Kommandos des 8.
Armeekorps, eines Stadtgouverneurs, des
Gerichtshof für Südrußland, eines
Kreis- und eines Handelsgerichts
sowie andrer Gerichtsbehörden, eines Lehrbezirks, einer Zensurbehörde, eines
Zoll- und eines Acciseamtes, eines Steuerkontrollamtes,
eines Hafenkapitäns, der
Konsuln sämtlicher Handelsstaaten
Europas und
Amerikas und einer Telegraphenstation, welche auch
Annahmestelle der europäisch-indischen Telegraphenlinie ist.
Gegen Ende des 18. Jahrh. lag in der Gegend des heutigen Odessa
[* 2] ein tatarisches
Dorf, und da, wo sich jetzt der
Boulevard erstreckt, erhob sich eine türkische
Burg (Hadschibej), die von den
Russen
unter demGeneralmajorJoseph de Ribas mit
Sturm genommen wurde. Dank seiner günstigen Handelslage begann
der kleine
Ort bald aufzublühen und sich in eine Stadt umzuwandeln, welche auf Befehl
Katharinas II. den
Namen Odessa (nach
der im
Altertum in der
Nähe gelegenen griechischen
Kolonie Odessos) erhielt.
Seitdem ist das Generalgouvernement aufgehoben. Von 1811 bis 1857 genoß Odessa Zollfreiheit, eine Vergünstigung,
welche bei der ohnehin bevorzugten geographischen
Lage und der
Fruchtbarkeit des
Hinterlandes nicht verfehlte, der Stadt einen
Aufschwung zu geben, der ohne
Unterbrechung bis in die jüngste Zeit andauerte und Odessa zum Hauptausfuhr-
und
Stapelplatz für Südrußland machte. Auch der
Krimkrieg vermochte Odessa nicht zu schädigen, obgleich die Stadt von der vorbeisegelnden
englischen
Flotte beschossen wurde. Eine traurige Berühmtheit erlangte Odessa durch die wiederholt auftretende
Choleraepidemie, welche 1866 von hier nach
Deutschland
[* 3] verschleppt wurde, und durch die 1859 und 1871 von der griechischen
Bevölkerung
[* 4] angestifteten Judenhetzen. Seit 1876 ist Odessa durch eine Anzahl Küstenbatterien
[* 5] befestigt, welche
den
Zweck haben, die Stadt gegen eine Beschießung von der
See aus sicherzustellen.
(griech.
Odeion), ursprünglich jede zu musikalischen Wettkämpfen der
Rhapsoden und
Musiker
gewählte Stätte; später insbesondere das Gebäude, welches man eigens zu diesem
Zweck und zwar zuerst in
Athen
[* 6] errichtete.
Die
Odeen waren im Äußern den
Theatern, aus denen sie hervorgingen, ähnlich, nur viel kleiner, und bildeten mit einem kreisförmigen
Dach
[* 7] versehene, auf
Säulen
[* 8] ruhendeRotunden. Auch die innere Einrichtung unterschied sich nicht wesentlich
von der der
Theater;
[* 9] nur war die
Bühne den akustischen
Zwecken angemessen gebaut, wie denn z. B. die
Bühne in drei unter stumpfen
Winkeln aneinander stoßenden
Wänden endigte.
Das erste Odeum erbaute
Perikles um 445
v. Chr. zu
Athen (s. d., S. 998); zwei andre, prachtvollem ließ
Herodes Atticus in der
Nähe der
Akropolis
[* 10] zu
Athen (das prächtigste des
Altertums) und zu
Korinth
[* 11] errichten; ein viertes zu
Paträ
ward aus der
Beute ausgeführt, welche die Einwohner von
Paträ gemacht hatten, als
sie den Ätoliern gegen die
Gallier beistanden.
Bald verbreiteten sich diese
Odeen über
ganz
Griechenland
[* 12] und von da nach
Rom,
[* 13] wo Domitian und andre
Kaiser
dergleichen erbauten. Außerhalb
Rom war das zu
Catana in
Sizilien
[* 14] das berühmteste. In neuerer Zeit pflegt man mit dem
Namen
Odeum größere, der
Musik, dem
Theater und
Tanz, überhaupt dem gesellschaftlichen
Vergnügen gewidmete Gebäude zu benennen. Bekannt
ist das
PariserOdéon, ein 1782 erbautes
Theater, auch le second
Théâtre Français genannt, weil es bis
zur Einführung der Theaterfreiheit mit diesem das Privileg, klassische
Stücke aufführen zu dürfen, teilte.
(nord. Odhinn, althochd.
Wuotan, sächs.
Wodan), ein allen germanischen Völkern gemeinsamer Gott, Herrscher über
Himmel
[* 19] undErde. Er ist zwar nicht Schöpfer der
Welt, aber ihr Ordner und
Lenker. Er wird Allvater
(Alfadur)
und
Vater der Zeit genannt; als
Sonne
[* 20] gedacht, führt
er den Beinamen des Feueräugigen, alles Verbrennenden;
Vater der Erschlagenen
heißt er,
weil er die in der
Schlacht gefallenen
Helden bei sich in
Walhalla (s. d.) aufnimmt. Er ist der
Gott des
Kriegs, insbesondere des
Siegs, der Erfinder der
Runen
[* 21] und damit jeglicher
Wissenschaft sowie der
Weissagung und der
Dichtkunst, der
Einführer der
Opfer, der Gesetzgeber, der Kenner der Religionsgeheimnisse, überhaupt der weiseste unter den
Asen, seitdem er aus
MimirsBrunnen
[* 22] getrunken, wofür er (nach der ältern
Edda) ein
Auge
[* 23] zum
Pfand einsetzen
mußte, weshalb er einäugig erscheint (s.
Mimir). Er führt gegen 200 Beinamen, sämtlich Bezeichnungen seines verschiedenen
Wesens und Wirkens.
Von ihm und seiner Gemahlin
Frigg (s. d.) stammt das Asengeschlecht.
SeinWohnsitz ist zu
Asgard, wo er von seinem prächtigen
Palast Hlidskialf aus die ganze
Welt überschaut. Seine
RabenHugin
(»Gedanke«) und Munin
(»Gedächtnis«) fliegen
jeden
Tag über das Erdenrund und bringen ihm Nachricht von allem, was sie wahrgenommen. Zwei
Wölfe, Geri und Freki, verzehren
in
Walhalla alle dem Odin vorgesetzte
Speisen, während er selbst nur
Wein genießt. Zu seinen merkwürdigen Besitztümern gehören
der achtfüßige Sleipner, das beste aller
Rosse, der wunderbare
Speer Gungner und der
Armring Draupner.
Odin geht zugleich mit der
Welt unter, indem er mit dem
WolfeFenrir kämpft und von diesem verschlungen wird (s.
Götterdämmerung).
Schon in der jüngern
Edda erscheint ein schwankendes und unklares
Bild von Odin; in der christlichen Zeit
lebt er in der
Sage stellenweise als
Teufel fort. Eine große
Rolle spielt Odin als Stammvater der nordischen Königsgeschlechts.
Später erklärte man die
Göttersagen menschlich. So stellt
Snorri Sturleson Odin als einen klugen Mann dar, der es durch Zauberkünste
dahin gebracht habe, daß man ihn als einen Gott verehrte. Nach ihm war Odin Beherrscher von Asaland
mit der Hauptstadt
¶
mehr
Asgard. Nach vielen siegreichen Kämpfen hätte er vor den Römern weichen müssen und sei nach mannigfache Zügen nach Schweden
[* 25] gekommen, wo er zu Sigtuna einen Tempel
[* 26] gebaut, den Opferdienst und überhaupt die religiösen Einrichtungen nach der Sitte
der Asen gestaltet hätte und Gesetzgeber und Vater der Kultur geworden wäre. Vgl. Wodan.