oder Veröffentlichung mit Op. 1, 2 etc. zu numerieren). In der
Baukunst
[* 2] bildet nach dem Vorgang Vitruvs Opus den
Gattungsnamen
verschiedener technischer
Arbeiten. So heißt Opus alexandrinum ein zweifarbiger Steinbelag der Fußböden bei den Alten (s.
Mosaik);
Opus incertum oder antiquum, unbestimmtes Werk, ein
Steinverband,
[* 3] aus unregelmäßigen, rauhen
Bruchsteinen bestehend;
Opus spicatum, ein ährenförmiges
Pflaster aus Brandsteinen,
wobei die
Steine auf die hohe
Kante unter einem
Winkel
[* 5] so aneinander gelegt werden, daß sie wie die Körnerreihen zu beiden
Seiten der
Ähre gegeneinander stehen;
Opus tectorium, Bekleidungswerk, der äußerste und feine Mauerüberzug
von Marmorstucco;
Opus tessellatum oder quadratarium, ein aus würfelähnlichen, gefärbten
Steinen zusammengesetzter Mosaikfußboden;
»De godsdienst« (das. 1864; deutsch von Mook, Elberf.
1868);
»Scheiding van kerk en staat« (Amsterd.
1875) u. a. Als
Jurist lieferte er viele
Schriften über öffentliches und
Privatrecht, darunter eine ausführliche
Erklärung
des holländischen
Zivilgesetzbuchs (bis jetzt 11 Bde.).
(lat. oraculum), im
Altertum eins der
Mittel, wodurch die Götterwelt mit den
Menschen in unmittelbar Wechselbeziehung
trat, und als solches einer der wichtigstenTräger
[* 14] der
Religion, zugleich aber auch durch Priestereinfluß
ein nicht unbedeutendes
Moment in der Geschichte der alten
Völker. Die Orakel bilden einen
Hauptteil der
Divination, insofern sie
besondere
Offenbarungen eines
Gottes sein sollen, die an einem bestimmten
Orte den Verlangenden gegeben und durch gewisse Mittelspersonen,
meist
Priester des
Gottes, mitgeteilt und verdeutlicht werden.
Die Art und
Weise, wie die
Gottheit ihren
Willen in den Orakeln mitteilte, war verschieden, weshalb man die ganze
Gattung der
Orakel zunächst in die drei
Arten der Traumorakel, der Spruchorakel und der Zeichenorakel einteilt.
In dem berühmtesten aller,
zu
Delphi, erregte ein
Dampf,
[* 15] welcher aus demSchlund emporstieg, die
Begeisterung der Wahrsagerin;
bei den sibyllinischen Orakeln schlug man
auf Befehl des
Senats und in Gegenwart eines
Magistrats die von den
Sibyllen herstammenden Sammlungen nach.
Inwieweit die
Priester
selbst von der
Wahrheit dieser
Offenbarungen überzeugt waren, läßt sich schwer entscheiden; jedenfalls aber würde es einseitig
und unhistorisch sein, in denselben lediglich absichtlichen Priesterbetrug zu sehen. Sogar aus der dunkeln
Form der Antworten, welche besonders das delphische Orakel charakterisiert, darf nicht sofort auf absichtliche Täuschung
geschlossen werden, wenn auch zugegeben werden muß, daß sich die Priesterschlauheit gern durch die zweideutigen Antworten
für alle
Fälle sicherstellte.
Die besondern Anlässe, denen die einzelnen Orakelsitze ihre Entstehung verdankten, waren in der
Regel
physische, welche wegen ihrer vom Gewöhnlichen abweichenden
Natur den
Glauben an die
Nähe der weissagenden
Gottheit veranlaßten.
Bald war es eine wohlthätige
Quelle, woran das griechische sowohl als auch das germanische
Altertum die
Nähe einer
Gottheit
knüpfte, bald waren es Naturerscheinungen (Wasserdämpfe aus heißen
Quellen etc.), welche begeisternde
Wirkungen hervorbrachten, bald
Orte, wo die Überreste eines berühmten Sehers ruhten. Im letztern
Fall fand in der
Regel auf
den Fragenden selbst noch eine unmittelbar göttliche, begeisternde Einwirkung statt; so mußte z. B.
bei dem Orakel des
Amphiaraos der Fragende nach eintägigemFasten und dreitägiger
Enthaltsamkeit von
Wein im
Tempel
[* 17] des Heiligtums schlafen, damit ihm im
Traum der
Wille der
Gottheit kund würde (sogen.
Inkubation), wobei jedoch eine Deutung
des
Traums durch die
Priester nicht ausgeschlossen war.
Der mit den Orakeln verbundene
Zweck war übrigens nicht nur, im
Namen der
Gottheit Auskunft über zukünftige
Dinge zu geben, sondern das gesamte
Leben und
Thun einer noch vielfach ratbedürftigen
Bevölkerung
[* 18] durch göttliche
Autorität
da zu leiten, wo die eigne Einsicht den Einzelnen oder ganze
Staaten im
Stiche ließ, oder auch, wo der einzelne, geistig höher
stehende und die Verhältnisse klarer als die
Menge überschauende Mann ohne
Beihilfe des Ansehens der
Religion mit seinem
Rat nicht durchdringen konnte. In diesem
Sinn benutzten Staatsmänner häufig die Orakel, weshalb man sie nicht
mit Unrecht für gewisse
Perioden der griechischen Geschichte geradezu politische
Institute nennen darf. So übten die Orakel großen
Einfluß auf
Erhaltung des
Bewußtseins gemeinsamer
Nationalität sowie zur Erreichung allgemeiner vaterländischer
Interessen unter den staatlich sehr geteilten und zwiespältigen Griechen, indem man
¶
mehr
bei allen wichtigen Unternehmungen, Einrichtungen u. dgl. den Rat der Orakel einholte. Neben ihrer Wirksamkeit für Hebung
[* 20] der religiösen
Kultur, die sich in älterer Zeit nicht wegleugnen läßt, sorgten die Orakel aber auch für die Beförderung
der Landeskultur, für Aussendung von Kolonien etc.; sie besorgten also auch staatsökonomische und politische,
ja soziale Zwecke. Das älteste Orakel befand sich zu Meroe in Ägypten,
[* 21] dem die im ägyptischen Theben und zu Ammonium, an welchen
Orten der Dienst des JupiterAmmon
[* 22] herrschend war, der Zeit nach am nächsten standen. In Griechenland
[* 23] erlangte das Orakel zu Dodona,
später das zu Delphi den größten Einfluß.
Die Römer
[* 30] hatten, die Sibyllinischen Bücher (s. d.), das Orakel des Faunus und der Fortuna zu Präneste abgerechnet,
keine einheimischen Orakel; sie befragten die bekanntern griechischen und ägyptischen, weshalb sie oft weite Reisen unternahmen.
In Griechenland verloren die Orakel erst nach dem völligen Untergang derFreiheit und Selbständigkeit ihr Ansehen; doch fristeten
sie nur ein kümmerliches Dasein, bis sie unter der Regierung des Theodosius für immer geschlossen wurden.