oder Veröffentlichung mit Op. 1, 2 etc. zu numerieren). In der Baukunst bildet nach dem Vorgang Vitruvs Opus den Gattungsnamen
verschiedener technischer Arbeiten. So heißt Opus alexandrinum ein zweifarbiger Steinbelag der Fußböden bei den Alten (s.
Mosaik);
Opus incertum oder antiquum, unbestimmtes Werk, ein Steinverband, aus unregelmäßigen, rauhen Bruchsteinen bestehend;
Opus museum oder musivum, s. v. w. Mosaik;
Opus reticulatum, Netzwerk (s. d.);
Opus spicatum, ein ährenförmiges Pflaster aus Brandsteinen,
wobei die Steine auf die hohe Kante unter einem Winkel so aneinander gelegt werden, daß sie wie die Körnerreihen zu beiden
Seiten der Ähre gegeneinander stehen;
Opus tectorium, Bekleidungswerk, der äußerste und feine Mauerüberzug
von Marmorstucco;
Opus tessellatum oder quadratarium, ein aus würfelähnlichen, gefärbten Steinen zusammengesetzter Mosaikfußboden;
Opus rusticum, Mauerwerk aus Bossenquadern oder Buckelsteinen (s. Rustika).
operātum (lat.), eine nur zum äußern Schein unternommene Handlung, welche also keinen moralischen Gehalt hat,
z. B. gedankenloses Beten, Fasten, Wallfahrten etc.
Karel Willem, niederländ. Philosoph und Jurist, geb. zu Rotterdam, studierte in Leiden, ward 1846 Professor
der Philosophie zu Utrecht und 1848 Mitglied und Sekretär einer königlichen Kommission, die ein neues Gesetz über die Universitäten
entwerfen sollte. In dieser Stellung veröffentlichte er einen »Gesetzentwurf über die Reform der Universitäten«.
Opzoomers philosophischer Standpunkt ist der eines nationalen Empirismus. In »De weg der wetenschap« (Utrecht 1851; deutsch
von Schwindt, das. 1852; dann umgearbeitet unter dem Titel: »Het wezen der kennis«, 2. Aufl.,
Amsterd. 1867) gab er ein Handbuch der Logik, in welchem er die Methode der Naturwissenschaften und ihre
Anwendung auf die ethischen Disziplinen darzulegen suchte. Ferner schrieb er: »Oratio de philosophiae natura« (Utrecht 1852);
»Konservatismus und Reform« (das. 1852);
»Wetenschap en wijsbegeerte« (Amsterd. 1857);
»De waarheid en hare kenbronnen« (das. 1862);
»De godsdienst« (das. 1864; deutsch von Mook, Elberf.
1868);
»Scheiding van kerk en staat« (Amsterd.
1875) u. a. Als Jurist lieferte er viele Schriften über öffentliches und Privatrecht, darunter eine ausführliche Erklärung
des holländischen Zivilgesetzbuchs (bis jetzt 11 Bde.).
Während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 trat er in zwei
auch ins Deutsche übersetzten Reden mit Wärme für das Recht der Deutschen ein. Seit 1861 ist er Präsident
der königlichen Akademie der Wissenschaften.
(lat. oraculum), im Altertum eins der Mittel, wodurch die Götterwelt mit den Menschen in unmittelbar Wechselbeziehung
trat, und als solches einer der wichtigsten Träger der Religion, zugleich aber auch durch Priestereinfluß
ein nicht unbedeutendes Moment in der Geschichte der alten Völker. Die Orakel bilden einen
Hauptteil der Divination, insofern sie
besondere Offenbarungen eines Gottes sein sollen, die an einem bestimmten Orte den Verlangenden gegeben und durch gewisse Mittelspersonen,
meist Priester des Gottes, mitgeteilt und verdeutlicht werden.
Die Art und Weise, wie die Gottheit ihren Willen in den Orakeln mitteilte, war verschieden, weshalb man die ganze Gattung der
Orakel zunächst in die drei Arten der Traumorakel, der Spruchorakel und der Zeichenorakel einteilt. In dem berühmtesten aller,
zu Delphi, erregte ein Dampf, welcher aus dem Schlund emporstieg, die Begeisterung der Wahrsagerin;
in Dodona
ward aus der Bewegung der Blätter an der heiligen Eiche, aus dem Ton der aufgestellten Erzbecken, aus dem Murmeln der Quelle
auf den Willen der Gottheit geschlossen;
in Delos beobachtete man das Rauschen des Lorbeers, im libyschen Ammonium gewisse Erscheinungen
an dem aus Edelsteinen zusammengesetzten Bildnis des Gottes;
bei den sibyllinischen Orakeln schlug man
auf Befehl des Senats und in Gegenwart eines Magistrats die von den Sibyllen herstammenden Sammlungen nach.
Inwieweit die Priester
selbst von der Wahrheit dieser Offenbarungen überzeugt waren, läßt sich schwer entscheiden; jedenfalls aber würde es einseitig
und unhistorisch sein, in denselben lediglich absichtlichen Priesterbetrug zu sehen. Sogar aus der dunkeln
Form der Antworten, welche besonders das delphische Orakel charakterisiert, darf nicht sofort auf absichtliche Täuschung
geschlossen werden, wenn auch zugegeben werden muß, daß sich die Priesterschlauheit gern durch die zweideutigen Antworten
für alle Fälle sicherstellte.
Die besondern Anlässe, denen die einzelnen Orakelsitze ihre Entstehung verdankten, waren in der Regel
physische, welche wegen ihrer vom Gewöhnlichen abweichenden Natur den Glauben an die Nähe der weissagenden Gottheit veranlaßten.
Bald war es eine wohlthätige Quelle, woran das griechische sowohl als auch das germanische Altertum die Nähe einer Gottheit
knüpfte, bald waren es Naturerscheinungen (Wasserdämpfe aus heißen Quellen etc.), welche begeisternde
Wirkungen hervorbrachten, bald Orte, wo die Überreste eines berühmten Sehers ruhten. Im letztern Fall fand in der Regel auf
den Fragenden selbst noch eine unmittelbar göttliche, begeisternde Einwirkung statt; so mußte z. B.
bei dem Orakel des Amphiaraos der Fragende nach eintägigem Fasten und dreitägiger Enthaltsamkeit von Wein im
Tempel des Heiligtums schlafen, damit ihm im Traum der Wille der Gottheit kund würde (sogen. Inkubation), wobei jedoch eine Deutung
des Traums durch die Priester nicht ausgeschlossen war.
Der mit den Orakeln verbundene Zweck war übrigens nicht nur, im Namen der Gottheit Auskunft über zukünftige
Dinge zu geben, sondern das gesamte Leben und Thun einer noch vielfach ratbedürftigen Bevölkerung durch göttliche Autorität
da zu leiten, wo die eigne Einsicht den Einzelnen oder ganze Staaten im Stiche ließ, oder auch, wo der einzelne, geistig höher
stehende und die Verhältnisse klarer als die Menge überschauende Mann ohne Beihilfe des Ansehens der
Religion mit seinem Rat nicht durchdringen konnte. In diesem Sinn benutzten Staatsmänner häufig die Orakel, weshalb man sie nicht
mit Unrecht für gewisse Perioden der griechischen Geschichte geradezu politische Institute nennen darf. So übten die Orakel großen
Einfluß auf Erhaltung des Bewußtseins gemeinsamer Nationalität sowie zur Erreichung allgemeiner vaterländischer
Interessen unter den staatlich sehr geteilten und zwiespältigen Griechen, indem man
mehr
bei allen wichtigen Unternehmungen, Einrichtungen u. dgl. den Rat der Orakel einholte. Neben ihrer Wirksamkeit für Hebung der religiösen
Kultur, die sich in älterer Zeit nicht wegleugnen läßt, sorgten die Orakel aber auch für die Beförderung
der Landeskultur, für Aussendung von Kolonien etc.; sie besorgten also auch staatsökonomische und politische,
ja soziale Zwecke. Das älteste Orakel befand sich zu Meroe in Ägypten, dem die im ägyptischen Theben und zu Ammonium, an welchen
Orten der Dienst des Jupiter Ammon herrschend war, der Zeit nach am nächsten standen. In Griechenland erlangte das Orakel zu Dodona,
später das zu Delphi den größten Einfluß.
Außerdem hatten Zeus zu Elis, zu Pisa und auf Kreta, Apollon auf Delos und in Klaros unweit Kolophon eigne Orakel; das der Branchiden
zu Milet war ebenfalls dem Apollon und der Artemis geweiht. Heroenorakel waren: das des Amphiaraos, des Trophonios und das des
Herakles zu Bura in Achaia. Außerdem sind noch zu erwähnen die Totenorakel (am See Aornos in Thesprotien
und zu Heraklea in der Propontis). Zu den Orakeln zu rechnen sind auch die Sprüche der sogen. Sibyllen (s. d.), besonders der
erythräischen und in Italien der cumäischen.
Die Römer hatten, die Sibyllinischen Bücher (s. d.), das Orakel des Faunus und der Fortuna zu Präneste abgerechnet,
keine einheimischen Orakel; sie befragten die bekanntern griechischen und ägyptischen, weshalb sie oft weite Reisen unternahmen.
In Griechenland verloren die Orakel erst nach dem völligen Untergang der Freiheit und Selbständigkeit ihr Ansehen; doch fristeten
sie nur ein kümmerliches Dasein, bis sie unter der Regierung des Theodosius für immer geschlossen wurden.
Vgl. F. A. Wolf, Beitrag zur Geschichte des Somnambulismus im Altertum (in den »Vermischten Schriften«, Halle 1802);
Clavier, Mémoire
sur les oracles des anciens (Par. 1819);
Wiskemann, De variis oraculorum generibus (Marb. 1835);
Döhler, Die Orakel (Berl. 1872);
Karapanos, Dodone et ses ruines (Par. 1878);
Hendeß, Oracula graeca (Halle 1877);
Bouché-Leclercq, Histoire
de la divination dans l'antiquité (Par. 1879-81, 4 Bde.).