Fremden der Sitte gemäß opfern; sie erkannte aber in ihm ihren Bruder, entwendete das Bildnis durch List, und beide gelangten
glücklich nach Griechenland. Nach seiner Rückkehr nahm Oréstes die väterliche Herrschaft von Mykenä in Besitz und erhielt außerdem
die Herrschaft von Argos und Lakonien. Er vermählte sich mit Hermione, der Tochter des Menelaos, und starb
in Arkadien an einem Schlangenbiß. Die Sage ist vielfach als Stoff zu Tragödien benutzt worden, so von Äschylos in einer Trilogie
(Oresteia): »Agamemnon«, »Choephoren« und »Eumeniden«, von Sophokles in der »Elektra«, von Euripides im »O.« und in der »Elektra«.
Vgl. Becker, Die Orestessage der Griechen (Wittenb. 1858).
2) Röm. Feldherr zur Zeit des Untergangs des weströmischen Reichs, Sohn des Tatullus, aus Pannonien, wurde Geheimschreiber des
Attila und von diesem mehrmals an den oströmischen Kaiser Theodosius II. abgesendet. Nach Attilas Tod 453 diente er den abendländischen
Kaisern, wurde römischer Patrizier und Anführer der barbarischen Hilfstruppen, empörte sich gegen den
Kaiser Julius Nepos, stürzte diesen vom Thron (475) und erhob seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser, wurde aber hierauf von
den aufständischen Hilfstruppen unter Odoaker in Pavia belagert und nach Eroberung der Stadt 28. Aug. 476 enthauptet.
mächtige Völkerschaft im westlichen Teil von Hispania tarraconensis, im Plateau des
Anas (Guadiana alto) und Quellgebiet des Bätis, mit den Städten Oretum (Ruinen bei Nuestra Señora de Oreto), Castulo (Cazlona)
am Bätis, Tugia (Toya) und Vivatia (Baeza).
In den Punischen Kriegen war ihr Gebiet öfters der Schauplatz des Kriegs;
hier fielen 212 v. Chr.
die beiden ältern Scipionen, und hier erfocht Scipio Africanus einen Hauptsieg über Hasdrubal.
kleine Ortschaft auf der Insel Corsica, Arrondissement Corte, am Fiumalto, mit Marmor- und Amiantbrüchen, zwei
kalten kohlensäurehaltigen Eisenquellen (15° C.) und 340 Einw.
Stadt im türk. Wilajet Saloniki, am Golf von Rendina, unweit der Mündung des Struma, mit 3000 Einw.
In der Nähe die Ruinen der alten Städte Amphipolis und Eion.
Matthieu Joseph Bonaventura, Toxikolog, geb. zu Mahon auf Menorca, bereiste 1801 Ägypten und Italien,
studierte seit 1805 in Valencia, Barcelona, Madrid und Paris Medizin und Naturwissenschaften und hielt seit 1811 an der
Pariser Universität Vorlesungen. 1819 ward er Professor der gerichtlichen Medizin und Toxikologie, 1823 der gerichtlichen Chemie, 1832 Mitglied
des königlichen Rats der Universität und des Conseil genéral der Hospitäler.
Seit der Februarrevolution seiner Funktionen bei der medizinischen Fakultät enthoben, starb er in Paris.
Von seinen zum Teil höchst bedeutenden Werken sind hervorzuheben: »Traité des poisons« (Par. 1813-15, 2 Bde.; 5. Aufl.
u. d. T.: »Traité de toxicologie« 1852; deutsch, Braunschw. 1853, 2 Bde.);
»Secours à donner aux personnes empoisonnées« (Par.
1812; deutsch, Berl. 1819 u. 1831);
»Leçons de médecine légale« (Par. 1821-23; 4. Aufl. u. d. T.:
»Traité de médecine legale«, auch den 1830 zuerst erschienenen »Traité des exhumations juridiques« von Orfila und Lesueur enthaltend,
1847,
4 Bde.; deutsch, Leipz. 1848-50, 3 Bde.);
»Dictionnaire des termes de médecine, chirurgie, etc.« (1833) Orfila war
auch Mitherausgeber der »Annales d'hygiène publique«.
jeder geformte und an sich individuelle Teil eines Tiers oder einer Pflanze.
Jedes Organ hat den Grund seines Daseins nur in dem Ganzen, welchem es angehört; daher besitzt es auch nur
im Zusammenhang mit diesem dauerndes Leben. Die Vereinigung einer gewissen Anzahl von verschiedenen Organen zu einem lebensfähigen
Ganzen heißt Organismus, dessen Zusammensetzung sich immer komplizierter erweist, je höher derselbe in der Reihenfolge
der Lebewesen steht. Die einzelnen unter sich vereinigten Organe geben einander die ihnen im Organismus zukommende Bedeutung
und erhalten einander gegenseitig.
Ihre Vereinigung zu einem Ganzen, welches bestimmten Lebensbeziehungen entspricht, heißt Organisation. Den Gegensatz zu den
organisierten Wesen bilden diejenigen Naturkörper, deren einzelne Teile nur äußerlich miteinander zusammenhängen, sich
nicht wechselweise bedingen und selbst dann, wenn sie aus ihrem Zusammenhang gerissen werden, nicht aufhören
zu sein, was sie eben sind. Die Erscheinungen, deren Gesamtheit man Leben (s. d.) nennt, verlaufen nur an den Organismen; die
allgemeinste und hervorragendste Erscheinung an letztern aber ist der Stoffwechsel, dessen die unorganisierten Naturkörper
gänzlich entbehren.
Diejenigen chemischen Verbindungen, welche nur in den Organismen vorkommen und im Verlauf des diesen eigentümlichen Stoffwechsels
entstehen, nennt man organische Verbindungen im Gegensatz zu den unorganischen Stoffen, welche sich im Mineralreich vorfinden
und ganz unabhängig von den Organismen sind. Doch kommen auch anorganische Körper in den Organismen vor, und viele
organische Verbindungen, wie z. B. der Harnstoff, sind nachher auch künstlich auf rein chemischem Weg erzeugt worden, so daß
diese Unterscheidung nur noch auf das natürliche Vorkommen bezogen werden kann.
Auch die chemischen Elemente, aus welchen die organischen Verbindungen bestehen, finden sich sämtlich in den anorganischen
Körpern wieder. Übrigens darf man den Begriff organisch nicht mit organisiert verwechseln. Der organische
Stoff ist als solcher noch nicht organisiert; aber jeder organisierte Körper ist deshalb, weil er organisiert ist, auch organischer
Natur. Diejenigen Teile des tierischen und pflanzlichen Organismus, welche wir im gewöhnlichen Leben als Organe zu bezeichnen
pflegen, zeigen sich bei näherer Untersuchung wiederum aus feinern Organen zusammengesetzt.
Die menschliche Zunge z. B. ist ein Organ, welches aus einer eigentümlich gebauten Schleimhaut,
aus Gefäßen, Nerven, Muskeln etc. besteht. Jedes der genannten Gebilde stellt für sich wiederum ein Organ vor,
denn jeder Muskel z. B. besteht aus Bindegewebe, Gefäßen, Nerven und Muskelfasern, und diese Elemente wiederum
sind aus Zellen hervorgegangen. Vorläufig hat man sich allgemein daran gewöhnt, als sogen. Elementarorgan die tierische und
pflanzliche Zelle zu betrachten. (Vgl. Individuum, Leben und Zelle.) - Das Wort Organ wird auch übertragen auf Gegenstände andrer
Art, z. B. Wissenschaften, Kunstwerke, insbesondere aber auf das
mehr
Staatsleben (Staatsorganismus). In weiterer Bedeutung bezeichnet Organ jedes Mittel der Gedankenmitteilung, also zunächst die
menschliche Stimme mit besonderer Rücksicht auf ihre Höhe und ihren Klang, namentlich in ihrer oratorischen Anwendung, sodann
auch den Redenden selbst, sobald er nämlich im Namen und Auftrag andrer das Wort führt, und endlich gewisse Wege
der schriftlichen Gedankenmitteilung, namentlich Zeitungen und Zeitschriften, welche einer bestimmten Richtung ausschließlich
dienen, woher Benennungen, wie Regierungsorgan, Parteiorgan etc.