Asgard. Nach vielen siegreichen Kämpfen hätte er vor den Römern weichen müssen und sei nach mannigfache Zügen nach Schweden
gekommen, wo er zu Sigtuna einen Tempel gebaut, den Opferdienst und überhaupt die religiösen Einrichtungen nach der Sitte
der Asen gestaltet hätte und Gesetzgeber und Vater der Kultur geworden wäre. Vgl. Wodan.
König von Theben, einer der Haupthelden griechische Dichtung und Sage, war der Sohn des
Königs Laios und der Iokaste (bei Homer Epikaste). Infolge eines Orakelspruchs, wonach er seinen Vater töten und seine Mutter
heiraten würde, ward er als Kind auf dem Berge Kithäron ausgesetzt, aber gerettet und von einem Hirten des korinthischen Königs
Polybos aufgezogen. Zum schönen Jüngling herangewachsen, wanderte er nach Theben, erschlug auf dem Weg
seinen Vater, ohne ihn zu kennen, löste in Theben das Rätsel der schreckliche Sphinx (s. d.) und erhielt zum Lohn die Hand der
Königin, seiner Mutter, mit der er den Eteokles und Polyneikes, die Antigone und Ismene zeugte.
Als später eine Pest Theben heimsuchte und der König wegen eines Rettungsmittels nach Delphi schickte,
befahl das Orakel, den Mörder des Laios aus Theben zu entfernen. Infolge der Nachforschungen nach demselben kam es denn an den
Tag, daß Ödipus selbst seines Vaters Mörder und zugleich der Gatte seiner Mutter sei, worauf er sich in der
Verzweiflung, nachdem sich Iokaste erhängt hatte, das Augenlicht zerstörte. Aus seiner Vaterstadt vertrieben, durchzog er in
Begleitung seiner Tochter Antigone als Bettler das Land und ging schließlich nach Athen, wo er im Hain der Eumeniden Ruhe fand
und starb.
Die Sage findet sich in ihren Hauptzügen schon bei Homer, Hesiod und den Kyklikern; von den Dramatikern
wurde sie in der Folge vielfach erweitert und umgestaltet. Sophokles behandelte sie in seinen drei noch erhaltenen Meistertragödien:
»König, »Ödipus auf
Kolonos« und »Antigone«, und auch Äschylos und Euripides haben sie als Gegenstand von Tragödien gewählt.
Vgl. Fr. Hermann, Quaestionum
Oedipodearum capita tria (Marb. 1837);
Schneidewin, Die Sage vom Ödipus (Götting. 1852);
Comparetti, Edipo
(Pisa 1867);
Bréal, Le mythe d'Oedipe (in »Mélanges de mythologie«, Par. 1878).
Graf von Paris, Sohn Roberts des Tapfern, verteidigte 886 mit großer Tapferkeit Paris gegen die Normannen, erhielt
zur Belohnung dafür von Karl dem Dicken die Grafschaften Angers und Tours und ward nach dessen Absetzung 887 in
Compiègne von den westfränkischen Großen zum König des westfränkischen Reichs gewählt, fand aber nicht allgemeine Anerkennung,
obwohl er sich Arnulfs von Ostfranken Gunst durch die Unterwerfung unter dessen Oberlehnshoheit erwarb, und hatte namentlich
mit Erzbischof Fulko von Reims zu kämpfen, der 893 den Karolinger Karl den Einfältigen zum König krönte.
Im Kampf mit diesem starb Odo 1. Jan. 898 in La Fère.
(Odovakar), german. Heerführer, der dem weströmischen Reich ein Ende machte, der Sohn des Skirenfürsten
Edeko, trat als Söldner in weströmischen Kriegsdienst, ward bald zu einer
ehrenvollen Stelle in des Kaisers
Leibwache befördert und stellte sich 476 an die Spitze der germanischen Hilfstruppen (Heruler, Skiren, Alanen, Turcilinger, Rugier
etc.), welche sich wegen Verweigerung des von ihnen verlangten Grundbesitzes in Italien gegen Orestes empörten. Er belagerte
Orestes in Pavia, ließ ihn nach Eroberung der Stadt enthaupten und stürzte dessen Sohn Romulus Augustulus
vom weströmischen Kaiserthron.
Von seinem Heer zum König von Italien ausgerufen und als römischer Patricius anerkannt, herrschte Odoaker nun über Italien mit
Kraft und Weisheit. Er überwies zwar den Söldnern, die ihn auf den Thron erhoben hatten, ein Drittel des Grundbesitzes in
Italien, achtete aber die Gesetze Roms, ehrte den Senat und überließ die Verwaltung, Rechtspflege und Steuererhebung einheimischen
Beamten; obwohl Arianer, übte er doch gegen den römischen Klerus Duldung. 481 unternahm er einen Feldzug nach Dalmatien, um
die Mörder des Kaisers Nepos zu bestrafen und diese Provinz dem Reich zu sichern, 487 einen gleichfalls glücklichen
gegen die Rugier an der Donau. Dagegen zog 489 auf Anstiften des Rugierfürsten Friedrich der Ostgotenkönig Theoderich, vom
griechischen Kaiser Zeno zum kaiserlichen Feldherrn ernannt, gegen Odoaker nach Italien. Am Sontius (Isonzo) bei Aquileja, zum zweitenmal
bei Verona und zum drittenmal an der Adda (11. Aug. 490) besiegt, mußte sich Odoaker nach Ravenna zurückziehen,
von wo aus er drei Jahre lang gegen die Ostgoten kämpfte, welche in der Nähe der Stadt ein festes Lager bezogen hatten. Endlich
zwang ihn Hungersnot, die tapfer verteidigte Stadt 27, Febr. 493 vertragsmäßig zu übergeben. Aber bald nach dem Einzug
Theoderichs, 5. März 493, ward Odoaker bei einem Gastmahl durch Theoderich selbst niedergestoßen. Sein Sohn und
viele seiner Freunde teilten dieses Schicksal.
Link, Algengattung aus der Ordnung der Ödogonieen, grüne, mehrzellige Fadenalgen, die in der Jugend mit der
Basis an Wasserpflanzen, Steinen u. dgl. festgewachsen
sind, später oft große, verworrene, schwimmende Watten bilden, besonders bemerkenswert wegen der an diesen Algen nachgewiesenen
geschlechtlichen Zeugung (s. Algen).
Oedogonium capillare Ktz.,
häufig in Gräben und stehenden Gewässern wachsend, bildet mit einigen Konfervaceen, wie Cladophora fracta Ktz.,
wenn das Wasser verschwindet, das sogen. Meteorpapier, eine filz- oder watteartig verwebte und verblichene
Masse, welche oft ausgetrocknete Teiche und überschwemmt gewesene Wiesen bedeckt (Wiesentuch, Wiesenleder, Oderhaut).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, an der Mündung der Klawenka in die Upa, hat 6 Kirchen, Handel mit Getreide,
Hanf, Vieh, Talg und Honig und (1882) 5139 Einw.
(in Österreich O'Donel), eins der ältesten Geschlechter Irlands, dem die heutige Grafschaft
Donegal, die alte Landschaft Tyrconnel, gehörte, nachweisbar seit dem 11. Jahrh., war während des Mittelalters fortwährend
in Streitigkeiten teils mit den Engländern, teils mit andern irischen Dynastengeschlechtern, namentlich den O'Neals, verwickelt.
Seit im Anfang des 17. Jahrh. die katholische Kirche in Irland hart verfolgt wurde, sank die Macht des
Hauses; Roderich O'Donnell, das Haupt desselben, mußte 1607 auf den Kontinent flüchten. Bei der irischen Erhebung von 1689 und 1690 spielte
Balderik O'Donnell eine hervorragende Rolle, allein nach
mehr
der Niederwerfung des Aufstandes durch die Schlacht am Boynefluß flohen abermals viele Glieder des Geschlechts in das katholische
Ausland. In Österreich machten sich die O'Donnells 1720 unter dem Namen der Grafen von Tyrconnel ansässig. Die namhaftesten
Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Karl, Graf O'Donnell von Tyrconnel, geb. 1715, trat in österreichischen
Dienst, zeichnete sich 1745 als Major in der Schlacht bei Hohenfriedeberg aus, ward zum Generalmajor und 1757 zum Feldmarschallleutnant
befördert. Bei Prag und Kolin leistete er mit seiner Reiterei Hervorragendes. An den Siegen bei Hochkirch und Maxen hatte er als
General der Kavallerie hauptsächlichen Anteil (1758 und 1759), übernahm während der Schlacht bei Torgau
das Oberkommando der Armee an der Stelle des verwundeten Feldmarschalls Daun und behielt dasselbe während dessen Abwesenheit
den ganzen folgenden Winter hindurch (1760). Im Feldzug von 1761 erhielt er ein Kommando bei Zittau, wurde aber bei
Reichenbach vom Herzog von Braunschweig-Bevern geschlagen. Im Dezember 1762 ging O'Donnell als kommandierender General
nach den Niederlanden, ward 1764 k. k. Geheimrat, 1765 Generalinspektor der Kavallerie und 1768 Generalgouverneur von Siebenbürgen.
Er starb in Wien.
2) Maximilian Karl Lamoral, Graf O'Donnell von Tyrconnel, Sohn von Moritz, Grafen O'Donnell von Tyrconnel (geb. 1780, gest. als
k. k. Kämmerer und Feldmarschallleutnant), geb. trat 1830 in die österreichische Armee und stieg bis zum Obersten
empor. 1848 focht er in Italien, 1849 in Ungarn und ward dann Flügeladjutant des Kaisers Franz Joseph. Durch seine Geistesgegenwart
rettete er das Leben des Kaisers bei dem Attentat Libenyis und ward dafür in den österreichischen
Grafenstand erhoben. Im Sommer 1859 trat er in den Ruhestand.
3) Joseph Heinrich O'Donnell, Graf von Abispal, geb. 1769 in Spanien, trat jung in die spanische Garde und nahm an dem Krieg Spaniens gegen
die Franzosen 1795 teil. In dem spanischen Insurrektionskrieg gegen Napoleon I. 1810 stieg er zum General
auf und erhielt den Oberbefehl in Katalonien. Durch einen Sieg bei La Bispal erwarb er sich den Titel eines Grafen von Abispal,
wurde aber dann mehrmals geschlagen, so 23. April bei Levido und bei Vich. Im Streit mit den Cortes
Anfang 1814 ward er eingekerkert.
Nach Ferdinands VII. Wiedereinsetzung zum Generalkapitän von Andalusien ernannt, befehligte er 1815 die Observationsarmee an der
französischen Grenze und ward 1818 Gouverneur von Cadiz. Beim Einbruch der Franzosen 1823 gewann er mit einem zur Unterstützung
des Generals O'Daly abgeschickten Korps einige Vorteile und übernahm dann das Kommando der ersten Reservearmee,
welche Madrid zu decken bestimmt war. In dieser Stellung benahm er sich so zweideutig, daß seine eignen Truppen ihn zur Abdankung
nötigten, worauf er nach Frankreich entfloh, wo ihm die französische Regierung Limoges als Aufenthaltsort anwies. Als Maria
Christine zur Regierung gekommen war, wollte O'Donnell nach Spanien zurückkehren, starb jedoch unterwegs in Montpellier Sein
Bruder Heinrich Karl, geb. 1780, starb 1830 in Madrid als Generalkapitän in Altkastilien.
4) Leopold O'Donnell, Graf von Lucena, Herzog von Tetuan, Sohn des vorigen, geb. zu Santa Cruz auf Teneriffa,
focht seit 1833 unter den Christinos und stieg bis zum Rang eines Divisionsgenerals empor. Einer der treuesten Anhänger
Christines
leistete er derselben bei ihrer Abdankung im Oktober 1840 zu Valencia gute Dienste. Nachher lebte er eine Zeitlang in Frankreich,
dann wieder in Spanien, wo er 1841 zu Pamplona einen vergebliche Aufstand zu gunsten der Exregentin versuchte.
Darauf flüchtete er nach Frankreich, kehrte jedoch 1843 zurück, um Espartero stürzen zu helfen. Die neue Regierung sandte
ihn 1844 nach Cuba, von wo er aber, da er dem Sklavenhandel zu steuern suchte, 1848 abberufen wurde. Nach seiner Rückkehr
nach Spanien trat er in den Senat ein und schloß sich der Opposition gegen Bravo-Murillo an. Unter dem Ministerium
Narvaez erhielt er den Posten als Generaldirektor der Infanterie, den er bis 1851 bekleidete. Im Juli 1854 ward er unter Espartero
zum Kriegsminister ernannt.
Nach der Revolution im Juli 1856 erhielt er den Vorsitz im Kabinett, mußte aber im Oktober denselben an
Narvaez abtreten. Am trat er als Kriegs- und Kolonialminister wiederum an die Spitze des Kabinetts. Im Dezember 1859 erhielt
er den Oberbefehl im Kriege gegen Marokko und ward nach dessen glücklicher Beendigung durch die Einnahme Tetuans und den Sieg
bei dieser Stadt zum Herzog von Tetuan ernannt. Er kehrte sodann auf seinen Ministerposten zurück. Vom 15. Jan. bis stand
er abermals an der Spitze des Ministeriums. Auch nach der unterdrückten Militärrevolution im Juni 1865 ward er mit der Bildung
eines neuen Kabinetts betraut, bis er, von der Königin aufgegeben und von Militäraufständen bedroht, Narvaez
Platz machte. Er starb in Bayonne.