mehr in geordneter
Weise zu bewegen vermögen. Indessen ist gerade in der allerjüngsten Zeit gezeigt worden, daß wenigstens
Haifische die völlige Herausnahme aller
Kanäle ohne jegliche
Störung vertragen.
Pfarrdorf, südlich bei
Danzig,
[* 2] stadtähnlich gebaut, hat eine evang.
Kirche, eine Knabenerziehungsanstalt (Johannesstift),
bedeutenden Gemüsebau und (1885) 5713 Einw.
(Ohrenmaki, OtolicnusIll.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Halbaffen
[* 3] und der
Familie
der
Lemuriden (Lemurida), schmächtig gebaute
Tiere mit reicher
Behaarung, großem
Kopf, sehr großen, häutigen, nackten
Ohren,
großen
Augen, mittellangen Vorder- und Hintergliedern, am Zeigefinger und der zweiten
Zehe, bisweilen auch am Mittelfinger
und der mittlern
Zehe mit krallenartigen, sonst mit platten
Nägeln. Sie sind nächtliche, mordlustige
Raubtiere,
[* 4] die nur nebenbei
Früchte genießen, halten sich am
Tag sorgfältig verborgen und betreiben nur in der
Nacht, unterstützt
durch hoch entwickelte
Sinne, namentlich durch ungemein feines
Gehör,
[* 5] die
Jagd auf alles Kleingetier. Sie bringen nur ein
Junges
zur
Welt und leben in
Afrika
[* 6] und auf den benachbarten
Inseln. Der
Galago
(Galagosenegalensis Geoffr., OhraffeGalago
Illig.,
s. Tafel
»Halbaffen«),
16-20
cm lang, mit 23-25
cm langem
Schwanz, auf der Oberseite fahlgrau, am
Kopf und auf dem
Rücken schwach
rötlich, an der Innenseite der
Gliedmaßen und am
Bauche gelblichweiß, bewohnt die
WälderWest- und Südafrikas.
linker Nebenfluß der
Elbe, entspringt bei Ohrdorf unweit
Wittingen im Hannöverschen, fließt südöstlich, bildet
eine
Strecke die
Grenze gegen die preußische
ProvinzSachsen,
[* 11] tritt dann ganz in diese über, durchströmt den
Drömling und
die braunschweigische
EnklaveKalvörde und mündet nach einem
Laufe von 105 km bei Rogätz unterhalb
Magdeburg.
[* 12]
die Erkrankungen des
Gehörorgans und seiner Nebenorgane. Die wissenschaftliche
Entwickelung der Ohrenheilkunde
datiert erst vom Beginn der zweiten Hälfte unsers
Jahrhunderts, nachdem durch die pathologisch-anatomischen Forschungen Toynbees,
durch die Verbesserungen der Untersuchungsmethoden von
Tröltsch in
Würzburg
[* 13] und durch die
Erfindung einer
neuen Heilmethode durch
Politzer in
Wien
[* 14]
die Grundlagen für die
Erkenntnis und rationelle Behandlung der Ohrenkrankheiten geschaffen worden
waren.
Gegenwärtig kann die Ohrenheilkunde (Otiatrik) den andern Spezialzweigen der
Medizin als ebenbürtig angereiht werden. Zur
Untersuchung des äußern Gehörganges und des
Trommelfells benutzt man verschiedene weite Trichter aus
Metall oder
Hartgummi, welche man zur Geradestreckung des Gehörganges und zur Beiseiteschiebung der Härchen bis zum knöchernen
Teil des Gehörganges vorschiebt. Hierauf wird mittels eines in der Mitte durchlöcherten
Hohlspiegels Tageslicht oder künstliches
Licht
[* 15] in den Gehörgang geworfen und das erleuchtete
Trommelfell durch die Öffnung im
Spiegel
[* 16] besichtigt
(Ohrenspiegel).
Bei
Verstopfung der
Ohrtrompete benutzt man auch das Politzersche
Verfahren, welches darin besteht, daß man beim
Schlingen die
Luft im Nasen-Rachenraum mittels eines
Ballons verdichtet und in das Mittelohr preßt, wobei das
Instrument nur in den Anfangsteil
der
Nase eingeführt wird. ZurPrüfung der Hörfähigkeit bedient man sich des Tickens einer Taschenuhr
oder des von
Politzer erfundenen Hörmessers sowie der Flüstersprache und der
Stimmgabel, durch welche man häufig bestimmen
kann, ob die
Krankheit im Mittelohr oder im
Labyrinth ihren Sitz hat. Die Ohrenkrankheiten entstehen direkt im
Ohr oder werden von der erkrankten
Schleimhaut des Nasen-Rachenraums etc. auf jenes fortgeleitet, auch sind
sie oft
Folge von
Skrofulose,
Tuberkulose,
Syphilis.
Von den
Krankheiten der Ohrmuschel ist hervorzuheben die Ohrblutgeschwulst
(Othaematoma), ein durch
Mißhandlung,
Verletzung
etc. bedingter, oft auch spontan entstehender Bluterguß unter die
Haut
[* 19] der Ohrmuschel, wird besonders bei Geisteskranken
beobachtet und durch Entleerung des
Bluts durch einen
Einschnitt und Anlegung eines Druckverbandes oder
durch schonende
Massage beseitigt. Der äußere Gehörgang wird bisweilen durch eingetrocknetes
Ohrenschmalz verstopft, wobei
Schwerhörigkeit,
Ohrensausen,
Kopfschmerzen und
Schwindel entstehen können.
Durch Eintröpfeln schwach alkalischer
Lösungen und vorsichtiges Einspritzen von lauwarmem
Wasser wird das
Ohrenschmalz erweicht
und fortgeschafft. Bei der Furunkulose des äußern Gehörganges finden sich kleine schmerzhafte
Geschwüre,
die leichte
Schwerhörigkeit, selbst mäßiges
Fieber veranlassen und große
Neigung zu Rückfällen besitzen. Im Furunkeleiter
fand man Mikrokokken, und man behandelt die Furunkulose deshalb antiseptisch durch Bepinseln mit Karbolglycerin (0,5:15,0),
Einträufeln von lauwarmem Borsäurespiritus (1:20) oder durch Einblasen von Borsäurepulver. Dieselbe Behandlung
erleidet die diffuse
Entzündung des äußern Gehörganges, bei welcher dieser in seinem ganzen Verlauf geschwollen
¶
mehr
und gerötet ist und unter heftigen bohrenden Schmerzen und Schwerhörigkeit ein schleimiger, schließlich eiteriger Ohrenfluß
eintritt. Syphilitische Kondylome werden durch Bepinseln mit Höllenstein, mit Sublimatlösung (0,1:30) oder Jodtinktur behandelt.
Bei Geschwüren, welche das speckige Aussehen verloren haben, wird die Heilung durch öfteres Bepinseln mit Kampferschleim
beschleunigt. Ohrpolypen treten besonders bei Ohrenflüssen auf und werden durch Operation oder, wo dies
nicht angeht, durch anfangs verdünnten, später rektifizierten Alkohol beseitigt.
Hier hat nun nach Entdeckungen von massenhaften Mikrokokken im übelriechenden eiterigen Ausfluß
[* 21] das antiseptische Verfahren
die günstigsten Erfolge erzielt. Nur selten wendet man noch adstringierende Salzlösungen, wie Zinksulfat, Bleizucker, Kupfervitriol,
oder Ätzungen mit Höllenstein an. Vielmehr sorgt man zunächst für gründliche Beseitigung des eiterigen
Sekrets aus dem Mittelohr durch Lufteintreibung mittels des Politzerschen Verfahrens, spritzt dann mit Lösungen von Borsäure,
Salicylsäure, Karbolsäure oder übermangansaurem Kali aus, entfernt etwanige eingedickte Sekretmassen, trocknet dann das Ohr
durch entfettete Watte und wendet nun Borsäurepulver, Einträufelungen von Karbolsäurelösung (1:15 Wasser und 15 Alkohol)
oder Jodoformpulver an. Häufig sind bei Mittelohreiterung oder nach Ablauf
[* 22] derselben operative Eingriffe erforderlich.
Kleine Öffnungen im Trommelfell, welche den Abfluß des Eiters oder den Durchbruch käsiger Massen aus der Trommelhöhle behindern,
werden durch eine Lanzennadel oder ein schmales Messerchen erweitert. Dieselbe Operation ist angezeigt, wenn hinter dem
TrommelfellPolypen oder Granulationen wuchern, welche nur nach Erweiterung der Perforationsöffnung operativ entfernt werden
können. Nach abgelaufenen Mittelohreiterungen bleiben oft narbige Verwachsungen zwischen Trommelfell, Knöchelchen und der
innern Trommelhöhlenwand zurück, welche die Schwingbarkeit der Schallleitungsapparate hemmen.
Solche Verwachsungen lassen sich bei der Ohrspiegeluntersuchung mit Hilfe der pneumatischen Trichter von Siegle
erkennen, indem die verwachsenen Teile bei abwechselnder Verdichtung und Verdünnung der Luft im äußern Gehörgang unbeweglich
bleiben, während die nicht verwachsenen
Partien deutlich ihre Lage verändern. Die so verwachsenen Teile, welche sich als
straffe Stränge am Trommelfell erkennen lassen, werden mit einem vorn abgerundeten Messer
[* 23] durchtrennt, wodurch die Straffheit
der Knöchelchen teilweise beseitigt und die Hörfähigkeit nicht unerheblich verbessert wird.
Das Problem, offen gebliebene Lücken im Trommelfell nach abgelaufenen Mittelohreiterungen zum Verschluß zu bringen, wurde
zwar versucht, ist aber bisher nicht befriedigend gelöst worden. Berthold hat durch die Myringoplastik, d. h. durch Transplantation
eines kleinen Hautlappens auf die Ränder der Trommelfelllücke, in einem Fall Verschluß der Öffnung
erzielt. Bei akuten, schmerzhaften Entzündungen des Warzenfortsatzes leistet der Leitersche Kühlapparat vorzügliche Dienste.
[* 24]
Derselbe besteht aus 6-8 aneinander liegenden Windungen einer Bleiröhre, durch welche ein konstanter Strom von kaltem Wasser
fließt. Durch gewöhnliches Brunnenwasser kann man in dieser Weise die Temperatur bis zur Wirkung eines
Eisumschlags herabsetzen und die Einwirkung der Kälte auf die entzündeten Teile ganz gleichmäßig machen, während bei
den früher gebräuchlichen kalten Umschlägen die Temperatur in jedem Augenblick wechselt. Glänzende Erfolge werden durch
die früher nur selten geübte operative Eröffnung des Warzenfortsatzes erzielt.
Bei Ansammlung von Eiter und verkästen Massen im Warzenfortsatz, bei Karies des Knochengewebes erscheint
die Eröffnung um so dringender indiziert, als bei diesen Prozessen nicht selten ein Durchbruch gegen die Schädelhöhle oder
die Hirnblutleiter mit tödlichem Ausgang eintreten kann, wenn nicht vorher dem Eiter und den abgestoßenen Knochenteilen durch
eine operative Eröffnung mit Meißel
[* 25] und Hammer
[* 26] (Schwartze) ein Weg nach außen geschaffen wird. Nach solchen
Operationen heilen auch langwierige chronische Mittelohreiterungen in kurzer Zeit ganz aus.
Die nervöse Schwerhörigkeit oder nervöse Taubheit beruht auf Erkrankung des innern Ohrs oder Labyrinths oder des Gehörnervs
oder seiner Ursprungsstelle im Gehirn
[* 27] und entsteht besonders nach andauernder Überreizung der Gehörnerven, nach heftiger
Erschütterung des Ohrs und starken Gemütsbewegungen, bisweilen auch nach schweren, fieberhaften Krankheiten und im Verlauf
mancher chronischer Nervenleiden. Man hat bei diesen Leiden
[* 28] den galvanischen Strom mit Vorteil angewandt. Zu den Hörnervenkrankheiten
gehören auch die interessanten partiellen Tondefekte.
Bei einzelnen Kranken entwickelt sich Taubheit für tiefe Töne (Baßtaubheit), bei andern kommt es zum
bleibenden Verlust der Perzeption für hohe Töne. Seltener fallen einzelne Töne in der Skala vollständig aus. MancheSymptome
einer einseitigen Hörnervenerkrankung, wie Schwerhörigkeit und Ohrensausen, werden, besonders bei hysterischen Individuen,
durch Anlegen eines Magnets an das affizierte Ohr in der Weise alteriert, daß die krankhaften Erscheinungen auf
das gesunde Ohr hinüberwandern, auf dem erkrankten Ohr jedoch schwinden (Transfert). Nach Entfernung des Magnets kehrt der frühere
Zustand wieder zurück.