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Galizien) sind durch stellenweise Regulierung der Flußläufe und Kanalisierung sehr geschmälert worden. Die Torfgründe (bei Laibach [* 2] u. a. O.) liefern ein stets mehr benutztes Brennmaterial.
Sehr reich ist Österreich, [* 3] an Mineralquellen. Hiervon sind als Heilquellen am bekanntesten: die alkalischen Mineralwässer oder Säuerlinge von Bilin, Liebwerda und Gießhübel in Böhmen, [* 4] Luhatschowitz in Mähren, Gleichenberg in Steiermark; [* 5]
die Glaubersalzwässer von Karlsbad und Marienbad in Böhmen, Rohitsch in Steiermark, Krynica in Galizien;
die Eisenquellen von Franzensbad in Böhmen, Pyrawarth in Niederösterreich;
die Kochsalzwasser oder Solen von Ischl [* 6] und Hall [* 7] (jodhaltig) in Oberösterreich, Aussee in Steiermark, Hall in Tirol; [* 8]
die Bitterwässer von Püllna, Saidschütz und Sedlitz in Böhmen;
die Schwefelquelle von Baden [* 9] bei Wien. [* 10]
Indifferente Heilquellen sind die Thermen von Gastein in Salzburg, [* 11] Römerbad und Dobelbad in Steiermark, Teplitz-Schönau und Johannisbad in Böhmen.
Klima.
Was die klimatischen Verhältnisse Österreichs anlangt, so liegt das Land in der gemäßigten Zone und hat im allgemeinen ein mildes, dem Pflanzen- und Tierleben zuträgliches Klima, [* 12] wovon nur die Hochgebirgsgegenden eine Ausnahme machen. Die kontinentale Lage, die Ausbreitung gegen O., vorzüglich aber der Wechsel in der Bodenerhebung bewirken eine große Verschiedenheit in der mittlern Jahrestemperatur. In der wärmern Zone (Südtirol, Küstenland, Dalmatien), wo der Herbstregen vorherrscht, stellt sich dieselbe auf +11° C.;
im Hochgebirge (Alpen, [* 13] Karpathen) sinkt sie je nach der Höhe auf +7½ bis +5° C., und die Regenmenge steigt von 79 bis 158 cm;
im hercynisch-sudetischen Gebiet haben die Randgebirge feuchtes, kühles und gleichmäßiges Klima, das Binnenland dagegen vielfachen, aber mäßigen Wechsel der Temperatur (Durchschnitt 8° C.) und Feuchtigkeit;
im Donauthal findet man von W. nach O. +8 und +9° C., je mehr gegen O., desto spärlicher der Regen und desto schneller der Temperaturwechsel.
Die Amplitude (d. h. der Unterschied zwischen dem höchsten und tiefsten Stande des Thermometers) wächst mit dem Vorrücken in das kontinentale Klima (in Graz [* 14] 53°, in Lemberg [* 15] 66° C.). Im allgemeinen betrachtet, läuft die Isotherme von 15° durch den Norden [* 16] von Dalmatien;
jene von 13° über Meran [* 17] in Tirol und Laibach;
die von 11° über Kremsmünster in Oberösterreich und den Semmering;
die von 10° geht von Karlsbad über Olmütz [* 18] nach dem Südabhang der Karpathen;
die von 9° durchschneidet das Stufenland der Sudeten und geht mitten durch Galizien.
Die Küstenstriche sind mit Ausnahme der periodischen kalten Stürme aus NO. (Bora) geringern Temperaturschwankungen ausgesetzt als die Binnenländer. Für jeden Grad wechselnder Polhöhe vermindert sich im allgemeinen die mittlere Jahreswärme um 0,44°; der Wärmeunterschied zwischen dem äußersten Westen und Osten beträgt durchschnittlich 1°. In vertikaler Richtung mindert sich im O. die Jahreswärme um 1°, wenn man sich um etwa 220 m über die Meeresfläche erhebt.
Die Schneegrenze findet sich in den Alpen durchschnittlich bei 2800 m, in den Karpathen schon bei 2600 m. Zwischen 42 und 46° nördl. Br. herrscht kurzer Winter mit wenig Schnee [* 19] und Eis; [* 20] es gedeihen neben allen Getreidearten auch der Maulbeer- und der Ölbaum, Reis, Mais, Wein, Feigen, hier und da auch andre Südfrüchte. Von 46-50° nördl. Br. herrscht längerer, strengerer Winter; noch gedeihen alle Getreidegattungen und Mais in Fülle, in einigen Gegenden sehr gute Wein- und Obstsorten.
Über den 50.° nördl. Br. hinaus, wohin Nordböhmen, ein Teil von Schlesien [* 21] und Galizien reichen, ist der Getreidebau minder ergiebig, stärker der Anbau von Flachs und Hanf, dagegen kein Mais- und kein Weinbau (letzterer nur vereinzelt im Elbethal). Die Regenmenge ist am größten in den Alpenländern und im Böhmerwald, am geringsten im Donauthal, in Böhmen, Mähren und Galizien. Gewitter gibt es am wenigsten in Schlesien (11-15), ihre Zahl und Heftigkeit nimmt gegen S. zu; die häufigsten sind in den Alpengegenden.
Hagel ist am häufigsten in Tirol, Südsteiermark und Unterkrain. Unter den Winden [* 22] ist der feuchte Westwind vorherrschend; häufig im Bereich einiger Alpenthäler und überhaupt im SW. der Monarchie ist der ermattende Scirocco (in Tirol »warmer Wind«, wohl auch »Föhn« genannt), der im Frühling den Schnee auf den Alpen rasch schmelzt und dadurch häufige Lawinenstürze und Überschwemmungen verursacht. Auf dem Karstplateau wütet der furchtbar tobende Nordostwind (Bora).
Mittlere Jahreswärme einiger der bedeutendern Städte Österreichs in Graden nach Celsius:
Ragusa | +16.8 | Prag | +9.4 | Lemberg | +8.0 |
Pola | +15.0 | Graz | +9.2 | Krakau | +7.9 |
Zara | +14.8 | Brünn | +8.9 | Klagenfurt | +7.5 |
Triest | +14.2 | Troppau | +8.8 | Gastein | +6.1 |
Trient | +12.6 | Linz | +8.5 | Heiligenblut | +5.3 |
Wien | +9.7 | Czernowitz | +8.1 | ||
Laibach | +9.4 | Salzburg | +8.0 |
Areal und Bevölkerung.
Die nachstehende Tabelle enthält die Bestandteile (Kronländer) von Österreich,, deren Größe und Bevölkerung [* 23] (nach der Zählung vom
Kronländer | QKilom. | QMeil. | Bevölkerung | auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
Niederösterreich | 19768 | 359.02 | 2330621 | 118 |
Oberösterreich | 11982 | 217.61 | 759620 | 63 |
Salzburg | 7154 | 129.93 | 163570 | 23 |
Steiermark | 22355 | 405.99 | 1213597 | 54 |
Kärnten | 10328 | 187.56 | 348730 | 34 |
Krain | 10033 | 182.20 | 481243 | 48 |
Küstenland (Görz u. Gradisca, Triest mit Gebiet, Istrien) | 7967 | 144.69 | 647934 | 81 |
Tirol u. Vorarlberg | 29293 | 531.99 | 912549 | 31 |
Böhmen | 51942 | 943.32 | 5560819 | 107 |
Mähren | 22224 | 403.61 | 2153407 | 97 |
Schlesien | 5147 | 93.48 | 565475 | 110 |
Galizien | 78508 | 1425.79 | 5958907 | 76 |
Bukowina | 10452 | 189.81 | 571671 | 55 |
Dalmatien | 12831 | 233.03 | 476101 | 37 |
Österr. im ganzen: | 299984 | 5448.03 | 22144244 | 74 |
Das Territorium Österreichs erfuhr in den letzten Jahren eine Veränderung durch die im J. 1878 auf Grund des Berliner [* 24] Vertrags erfolgte Einverleibung des Gebiets von Spizza, 35,9 qkm, welches mit dem Königreich Dalmatien vereinigt wurde. Nach den Ergebnissen der Grundsteuerregulierung umfaßte Österreich, 1884: 300,024 qkm, und seine Bevölkerung wurde Ende 1886 auf 23,233,111 Seelen berechnet.
Die Zunahme der Bevölkerung Österreichs, welche sich aus der jüngsten Zählung gegen die vorhergehende vom ergibt, beträgt im ganzen 1,734,054 Seelen oder 8,5 Proz.; sie ist geringer als die Zunahme in dem vorhergegangenen Zählungsintervall 1857-69, da sich selbige für diesen Zeitraum auf 2,172,128 Seelen oder 11,9 Proz. belief. Im jährlichen Durchschnitt beziffert sich nämlich der Zuwachs 1857-69 mit 0,94, 1869-80 ¶
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dagegen nur mit 0,74 Proz. Was die einzelnen Länder und ihre Bevölkerungsvermehrung von 1869 bis 1880 betrifft, so steht Niederösterreich in erster Reihe (Zunahme 17 Proz.), dessen Hauptstadt mit den umliegenden ganz ungewöhnlich rasch sich entwickelten Vororten eine starke Anziehungskraft auf die Bewohner andrer Kronländer ausübt und hauptsächlich durch Zuzug, weniger durch Propagation der Bevölkerung an Volkszahl gewinnt. Im österreichisch-illyrischen Küstenland macht sich ein ähnlicher Einfluß der großen Handelsstadt Triest [* 26] geltend.
Die wirtschaftlich hoch entwickelten Sudetenländer Böhmen, Mähren, Schlesien zeigen im ganzen gegen die Periode 1857-69 eine Verlangsamung der Volksvermehrung, wenn auch einzelne geographische Rayons, wie die Umgebung von Prag, [* 27] das Kohlen- und Industrierevier von Aussig, Teplitz, Brüx, die Marchebene Mährens, ein ungewöhnlich rasches Anwachsen der Bevölkerung gerade in jüngster Zeit aufweisen. Dagegen fehlt es auch nicht an Gegenden mit abnehmender Volkszahl, so einzelne Ackerbaudistrikte im SO. Böhmens, das böhmisch-mährische Grenzplateau, einzelne Alpengegenden (infolge des Niederganges der kleinen Eisengewerke, des Rückganges der Südtiroler Seidenzucht und des Weinbaues daselbst).
Durch Auswanderung verlor Österreich, in dem Zeitraum 1875-84 nach den Ausweisen der politischen Behörden 82,624 Personen (in Wirklichkeit wegen der heimlichen Auswanderung noch mehr); am stärksten war die Emigration in den Jahren 1875 mit 10,012, dann wieder 1880 mit 10,145 und 1881 mit 13,341 Personen, seit dem letztern Jahr beträgt sie wieder jährlich ca. 7000. Der Hauptanteil fällt auf Böhmen mit 43,871 und auf Tirol mit 15,871 Personen (im ganzen Zeitraum). Im erstern Kronland sind es hauptsächlich die tschechischen Ackerbaudistrikte, im letztern Kronland die italienischen Bezirke, welche das Hauptkontingent zur Auswanderung stellen.
Die böhmischen Auswanderer gehen meist über Bremen [* 28] und Hamburg [* 29] nach Nordamerika, [* 30] die welsche Emigration wendet sich im Anschluß an die auch in Norditalien in großen Proportionen auftretende Auswanderung über italienische und französische Häfen nach Mittel- und Südamerika. [* 31] Die Volksdichtigkeit beziffert sich nach der letzten Volkszählung mit 74 Einw. auf 1 qkm (1869 war sie 67). Die Kronländer reihen sich in dieser Beziehung folgendermaßen aneinander:
Niederösterreich | 118 | Einw. | Bukowina | 55 | Einw. |
Schlesien | 110 | " | Steiermark | 54 | " |
Böhmen | 107 | " | Krain | 48 | " |
Mähren | 97 | " | Dalmatien | 37 | " |
Küstenland | 81 | " | Kärnten | 34 | " |
Galizien | 76 | " | Tirol u. Vorarlberg | 31 | " |
Oberösterreich | 63 | " | Salzburg | 23 | " |
Noch auffallender werden die Unterschiede, wenn man die Bezirke vergleicht. Hiernach kommt die dichteste Bevölkerung (von den Stadtgebieten abgesehen) auf die Bezirkshauptmannschaften des nördlichen Böhmen (Rumburg 366, Gablonz 272, Schluckenau 256 Einw. auf 1 qkm), die dünnste im Alpengebiet auf die Bezirkshauptmannschaften Zell (12), Tamsweg und Landeck (13 Einw. auf 1 qkm).
Dem Geschlecht nach wurden beim letzten Zensus 10,819,737 männliche und 11,324,507 weibliche Personen gezählt, was einen weiblichen Überschuß von 504,770 ergibt, so daß auf 1000 männliche Individuen 1047 weibliche kommen. Bei der vorhergehenden Zählung (1869) war dieses Verhältnis 1000:1041; es hat sich demnach in der Periode 1869-80 die weibliche Bevölkerung stärker vermehrt als die männliche. Unter den einzelnen Kronländern zeigen die Sudetenländer (Schlesien, Mähren, Böhmen) und Krain [* 32] den höchsten Überschuß weiblicher Bevölkerung (1077-1109 weibliche Einwohner auf 1000 männliche), wogegen in Dalmatien und dem Küstenland sogar das männliche Geschlecht überwiegt. Hinsichtlich des Zivilstandes setzt sich die anwesende Bevölkerung Österreichs im J. 1880 in Prozenten folgendermaßen zusammen:
Zivilstand | männlich | weiblich |
---|---|---|
Ledige | 61.51 | 57.71 |
Verheiratete | 35.54 | 34.16 |
Verwitwete | 2.91 | 8.08 |
Geschiedene | 0.04 | 0.05 |
Die Bewegung der Bevölkerung, welche sich aus den Daten über die jährlichen Trauungen, Geburten und Sterbefälle ergibt, ist in Österreich, hinsichtlich der Trauungsziffer und des allgemeinen Geburtenverhältnisses eine sehr günstige zu nennen. Schattenseiten in der Bevölkerungsbewegung Österreichs bilden dagegen die zahlreichen unehelichen Geburten und die hohe Sterblichkeitsziffer, insbesondere die sehr bedeutende Kindersterblichkeit. Es kommen nämlich im Jahresdurchschnitt auf 1000 Einwohner 8 Trauungen (nur Serbien, [* 33] Ungarn, [* 34] das Deutsche Reich [* 35] und Rußland weisen noch günstigere Ziffern auf), 39 Lebendgeborne und gegen 31 Sterbefälle.
Unter 1000 Geburten sind durchschnittlich 136 uneheliche, eine Ziffer, die nur von wenigen Ländern Europas, wie Bayern, [* 36] Mecklenburg, [* 37] Portugal, [* 38] noch überboten wird, in einigen österreichischen Kronländern aber noch viel höher ist, so in Salzburg, Steiermark und Niederösterreich mit 300, in Kärnten sogar mit 440 unehelichen Geburten unter 1000. Die bis zum fünften Lebensjahr Gestorbenen betragen die Hälfte aller Gestorbenen. Die Zahl der Wohnorte in Österreich, wurde bei der Zählung im J. 1880 mit 55,341 festgestellt, welche 2,995,577 bewohnte Häuser umfaßten.
Hiernach kamen ein Wohnort auf 5,4 qkm, auf einen Ort kamen 54 Häuser und 400 Einw., und je ein Haus war von mehr als 7 Personen bewohnt. Die angeführten Ortschaften bilden zusammen 27,434 Ortsgemeinden. Von diesen hatten mehr als 10,000 Einw. 110 Gemeinden, 5-10,000 Einw. 197 und 2-5000 Einw. 1431 Gemeinden; zusammen daher über 2000 Einw. 1738 Gemeinden, welche insgesamt 8,507,259 Einw. oder 38,4 Proz. der Bevölkerung Österreichs zahlten. Die in größern Ortschaften konzentrierte städtische Bevölkerung macht demnach in Österreich, keinen verhältnismäßig großen Teil der Gesamtbevölkerung aus. Die volkreichsten Städte waren nach der letzten Volkszählung: Wien, Prag, Triest, Lemberg, Graz, Brünn, [* 39] Krakau, [* 40] Czernowitz, [* 41] Linz [* 42] und Pilsen. [* 43] Zwischen 20,000 und 30,000 Einw. hatten 29 Gemeinden.
Nationalität.
(Hierzu die »Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn«.)
Unter allen Staaten Europas (Rußland ausgenommen) hat keiner eine Bevölkerung, welche aus mehr Nationalitäten bestände als die Österreich-Ungarns. Die drei Hauptvölker Europas, Deutsche, Slawen und Romanen, bilden auch die Hauptstämme Österreichs, während jenseit der Leitha als vierter und dort auch herrschender Stamm die Magyaren hinzukommen. Der Zahl nach überwiegt in Österreich, allerdings die slawische Nation. Dieselbe zerfällt aber in sechs nicht bloß mundartlich, sondern auch kulturell und historisch unterschieden Stämme, welche der gemeinsamen Schriftsprache entbehren und daher als ebenso viele Völker angesehen werden müssen. Derjenige Stamm, welchem der erste Platz in Österreich, gebührt, kann nur der deutsche sein und zwar wegen seiner relativen Majorität über alle andern Stämme, ¶