haben seine
Poesien im Ansehen unübertrefflicher Mustergültigkeit gestanden. Unter seinen theoretischen
Schriften nimmt das
Buch »Von der teutschen Poeterei«
(Brieg
[* 2] 1624 u. öfter; Neudruck,
Halle
[* 3] 1876) den ersten
Rang ein, und die im 17. Jahrh. geltenden
schiefen und nüchternen
Ansichten über Aufgabe und
Wesen der
Poesie basieren fast ausschließlich auf
diesem Werk, das sich seinerseits wieder eng an die lateinische
Poetik des
FranzosenScaliger anschließt.
Die
Dichtkunst ist nach dem
Dogma der »Poeterei« ursprünglich eine »verborgene
Theologie« gewesen; ihr
Zweck darf nicht in der »Ergötzung« allein gesucht werden, sondern
sie soll auch »nützen«, nämlich belehren. Ein Haupterfordernis derselben
sei ein reicher Vorrat von malenden und schmückenden Beiwörtern, und das Ansehen und die
Dignität der
dichterischen
Rede bestehe in den
Tropen und Schematen, »wenn ein
Wort von seiner eigentlichen Bedeutung auf eine andre gezogen
werde«.
Schon in seiner
oben erwähnten
Jugendschrift »Aristarchus« hatte er die Geringschätzung, mit welcher
der Gelehrtendünkel die
deutsche Sprache ungepflegt ließ, wirksam bekämpft. In metrischer Hinsicht verhalf
er denAnschauungen,
die einige poetische Vorgänger bereits gehegt hatten, zum
Sieg. Im 7.
Kapitel der »Poeterei« ward zum
erstenmal bestimmt ausgesprochen, daß wir
Deutschen nicht nach Art der Alten »eine gewisse
Größe der
Silben in acht zu nehmen,
sondern aus den
Accenten und dem
Ton zu erkennen« hätten, welche
Silben
»hoch und welche niedrig gesetzt werden sollen«.
Zugleich verlangte er Reinheit des
Reims
[* 5] und stellte den
Alexandriner als deutschen Mustervers auf, der
seitdem über ein
Jahrhundert lang herrschend blieb. Opitz' eigne
Dichtungen wurden zwar seiner Zeit und bis ins vorige
Jahrhundert
hinein überschwenglich gepriesen und der Dichter als der unsterbliche »Boberschwan«
unzähligemal gefeiert; gleichwohl mag selten eine gemütsärmere und phantasielosere
Natur als gerade Opitz zu Dichterruhm gelangt
sein. Am meisten sagte seiner nüchternen Verständigkeit das
Lehrgedicht zu, das er denn auch mit Vorliebe
pflegte (außer den schon genannten Werken dieser Art sind anzuführen: »Das
Lob des Feldlebens«, »Vesuvius«, »Vielgut«,
»Das
Lob des
Kriegsgottes«).
Diesen hausbackenen
Produkten schließen sich
Übertragungen der
Psalmen, der Sophokleischen
»Antigone« und der »Trojanerinnen«
des
Seneca an. Das nach dem
Italienischen bearbeitete
Singspiel
»Daphne« (1627, von
Schütz in
Musik gesetzt,
zu
Torgau
[* 6] aufgeführt) gilt in gewissem
Sinn als erste deutsche
Oper; durch seine »Hercynia« führte Opitz die
Schäferpoesie ein.
Auch in Bezug auf persönliche
Eigenschaften: Liebedienerei und Schmeichelsucht, Schmiegsamkeit gegen
Große und
Gier nach äußerlichen
Ehren, ward Opitz das unrühmliche Vorbild der deutschen Dichter des 17. Jahrh.
Seine Werke erschienen gesammelt noch bei seinen Lebzeiten
Breslau
[* 7] 1625, 1629 und 1637;
eine vierte, von ihm noch selbst geordnete
Sammlung
Danzig
[* 8] 1641. Die 1690 zu
Breslau erschienene
Ausgabe ist nicht vollständig und sehr fehlerhaft.
Eine kritischeAusgabe,
von
Bodmer und
Breitinger unternommen, kam nur bis zum zweiten Teil (der erste erschien Zürich
[* 9]
1745), da sie die
Konkurrenz der schlechtern,
von
Triller besorgten (Frankf. 1746, 4 Bde.) nicht bestand. Ausgewählte
Dichtungen von Opitz gab neuerdings Tittmann (Leipz. 1869) heraus. Ein Denkmal des
Dichters (Marmorbüste von
Michaelis) wurde 1877 in
Bunzlau
[* 10] enthüllt.
Borinski, Die Kunstlehre
der
Renaissance in Opitzens
Buch von der deutschen Poeterei
(Münch. 1883), weitere
Schriften darüber von
Fritsch
(Halle 1884)
und Berghöffer (Frankf. a. M. 1888).
Eine
Kapsel liefert etwa 0,02 g Opium. Das kleinasiatische Opium (jährlich 4-7000
Körbe zu etwa 75 kg) kommt über
Smyrna oder
Konstantinopel
[* 22] in den
Handel und ist die vorzüglichste
Sorte. Das
Smyrnaer ist bei
uns offizinell und bildet meist etwas zusammengedrückte oder fast kugelförmige, bis 0,75
kg schwere
Kuchen, seltener
Brote von 1 bis 3 kg, eingehüllt in Mohnblätter oder bestreut mit Ampferfrüchten.
Frisch sind
sie etwas weich, innen blaßbraun und bestehen aus kleinen, auf dem
Durchschnitt der
Kuchen sichtbaren Körnchen; getrocknet
sind sie dunkler, auf dem
Bruch glänzend und rotbraun. Opium riecht eigentümlich narkotisch, schmeckt scharf
bitter, brennend, aber nicht kratzend, löst sich nur zum Teil in
Wasser und
Alkohol, enthält 9-14, im Innern oft 24 Proz.
Wasser,
Gummi,
Albumin,
Zucker
[* 23] (bis 8 Proz.), eine kautschuk-, harz- oder wachsartige
Substanz, sehr kleine
Mengen eines flüchtigen,
pfefferartig riechenden
Körpers, Mineralstoffe (3-5 Proz.
Asche) und folgende
Alkaloide:
Außerdem finden sich im O. Mekonin C10H10O4 und Mekonsäure C7H4O7 . Der
Morphiumgehalt beträgt im
Smyrnaer Opium durchschnittlich 10-12 Proz. und erreicht 21, im nordfranzösischen
Opium 22,8 Proz. Der
¶
mehr
Narkotingehalt beträgt 2-4 Proz., bisweilen 10 Proz. und mehr. Kodein und Thebain erreichen jedes kaum 1 Proz., und die übrigen
Alkaloide finden sich noch sehr viel spärlicher. Das Opium schafft, richtig angewandt, als Arzneimittel mehr Segen, gemißbraucht
aber, als Berauschungsmittel, mehr Elend als irgend eine andre Drogue. Es wirkt in geringen Gaben zunächst
erregend, dann beruhigend;
schmerz- und krampfstillend, schweißtreibend, schlafmachend, die Absonderungen mäßigend und
verringernd;
es stört, in großen Gaben verabreicht, die Sinnesthätigkeit,
schwächt die Nerven,
[* 25] verwirrt den Geist, verursacht anhaltenden, oft mit den angenehmsten Träumen erfüllten Schlaf und führt
schließlich den Tod herbei.
Dieser Mißbrauch des Opiums ist besonders im Orient, bei den Türken, Griechen, Persern, vorzüglich aber
bei den Chinesen und in immerhin bedenklichem Grad auch in Nordamerika und England herrschend. Die Opiumesser sind bei den Türken
verachtet und heißen Theriakides, sie finden sich in Konstantinopel auf dem sogen. Theriakmarkt ein und bringen ihr Opium mit.
Es sind blasse, abgezehrte Gestalten mit gestrecktem Hals und gereckten Gliedern, erstorbenen Augen und
stammelnder Zunge, wandelnden Leichnamen gleich.
Sie setzen sich auf Sofas längs einer hölzernen Galerie, und es verschluckt jeder die ihm zusagende Zahl von Pillen, die stärksten
deren vier, größer als Oliven, mit einem Glas
[* 27] frischen Wassers; binnen einer Stunde sind sie dem beseligenden
Rausch des Opiums hingegeben, der jedem die Wünsche seiner Einbildungskraft als erfüllt vorzaubert. Die Opiumesser beginnen
mit 0,03 g Opium und steigen bis auf 7,5 g und darüber, die
Wirkungen beginnen nach einer Stunde und dauern je nach den Individualitätsverhältnissen 5-6 Stunden.
Die wenigsten Opiumesser sollen ein hohes Alter erreichen. In China und Java wird das Opium behufs des Rauchens
durch Kochen in Wasser gelöst, die Lösung wird filtriert und verdampft. Wollen die Chinesen rauchen, so legen sie ihren Kopf
auf ein Kissen, nehmen mit einem nadelartigen Instrument etwas Opium, halten es an die Flamme
[* 28] eines Lichts, stecken
es in den kleinen Kopf der Opiumpfeife, bringen das Licht
[* 29] während des Einziehens an den Pfeifenkopf und ziehen mittels eines
Zugs oder zweier Züge den Rauch in die Lunge;
[* 30] habituelle Raucher wiederholen dies mehreremal.
Nach Berichten englischer Ärzte sind die Opiumraucher anfangs aufgeweckt, gesprächig und heiter, oft aber auch jähzornig
und zanksüchtig. Man bemerkt Röte des Gesichts, funkelnde Augen, beschleunigte Respiration und Zirkulation, Wärmegefühl, allgemeines
Wohlbehagen, größere Lebhaftigkeit der Empfindungen und der Phantasie etc. Später tritt dann Abspannung ein. Ein höchst unangenehmes
Gefühl am nächsten Morgen treibt zu neuem Opiumgenuß an. Wird dieser versagt so erleiden namentlich habituelle Raucher eine
Plage, welche
nicht zu beschreiben ist. Plötzliche Unterlassung des Opiumrauchens, wenn es vorher stark und anhaltend betrieben
wurde, hat die übelsten Folgen und kann den Tod herbeiführen.
Der Mohn gehört zu den ältesten Arzneipflanzen,
[* 31] und für die Bekanntschaft mit seiner schlafmachenden Wirkung sprechen viele
Zeugnisse. Schon zu HomersZeiten muß er in Kleinasien angebaut worden sein. Theophrast kannte das Opium unter
dem Namen Mekonion, Dioskorides und Plinius beschrieben auch die Gewinnung, und man unterschied das Opos, den eingetrockneten
Milchsaft der Kapsel, von dem minder wirksamen Extrakt der ganzen Pflanze, dem Mekoneion. Im europäischen Mittelalter wurde Opium wenig
gebraucht und war längere Zeit eine seltene Drogue.
Als Theriaka oder Turiaga bezeichnete man opiumreiche Latwergen oder das Opium selbst. In reichlicher Menge wurde Opium in der oberägyptischen
LandschaftThebais gewonnen und sehr lange von dort ausgeführt, doch kam auch indisches Opium nach Europa. In Persien scheint die
Unsitte der Benutzung des Opiums als Erregungsmittel zuerst aufgekommen zu sein, und erst in einer verhältnismäßig
späten Zeit dürfte sie sich über Asien
[* 32] verbreitet haben. Im Sanskrit fehlt wenigstens ein Name für Opium, während im ganzen
Orient aus dem griechischen opos oder opios abgeleitete Bezeichnungen vorkommen.
Offenbar hängt diese Erscheinung mit der Verbreitung des Islam zusammen, dessen Bekenner in dem Genuß des
Opiums Mut und Todesverachtung erlangten und auf keine Weise besser in ihrem rauschähnlichen Fanatismus erhalten werden konnten.
Gewiß hat das Verbot des Weins dazu beigetragen, den Mißbrauch des Opiums zu steigern. In Indien setzte sich die Mohnkultur
zunächst in Malwa fest, sicher im Zusammenhang mit dem Einzug mohammedanischer Herrscher im 16. Jahrh. 1511 war
Opium ein wichtiger Einfuhrartikel des Hafens von Kalikat in Vorderindien, doch war es so teuer, daß nur die Reichen dem Genuß
frönen konnten.
Die Chinesen holten damals viel Opium aus Indien als Arzneimittel, während das Rauchen daselbst erst nach der
Mitte des 17. Jahrh. trotz vieler Verbote der Regierung gebräuchlich wurde. Die englische OstindischeKompanie begann die Opiumkultur
in Bengalen, monopolisierte dieselbe und führte seit 1773 Opium in immer steigenden Quantitäten in China ein. 1820 verbot die
chinesische Regierung die Opiumeinfuhr, bewirkte dadurch aber nur die Organisation eines Schmuggelhandels,
der endlich zu dem »Opiumkrieg« mit England führte.
Dieser kam 1842 zum Abschluß, und 1858 erfolgte im Vertrag von Tiëntsin von chinesische Seite die Zulassung des Opiums, welche
weiterhin 1876 durch die Tschifukonvention geregelt werden sollte. Im Finanzjahr 1873-74 wurden in Indien 6,358,495 kg Opium produziert
und davon nach China und den Ländern mit chinesischen Ansiedlern 6,144,132 kg exportiert. Für 1875 wird
die Einfuhr von Opium in China auf 3,805,479 kg angegeben. Zwei Drittel der Produktion entfallen auf Bengalen, der Rest auf Bombay
[* 33] und Malwa. Seit 1853 wird in China selbst Opium gewonnen und die jährliche Produktion auf 20-30,000 Kisten
geschätzt.
Die Verbreitung des Opiumgenusses in England fällt in das 4. Jahrzehnt unsers Jahrhunderts, in dieselbe Zeit mit der Ausbreitung
der Bestrebungen des Temperenzsystems. In Nordamerika erreichte das Opiumrauchen, abgesehen von dem bei den Chinesen üblichen
Mißbrauch, erst in den 70er Jahren größere Verbreitung; erst 1876 gelangte es in die größern Städte
des Ostens, Chicago, St. Louis und New¶