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(Arber 1458 m); er geht in ein hohes Flachland über, das als Böhmisch-Mährische Höhe bis zu den Sudeten reicht (die höchsten Punkte übersteigen 700 m). Alle diese Mittelgebirge (überhaupt der ganze südliche Teil von Böhmen) [* 2] sind aus Granit, Gneis und Glimmerschiefer aufgebaut, der die kuppenförmige Erhebungsform charakterisiert. Das zweite Hauptgebirge der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, die Karpathen, liegt größtenteils auf ungarischem Boden und gehört der österreichischen Reichshälfte nur als Grenzgebirge Mährens, Schlesiens, Galiziens und der Bukowina gegen Ungarn [* 3] an.
Die Ebenen nehmen kaum ein Viertel der Oberfläche des Kaiserstaats ein. Die größte ist die galizische Ebene, welche sich mit dem von mäßigen Hügeln durchzogenen, welligen, aus Sand, Sandstein und Grobkalk bestehenden Tertiärland am Nordabhang der Karpathen ausdehnt. Mit dem weiten ungarischen Tiefland (und zwar der kleinen ungarischen Tiefebene) hängt die Ebene des Wiener Beckens mit dem Marchfeld und Steinfeld und weiter donauaufwärts das Tullner Feld zusammen. An der venezianischen Tiefebene partizipiert der Kaiserstaat nur mit einem kleinen Teil am Isonzo. [* 4] Alle übrigen Ebenen an der Donau, Elbe, Mur etc. sind klein, zählen aber häufig zu den fruchtbarsten Gegenden.
Bewässerung.
Das Adriatische Meer bespült auf eine Länge von 1550 km die vielfach gegliederte österreichische Küste. Die lagunenreiche Küste Venedigs endigt am Isonzo, dann beginnen die Steilküsten des Karstes, die Istrien [* 5] umsäumen, steil, zum Teil felsig, mit vielen Buchten, welche sichere Häfen bilden. Die dalmatische Küste, über 1100 km lang, ist teils sehr steil und zerrissen, teils durchaus unzugänglich; dagegen haben die vorgelagerten Inseln viele vortreffliche Ankerplätze.
Die größten Golfe sind die von Triest, [* 6] Fiume [* 7] (Quarnero) und die Bocche di Cattaro. Die wichtigsten Häfen sind an der illyrischen Küste die Bucht von Triest, Capo d'Istria, Pirano, Rovigno, der ausgezeichnete Kriegshafen Pola. [* 8] Unter den 30 Quarnerischen Inseln haben Veglia, Cherso und Lussin Piccolo tiefe und geräumige Häfen. In Dalmatien sind wichtigere Häfen die von Zara, [* 9] Sebenico, Spalato, Lesina, Curzola, Macarsca, Ragusa [* 10] (Gravosa) und Cattaro. Der nördliche, kleinere Teil des Kaiserstaats gehört zum Gebiet der Nord- und Ostsee, der südliche und östliche, größere zu den Gebieten des Adriatischen und Schwarzen Meers.
Mit Ausnahme von Istrien, welches selbst an Küstenflüssen arm ist, und einiger andrer Distrikte in den Karstgegenden erfreuen sich alle Kronländer einer entsprechenden Anzahl von fließenden Gewässern, welche der Binnenschiffahrt eine Ausdehnung [* 11] von etwa 3900 km schiffbarer Wasserstraßen bieten. Die Hauptflüsse sind: Donau, Dnjestr (Schwarzes Meer), Weichsel, Oder (Ostsee), Elbe, Rhein (Nordsee), Etsch (Adriatisches Meer). Das größte Flußgebiet innerhalb Österreichs und in noch höherm Maß in Ungarn hat die Donau, 43 Proz. des Gesamtflächeninhalts von Österreich,, [* 12] das kleinste der Rhein und der Po (beide unter 1 Proz.), während auf die Elbe 17, auf die Weichsel 14, auf den Dnjestr 10, auf die Etsch 4, auf die Oder 2 Proz. entfallen.
Der Rhein bespült nur auf 41 km die Reichsgrenze (Vorarlberg); die Elbe führt die böhmischen Gewässer der Nordsee zu. Dem Südabhang des Riesengebirges entspringend, ist sie von Melnik an mit Schiffen (auch Dampfern) befahrbar. Ihre Länge in O. beträgt 370 km. Ihre Nebenflüsse sind in Österreich, rechts die Iser, links die vereinigte Adler, [* 13] die Moldau (von Budweis ab schiffbar) mit den Zuflüssen Luschniz, Sazawa, Wottawa und Beraun, außerdem die Eger [* 14] und die Biela. Die Oder entspringt in den Sudeten in Mähren, nimmt rechts die Ostrawiza und Olsa, links die Oppa auf, welche zum Teil die Grenze gegen Preußen [* 15] bildet, und tritt nach 93 km langem Lauf in Österreich, nach Preußen über.
Die Weichsel entspringt ebenfalls in Mähren, in den schlesischen Bieskiden, ist Grenzfluß gegen Preußen und Rußland, nimmt in Österreich, rechts den Dunajec (mit dem Poprad), die Wisloka und den San auf, links die Przemza. Ihr Lauf in Österreich, beträgt 386 km, wovon 303 km schiffbar sind. Sie tritt nach Rußland über, wo sie aus Österreich, noch den Bug empfängt. Der Dnjestr, am Nordabhang der Karpathen in Galizien entspringend, tritt nach 468 km langem (wovon 406 km schiffbar), vielfach gekrümmtem Lauf durch dies Kronland ebenfalls nach Rußland über, nachdem er rechts den Stryj, die Swica, Lomnica und Bistrica, links den Sered und Zbrucz (Podhorce) aufgenommen und auf eine Strecke die Grenze gegen Rußland gebildet.
Die Etsch, aus dem Ötzthaler Fernerstock entspringend, ist von Bozen [* 16] ab schiffbar und hat eine Länge von 223 km bis zum Ausfluß [* 17] aus Tirol. [* 18] Ihre Nebenflüsse sind: Passer, Eisack, Avisio, Noce. Unter den Küstenflüssen, welche in den nordwestlichen Teil des Adriatischen Meers fallen, ist nur der Isonzo von Bedeutung. Von den dalmatischen Küstenflüssen sind bemerkenswert: die Zermagna, Kerka, Cettina und Narenta. Die Donau bildet die wichtigste Wasserstraße für den Verkehr Österreichs, welches sie bei Passau [* 19] betritt und nach einem 373 km langen, durchaus mit Dampfschiffen befahrbaren Lauf zwischen Hainburg und Theben verläßt.
Von Passau bis Wien [* 20] treten häufige Verengerungen des Flußbettes ein, und auf jede Verengerung folgt ein Becken, welche im weitern Lauf in Ungarn an Größe noch zunehmen. Engen sind bei Passau, bei Grein (Strudel, nicht mehr gefährlich), bei Aggsbach und beim Leopoldsberg, endlich beim Austritt aus Österreich, vor Preßburg; [* 21] Becken bei Linz, [* 22] Tulln und Wien. In Österreich, hat die Donau meist starkes Gefälle. Bei Passau hat sie 274 m, bei Hainburg nur 131 m Seehöhe. Ihr Gefälle beträgt demnach im Lauf durch Österreich, 143 m, auf der viel längern Strecke in Ungarn dagegen nur 93 m. In Österreich, und bis zur Mündung wird sie von Dampfschiffen befahren.
Ihre schiffbaren Nebenflüsse in O. sind links: die March (mit der Thaya und deren Zuflüssen), der Sereth und Pruth, letztere beide außerhalb Österreichs in die Donau mündend;
rechts: der Inn, die Traun, Enns, Leitha, Raab, [* 23] Drau (mit der Mur) und Save (mit Kulpa), letztere drei gleichfalls nur mit ihrem Oberlauf Österreich, angehörend.
Die Seen liegen größtenteils im Alpengebiet, die meisten im Salzkammergut [* 24] und in Kärnten (der Hallstätter, Traun-, St. Wolfgang-, Mond- und Attersee in Österreich ob der Enns, der Waller und Zeller See in Salzburg, [* 25] der Achen- und Plansee in Tirol, der Millstädter, Ossiacher und Wörther See in Kärnten, der Veldes- und Zirknitzer See in Krain). Die Länder des böhmisch-mährischen Gebirgssystems haben keine nennenswerte Seen. Mit Ausnahme des Gardasees und des Bodensees, an welchen Tirol und Vorarlberg kleine Anteile haben, gehören alle dem Donaugebiet an. Merkwürdig sind die Karstseen (namentlich der Zirknitzer See) wegen ihres periodisch wechselnden Wasserstandes. In Böhmen sind zahlreiche Teiche (der Rosenberger, Wittingauer u. a.). Die einst sehr ausgedehnten Sümpfe (jetzt noch zumeist in Dalmatien und ¶
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Galizien) sind durch stellenweise Regulierung der Flußläufe und Kanalisierung sehr geschmälert worden. Die Torfgründe (bei Laibach [* 27] u. a. O.) liefern ein stets mehr benutztes Brennmaterial.
Sehr reich ist Österreich, an Mineralquellen. Hiervon sind als Heilquellen am bekanntesten: die alkalischen Mineralwässer oder Säuerlinge von Bilin, Liebwerda und Gießhübel in Böhmen, Luhatschowitz in Mähren, Gleichenberg in Steiermark; [* 28]
die Glaubersalzwässer von Karlsbad und Marienbad in Böhmen, Rohitsch in Steiermark, Krynica in Galizien;
die Eisenquellen von Franzensbad in Böhmen, Pyrawarth in Niederösterreich;
die Kochsalzwasser oder Solen von Ischl [* 29] und Hall [* 30] (jodhaltig) in Oberösterreich, Aussee in Steiermark, Hall in Tirol;
die Bitterwässer von Püllna, Saidschütz und Sedlitz in Böhmen;
die Schwefelquelle von Baden [* 31] bei Wien.
Indifferente Heilquellen sind die Thermen von Gastein in Salzburg, Römerbad und Dobelbad in Steiermark, Teplitz-Schönau und Johannisbad in Böhmen.
Klima.
Was die klimatischen Verhältnisse Österreichs anlangt, so liegt das Land in der gemäßigten Zone und hat im allgemeinen ein mildes, dem Pflanzen- und Tierleben zuträgliches Klima, [* 32] wovon nur die Hochgebirgsgegenden eine Ausnahme machen. Die kontinentale Lage, die Ausbreitung gegen O., vorzüglich aber der Wechsel in der Bodenerhebung bewirken eine große Verschiedenheit in der mittlern Jahrestemperatur. In der wärmern Zone (Südtirol, Küstenland, Dalmatien), wo der Herbstregen vorherrscht, stellt sich dieselbe auf +11° C.;
im Hochgebirge (Alpen, [* 33] Karpathen) sinkt sie je nach der Höhe auf +7½ bis +5° C., und die Regenmenge steigt von 79 bis 158 cm;
im hercynisch-sudetischen Gebiet haben die Randgebirge feuchtes, kühles und gleichmäßiges Klima, das Binnenland dagegen vielfachen, aber mäßigen Wechsel der Temperatur (Durchschnitt 8° C.) und Feuchtigkeit;
im Donauthal findet man von W. nach O. +8 und +9° C., je mehr gegen O., desto spärlicher der Regen und desto schneller der Temperaturwechsel.
Die Amplitude (d. h. der Unterschied zwischen dem höchsten und tiefsten Stande des Thermometers) wächst mit dem Vorrücken in das kontinentale Klima (in Graz [* 34] 53°, in Lemberg [* 35] 66° C.). Im allgemeinen betrachtet, läuft die Isotherme von 15° durch den Norden [* 36] von Dalmatien;
jene von 13° über Meran [* 37] in Tirol und Laibach;
die von 11° über Kremsmünster in Oberösterreich und den Semmering;
die von 10° geht von Karlsbad über Olmütz [* 38] nach dem Südabhang der Karpathen;
die von 9° durchschneidet das Stufenland der Sudeten und geht mitten durch Galizien.
Die Küstenstriche sind mit Ausnahme der periodischen kalten Stürme aus NO. (Bora) geringern Temperaturschwankungen ausgesetzt als die Binnenländer. Für jeden Grad wechselnder Polhöhe vermindert sich im allgemeinen die mittlere Jahreswärme um 0,44°; der Wärmeunterschied zwischen dem äußersten Westen und Osten beträgt durchschnittlich 1°. In vertikaler Richtung mindert sich im O. die Jahreswärme um 1°, wenn man sich um etwa 220 m über die Meeresfläche erhebt.
Die Schneegrenze findet sich in den Alpen durchschnittlich bei 2800 m, in den Karpathen schon bei 2600 m. Zwischen 42 und 46° nördl. Br. herrscht kurzer Winter mit wenig Schnee [* 39] und Eis; [* 40] es gedeihen neben allen Getreidearten auch der Maulbeer- und der Ölbaum, Reis, Mais, Wein, Feigen, hier und da auch andre Südfrüchte. Von 46-50° nördl. Br. herrscht längerer, strengerer Winter; noch gedeihen alle Getreidegattungen und Mais in Fülle, in einigen Gegenden sehr gute Wein- und Obstsorten.
Über den 50.° nördl. Br. hinaus, wohin Nordböhmen, ein Teil von Schlesien [* 41] und Galizien reichen, ist der Getreidebau minder ergiebig, stärker der Anbau von Flachs und Hanf, dagegen kein Mais- und kein Weinbau (letzterer nur vereinzelt im Elbethal). Die Regenmenge ist am größten in den Alpenländern und im Böhmerwald, am geringsten im Donauthal, in Böhmen, Mähren und Galizien. Gewitter gibt es am wenigsten in Schlesien (11-15), ihre Zahl und Heftigkeit nimmt gegen S. zu; die häufigsten sind in den Alpengegenden.
Hagel ist am häufigsten in Tirol, Südsteiermark und Unterkrain. Unter den Winden [* 42] ist der feuchte Westwind vorherrschend; häufig im Bereich einiger Alpenthäler und überhaupt im SW. der Monarchie ist der ermattende Scirocco (in Tirol »warmer Wind«, wohl auch »Föhn« genannt), der im Frühling den Schnee auf den Alpen rasch schmelzt und dadurch häufige Lawinenstürze und Überschwemmungen verursacht. Auf dem Karstplateau wütet der furchtbar tobende Nordostwind (Bora).
Mittlere Jahreswärme einiger der bedeutendern Städte Österreichs in Graden nach Celsius:
Ragusa | +16.8 | Prag | +9.4 | Lemberg | +8.0 |
Pola | +15.0 | Graz | +9.2 | Krakau | +7.9 |
Zara | +14.8 | Brünn | +8.9 | Klagenfurt | +7.5 |
Triest | +14.2 | Troppau | +8.8 | Gastein | +6.1 |
Trient | +12.6 | Linz | +8.5 | Heiligenblut | +5.3 |
Wien | +9.7 | Czernowitz | +8.1 | ||
Laibach | +9.4 | Salzburg | +8.0 |
Areal und Bevölkerung.
Die nachstehende Tabelle enthält die Bestandteile (Kronländer) von Österreich,, deren Größe und Bevölkerung [* 43] (nach der Zählung vom
Kronländer | QKilom. | QMeil. | Bevölkerung | auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
Niederösterreich | 19768 | 359.02 | 2330621 | 118 |
Oberösterreich | 11982 | 217.61 | 759620 | 63 |
Salzburg | 7154 | 129.93 | 163570 | 23 |
Steiermark | 22355 | 405.99 | 1213597 | 54 |
Kärnten | 10328 | 187.56 | 348730 | 34 |
Krain | 10033 | 182.20 | 481243 | 48 |
Küstenland (Görz u. Gradisca, Triest mit Gebiet, Istrien) | 7967 | 144.69 | 647934 | 81 |
Tirol u. Vorarlberg | 29293 | 531.99 | 912549 | 31 |
Böhmen | 51942 | 943.32 | 5560819 | 107 |
Mähren | 22224 | 403.61 | 2153407 | 97 |
Schlesien | 5147 | 93.48 | 565475 | 110 |
Galizien | 78508 | 1425.79 | 5958907 | 76 |
Bukowina | 10452 | 189.81 | 571671 | 55 |
Dalmatien | 12831 | 233.03 | 476101 | 37 |
Österr. im ganzen: | 299984 | 5448.03 | 22144244 | 74 |
Das Territorium Österreichs erfuhr in den letzten Jahren eine Veränderung durch die im J. 1878 auf Grund des Berliner [* 44] Vertrags erfolgte Einverleibung des Gebiets von Spizza, 35,9 qkm, welches mit dem Königreich Dalmatien vereinigt wurde. Nach den Ergebnissen der Grundsteuerregulierung umfaßte Österreich, 1884: 300,024 qkm, und seine Bevölkerung wurde Ende 1886 auf 23,233,111 Seelen berechnet.
Die Zunahme der Bevölkerung Österreichs, welche sich aus der jüngsten Zählung gegen die vorhergehende vom ergibt, beträgt im ganzen 1,734,054 Seelen oder 8,5 Proz.; sie ist geringer als die Zunahme in dem vorhergegangenen Zählungsintervall 1857-69, da sich selbige für diesen Zeitraum auf 2,172,128 Seelen oder 11,9 Proz. belief. Im jährlichen Durchschnitt beziffert sich nämlich der Zuwachs 1857-69 mit 0,94, 1869-80 ¶