie 10 Ersatzkompanien formiert werden; ferner 2 Landesschützeneskadrons.
Die Landwehr der ungarischen Länder umfaßt an Infanterie. 94 Bataillone erster Linie, 30 Bataillone zweiter Linie, 94 Ersatzkompanien und die erforderlichen Stabstruppen; an Kavallerie 10 Husarenregimenter und 8 Züge Stabstruppen. Das Infanteriebataillon begreift 4 Kompanien, das Kavallerieregiment 2 Divisionen mit vier Eskadrons, 1 Pionierzug und 1 Ersatzeskadron. Der Landsturm umfaßt in Österreich je 80 Auszugs- und Territorialbataillone, außerdem in Tirol 30 Bataillone, dann in Ungarn [* 5] je 92 Infanteriebataillone ersten und zweiten Aufgebots und 40 Husareneskadrons nebst 20 Ersatzhalbeskadrons.
Die Stärke [* 6] des Landheers beläuft sich im Friedensstand auf 267,179 Mann stehenden Heers, 14,870 Mann Landwehr und 20,455 Mann besonderer Formationen (Garden, Gendarmerie, Gestütsbranche), zusammen auf 302,504 Mann und 816 Geschütze. Jährlich werden 94,543 Rekruten eingestellt, wovon 54,991 auf Österreich, 39,552 auf Ungarn entfallen. Der Kriegsstand beträgt im stehenden Heer 807,072 Mann, wovon 6154 auf Behörden, höhere Kommanden und Stäbe, 781,600 Mann auf die Truppen (552,945 Infanterie und Jäger, 64,055 Kavallerie, 84,022 Artillerie, 26,179 technische Truppen, 38,917 Traintruppen, 15,482 Sanitätstruppen) und 19,318 Mann auf die Heeresanstalten kommen;
in der Landwehr 324,000 Mann (in Österreich 153,000, in Ungarn 171,000);
in den besondern Formationen 20,455 Mann;
endlich im Landsturm auf ca. 440,000 Mann (in Österreich 228,000, in Ungarn 212,000).
Der gesamte Kriegsstand beläuft sich sonach auf ca. 1,591,500 Mann mit 1748 Geschützen. Für den militärischen und administrativen Dienst des Heers ist die Monarchie in 15 Militärterritorialbezirke eingeteilt; die leitenden Behörden sind die dem Reichskriegsministerium unterstehenden 14 Korpskommanden (1. Krakau, [* 7] 2. Wien, [* 8] 3. Graz, [* 9] 4. Budapest, [* 10] 5. Preßburg, [* 11] 6. Kaschau, 7. Temesvár, 8. Prag, [* 12] 9. Josephstadt, 10. Brünn, [* 13] 11. Lemberg, [* 14] 12. Hermannstadt, [* 15] 13. Agram, [* 16] 14. Innsbruck) [* 17] und das Militärkommando in Zara. [* 18]
Für die Kriegsmarine ist im Reichskriegsministerium eine besondere Sektion errichtet, deren Chef als Befehlshaber der Flotte fungiert. Als Hilfsorgane sind dem Reichskriegsministerium zugeteilt: der Chef des Generalstabs, die Generalinspektoren für Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Genie, Train und der Sanitätstruppenkommandant. Ein Generalinspektor des Heers überwacht die Ausbildung und Manövrierfähigkeit der Truppen. Im Krieg wird die zur Aktion bestimmte Heeresmacht in 3 Armeen, 15 Armeekorps, 42 Infanterie- und 8 selbständige Kavallerie-Truppendivisionen formiert. Im Frieden ist das stehende Heer gegenwärtig in 15 Armeekorps; 33 Truppendivisionen (darunter. 2 selbständige Kavalleriedivisionen), 63 Infanterie-, 6 Gebirgs-, 20 Kavallerie- und 14 Artilleriebrigaden aufgestellt.
Unter den zahlreichen Festungen und Sperrforts an den Gebirgsgrenzen sind als große Waffenplätze [* 19] besonders zu nennen: Olmütz, [* 20] Krakau, Przemysl, Komorn, Peterwardein und der Kriegshafen Pola. [* 21] Die Kriegsmarine zählte Ende 1887 an Panzerschiffen: 2 Turmschiffe, 8 Kasemattschiffe und 1 Fregatte mit zusammen 60,000 Ton. Tragfähigkeit und 165 Kanonen nebst 85 Schnellfeuergeschützen; ferner 2 Fregatten, 3 gedeckte Korvetten, 5 Glattdeckkorvetten, 8 Torpedofahrzeuge, 6 Kanonenboote, 5 Raddampfer und Jachten, 40 Torpedoboote, 6 Transportschiffe, endlich 2 Donaumonitoren. Zu diesen 88 Kriegsschiffen (97,097 T. Tragfähigkeit, 350 Kanonen und 155 Schnellfeuergeschütze) kommen noch 16 Schulschiffe und Hulks und 10 Tender. Das Marinepersonal hat einen Friedensstand von 8560 und einen Kriegsstand von 12,976 Mann. Der letztere gliedert sich in 757 aktive Seeoffiziere und Seekadetten, 11,532 Mann des Matrosenkorps (in 2 Depots zu 6 Kompanien) und 687 Auditoren, Ärzte, Geistliche, Beamte u. dgl. Über die militärischen Lehranstalten s. die Art. Österreich und Ungarn.
Ritterorden (s. Tafel »Orden«) [* 22] bestehen in Österreich acht: der Orden des Goldenen Vlieses (Toisonorden), aus einer Klasse bestehend, vom Herzog Philipp von Burgund gestiftet, der höchste Orden Österreich-Ungarns, bloß für Souveräne und die höchsten Würdenträger katholischer Religion bestimmt;
der Sternkreuzorden, gestiftet ebenfalls aus einer Klasse bestehend, von der Kaiserin an Damen des hohen Adels verliehen;
der militärische Maria Theresia-Orden, gestiftet mit drei Klassen (Großkreuzen, Kommandeuren und Rittern), zur Belohnung tapferer Thaten für in- und ausländische Offiziere bestimmt;
der königlich ungarische St. Stephansorden, gestiftet für Adlige, die sich im Zivildienst verdient gemacht, auch für Militärpersonen, mit drei Klassen (Großkreuzen, Kommandeuren und Kleinkreuzen);
der Leopoldsorden, gestiftet zur Auszeichnung für gemeinnützige Verdienste, Gelehrsamkeit etc., mit drei Klassen (Großkreuzen, Kommandeuren und Kleinkreuzen);
der Orden der Eisernen Krone, gestiftet 1805 von Napoleon I., von Kaiser Franz I. erneuert, für ähnliche Verdienste bestimmt wie der vorige und ebenfalls mit drei Klassen (Rittern erster: zweiter und dritter Klasse);
der Franz Joseph-Orden, gestiftet erweitert für ehrenvolle Verdienste ohne Rücksicht auf Stand, Geburt und Religion bestimmt, auch mit drei Klassen. ¶
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(Großkreuzen, Komturen und Rittern); das militärische Elisabeth Theresia-Stiftskreuz, gestiftet 1750, erneuert 1771, zur Belohnung von 21 bedürftigen, verdienstvollen Generalen und Obersten der österreichischen Armee bestimmt, die damit Pensionen erhalten. Verdienst- und Ehrenzeichen sind: das (goldene und silberne) geistliche Verdienstkreuz für Feldgeistliche;
die (große und kleine, goldene und silberne) militärische Tapferkeitsmedaille;
das (silberne) Militärverdienstkreuz für aktive Offiziere;
die Militärdienstzeichen für Offiziere und Mannschaft (in je zwei Klassen);
das (goldene und silberne, mit oder ohne Krone versehene) Verdienstkreuz für Zivilverdienste;
das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft (gestiftet
Zur Belohnung der Seefahrer ist eine Ehrenflagge (in zwei Klassen, einer weißen und einer roten) bestimmt.
Vgl. »Statistisches Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie für den Zeitraum 1867-76«, herausgegeben von den Vorständen des k. k. österreichischen und königl. ungarischen statistischen Büreaus (Wien 1878),
und die bei den Artikeln »Österreich« und »Ungarn« angeführten Werke.
Geschichte Österreichs.
(Hierzu die »Geschichtskarte von Österreich-Ungarn«.)
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in ihrem jetzigen Umfang und ihrer heutigen politischen Organisation ist aus dem ehemaligen Herzogtum Österreich (jetzt Nieder- und Oberösterreich), einer Ostmark Deutschlands, [* 24] allmählich erwachsen, wie Preußen [* 25] aus der Mark Brandenburg. [* 26] Durch Eroberung, durch friedlichen Erwerb und durch Vererbung sind diesem Kern die deutschen Kronlande Steiermark, [* 27] Kärnten, Krain, [* 28] Istrien und Tirol, das Königreich Böhmen [* 29] mit seinen Nebenlanden, die Länder der ungarischen Krone, Galizien und die Bukowina, Salzburg [* 30] und Dalmatien, endlich Bosnien [* 31] und die Herzegowina angegliedert worden; die Geschichte dieser Länder vor ihrer Vereinigung mit Österreich und ihre speziellern Schicksale seitdem sind in besondern Artikeln behandelt (s. d.). Andre Länder, wie Belgien, [* 32] Neapel [* 33] und Sizilien, [* 34] die Lombardei, Venetien, Schlesien [* 35] und die Lausitz, hat Österreich nur vorübergehend besessen. Wir beschäftigen uns zunächst mit dem Herzogtum Österreich allein.
Die Gründung der Ostmark und die Herrschaft der Babenberger.
Das Gebiet Österreichs wurde in der ältesten Zeit von Kelten bewohnt, deren Gebiet südlich der Donau unter Augustus von den Römern erobert wurde; dieselben bildeten daselbst die beiden Provinzen Noricum und Pannonia, deren Grenze der Wienerwald (Cetius Mons) [* 36] bildete. Das Land nördlich der Donau fiel später in die Gewalt der Markomannen und Quaden, welche in der Zeit der Völkerwanderung unter dem Namen der Bajuwaren oder Bayern [* 37] sich auch des Gebiets südlich der Donau und des der Ostalpen bemächtigten, während in Pannonien nach dem Zerfall des Hunnenreichs und dem Abzug der Langobarden nach Italien [* 38] ein uralisch-finnischer Volksstamm, die Avaren, denen sich Slawen anschlossen, sich festsetzte.
Enns und Drau bildeten die Grenzen [* 39] des avarischen und bayrischen Gebiets, welch letzteres von den verheerenden Einfällen der Avaren oft heimgesucht wurde. Als diese sich 787 mit dem letzten agilolfingischen Herzog von Bayern, Thassilo, verbanden, um Bayern vom fränkischen Reich losreißen zu helfen, beschloß Karl d. Gr. nach der Absetzung Thassilos und der Einverleibung Bayerns in sein Reich (788), die beutegierigen Avaren zu züchtigen und von weitern Einfällen in das Frankenreich abzuschrecken. Er unternahm 791 selbst einen Kriegszug gegen sie, überließ aber die weitere Fortsetzung des Kriegs seinem tapfern Sohn Pippin.
Unter schweren Kämpfen drang dieser bis in den Hauptring der Avaren an der Theiß vor, vernichtete durch einen glänzenden Sieg (796) ihre Macht völlig und fügte das Land zwischen Enns und Raab [* 40] dem fränkischen Reich als avarische oder Ostmark bei. Das eroberte Gebiet wurde bayrischen Ansiedlern überlassen, Salzburg zum Metropolitansitz für die Ostgegenden erhoben und so diese für die Kultur und für das in den Stürmen der Völkerwanderung erloschene Christentum gewonnen.
Schon Ludwig der Deutsche [* 41] hatte, um das neuerworbene Grenzland zu schützen, mit den slawischen Mähren Kämpfe zu bestehen. Dieselben wurden noch gefährlicher unter seinen Nachfolgern, als Swatopluk ein großes Mährenreich gründete und die Ostmark demselben einzuverleiben suchte. König Arnulf rief gegen ihn die Magyaren oder Ungarn zu Hilfe, ein uralisch-finnisches Reitervolk, das an Stelle der Avaren sich in der ungarischen Tiefebene niedergelassen hatte.
Nach Swatopluks Tod (894) und dem Zerfall des Mährenreichs wurden die Magyaren die Nachbarn Deutschlands selbst, in das sie wiederholt verwüstende Einfälle machten, welche die schwachen Könige Ludwig das Kind und Konrad I. nicht zurückzuweisen vermochten. Das bayrische Heer unter Markgraf Luitpold erlitt 28. Juni 907 durch die Magyaren eine furchtbare Niederlage, durch welche die Ostmark jenseit der Enns verloren ging. Erst infolge des Siegs der Deutschen auf dem Lechfeld (10. Aug. 955) hörten die verheerenden Einfälle der Magyaren auf.
Während dieselben sich zu seßhaften Leben in der Theiß- und Donauebene bequemten und mit dem Christentum allmählich abendländische Kultur annahmen, ward das Land jenseit der Enns wieder von deutschen Ansiedlern besetzt und als bayrische Ostmark dem Deutschen Reich wiedergewonnen. Kaiser Otto II. verlieh das Land 974 dem Babenberger Luitpold mit der Würde eines Markgrafen gegen die Ungarn und machte ihn 976 nach der Unterdrückung der Empörung des bayrischen Herzogs Heinrich des Zänkers von Bayern fast unabhängig. So gelangte das Geschlecht der Babenberger zur Herrschaft über Österreich, die es bis zu seinem Aussterben (1246) innehatte.
Der erste Markgraf, Luitpold oder Leopold I. (976-994), eroberte die Grenzfestung Melk und dehnte die Grenzen seines Gebiets bis zum Wienerwald aus, starb aber schon 10. Juli 994 durch einen Pfeilschuß, der die Blendung eines Würzburger Vasallen rächte. Unter seinem Sohn Heinrich I. (994-1018) erscheint der Name Österreich 996 zum erstenmal in einer Schenkungsurkunde. Ihm folgte sein Bruder Adalbert (1018-1056), dessen Sohn Luitpold sich im Krieg Kaiser Heinrichs III. gegen die Ungarn auszeichnete, aber schon 1043 starb. In diesem Krieg wurden die Ungarn zur Abtretung des Gebiets westlich der March und der Leitha gezwungen, welch letzterer Fluß seitdem Grenzfluß Deutschlands und Ungarns war. Die Gegenden östlich vom Wienerwald wurden nun dauernd von deutschen Kolonisten besiedelt, und ein frischer Sproß deutscher Kultur schoß hier kräftig empor. Adalberts zweiter Sohn, Ernst der Tapfere (1056-1075), kämpfte mit Kühnheit und Erfolg gegen die Ungarn, erhielt 1058 von Heinrich IV. einen Freiheitsbrief, das erste der österreichischen Hausprivilegien, und fiel in der Schlacht bei Hohenburg an der Unstrut gegen ¶