Findelanstalt, eine Landeskranken- und Bürgerversorgungsanstalt etc. Vergnügungsorte sind:
die Schießstätte, der Stadtpark und der 6 km nordöstlich liegende Heiligenberg mit Prämonstratenserabtei und schöner
Wallfahrtskirche. Nordöstlich von Olmütz liegt das Dorf Klosterhradisch mit Kaserne, Garnisonspital (ehemaligem Prämonstratenserkloster),
landwirtschaftlicher Lehranstalt u. Malzfabrik. - Die Gründung der Stadt wird gewöhnlich, aber irrtümlich, dem
Kaiser Julius Maximus zugeschrieben, der hier im Kriege gegen die Markomannen eine Burg, Julimontana oder Julii mons, erbaute,
welcher Name von den Deutschen in Julomonz, Olomunz und Olmütz verändert worden sein soll. Am richtigsten dürfte wohl die Herleitung
von einem slawischen Eigennamen Olomunt, also Olomunc, »Burg des Olomunt«, sein; in der ältesten urkundlichen
Form erscheint es im 9. Jahrh. als Olomutici und Vorort eines Landbezirks, einer Zupe.
Seit der Senioratserbfolgeordnung (1055) war der Sitz des ersten mährischen Teilfürstentums der Przemysliden, seit 1063 eines
bedeutenden, güterreichen Bistums und im 12. Jahrh. schon eine hervorragende deutsche Ansiedelung, welche Markgraf Wladislaw
(1197-1222) mit Magdeburger Recht bewidmete. Seit Ottokar II. nahm die landesfürstliche Stadt den bedeutendsten
Aufschwung. Lange Zeit war der Hauptort Mährens und der Sitz der Regierung, bis diese 1640 nach Brünn verlegt wurde. 1346 verbündete
sich Olmütz mit den Schwesterstädten gegen den räuberischen Nachbaradel, 1421-38 stritt es tapfer gegen die
Hussiten und erscheint an der Spitze des katholischen Bundes der Deutschstädte Mährens gegen König Georg Podiebrad, dessen Gegner
Matthias Corvinus hier gekrönt wurde. In Olmütz wurde der Friede zwischen Matthias Corvinus und Wladislaw 1479 abgeschlossen.
Seit 1524 protestantisch geworden, 1619 von den Aufständischen unter M. Thurn besetzt, 1621 wieder kaiserlich
geworden und der katholischen Restauration seit 1625 verfallen, zeigt sich Olmütz durch Auswanderung in seiner deutschen Altbürgerschaft
zersetzt und durch Verarmung heruntergekommen. 1642 wurde die Stadt von den Schweden unter Torstensson erobert und bis 1650 behauptet; 1742 besetzten
sie die Preußen. Hierauf wurde Olmütz befestigt und leistete der von den Preußen 10. Juni 1758 mit großem Nachdruck
begonnenen Belagerung so lange Widerstand, bis es durch Daun entsetzt wurde. Am 2. Dez. 1848 entsagte hier Kaiser Ferdinand der
Regierung.
Dann fanden 28. und 29. Nov. 1850 Konferenzen zwischen dem preußischen Minister v. Manteuffel, dem österreichischen, Fürsten
Schwarzenberg, und dem russischen Gesandten am österreichschen Hof, Grafen Meyendorf, daselbst statt, die
zur Feststellung der für Preußen so demütigenden Olmützer Punktationen in Bezug auf die friedliche Schlichtung der deutschen
Wirren führten.
Vgl. Fischer, Geschichte der kaiserlichen Haupt- und Grenzfestung Olmütz (Olmütz 1808-11, 2 Bde.).
Das Erzbistum Olmütz ward als Bistum 1063 gegründet. Schon 1588 erhielten die Bischöfe die Reichsfürstenwürde,
und 1777 ward das Bistum zum Erzbistum erhoben. Die zu dem Erzbistum gehörigen Herrschaften und Lehnsgüter, für welche
seit Bischof Bruno, dem Minister König Ottokars II., ein förmlicher Lehnshof bestand, werden auf 5,100,000 Guld. geschätzt,
die Lehnsgüter allein auf 2 Mill. Guld. Der Erzbischof ist der einzige in Österreich, dessen Wahl vom Domkapitel
abhängt, das zur Belohnung seiner 1619 und 1620 dem Kaiser bewiesenen Treue den Titel das »getreue« führt. Zur Befähigung
der
Aufnahme in das Kapitel gehörte bis zur neuesten Zeit der Nachweis von altem Ritterstand oder höherer Geburt.
(spr. oln), Fabrikort in der belg.
Provinz Lüttich, Arrondissement Verviers, mit Kohlengruben, Steinbrüchen, Wollspinnerei, Tuch-, Wollzeug- und Gewehrfabrikation
und (1887) 3304 Einw.
(spr. ollni), Städtchen in Buckinghamshire (England) mit (1881) 2347 Einw., angeblich von Vlämen gegründet und
erster Sitz der Spitzenklöppelei in England.
(Olonna), Fluß in Oberitalien, entspringt in der Provinz Como, nördlich von Varese, fließt
in südöstlicher Richtung bis Mailand, wo er sich in dem dort auslaufenden Kanalnetz (Naviglio grande und Naviglio di Pavia)
verliert.
Ein zweites Flüßchen Olona entspringt bei Binasco, südwestlich von Mailand, und ergießt sich bei San Zenone in den
Po.
russ. Gouvernement, grenzt im N. und NO. an Archangel, im SO. an Wologda, im S. an Nowgorod, im SW. an St. Petersburg
und im W. an den Ladogasee u. Finnland und umfaßt 148,760,9 qkm (2701,8 QM.),
wovon aber ca. 17,600 qkm (320 QM.) auf Wasserflächen kommen. Der nördliche Teil ist
ein sumpf- und seenreiches Bergland, gebildet von den Ausläufern der finnischen Gebirge, den bis über 300 m hohen waldbewachsenen
Olonezischen Bergen. Nach S. und Osten geht dieses Bergland in eine Hochebene über, welche, von der breiten Niederung, die sich
vom Finnischen Meerbusen über den Ladoga- und Onegasee bis zum Weißen Meer hinzieht, unterbrochen, südöstlich
vom Onegasee sich wieder zu einem Plateau erhebt.
Das Gouvernement zählt gegen 2000 Seen, unter welchen die bedeutendsten der Onega-, Seg-, Wyg-, Wodlo-, Tuloßsee, Latscha,
Sundal; Sjäm- und Leksch-osero sind. Unter den vielen Flüssen werden befahren: Widlitza, Swir und Ojatj vom Ladogaseesystem,
Wytegra, Megra, Oschta, Andoma und Sunna mit dem malerischen Kiwatschwasserfall vom Onegaseesystem und
Onega, Woshma und Wyg vom System des Weißen Meers. Wichtigkeit für die Schiffahrt haben der Onega- und der Marienkanal (s. Marienkanalsystem).
In geognostischer Hinsicht besteht der nördliche Teil aus kristallinischen Schiefern, Diorit, Granit, Porphyr, Thonschiefer etc.
mit vielen Erzlagerstätten.
Daran schließt sich zwischen dem Ladoga- und Onegasee ein breiter Streifen Schwemmland an; südlich davon
treten zwischen Ojatj und Swir silurische und östlich davon an beiden Ufern des Swir devonische Formationen zu Tage, an welche
im SO. die nördliche Fortsetzung des Moskauer Steinkohlenbassins stößt. Über das ganze Gouvernement sind erratische Blöcke,
stellenweise in Massen, zerstreut. Mineralische Produkte sind: Bergkalk, Lehm, Thon (vorzüglich für feuerfeste
Gefäße), Marmor, Sandstein, Schleifsteine, Edelmetalle (gegenwärtig nicht ausgebeutet), Eisen (vorzügliches Kanonengußeisen),
Kupfer, Sumpfeisen, Asbest, Kalkspat, Schwefelkies, Bergkristall, Amethyst, Torf, Mineralwässer (namentlich bei Kontschosersk eisenhaltige
Quellen). Im Onegafluß und seinem System finden sich Perlen. Das Klima ist kalt, rauh und feucht, die mittlere
Jahrestemperatur beträgt +1,6° C.; doch ist der Winter verhältnismäßig warm. Plötzliche starke Temperaturwechsel sind
dem Gedeihen der Kulturpflanzen sehr hinderlich. Vom Mai bis Ende August wird es nie dunkel, da die Sonne 21 Std. über dem Horizont
steht. Die Zahl der Einw. betrug 1883: 327,043
mehr
2,2 auf das QKilometer, darunter 14 Proz. Karelen, 2½ Proz.
Tschuden, im übrigen Russen. Nach der Konfession gehören, außer etwa 9000 Anhängern der Danilowschen Sekte (vgl. Raskolniken)
sowie 600 Katholiken und etwas über 1000 Protestanten, alle zur griechisch-katholischen Kirche. Olonez ist neben Wologda das waldreichste
Gouvernement Rußlands. Das Areal setzt sich zusammen aus 63,4 Proz. Wald, 31,1 Unland und nur 2,5 Ackerland
sowie 3 Proz. Wiesen und Weiden. Kiefern und Birken werden in den Wäldern vorzüglich angetroffen.
Die häufig bis 900 qkm großen Sümpfe sind meist von Ellern- und Weidengebüschen bedeckt. Von Cerealien werden Roggen (1884:
515,500 hl) und Hafer (686,800 hl), ferner Gerste in unzureichender Menge gebaut; besser gedeihen Lein und
Rüben, welch letztere neben Fischen das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung sind. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner bilden
die verschiedenen Branchen der Holzindustrie nebst Fischfang und Jagd. Der Viehstand wies 1883 auf: 66,923 Pferde, 146,551 Stück
Rindvieh, 90,195 Schafe und 4871 Schweine.
Die Fischerei erzielte im J. 1879 einen Ertrag von 106,769 Rubel. Infolge geringer Nachfrage im Ausland hat die Holzindustrie
in den letzten Jahren minder gute Erträge gegeben als sonst. Im Gouvernement werden viele Hasel-, Schnee-, Birk- und Auerhühner,
auch Bären, Wölfe, Hasen, Eichhörnchen, Hermeline und Marder erlegt, welche einen nicht unbedeutenden Ausfuhrartikel
nach St. Petersburg ausmachen. Nur auf dem Wildjahrmarkt zu Schunga am Onegasee, wohin auch ein guter Teil der archangelschen
Jagdbeute gebracht wird, beläuft sich der Umsatz für Federwild bis auf 1¼ Mill., der für Felle bis auf ½ Mill. Rubel.
Nennenswert als Industriezweig ist auch das Einsammeln von Pilzen und Beeren. Außerdem finden viele Einwohner
durch die nicht unbedeutende Montanindustrie Beschäftigung. Die Industrie ist nicht hervorragend, sie geht in 281 Fabriken
mit 1806 Arbeitern vor sich und produziert 1884 für 1,251,000 Rub.; namentlich Holzsägerei, Branntweinbrennerei, Getreidemüllerei,
Lederbereitung und Flachsbrechen werden betrieben. An Schulen und Kirchen mangelt es im Gouvernement verhältnismäßig
nicht (1883 zählte man 244 Schulen mit 9735 Schülern, darunter 6 Mittelschulen mit 883 Lernenden). In administrativer Hinsicht
wird Olonez in sieben Kreise geteilt: Kargopol, Lodejnoje Pole, Olonez, Petrosawodsk, Powjenez, Pudosh und Wytegra;
Hauptstadt ist Petrosawodsk.
- Die Kreisstadt Olonez hat (1885) nur 1338 Einw.;
sie wird schon 1137 erwähnt und spielte im 17. Jahrh.
eine Rolle.
Vgl. Helmersen, Das olonezische Bergrevier, in den »Memoiren« der Petersburger Akademie (1860).