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Bibliotheken, welche sich in Hofbibliotheken, Studienbibliotheken, Bibliotheken der Stifter und Klöster, von Anstalten und Behörden, Vereinen und Korporationen, endlich Bibliotheken von Privatpersonen gliedern, ist die reichste die Hofbibliothek in Wien [* 2] mit 420,000 Bänden; über 50,000 Bände haben außerdem noch 21 Bibliotheken. Naturwissenschaftliche Sammlungen in größerm oder geringerm Umfang haben alle Hoch- und Mittelschulen; die größten Institute dieser Art sind das naturhistorische Hofmuseum, die anatomischen Sammlungen der Universität und der ehemaligen Josephsakademie in Wien, die geognostische Sammlung der geologischen Reichsanstalt u. a. Mit archäologischen und Kunstsammlungen ist Wien reich versehen; auch in mehreren Provinzstädten befinden sich Landesmuseen.
Größere, dem Publikum zugängliche Gemäldegalerien besitzt Österreich, [* 3] 12, unter welchen die des kunsthistorischen Hofmuseums (ehemalige Belvederegalerie) die hervorragendste ist. In Wien befindet sich auch die große Kupferstichsammlung Albertina. Von bedeutendem Einfluß ist die periodische Presse, [* 4] welche (1885) durch 1641 Zeitungen vertreten ist. Hiervon erscheinen 744 in Niederösterreich, nächstdem 328 in Böhmen. [* 5] Nach Sprachen erscheinen in der ganzen Monarchie 1071 in deutscher, 225 in tschechischer, 108 in polnischer, 95 in italienischer die übrigen in slowenischer, ruthenischer, hebräischer und andern Sprachen. Politische Blätter sind 494, Tagesblätter 108 periodische Druckschriften.
An Wohlthätigkeitsanstalten besitzt Österreich, 10,702 Armeninstitute, welche jährlich 270,000 Arme unterstützen, ferner 1538 Versorgungsanstalten mit 36,800 Verpflegten, 137 Waisenhäuser mit 7880 Kindern, 23 Krippen, 371 Kindergärten und 329 Kinderbewahranstalten mit zusammen 86,000 Kindern, 171 öffentliche Krankenhäuser, welche eigne Fonds besitzen, deren Abgänge jedoch aus dem Staatsschatz gedeckt werden, und 366 private Krankenhäuser, zusammen mit jährlich 278,000 verpflegten Kranken, 21 öffentliche Irrenhäuser (außerdem 5 private, insgesamt mit 11,500 Pfleglingen).
Das Vermögen dieser Institute besteht meist aus wohlthätigen Stiftungen; reichen deren Zinsen nicht aus, so erhalten sie Zuschüsse von den Gemeinden. Außerdem bestehen in Österreich, 18 Gebäranstalten mit über 16,000 verpflegten Müttern und 15,000 Kindern, 14 Findelanstalten mit 12,000 in der Anstalt, 36,000 auswärts verpflegten Kindern, 16 Taubstummenanstalten mit 1300 Taubstummen, 10 Blindeninstitute mit 600 Blinden. Doch reichen die letzterwähnten Humanitätsanstalten für die große Zahl der Pflegebedürftigen bei weitem nicht aus. Zu den Wohlthätigkeitsanstalten lassen sich noch rechnen die zahlreichen Versorgungsanstalten gegen Einzahlung (Witwen- und Waisenkassen, Pensionsfonds u. a.), die Volksküchen, Suppenanstalten, Asyle etc.
Land- und Forstwirtschaft. Bergbau.
Der landwirtschaftliche Betrieb bildet in Österreich,, wenn auch die gewerbliche Thätigkeit sich in den letzten Jahrzehnten ansehnlich entwickelt hat, doch in überwiegende Maß die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Nach der letzten Volkszählung vom kamen auf die Berufsgruppe der Land- und Forstwirtschaft 13,025,099, dagegen auf jene der Industrie nebst Bergbau, [* 6] Handel und Transportwesen nur 7,083,739 Personen. Was die österreichische Agrarverfassung betrifft, so besaßen Tirol, [* 7] Dalmatien und ein Teil des österreichisch-illyrischen Küstenlandes bereits seit alter Zeit die Freiheit des Grundeigentums.
Teilweise ist in diesen Ländern das italienische Kolonensystem verbreitet. In den übrigen Ländern wurde die Leibeigenschaft unter der Regierung des Kaisers Joseph II. aufgehoben und an ihre Stelle ein gemäßigtes Unterthanenverhältnis gesetzt, welches jedoch nebst allen aus demselben entspringende gutsherrlichen Rechten und bäuerlichen Lasten im Jahr 1848 beseitigt wurde (teilweise gegen Entschädigung aus den Grundentlastungsfonds). Die sonstigen frühern Beschränkungen, welche in Bezug auf den Erwerb unbeweglicher Güter bestanden, fielen durch die in demselben Jahr sowie durch das Staatsgrundgesetz vom ausgesprochene Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz.
Die verschiedenartige den Landwirtschaftsbetrieb belästigenden Dienstbarkeiten, als Holzungsrechte, Weiderechte auf fremdem Grund, Feldservitute etc., wurden infolge des Patents vom reguliert und großenteils abgelöst. Rücksichtlich der Größe des Grundbesitzes herrscht im allgemeinen eine ziemlich weit gehende Zerstückelung des Bodens, indem auf einen Grundbesitzer nur 5,8 Hektar Grundfläche kommen. Am weitesten ist die Zerstückelung im Küstenland (3,5 Hektar auf einen Grundbesitzer), Galizien (3,9) und Mähren (4,1) geführt; Niederösterreich, Böhmen, Schlesien, [* 8] Krain, [* 9] Bukowina und Dalmatien stehen in der Mitte, wogegen Oberösterreich, Steiermark, [* 10] Tirol und Vorarlberg, endlich Kärnten (13 Hektar) und Salzburg [* 11] (20,6 Hektar) verhältnismäßig den größten Grundbesitz aufweisen.
Förderungsmittel der Landwirtschaft sind die landwirtschaftlichen Vereine, welche in den letzten Jahren in lebhafterm Aufschwung sind und (1884) in der Zahl von 704 (328 in Böhmen, mit dem Landeskulturrat als Zentralorgan, 115 in Niederösterreich etc.) bestehen, die landwirtschaftlichen Lehranstalten, von welchen bereits die Rede war, die Anstalten für den landwirtschaftlichen und Bodenkredit und die Versicherungsanstalten gegen Feuer- und Hagelgefahr sowie gegen Viehunfälle.
Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, obwohl hierin vielfache Abstufungen unter den einzelnen Kronländern vorkommen, welche von der geographischen Lage, der vertikalen Erhebung, der Temperatur, der Menge des Niederschlag etc. abhängen. Von je 100 Hektar der Oberfläche Österreichs sind 94,29 produktiv. Zwischen dem unproduktiven Boden der westlichen Länder und jenem des Ostens herrscht übrigens ein wesentlicher Unterschied. Im W. ist durch Fleiß und Anstrengung der ganze anbaufähige Boden wirklich auch angebaut, die noch vorhandenen unproduktiven Flächen können somit thatsächlich nicht in produktive verwandelt werden; im O. können bei genügenden wohlfeilern Arbeitskräften und durch eine rationelle Bewirtschaftung noch viele Strecken in produktive verwandelt werden, welche zur Zeit ihren Platz unter den unproduktiven einnehmen. Nach Kulturarten verteilt sich der landwirtschaftlich benutzte Boden folgendermaßen:
Hektar | Proz. vom Gesamtareal | |
---|---|---|
Ackerland | 10636872 | 35.45 |
Wiesen | 3078172 | 10.26 |
Gärten | 372060 | 1.23 |
Weingärten | 248326 | 0.83 |
Hutweiden | 2663908 | 8.88 |
Alpen | 1399780 | 4.67 |
Waldungen | 9777414 | 32.59 |
Seen, Sümpfe und Teiche | 114124 | 0.38 |
Produktive Fläche: | 28290656 | 94.29 |
Unproduktive Fläche | 1711782 | 5.71 |
Zusammen: | 30002438 | 100.00 |
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Von den einzelnen Ländern sind an Ackerland am reichsten Mähren, Böhmen und Schlesien mit ungefähr der Hälfte, am ärmsten sind Salzburg und Tirol, ersteres mit 10, letzteres mit 6 Proz. des Gesamtflächeninhalts. Auf der höchsten Stufe befindet sich der Ackerbau im allgemeinen in den nordwestlichen Ländern, wo Bodenlage und Klima, [* 13] Dichtigkeit der Bevölkerung [* 14] und Rührigkeit derselben, günstige Bodenverteilung, Vorliebe der Bewohner für den Ackerbau von jeher der Agrikultur eine hervorragende Stellung sicherten.
Die am meisten verbreitete Bewirtschaftungsmethode in Österreich, ist die Dreifelderwirtschaft; doch besteht sie nur in wenigen Kronländern rein, weil zumeist der Futterbau in die Körnerwirtschaft hineingezogen wird und durchschnittlich kaum die Hälfte der Brache unbenutzt bleibt. Die Fruchtwechselwirtschaft wird hauptsächlich in Tirol, Steiermark, Krain, dem Küstenland, ziemlich häufig aber auch in den übrigen Kronländern betrieben, die Eggartenwirtschaft in den höher gelegenen Gegenden, namentlich der Alpenländer. In Mähren kommt vielfach die Drieschfelder-, in Steiermark die Brandwirtschaft vor. Die freie Wirtschaft wird in einem Teil von Tirol, Untersteiermark und Krain auf kleinen Besitzungen planmäßig betrieben. Das Erträgnis in den wichtigsten landwirtschaftlichen Produkten beträgt in Österreich, bei einer Mittelernte:
Ertrag Mill. Hektol. | Tausende metr. Ztr. | ||
---|---|---|---|
Weizen | 14.5 | Flachs | 425.0 |
Roggen | 26.1 | Hanf | 249.0 |
Gerste | 16.5 | Zuckerrüben | 42000.0 |
Hafer | 33.4 | Tabak | 40.0 |
Mais | 5.8 | Hopfen | 67.0 |
Buchweizen, Hirse | 3.7 | Olivenöl | 140.0 |
Zusammen Getreide: | 100.0 | ||
Mill. Hektol. | Mill. Hektol. | ||
Hülsenfrüchte | 2.5 | Wein | 3.3 |
Kartoffeln | 88.3 |
Die reichsten Getreideländer sind Böhmen, Mähren, Galizien und Niederösterreich. An Hülsenfrüchten werden insbesondere in den nördlichen Provinzen große Mengen gewonnen, wo auch Kartoffeln, Flachs und Hanf vorzüglich gedeihen. Zuckerrüben werden in großem Maßstab, [* 15] namentlich in Böhmen und Mähren, dann auch in Schlesien, Niederösterreich und Galizien, angebaut. Gemüse und Küchengewächse werden meist als Feldfrüchte, hier und da auch gartenmäßig angebaut und in nicht unbedeutender Menge ausgeführt.
Futtergewächse, insbesondere Klee und Futterrüben, haben die meisten Kronländer in ausreichender Menge. Der Wiesenbau ergibt durchschnittlich 100 Mill. metr. Ztr. Heu; daneben spielt das Weideland, namentlich in Galizien, Dalmatien und den Alpenländern, eine große Rolle. Von der Gesamternte des Hopfens produziert Böhmen über ⅘; berühmt ist der Hopfen [* 16] aus der Umgegend von Saaz. Der Rapsbau ist in Böhmen, Galizien, Mähren und Oberösterreich ein einträglicher Zweig der Bodenkultur (Jahresertrag 600,000 hl). Der Tabaksbau unterliegt im ganzen Reich als Staatsmonopol den gesetzlichen Beschränkungen (kaiserliche Patent vom Sein Anbau ist in den österreichischen Ländern auf Galizien, die Bukowina und die südtirolischen Bezirke Roveredo und Riva beschränkt.
Der Obstbau, obwohl absolut bedeutend (jährlicher Ertrag ca. 7 Mill. metr. Ztr.), könnte doch in jeder Beziehung noch gesteigert werden. Die Menge des gewonnenen gemeinen Obstes deckt hinlänglich den Bedarf und liefert in der Regel noch so viel für den Export, daß damit der für die Zufuhr von Südfrüchten verausgabte Wert gedeckt werden kann. Die Kultivierung edler Obstsorten in größerm Maßstab wird besonders in der Umgebung von Bozen, [* 17] der Anbau von Südfrüchten in einigen Gegenden Südtirols (bei Arco und an den Ufern des Gardasees), im Küstenland und in Dalmatien betrieben. In Oberösterreich, Steiermark und Kärnten wird Obstmost, in Böhmen und Mähren Zwetschenmus (Powidel), in Dalmatien aus Steinweichseln der Maraskino bereitet. Große Mengen Obst werden in frischem oder gedörrtem Zustand exportiert. Der Weinbau wird in den meisten Kronländern, insbesondere aber in Dalmatien, Niederösterreich, Steiermark und dem Küstenland, betrieben. Am meisten süß, aber wenig haltbar sind die dalmatischen, minder süß, jedoch mit den Jahren an Güte zunehmend die deutschen Weine. Die Kultur des Öl- und Maulbeerbaums beschränkt sich auf Dalmatien, das Küstenland und Südtirol.
Ungemein reich ist die Monarchie an Waldungen, welche mehr als ein Drittel der produktiven Bodenfläche einnehmen, besonders in den Alpenländern. Die Staats- und Fondsforsten haben eine Ausdehnung [* 18] von 898,000 Hektar und befinden sich hauptsächlich in der Bukowina, in Galizien, Salzburg und Tirol. Seit einem Jahrhundert schon verwendet der Staat eine große Sorgfalt auf die Forstkultur. Das durchschnittliche Jahreserträgnis an Brenn- und Bauholz ist auf 27 Mill. cbm berechnet, welches Erträgnis nicht nur den inländischen Bedarf vollständig deckt, sondern auch bedeutende Mengen für den Absatz nach dem Ausland (Masten, Faßdauben, Sägewaren etc.) liefert. Holzmangel zeigt sich vorzugsweise in Dalmatien, welches zwar eine ziemliche Waldfläche, aber fast nur Niederwald mit unansehnlicher Bepflanzung besitzt. Ein gleiches Verhältnis findet sich in Istrien und einem Teil der galizischen Hochebene. Außer dem Erträgnis an Holz [* 19] sind auch die Nebennutzungen der Wälder (die Eichelung, Pottasche, Holzkohle, Harz, Teer, Lohe, Sumach, Terpentin u. a.) beachtenswert.
Trotz der von der Natur gebotenen günstigen Vorbedingungen hat die Viehzucht [* 20] in Österreich, bis jetzt noch nicht jenen Standpunkt erreicht, daß sie als genügend für den Bedarf des Reichs anzusehen wäre. In einigen Kronländern, insbesondere im Alpengebiet, ist dieselbe allerdings blühend, hier und da sogar vortrefflich; dagegen ist sie in andern gänzlich vernachlässigt. Nach der letzten Zählung (1880) betrug der Viehstand in Österreich,:.
Stück | |
---|---|
Pferde | 1463282 |
Esel und Maultiere | 49618 |
Rindvieh | 8584077 |
Schafe | 3841340 |
Ziegen | 1006675 |
Schweine | 2721541 |
Vorzügliche Pferde [* 21] schweren (norischen) Schlags werden in Salzburg, Obersteiermark und Kärnten gezüchtet. Zur Hebung [* 22] der Pferdezucht [* 23] bestehen 2 Hofgestüte, ein Staatsgestüt (Radautz) und 5 Hengstedepots. Die Rindviehzucht ist in den Alpenländern, wo sie durch die Sennwirtschaft begünstigt wird, ausgezeichnet. Dort finden sich auch die schönsten Rassen; die am reichsten mit Weideland versehenen Kronländer Dalmatien und das Küstenland dagegen genügen weder durch entsprechenden Stand noch durch Qualität des Viehs. Die Schafzucht ist in den letzten Jahrzehnten sehr gesunken (1869 gab es noch über 5 Mill. Schafe); [* 24] edle Rassen werden in Mähren und Schlesien, Böhmen, Nieder- und Oberösterreich gezüchtet. Die Ziegenzucht ist meist auf die gebirgigen Gegenden beschränkt und namentlich in Dalmatien stark vertreten. Von großer Wichtigkeit ist die Zucht ¶