Auf Verlangen der Westmächte berief ihn der
Chedive im
September 1878 an die
Spitze des
Ministeriums, um mit den europäischen
Kontrolleuren die Finanzreform durchzuführen, beseitigte ihn aber schon im
Februar 1879. Erst 1884, nach dem Rücktritt
ScherifPaschas, trat Nubar Pascha als
Minister des Äußern und der
Justiz wieder an die
Spitze des ägyptischen
Ministeriums.
Im Juni 1888 wurde er entlassen.
zu beiden Seiten des
Nils, früher politisch mit
Ägypten vereinigt,
zur Zeit nur noch bis zum 21.° nördl.
Br. demselben angehörig, im übrigen dem Machtbereich der Anhänger des
Mahdi anheimgefallen,
erstreckt sich von
Assuân im
Norden
[* 3] bis gegen
Chartum hin und von den
Küsten des
RotenMeers im O. bis zur
großen
Libyschen Wüste und dem Oasenzug westlich vom
Nil im W. Innerhalb dieser von
Russegger für Nubien angegebenen
Grenzen
[* 4] umfaßt
es etwa 743,000 qkm (13,500 QM.) mit 1 Mill. Einw. Nubien bildet
ein geographisch ganz wohl abgegrenztes
Terrain. In physischer Hinsicht weicht es beträchtlich von
Ägypten ab. Das Kulturland
ist häufig ungemein schmal, auf kaum meterbreite
Streifen beschränkt, welche mit unsäglicher Mühe längs der zum Teil
sehr steilen Felsufer unterhalten werden.
Nur in einigen Gegenden, wie bei Neudongola und
Berber, erweitert sich das bebaute Land beträchtlich.
Alles übrige ist felsenstarrende
Wüste, die von kleinen Regenbetten durchschnitten wird: im O. und nördlich von der großen
Nilkrümmung die große Nubische
Wüste, im W. und südlich der
Krümmung die
Wüste El Dschesirah, welche in die Bajudasteppe
übergeht. Üppig bebuscht sind nur die vom
Nil eingeschlossenen
Inseln. Südlich vom Granitdurchbruch
bei
Assuân begrenzen abgeplattete, von vielen
Rinnsalen durchfurchte
Berge das Nilthal.
Die von den mächtigern Pharaonen in der Nubisch-Arabischen
Wüste bearbeiteten Goldminen, welche dem Land im
Altertum den
Namen Nub (d. h. Goldland) verschaffen, sind längst erschöpft und vergessen. Die
Vegetation ist im nördlichen Teil sehr
ärmlich, denn der
Nil überströmt nicht mehr, wie in alten
Zeiten, seine hohen
Ufer, und da auch kein
Regen fällt, so muß das Land mühsam mit
Schöpfrädern bewässert werden. An den Nilufern wachsen Dumpalmen, mächtige
Sykomoren,
schirmartige
Akazien; einige östliche Wüstenthäler schmücken sich mit dem Delach, einer dem
Dum verwandten
Fächerpalme.
In
Dongola und südlicher werden die
Ufer freundlicher; mit den vorigen bilden Mimosen,
Volkamerien, Weiden
u. a. eine waldähnliche Uferbesäumung, der südöstlichste Teil aber zeigt häufig eine große
Üppigkeit. Am
Saum des Kulturlandes wuchert die heilkräftige Sennastaude, und an manchen
Stellen bildet das
Halfa in einer
Art von Halbkultur gehaltene
Felder.
Zwischen dem
Nil und
RotenMeer wohnen die Ababdeh, südlich von ihnen die
Bischarin, zwischen
Nil und
Atbara die
Hadendoa, gegenüber
in der Bajudasteppe die Kababisch.
Alle diese
Völker sind dunkelbraun, ja selbst schwarz, aber ohne den
eigentlichen Negertypus. Die
Sprachen Nubiens sind jetzt teilweise hamitisch, wie namentlich das weitverbreitete
Bedscha (s.
Hamiten), teils herrscht das
Arabische; die eigentliche Nubasprache aber, deren Erforschung durch die gründlichen Untersuchungen
von
Lepsius (»Nubische
Grammatik«, Berl. 1880) und Reinisch (»Die
Nubasprache«,
Grammatik und
Wörterbuch,
Wien
[* 9] 1879, 2
Tle.) in ein neues
Stadium getreten ist, die
Sprache
[* 10] der
Nuba der ägyptischen
Monumente, die in die drei geographisch getrennten
Mundarten von Mahas in der Mitte, Kenus im
Norden
und
Dongola im S. zerfällt, ist eine durchaus selbständige, wenn auch in mancher Beziehung durch die benachbarten hamitischen
Sprachen stark beeinflußte
Sprache.
Nubiens Verkehrsmittel sind meist unbequeme Holzbarken mit zwei
Masten und lateinischen
Segeln, auf dem Land
Kamele und hübsche
Esel. Eine viele
Strapazen erfordernde Karawanenstraße schneidet den westlichen Nilbogen von
Korosko nach
Abu Hammed, eine andre
den östlichen
Bogen
[* 11] von
Ed Debbeh nach Omdurman (gegenüber
Chartum) ab. Nubiens
Städte bestehen meist
aus ärmlichen Lehmhäusern mit platten Strohdächern; nur hier und da eine
Moschee, ein Regierungsgebäude sind aus
Ziegeln
errichtet. Die vielen Branntweinschenken sind in den
Händen von Griechen und
Juden.
Besser sehen Neudongola,
Berber und Halfaye
aus. Die besten Ausfuhrprodukte sind
Gummi und
Datteln, von welch letztern die vonDongola und
Berber berühmt
sind. Ausfuhrhafen des
Landes ist
Suakin, das mit
Berber durch eine Karawanenstraße und eine Telegraphenlinie verbunden ist.
Geschichte. Im
Altertum stand Nubien in hoher
Kultur, wie die vielen
Ruinen im Nilthal von der ägyptischen
Grenze bis
Dongola und
Chartum beweisen, deren Entstehung dem
Zeitalter der altägyptischeKönige, der
Ptolemäer und der römischen
Imperatoren angehört. Uralte
Tempel
[* 12] ägyptischer Bauart gibt es bei Kalabscheh und Dakkeh mitten in der Sandwüste, bei Sebnah
mit einer Sphinxallee, bei
Abu Simbal, bei Merawe, bei
Assuân, die Bauüberreste des alten
Meroe, bei Messaurat u. a. O. Das
WortNuba bedeutet im
ÄgyptischenGold
[* 13] und bezeichnete daher ursprünglich nicht ein besonderes
Volk, sondern
das südlich gelegene, an
Gold reiche Land. Das
Volk der Nubier wird zu
Eratosthenes' und
Strabons Zeit als ein großes, westlich
vom
Nil wohnendes
Volk erwähnt und erfüllte damals wahrscheinlich
Kordofan und vielleicht die nördlich daran gelegenen
Oasen.
Es wurde erst um 300
n. Chr. von
Diokletian aus den
Oasen an den
Nil in den zunächst an
Syene grenzenden
Landstrich gerufen, um
Ägypten gegen die Einfälle der bis dahin den obern
Nil besetzt haltenden
Blemmyer und Megabarer zu
schützen. Seit dem 6. Jahrh. fand das
Christentum nach jakobitischer
Lehre
[* 14] bei den Nubiern Eingang, und
ihr
Reich nahm einen bedeutenden Aufschwung. Die
Blüte
[* 15] des
¶
mehr
christlichen Nubien dauerte vom 7. bis 14. Jahrh. Zahlreiche Kirchen und Klöster entstanden damals im Nilthal, namentlich in der
ProvinzDongola. Seit dem Anfang des 14. Jahrh. unterlag das nubische Reich allmählich den immer heftiger andringenden Arabern,
und um 1350 trat der König selbst zum Islam über. Das Land teilte sich in verschiedene kleine Staaten,
die ihre eignen Häuptlinge hatten, welche abhängig von Arabern oder dem König von Senaar oder dem Sultan waren. 1820 machte
Ibrahim Pascha, der Sohn des ägyptischen PaschasMehemed Ali, einen Einfall in das Land und eroberte es bis zu seinen südlichsten
Grenzen. Seitdem eine ProvinzÄgyptens, ging es 1883 infolge des Aufstandes des Mahdi (s. d.) größtenteils
wieder verloren, und weder die Versuche der Engländer, es von der Küste des RotenMeers aus wiederzuerobern, noch der Gordons
(1884-85), es von Chartum aus auf friedliche Weise zu gewinnen, hatten Erfolg.