(Wiesb. 1856-59, 13 Bde.; neue Volksausg. 1860-1862) zusammengestellt
hat. Auch gab er 1858-65 mit H. Masius das Volksblatt »Die Maje« (Wiederabdruck der Erzählungen: »Aus der Maje«, Wiesb. 1879-81, 6 Bde.)
heraus. Örtels Erzählungen, besonders die »Rheinischen Dorfgeschichten« (2. Aufl., Frankf. 1877, 3 Bde.),
zeichnen sich durch echte Frömmigkeit und Gemütstiefe wie durch treffende Zeichnung der Charaktere und
des Volkslebens aus. Sie spielen meist im linksrheinischen Mitteldeutschland. Die Liebe zu dieser Heimat bethätigte Örtel auch
durch das Werk »Der Rhein, Geschichte u. Sagen, Burgen, Abteien, Klöster und Städte« (3. Aufl., Wiesb. 1880).
2) Max Joseph, Mediziner, geb. zu Dillingen in Bayern, studierte in München zuerst Philosophie,
Ästhetik und Geschichte, wandte sich dann aber der Naturwissenschaft und endlich der Medizin zu und wurde 1860 Assistent an
Pfeufers Klinik. 1867 habilitierte er sich als Privatdozent für Laryngologie in München und erhielt 1876 die neubegründete
Professur für diese Disziplin. Er entdeckte den die Diphtheritis erzeugenden Spaltpilz in gewissen Entwickelungsformen
des Micrococcus diphthericus, in weitesten Kreisen aber wurde sein Name bekannt durch die neue Methode zur Behandlung gewisser
Kreislaufstörungen, wie sie im Verlauf von chronischen Herzfehlern, Fettherz, allgemeiner Fettsucht und manchen Lungenkrankheiten
auftreten.
Zur praktischen Durchführung dieser Heilmethode wurden in Deutschland und Österreich mehrere klimatische Kurorte
als »Terrainkurorte« eingerichtet (s. Klimatische Kurorte). Örtel schrieb: »Über den laryngologischen Unterricht« (Leipz. 1878);
»Handbuch der respiratorischen Therapie« (in Ziemssens »Handbuch der allgemeinen Therapie«, das. 1882);
Ȇber den Mechanismus
des Brust- und Falsettregisters« (Münch. 1882);
»Die epidemische Diphtherie« (in Ziemssens »Handbuch der speziellen Pathologie
und Therapie«, 3. Aufl., Leipz. 1886);
»Therapie der Kreislaufstörungen« (in Ziemssens »Handbuch der allgemeinen
Therapie«, 3. Aufl., das. 1885);
»Über Terrainkurorte zur Behandlung von Kranken mit Kreislaufstörungen« (das. 1886);
»Zusätze
und Erläuterungen zur Therapie der Kreislaufstörungen« (das. 1887);
»Beiträge zur Pathogenese der epidemischen Diphtherie«
(das. 1887).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, an der Linie Allenstein-Lyck der
Preußischen Staatsbahn, 147 m ü. M., hat ein altes Schloß (ehemals Jagdschloß der Deutschen Ordensritter), ein Schullehrerseminar,
ein Amtsgericht, ein Dampfsägewerk, Ziegeleien, Bierbrauereien und (1885) 2611 meist evang.
Einwohner.
Unmittelbar dabei das Dorf Beutnerdorf, Garnison eines Füsilierbataillons Nr. 4, mit (1885) 2307 Einw.
Landschaft in Baden, erstreckt sich zwischen dem Rhein und dem Schwarzwald vom Breisgau an
bis unterhalb Achern, mit Offenburg (s. d.) als Mittelpunkt, und liefert guten Weiß- und Rotwein (Ortenauer).
1) Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen, in schöner Lage, auf einem Bergabhang an der Nidder,
hat eine hübsche alte gotische Kirche mit Grabmälern der Grafen von Eppenstein etc., eine alte Stadtmauer
mit Türmen, ein altes Rathaus, ein Schloß des Grafen von Stolberg-Roßla, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Basalt- und Sandsteinbrüche
und (1885) 895 evang. Einwohner. - 2) Dorf und Schloß in Baden, s. Offenburg.
1) Flecken im bayr. Kreis Niederbayern, Bezirksamt
Vilshofen, 338 m ü. M., hat das Stammschloß
der Grafen von Ortenburg, Obstbau und ansehnliche Obstweinbereitung und (1885) 983 meist
evang. Einwohner. - 2) Schloß, s. Bautzen.
August, Architekt, geb. zu Windhausen bei Gittelde im Braunschweigischen, bildete sich seit 1850 auf
dem Collegium Carolinum in Braunschweig und bis 1855 auf der Bauakademie zu Berlin, arbeitete in der Zwischenzeit
ein Jahr lang im Atelier von Strack und machte 1858 das Baumeisterexamen. Nachdem er sich 1859 in Italien aufgehalten, entwickelte
er, vornehmlich in Berlin, eine lebhafte Bauthätigkeit, welche sich sowohl auf das Gebiet des Eisenbahnbaues als das des Kirchenbaues
erstreckte.
Seine Hauptwerke sind: die Zentralwerkstätte in Witten, der Görlitzer Bahnhof in Berlin, der erste nach dem neuen Hallensystem
erbaute, sowie alle übrigen Hochbauten dieser Bahn, die Zionskirche (1866-73), das jetzige Hotel der englischen Botschaft,
der ältere Zentralviehhof mit Schlachthaus, die Dankeskirche und mehrere Wohnhäuser in Berlin, die Kirche zu
Pyrmont und die Garnisonkirche zu Neiße. Auch hat er die ersten Entwürfe für eine Stadtbahn in Berlin, für einen Dom und eine
Kirche am Humboldthafen und für die Bebauung der Museumsinsel daselbst und einen Bebauungsplan für Straßburg i. E. geliefert.
In seinen Kirchenbauten bewegt sich Orth mit Vorliebe in romanischen und gotischen Stilformen,
welche er jedoch dem modernen Raumbedürfnis anzupassen sucht. Mit scharf ausgeprägtem Gefühl für monumentale Wirkung verbindet
er Feinheit und Strenge in den Details. Außer zahlreichen Aufsätzen veröffentlichte er: »Berliner Zentralbahn« (Berl. 1871);
»Die Akustik großer Räume« (das. 1872),
»Entwurf zu einem Bebauungsplan für Straßburg« (Leipz. 1878);
»Die
Zukunft Charlottenburgs« (2. Aufl., Berl. 1881) u. a. O.
ist königlicher Baurat und Mitglied der Berliner Akadmie ^[richtig: Akademie] der Künste.
ein ion. Ägialeer aus Sikyon, dem es 665 v. Chr. gelang, die dorische Aristokratie mit Hilfe der ionischen
Bevölkerung zu stürzen und sich die Alleinherrschaft zu verschaffen, welche seine Nachkommen, die Orthagoriden,
unter denen Myron und Kleisthenes die berühmtesten waren, bis 565 behaupteten.
(spr. -täs), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Niederpyrenäen, am Gave de Pau und an der Eisenbahn von Bayonne nach Toulouse gelegen, hat eine Handelskammer, bedeutende
Gerberei, Fabrikation von Papier, Öl, Schokolade und Zündhölzchen, Flachsspinnerei, Bereitung von Schinken und
eingesalzenem Fleisch und (1886) 4679 Einw. Mit der jenseit des Gave de Pau gelegenen Vorstadt Départ ist Orthez durch zwei Brücken
verbunden. Ein fünfeckiger Turm (tour de Moncade) ist das einzige Überbleibsel des alten Schlosses der Fürsten von Béarn,
in welchem Blanka, Tochter des Königs von Aragonien und Gattin Heinrichs IV. von Kastilien, durch ihre Schwester,
die Gattin des Grafen Gaston IV. von Foix, vergiftet wurde. Die Aufhebung des Edikts von Nantes zerstörte den frühern Glanz der
Stadt. Hier Schlacht zwischen Wellington und Soult, wobei letzterer zurückgedrängt wurde.
(Bucklandit zum Teil, Allanit, Cerin), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Epidotgruppe), kristallisiert
monoklinisch, stängelig oder tafelförmig, findet sich eingewachsen, oft nur derb und eingesprengt. Er ist dunkelgrau, braun,
schwarz, undurchsichtig, unvollkommen metallglänzend, Härte
mehr
5,5-6, spez. Gew. 3,3-3,8.
Die Zusammensetzung entspricht der des Epidots H2R4(R2)3Si6O26 ^[H2R4(R2)3Si6O26], worin
R u. (R2) ^[(R2)] Thonerde, Eisen (Oxydul und Oxyd), Cer, Lanthan, Yttrium, Kalk, auch wohl kleine Mengen Magnesia und Mangan bedeuten.
Er findet sich bei Fahlun, Hitteröe in Norwegen, im Ural, im Plauenschen Grund, im Syenit bei Seligstadt
und Lampersdorf, am Laacher See und Vesuv in echt vulkanischen Gesteinen, bei Auerbach an der Bergstraße im körnigen Kalk. Als
Allanit bezeichnet man die Mineralien von Stockholm, Grönland, Snarum in Norwegen, Schmiedefeld in Thüringen und Nordamerika, als
Cerin das Vorkommnis am Bostnäs in Schweden.