mehr
Marschner (gest. 1861) zu nennen, dessen großes dramatisches Talent besonders nach zwei extremen Richtungen hin, nach der humoristischen und der dämonischen, in seltener Ursprünglichkeit und Kraft [* 2] der Phantasie Bedeutendes geleistet hat. Lediglich nach ersterer Richtung hin mit Glück wirkte A. Lortzing (gest. 1851) und erwarb sich um die deutsche komische Oper nicht abzusprechende Verdienste, da er überdies noch Dichter und Komponist in Einer Person war. Seine Opern halten sich hinsichtlich ihres Witzes und Gefühlstons innerhalb der Sphäre echt deutscher, bürgerlicher Gemütlichkeit; sie sind mit größter Bühnenkenntnis gemacht und unterhalten durch ihr munteres Spiel harmloser, sprudelnder Laune. Teils an deutsche, teils und mehr an französische Vorbilder sich anlehnend, erzielten noch Nicolai (gest. 1849) und Flotow (gest. 1883) durchschlagende Erfolge mit ihren Opern.
Entwickelungsgeschicht

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Entwickelungsgeschichte.Von den weitern Epigonenwerken ist nicht viel Gutes zu sagen; die für sie bezeichnendsten Eigentümlichkeiten sind charakterloses Anlehnen an die Erzeugnisse der italienischen und französischen Oper, Verflachung des Stils, Ratlosigkeit bezüglich der Fortentwickelung des Vorhandenen und kritiklose Hingabe an die dekorativen Hilfskünste. Was Fr. Schubert in seiner Oper. »Der häusliche Krieg«, Mendelssohn in seinen Bruchstücken aus »Lorelei«, Schumann in »Genoveva« im Bereich der Oper geschaffen, steht zu vereinzelt da und hält sich auf zu spezifisch musikalischem Standpunkt, als daß es einen besondern Einfluß auf die Entwickelung der betreffenden Kunstform hätte üben können. Erst mit Richard Wagner (gest. 1883) beginnt wieder eine neue Phase in der Entwickelungsgeschichte [* 3] der Oper, da dessen eminente Begabung für die dramatische Kunst sich zugleich auf dem Gebiet der Dichtung wie der Komposition in der fruchtbarsten Weise bethätigte und ganz neue musikdramatische Typen von höchster Schönheit hinstellte.
Wagner vollzog einerseits eine ganz ähnliche Reaktion gegen das Überwuchern des Melodischen über den dramatischen Ausdruck wie einst Gluck und bereicherte doch auf der andern Seite die rein musikalischen Mittel in beispielloser Weise. Das Zerfallen der Oper in eine Reihe für sich abgeschlossener Nummern verwirft Wagner als undramatisch durchaus und vermeidet daher eigentliche Abschlüsse während eines Aktes nach Möglichkeit. Die Anwendung des getragenen Gesanges erscheint wesentlich beschränkt und für eigentlich lyrische Momente reserviert, doch auch da nicht in der breiten Form der Arie, sondern in freierer Gestalt, eine fortschreitende Entwickelung aufweisend.
Schweriner See - Schwe

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Schwerpunkt.Dagegen ist das Recitativ in einer gegen die ältern Meister sich sehr vorteilhaft abnehmenden Weise vervollkommt, der Schwerpunkt [* 4] der thematischen Entwickelung ins Orchester verlegt und die Behandlung der Singstimme im engen Anschluß an die natürliche Deklamation durchgeführt. Sehr glückliche Griffe that Wagner auch mit der Wahl seiner Stoffe. Bezüglich des Nähern über die Werke Wagners wie auch der übrigen Tonmeister müssen wir auf die Biographien derselben verweisen. Als Opernkomponisten neuesten Datums seien noch namhaft gemacht: A. Rubinstein, F. v. Holstein (gest. 1878), Edmund Kretschmer, Hermann Götz (gest. 1876), Ignaz Brüll, Karl Goldmark, Heinrich Hofmann.
Die ältere Litteratur über die Oper findet sich in Forkels »Allgemeiner Litteratur der Musik« (Leipz. 1792) und in Beckers »Systematisch-chronologischer Darstellung der musikalischen Litteratur« (das. 1836, Nachtrag 1839) zusammengestellt. Von den neuern einschlägigen Schriften vgl. Lindner, Die erste stehende deutsche Oper (Berl. 1855, 2 Bde.);
Derselbe, Zur Tonkunst (das. 1864);
Fürstenau, Zur Geschichte der Musik u. des Theaters am Hof [* 5] zu Dresden [* 6] (Dresd. 1861-62);
München

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München.Rudhardt, Geschichte der Oper am Hof zu München [* 7] (Freising [* 8] 1865, Bd. 1: »Die italienische Oper 1654-1787«);
R. Wagner, Oper und Drama (2. Aufl., Leipz. 1869), und dessen übrige Schriften;
Schletterer, Die Entstehung der Oper. (Nördl. 1873);
Derselbe, Vorgeschichte der französischen Oper (Berl. 1885);
Chouquet, Histoire de la musique dramatique en France (Par. 1873);
Hanslick, Die moderne Oper (Berl. 1875-84, 4 Bde.);
Schuré, Das musikalische Drama (deutsch von H. v. Wolzogen, 2. Aufl., Leipz. 1879);
Lobe, Kompositionslehre, Bd. 4: »Die Oper« (2. Aufl. von Kretzschmar, das. 1887);
Bulthaupt, Dramaturgie der Oper (das. 1887, 2 Bde.);
Riemann, Opernhandbuch, lexikalisches Repertorium der dramatisch-musikalischen Litteratur (das. 1886).