Orber
Reisig, nördlichste Teil des Spessart, östlich von Orb, besteht aus Buntsandstein, ist dicht bewaldet und erreicht im Horst eine Höhe von 543 m.
Reisig, nördlichste Teil des Spessart, östlich von Orb, besteht aus Buntsandstein, ist dicht bewaldet und erreicht im Horst eine Höhe von 543 m.
Stadt in der ital. Provinz Grosseto, auf einer Landzunge mitten in der Strandlagune, die sich im Schutz des Monte Argentario gebildet hat, Station der Maremmenbahn, hat ein Bistum, eine schöne Kirche, Gymnasialschule, ein etruskisches Museum und (1881) 3855 Einw. Mit dem Monte Argentario (s. d.) ist die Stadt durch einen Damm mit drei Brücken [* 2] verbunden.
Südöstlich liegen die Ruinen der alten etruskischen Stadt Cosa (s. d.).
(spr. -bínji), Alcide Dessalines d', franz. Reisender und Naturforscher, geb. zu Couëron (Unterloire), widmete sich dem Studium der Naturwissenschaften, legte 1824 der Akademie der Wissenschaften zu Paris [* 3] eine Denkschrift über die Foraminiferen vor und bereiste 1826-33 in deren Auftrag Südamerika [* 4] für das naturhistorische Museum. Er kehrte mit sehr umfangreichen Sammlungen zurück und veröffentlichte seine »Voyage dans l'Amérique méridionale« (Par. 1835-49, 7 Bde. mit 415 Kupfern und 18 Karten) auf Regierungskosten. Im Anschluß hieran erschienen: »L'homme américain« (Straßb. 1840, 2 Bde.) und »Descripcion geografica, historica y statistica di Bolivia« [* 5] (Par. 1846, Bd. 1). Ein ganz besonderes Verdienst hat sich Orbigny um die Geologie, [* 6] namentlich aber die Paläontologie, erworben. Seiner »Paléontologie française« (1840 bis 1860, 8 Bde.; wird von andern fortgesetzt) folgten die Werke: »Paléontologie universelle« und »Mollusques vivants et fossiles« (1846),
welches Werk als zu umfassend aufgegeben werden mußte;
doch veröffentlichte er noch den »Prodrome de paléontologie« (1858, 3 Bde.),
in welchem er 18,000 Arten verzeichnet.
Seine jetzt veralteten Ansichten über die Bildungsgeschichte der Erdrinde hat er in dem »Cours élémentaire de paléontologie« (1851-52, 3 Bde.) dargelegt. Er starb in Paris. - Sein Bruder Charles d'O., geb. gest. hat sich als Naturforscher durch seine Arbeiten über das Pariser Becken, durch ein »Dictionnaire universel d'histoire naturelle« (Par. 1839 bis 1849, 13 Bde.; neue Ausg. von Fredol, 1876 ff., 28 Bde.) und die »Géologie appliquée aux arts, aux mines et à l'agriculture« (mit Gente, das. 1851; deutsch, Leipz. 1852) bekannt gemacht.
Pupillus, röm. Grammatiker, aus Benevent, diente als Soldat und wurde dann Lehrer der Grammatik erst in seiner Vaterstadt, dann seit 63 v. Chr. in Rom, [* 7] wo er im Alter von fast 100 Jahren in großer Dürftigkeit starb.
Seinen Mißmut über seine traurige Lage ließ er gern an seinen Schülern aus, zu denen auch Horaz gehörte, der ihn den »Prügler« (plagosus) nennt.
Noch jetzt ist sein Name Bezeichnung eines pedantischen Schultyrannen.
pictus (lat., »die gemalte Welt«),
Titel zahlreicher der Belehrung und Unterhaltung gewidmeter Jugendschriften, welche von der Erde, ihren Bewohnern und allem, was dahin gehört, das Merkwürdigste behandeln und durch Bilder erläutern, also Begriff und Anschauung zu verbinden suchen. Sie sind sämtlich Nachahmungen des 1657 von Comenius (s. d.) herausgegebenen »Orbis sensualium pictus, hoc est omnium fundamentalium in mundo rerum et in vita actionum pictura et nomenclatura«, der unzählige Male aufgelegt und in viele Sprachen übersetzt wurde. Eine Erneuerung des im Sinn des 18. Jahrh. war Basedows »Elementarwerk«. In neuester Zeit fand weite Verbreitung der von Lauckhard herausgegebene (5. Aufl., Leipz. 1883, 3 Bde.).
terrārum (lat.), Erd- oder Weltkreis, bei den Römern Inbegriff der Länder und der Bewohner derselben auf der Erde, soweit sie bekannt war.
(lat.), Kinder- oder Elternlosigkeit.
Schwertfisch, s. Delphine. ^[= (Delphinida Duv.), Familie der Wale, mittelgroße oder kleine Wale (Cete) mit schlankem Leib, ...]
(spr. -kannja), eigentlich Andrea di Cione, genannt Orcagna oder Arcagnolo, florentinischer Maler, Bildhauer und Architekt. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, sein Todesjahr wahrscheinlich 1368. Als Maler ein Nachfolger Giottos, war er bemüht, durch Energie der Charakteristik der Verflachung des Giottoschen Stils entgegenzuarbeiten. Seine Hauptwerke sind die drei großen Fresken: Jüngstes Gericht, Hölle und Paradies in der Cappella Strozzi am Querhaus zu Santa Maria Novella in Florenz. [* 9] In derselben Kapelle befindet sich ein mit seinem Namen bezeichnetes, von 1357 datiertes Altarbild mit Christus, welcher Schlüssel und Buch den Heiligen Petrus und Thomas von Aquino überreicht.
Die Nationalgalerie in London [* 10] besitzt von ihm ein großes Altarwerk mit der Krönung Mariä durch Christus. Die Bilder vom Triumph des Todes, vom Jüngsten Gericht und von der Hölle im Campo santo zu Pisa [* 11] sind ihm mit Unrecht zugeschrieben worden. In seinen echten Werken zeigt er sich als einen Maler von hohem sittlichen Ernst, von einer aufs Erhabene gerichteten Charakterzeichnung und ausgebildeten Schönheitssinn. Als Architekt war er am Bau von Or San Michele in Florenz, dessen östlicher Teil ihm zugeschrieben wird, und an der Loggia de' Lanzi thätig. Als Bildhauer hat er das herrliche Tabernakel im Innern von Or San Michele (1359) ausgeführt.
(franz.), s. v. w. Alkannarot. ^[= (Alkannin, Anchusin, Anchusasäure) C35H40O8, Farbstoff in der Wurzel von Alkanna tinctoria, ...]
s. Orcin. ^[= (Orcit) C7H8O2 findet sich zum Teil fertig gebildet in allen Flechtenarten (Roccella, Lecanora ...]
hieß im Theater [* 12] der Griechen der Teil der Bühne, auf welchem sich der Chor bewegte (orchestra, »Tanzplatz«); beim Versuch der Wiederbelebung der antiken Tragödie, welcher bekanntlich die Kunstgattung der Oper (s. d.) ins Leben rief, ging der Name Orchester auf den Raum über, den die den Gesang der Bühnendarsteller begleitenden Instrumentenspieler einnehmen (zwischen Bühne und Publikum), sowie schließlich auf die Instrumenten selbst. Heute ist die letztere Bedeutung die vulgäre, und wenn man z. B. sagt, daß eine Bühne ein großes Orchester habe, so meint man nicht die Größe des Raums, sondern die Anzahl der Musiker.
Jede Vereinigung von Instrumentenspielern verschiedener Art zum Zweck der Ausführung größerer Instrumentalwerke (oder Vokalwerke mit Instrumentalbegleitung) heißt heute ein Orchester. Je nach der Zusammensetzung unterscheidet man das Streichorchester, in welchem nur Streichinstrumente beschäftigt sind, und das Harmonieorchester, das nur Blasinstrumente enthält; noch spezieller das Blechorchester (Messingorchester), in welchem auch die Holzblasinstrumente nicht vertreten sind, sondern nur Hörner, Trompeten, Posaunen und ähnliche Instrumente, weshalb die von einem solchen Orchester aufgeführte Musik auch Hornmusik genannt wird. Das aus Blas- und Schlaginstrumenten zusammengesetzte Orchester nennt man Militärmusik oder Janitscharenmusik (türkische Musik). Alle diese Orchester sind von untergeordneter Bedeutung gegenüber dem vollen Orchester oder großen Orchester, von welchem das sogen. kleine Orchester nur eine Abart ist. Das große sowohl als das ¶
kleine Orchester begreift sämtliche Hauptgattungen der Musikinstrumente in sich: Streichinstrumente, Holz- und Blechblasinstrumente und Schlaginstrumente (Pauken);
nur in der Stärke [* 14] der Besetzung sowie besonders in der Anzahl der angewendeten Arten von Blasinstrumenten unterscheiden sie sich.
Das kleine Orchester besteht außer dem Streichquintett (ersten und zweiten Violinen, Bratschen, Cellos und Bässen) aus 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten (die sogar manchmal fehlen, z. B. in der G moll-Symphonie von Mozart), 2 Fagotten, 2 Hörnern, 2 Trompeten und 2 Pauken (die auch manchmal fehlen). Welche Fülle verschiedener Klangfarben mit diesen bescheidenen Mitteln erzielt werden kann, beweisen die Symphonien von Haydn, Mozart und Beethoven hinlänglich. Treten zu den genannten noch 2 weitere Hörner und 3 Posaunen hinzu, so heißt das Orchester schon das große; es ist (mit oder ohne Pickelflöte) das eigentliche Symphonieorchester, wie es nicht nur Beethoven in seinen größern Symphonien, sondern auch die nachbeethovenschen Symphoniker (Schubert, Mendelsohn, Schumann, Gade, Brahms, Volkmann, Raff, Dietrich u. a.) bis auf den heutigen Tag festgehalten haben.
Erheblich erweitert ist dagegen das große der neuern Oper, der neuern Messe, überhaupt der neuern Chormusik mit Orchester und der Programmsymphonien. Das Streben nach Charakteristik des Ausdrucks, nach Individualisierung verschiedenartiger Personen, nach täuschender Tonmalerei etc. hat die Komponisten veranlaßt, für alle diese Arten illustrierender Instrumentalmusik immer neue Klangfarben aufzusuchen, und so finden wir denn neben den bereits genannten Instrumenten noch: Englisch Horn, Baßklarinette, Kontrafagott, Baßtuba, Harfe, große und kleine Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel (Stahlharmonika, Lyra) [* 15] etc. Auch eine besonders starke Besetzung der einzelnen Arten von Instrumenten fordert manchmal der Komponist zur Erzielung eines außergewöhnlichen Effekts.
Hector Berlioz verlangt für das Tuba [* 16] mirum seines riesengroßen »Requiem« folgende Besetzung: 4 Flöten, 2 Oboen, 2 C-Klarinetten, 8 Fagotte, 4 Hörner in Es, 4 Hörner in F, 4 Hörner in G, 4 Cornets à pistons in B, 2 F-Trompeten, 6 Es-Trompeten, 4 B-Trompeten, 16 Tenorposaunen, 2 C-Ophikleiden, 2 B-Ophikleiden, eine Monster-Ophikleide à pistons, 8 Paar Pauken, 2 große Trommeln und ein sehr stark besetztes Streichorchester (18 Kontrabässe). Diese ungeheuerliche Anforderung steht allerdings einzig in ihrer Art da. Das großartigste Opernorchester ist das Wagners in den »Nibelungen«; er verlangt außer dem Streichorchester: 3 große Flöten, eine Pickelflöte, 3 Oboen, ein Englisch Horn, 3 Klarinetten, eine Baßklarinette, 3 Fagotte, 8 Hörner, eine Tenortuba, 2 Baßtubas, eine Kontrabaßtuba, 3 Trompeten, eine Baßtrompete, 2 Tenorposaunen, eine Baßposaune, eine Kontrabaßposaune, 2 Paar Becken, Triangel, große und kleine Trommel.
In den frühern Opern beschränkt sich Wagner in der Vergrößerung des Symphonieorchesters auf die dreifache Besetzung der Holzbläser und Trompeter sowie die Einführung von Englisch Horn, Baßklarinette, Baßtuba, Harfe und Schlaginstrumenten. Bei den andern Opernkomponisten fällt auch noch die dreifache Besetzung der Holzbläser und Trompeten fort. Das Orchester, für welches Haydn und Mozart ihre symphonischen Werke schrieben, wies nur wenig Blasinstrumente auf (das oben spezifizierte kleine Orchester); doch wußte gerade Haydn dieselben so zu individualisieren und ihre besondere Klangfarbe so geschickt zu verwerten, daß er zuerst der reinen Instrumentalmusik rechtes Leben gab und das Orchester zu einem Wettstreit verschieden redender und empfindender Einzelwesen umschuf.
Mozart und Beethoven gingen nun seinen Weg weiter, jeder nach seiner Eigenart andern Empfindungen und Stimmungen Ausdruck gebend. Heute verrät das deutsche Orchester (wenn wir das Wagners, Liszts und ihrer Jünger so nennen dürfen) wieder die Vorliebe der Deutschen für die Blasinstrumente; wir sind nach der richtigen Bemerkung des Franzosen H. Lavoix, der die erste Geschichte der Instrumentation geschrieben hat (1878), auf dem Weg zur Wiederherstellung (mutatis mutandis) der Verhältnisse des 16. und 17. Jahrh., wo jedes Instrument in drei oder vier verschiedenen Großen existierte, in Sopran- (Alt-), Tenor- und Baßlage.
Wir haben heute die Flöte in zweierlei Größe, die Oboe in Sopran- und Altlage (Englisch Horn), die Klarinette in Sopran-, Alt- und Baßlage, das Fagott in Baß- und Kontrabaßlage, neben der Trompete die Baßtrompete, neben der Baßtuba die Tenortuba etc. Der Unterschied ist nur, daß wir alle diese Instrumente zu einem kolossalen Instrumentalkörper vereinigen, während man im 16. Jahrh. fast nur vierstimmig mit Instrumenten derselben Familie musizierte. Vgl. Instrumentalmusik.