(Ophiāner, v. griech. ophis,
Schlange,
[* 2] oder Naassener, v. hebr. naas,
Schlange, Schlangenbrüder),
Namen verschiedener
gnostischer
Sekten des kirchlichen
Altertums, welche darin übereinstimmten, daß sie im Anschluß an vorderasiatische und
ägyptische
Vorstellungen einen
Schlangenkultus pflegten, wobei sie sich in verschiedener
Weise an die alttestamentliche Paradiesschlange
anlehnten. Während bei
Irenäus die Ophiten in dem »Schlangengestaltigen«
(Ophiomorphos) das dämonische Abbild des Judengottes Jaldabaoth sahen, bildeten andre Ophiten, weil durch die
Schlange Jaldabaoths
Mutter dem
MenschenKeime höherer
Erkenntnis zugeführt habe, diese
Idee dahin weiter, daß die
Schlange zuletzt als höchster
Gegenstand eines Mysterienkultus, als
Symbol der durch alle
Gegensätze des physischen und geistigen
Lebens
sich hindurchwindenden Weltseele erschien.
(Ophthalmiatrie, griech.), s. v. w.
Augenheilkunde. ^[= (Ophthalmiatrik), die Lehre der Krankheiten des Auges und seiner zugehörigen Nebenorgane. Schon ...]
(griech.), künstlichesAuge zu demonstrativen
Zwecken. ^[= (lat. Finis), alles, was man durch irgend eine Thätigkeit zu erreichen beabsichtigt, oder was ...]
Lucius,
Römer
[* 11] aus plebejischem
Geschlecht, eroberte 125
v. Chr. als Prätor die aufrührerische Stadt
Fregellä,
wurde 121
Konsul und leitete den
Kampf des
Adels gegen den
VolkstribunGajusGracchus, in dem dieser mit einer
großen Zahl seiner Anhänger erschlagen wurde. Nachdem er 120
Zensor gewesen, wurde er 115 als Gesandter an
Jugurtha in
Afrika
[* 12] geschickt, ließ sich von diesem bestechen und ward deshalb im J. 110 in der durch einGesetz des Tribuns
Gajus Mamilius angeordneten Untersuchung angeklagt und verbannt.
der in einigen griech.
Tempeln, z. B. in dem
Parthenon, befindliche, durch eine Querwand von dem das Bildnis der
Gottheit enthaltenden
Hauptraum
(Cella) geschiedene Hinterraum, welcher zur
Aufbewahrung des
Staatsschatzes diente.
Martin, einflußreicher deutscher Dichter und Kunsttheoretiker des 17. Jahrh., geb. zu
Bunzlau,
[* 13] besuchte die dortige
Schule, dann das Magdalenäum zu
Breslau
[* 14] und 1617 das akademische
Gymnasium zu
Beuthen,
[* 15] bekleidete
darauf in der
Familie des
TobiasScultetus eine Hauslehrerstelle und veröffentlichte 1618 sein erstes ins
Gewicht fallendes
Werk, die lateinisch abgefaßte, gegen die Vernachlässigt der deutschen
Sprache
[* 16] gerichtete
Schrift »Aristarchus«.
Während einer in
Danzig wütenden Pestseuche durch einen Bettler,
dem er ein
Almosen reichte, angesteckt,
starb er Opitz' große litterarhistorische Bedeutung beruht nicht sowohl auf seinen
Dichtungen als solchen, sondern
auf den in diesen praktisch bethätigten und in theoretischen Werken von ihm verkündigten ästhetischen und technischen
Grundsätzen.
Sein Einfluß auf den Bildungsgang des 17. Jahrh. ist unberechenbar
groß gewesen, und fast volle 100 Jahre hindurch
¶
mehr
haben seine Poesien im Ansehen unübertrefflicher Mustergültigkeit gestanden. Unter seinen theoretischen Schriften nimmt das
Buch »Von der teutschen Poeterei« (Brieg 1624 u. öfter; Neudruck, Halle
[* 31] 1876) den ersten Rang ein, und die im 17. Jahrh. geltenden
schiefen und nüchternen Ansichten über Aufgabe und Wesen der Poesie basieren fast ausschließlich auf
diesem Werk, das sich seinerseits wieder eng an die lateinische Poetik des FranzosenScaliger anschließt.
Die Dichtkunst ist nach dem Dogma der »Poeterei« ursprünglich eine »verborgene
Theologie« gewesen; ihr Zweck darf nicht in der »Ergötzung« allein gesucht werden, sondern
sie soll auch »nützen«, nämlich belehren. Ein Haupterfordernis derselben
sei ein reicher Vorrat von malenden und schmückenden Beiwörtern, und das Ansehen und die Dignität der
dichterischen Rede bestehe in den Tropen und Schematen, »wenn ein Wort von seiner eigentlichen Bedeutung auf eine andre gezogen
werde«.
Schon in seiner oben erwähnten Jugendschrift »Aristarchus« hatte er die Geringschätzung, mit welcher
der Gelehrtendünkel die deutsche Sprache ungepflegt ließ, wirksam bekämpft. In metrischer Hinsicht verhalf er denAnschauungen,
die einige poetische Vorgänger bereits gehegt hatten, zum Sieg. Im 7. Kapitel der »Poeterei« ward zum
erstenmal bestimmt ausgesprochen, daß wir Deutschen nicht nach Art der Alten »eine gewisse Größe der Silben in acht zu nehmen,
sondern aus den Accenten und dem Ton zu erkennen« hätten, welche Silben »hoch und welche niedrig gesetzt werden sollen«.
Zugleich verlangte er Reinheit des Reims
[* 32] und stellte den Alexandriner als deutschen Mustervers auf, der
seitdem über ein Jahrhundert lang herrschend blieb. Opitz' eigne Dichtungen wurden zwar seiner Zeit und bis ins vorige Jahrhundert
hinein überschwenglich gepriesen und der Dichter als der unsterbliche »Boberschwan«
unzähligemal gefeiert; gleichwohl mag selten eine gemütsärmere und phantasielosere Natur als gerade Opitz zu Dichterruhm gelangt
sein. Am meisten sagte seiner nüchternen Verständigkeit das Lehrgedicht zu, das er denn auch mit Vorliebe
pflegte (außer den schon genannten Werken dieser Art sind anzuführen: »Das Lob des Feldlebens«, »Vesuvius«, »Vielgut«,
»Das Lob des Kriegsgottes«).
Diesen hausbackenen Produkten schließen sich Übertragungen der Psalmen, der Sophokleischen »Antigone« und der »Trojanerinnen«
des Seneca an. Das nach dem Italienischen bearbeitete Singspiel »Daphne« (1627, von Schütz in Musik gesetzt,
zu Torgau
[* 33] aufgeführt) gilt in gewissem Sinn als erste deutsche Oper; durch seine »Hercynia« führte Opitz die Schäferpoesie ein.
Auch in Bezug auf persönliche Eigenschaften: Liebedienerei und Schmeichelsucht, Schmiegsamkeit gegen Große und Gier nach äußerlichen
Ehren, ward Opitz das unrühmliche Vorbild der deutschen Dichter des 17. Jahrh.
Seine Werke erschienen gesammelt noch bei seinen Lebzeiten Breslau 1625, 1629 und 1637;
eine vierte, von ihm noch selbst geordnete
Sammlung Danzig 1641. Die 1690 zu Breslau erschienene Ausgabe ist nicht vollständig und sehr fehlerhaft.
Eine kritische Ausgabe,
von Bodmer und Breitinger unternommen, kam nur bis zum zweiten Teil (der erste erschien Zürich
[* 34]
1745), da sie die Konkurrenz der schlechtern,
von Triller besorgten (Frankf. 1746, 4 Bde.) nicht bestand. Ausgewählte
Dichtungen von Opitz gab neuerdings Tittmann (Leipz. 1869) heraus. Ein Denkmal des
Dichters (Marmorbüste von Michaelis) wurde 1877 in Bunzlau enthüllt.
Borinski, Die Kunstlehre
der Renaissance in Opitzens Buch von der deutschen Poeterei (Münch. 1883), weitere Schriften darüber von Fritsch (Halle 1884)
und Berghöffer (Frankf. a. M. 1888).