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Land- und Forstwirtschaft.
Was die Hauptnahrungsquelle der Bewohner betrifft, so steht der Ackerbau noch auf einer niedrigen Stufe. Die Ackerfläche beträgt nur 0,7 Proz. des Areals (am günstigsten in Smaalenene und Akershus). Die Ernte [* 2] bringt durchschnittlich 100,000 hl Weizen, 303,000 hl Roggen, 1,400,000 hl Gerste, [* 3] 3 Mill. hl Hafer, [* 4] ⅔ Mill. hl Mengkorn, 76,000 hl Erbsen und 6⅚ Mill. hl Kartoffeln. Die Erzeugnisse des Ackerbaues genügen nur in einigen der südlichsten Ämter sowie in den Ämtern Nord- und Süddrontheim dem innern Bedarf, und es ist daher eine bedeutende Einfuhr (besonders von Dänemark, [* 5] Schweden, [* 6] Rußland, Preußen [* 7] und Hamburg) [* 8] notwendig.
Die Getreideeinfuhr betrug 1884: 3,370,000 hl. Der Anbau des Flachses, Hanfs und Hopfens ist unbedeutend; ebenso unerheblich ist der Obst- und Gartenbau, dessen Ertrag bei weitem hinter dem Gewinn an wilden Beeren (Erd-, Himbeeren, Molte-, Heidel-, Preißelbeeren etc.) zurücksteht, die der kurze, aber heiße Sommer selbst im hohen Norden [* 9] zeitigt. Im S. gedeihen von Gartengewächsen besonders Kohl und Rüben. Die Bergabhänge zeigen zum Teil trefflichen Graswuchs, doch ist nur im S. in der neuesten Zeit künstlicher Wiesenbau betrieben worden, und die Wiesenflächen machen insgesamt nur 2,8 Proz. des Areals aus.
Die Viehzucht [* 10] ist ein wichtiger Nahrungszweig in Norwegen und wird fast auf Schweizer Weise betrieben, indem man in der Mitte des Juni die Kühe auf die fetten Bergweiden (Sätre) treibt, wo sie sich bald nach dem überstandenen Winter erholen, fettwerden und vortreffliche Milch geben, woraus Butter und Käse bereitet wird. Auch auf den Inseln an der Westküste, wo der Schnee [* 11] selten länger als ein paar Tage liegen bleibt, ist die Viehzucht ein selbständiger Nahrungszweig.
Hier läßt man das Vieh, besonders die Schafe, [* 12] auch im Winter im Freien ohne andern Schutz als Schuppen, in welche sie sich bei Unwetter begeben können. Das Futter ist im Winter in den ärmern Gebirgsgegenden bisweilen sehr kümmerlich, indem es aus Laub, Birkenzweigen, Moos und in den Fischgegenden aus gestampften Fischgräten, Fischköpfen und Fischeingeweiden besteht. Obgleich der Viehstand relativ sehr bedeutend ist (1875 zählte man 151,903 Pferde, [* 13] 1,016,595 Stück Rindvieh, 1,686,806 Schafe, 323,364 Ziegen und 101,351 Schweine; [* 14] gezähmte Renntiere gab es 1875: 131,274), so genügt doch wegen der schlechten Pflege des Viehs der Ertrag den Bedürfnissen der Bevölkerung [* 15] nicht. Norwegen bedarf einer bedeutenden Einfuhr der hierher gehörigen Produkte; so wurden allein von animalischen Eßwaren 1885: 15 Mill. kg im Wert von 10¾ Mill. Kronen [* 16] eingeführt. An wilden und Jagdtieren finden sich Elentiere (Elsdyr), die besonders in den östlichen Waldgegenden sehr zahlreich sind, Renntiere (Rensdyr), die in den meisten Hochgebirgen leben, Hirsche [* 17] (auf mehreren Inseln bei Bergen [* 18] und Drontheim), Bären, Wölfe, Füchse, auch Luchse und Vielfraße; ferner Lemminge, Hermeline, Fischotter, [* 19] Marder, [* 20] Hasen, Wiesel [* 21] und Eichhörnchen.
Zahlreich ist wildes Geflügel, besonders an der Küste Seevögel, als Möwen, wilde Gänse und Enten, [* 22] von denen die Eidergans besonders wichtig ist, weil die Einsammlung ihrer Daunen eine Erwerbsquelle bildet, ferner Schnee- und Auerhühner, Schnepfen, Drosseln sowie Raubvögel, [* 23] z. B. Adler, [* 24] Falken etc. Die Jagd ist in Norwegen ganz frei; ihr Ertrag ist jedoch nicht bedeutend. Zur Ausfuhr werden viele Pelztiere und in manchen Gegenden Schneehühner (Ryper) erlegt. Auch der Seehundfang an den Küsten hat keine Bedeutung und liefert fast nie Ertrag für die Ausfuhr; dagegen haben die Norweger an dem Seehundfang im Eismeer im April und in den folgenden Monaten großen Anteil.
Die Waldungen nehmen 24 Proz. der Gesamtfläche ein und bedecken in den Ämtern Akershus und Jarlsberg fast zwei Drittel des Bodens. Das Holz [* 25] ist Hauptausfuhrartikel Norwegens (besonders nach England, Frankreich, Holland und Dänemark). Es wurde 1884 Holz im Wert von 40½ Mill. Kronen ausgeführt (darunter Bauholz für 33⅘ Mill.) und zwar fast ausschließlich aus dem südlichen Teil des Landes, vornehmlich von Drammen, Christiania [* 26] und Frederiksstad, woselbst sich auch die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Sägemühlen des Landes befindet.
Leider aber sind durch rücksichtslose Ausbeutung die Wälder über Gebühr gelichtet, und Norwegen hat Holzmangel zu fürchten, wenn nicht bald kräftige Maßregeln dagegen ergriffen werden. Auch beweist die steigende Einfuhr von Steinkohlen und Koks (von England 1885: 8,261,347 hl) zur Genüge die Unzulänglichkeit des einheimischen Brennmaterials. Die ausgedehntesten Waldungen bestehen aus Fichten und Tannen; erstere bilden noch bei Alten (70° nördl. Br.) ansehnliche Wälder.
Untermischt finden sich Birken, Ahorne, Eschen, Erlen und Eichen. Die Eiche gedeiht kräftig bis Drontheim; Buchenwälder gibt es an mehreren Stellen, besonders bei Laurvik; angepflanzt gedeiht indessen die Buche noch bei Drontheim. Birkenwälder gibt es noch im höchsten Norden, ja die Birke geht höher hinauf als die Fichte. [* 27] An der Westküste gibt es viele Haselbüsche, die zu Tonnenbändern verwendet werden; doch ist der Verbrauch von Tonnen dort so groß, daß ein großer Teil der nötigen Tonnenbänder und Tonnendauben eingeführt werden muß.
Fischerei.
Einen wichtigen Nahrungszweig, ja in manchen Gegenden von Nordland und Finnmarken den einzigen für die Küstenbewohner, bildet die Fischerei [* 28] (und zwar die große, zu bestimmten Zeiten stattfindende Meeresfischerei) von Lindenäs bis an die russische Grenze am Eismeer. Am wichtigsten ist zur Zeit der Fang des Frühlingsdorsches. Man rechnet, daß allein an den Lofoten jährlich etwa 25 Mill. (1885: 27 Mill.) dieser Fische [* 29] von 30,000 Fischern mit 6000 Booten gefangen werden, die dann teils als Tör- oder Stockfisch, teils als Klippfisch zubereitet werden.
Seltener salzt man Skrei ein und vernagelt ihn in Tonnen. Der Wert der hier gefangenen Fische beträgt 7⅔ Mill. Kronen. In Finnmarken werden ebenfalls jeden Frühling 10-18 Mill. Dorsche (von 15,000 Fischern) und an den Küsten des Amtes Romsdal 3-5 Mill. gefangen. Insgesamt wurden im vorigen Jahrzehnt durchschnittlich 40-60 Mill. Winter- und Frühlingsdorsche im Wert von 13-19 Mill. Kr. gefangen; in dieser Fischerei sind ca. 68,000 Personen mit 16,000 Booten beschäftigt.
Von nicht geringerer Bedeutung war früher (bis 1870) auch der Fang von Frühlingsheringen, die jährlich (im Januar) ebenfalls in Scharen von Millionen an die Küste kamen, und zwar vorzugsweise zwischen den Vorgebirgen Statt und Lindesnäs, in den Ämtern Stavanger, [* 30] Söndre- und Nordre-Bergenhus. Die Fischerei dauerte ungefähr zwei Monate und versammelte eine große Menge von Menschen. Der Ertrag dieser Fischerei ist seitdem von 186,000 hl auf 100,000 hl gesunken. Die Fischereien von »Großheringen« in Nordland, welche in einzelnen Jahren einen bedeutenden Ertrag lieferten (1871: 760,000 Tonnen), haben sich ebenfalls als sehr unstet erwiesen. Der Sommerhering (Fetthering) wird im September ¶
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und Oktober, vorzüglich in den Fjorden des Stifts Drontheim und in Nordland, gefischt. Im Durchschnitt beschäftigen sich mit der Fischerei auf Groß- und Fettheringe 40,000 Personen mit ca. 8000 Booten; der jährliche Ertrag beläuft sich auf 6⅖ Mill. Kr. Auch Makrelen (deren man jährlich über 6 Mill. Stück fängt, und die neuerdings frisch in Eis [* 32] verpackt vorzugsweise nach England exportiert worden), Lenge, Heiligbutten u. a. werden in Menge gefangen, bilden aber keinen so bedeutenden Ausfuhrartikel; Lachse kommen zahlreich in allen Flüssen vor, namentlich aber in der Mandals-, Namsen-, Alten- und Tanaelv.
Mehrere Haiarten, besonders die großen, Brygde (Selache maxima) und Haakjärring (Scymnus microcephalus), werden im nördlichen Teil gefangen; doch benutzt man davon nur die Leber, woraus »blanker Thran« gewonnen wird. Anschovis werden im Christianiafjord, Hummern (jährlich 1 Mill. Stück) und Austern im S. und W. des Landes gefischt. Auch der Walfisch- und Seehundfang im Nördlichen Eismeer gibt einen bedeutenden Ertrag (1883 zusammen 2⅔ Mill. Kr.). Der Gesamtertrag der Fischerei schwankte 1869-77 zwischen 18⅔ und 29½ Mill. Kr. Die Ausfuhr wertete 1885 an frischen Fischen 1,982,800 Kr., an Stockfisch 5,122,500 Kr., an Klippfisch 11,847,000 Kr., an Heringen 8,128,500 Kr., andern gesalzenen Fischen 574,500 Kr., an Hummern 401,000 Kr.
Vgl. Mohn, Bericht über die Fischereien Norwegens (Christ. 1876);
Wallem, Notes on the fish supply of Norway (Lond. 1883).
Bergbau; Industrie und Handel.
Einen hohen Rang unter den Erwerbsquellen Norwegens nimmt der Bergbau [* 33] ein, der besonders Silber, Kupfer, [* 34] Eisen [* 35] und Kobalt liefert. Das dem Staat gehörige, 1623 entdeckte Silberbergwerk zu Kongsberg ergab 1884-85: 7200 kg feinen Silbers. Von den Kupferwerken war bisher Röraas das wichtigste (entdeckt 1645); doch hat seine Produktion, die 1866-70 jährlich 31,000 Ton. Erz lieferte, neuerdings abgenommen (jährliche Produktion 500-800 T. Rohkupfer) und bleibt hinter den neueröffneten Kupferwerken zu Vignäs auf der Insel Karmö zurück.
Denselben Rückgang zeigen die Eisengruben von Röraas; sie hatten ihre Blütezeit 1781 (8000 T. jährlich) und 1841-45 (10,000 T. jährlich), während die Produktion 1882 nur 1412 T. betrug. Ein großer Teil der früher sehr zahlreichen Eisenwerke hat wegen des Steigens der Holzpreise seine Thätigkeit eingestellt. Daher kommt es, daß nicht nur Eisen (rohes und verarbeitetes) in Menge, sondern auch alle (selbst grobe) Fabrikate aus Eisen sowie aus Kupfer und den mit Kupfer gemachten Metallen, wie Messing, Bronze, [* 36] Neusilber, eingeführt werden müssen.
Auch der Ertrag des Blaufarbenwerks in Modum (einer deutschen Gesellschaft gehörig) ist gegenwärtig gering; ebenso hat die Produktion von Nickel neuerdings bedeutend abgenommen (noch ca. 100 T.). Vor kurzem hat man Manganerze (im Amt Norddrontheim) und Asbest gesunden. Von geringer Bedeutung sind: Chrom, Mühl- und Schleifsteine, Schiefer, Granit, Tropfstein, Kiesel, Apatit, [* 37] Meerschaum, Zement, Kalk, Ziegelerde etc.;
wichtig ist in den westlichen und nördlichen holzarmen Gegenden der Torf.
Die Industrie ist nicht sehr vorgeschritten. Am bedeutendsten ist die Holzindustrie, in welcher ca. 1000 Sägemühlen, 4 Cellulosefabriken, eine große Anzahl Streichholzfabriken (1885 Produktion 4 Mill. kg, wovon 3,6 Mill. kg ausgeführt wurden) beschäftigt waren (vgl. Holmboe, The export of forest produce from Norway, Christ. 1885). Außerdem gibt es Papierfabriken, Spinnereien und Webereien in Wolle, Baumwolle [* 38] und Flachs (in Christiania und Bergen), ferner Fabrikation von Seilen und Tauen (seit dem Rückgang der Segelschiffahrt im Verfall), Glas [* 39] (5 Hütten), [* 40] Tabak, [* 41] 25 Brennereien (1885 Produktion 7 Mill. Lit.), 47 Bierbrauereien (Ausfuhr 1885: 1 1/10 Mill. L.), Hufnägelfabriken (Ausfuhr 1885: 2⅔ Mill. kg) und mechanische Werkstätten. Besonders eifrig wird der Schiffbau betrieben, vor allem auf der Strecke von Tönsberg bis Christianssand an der Südküste. Alle diese Fabriken sowie eine regsame Hausindustrie (besonders Baumwollweberei) auf dem Land, welche mancherlei Gewebe [* 42] zum Verkauf anfertigt, können jedoch das Bedürfnis nicht befriedigen; nächst dem Getreide [* 43] sind baumwollene, leinene, wollene und seidene Waren Haupteinfuhrartikel.
Bei weitem wichtiger als die Industrie sind Handel und Schiffahrt. Der innere Verkehr wird befördert durch die lange Küste mit ihren vielen tiefen Einschnitten und vortrefflichen Häfen, wodurch eine regelmäßige Dampfschiffahrt nach allen Seestädten von der schwedischen Grenze am Skagerrak bis zur russischen am Eismeer ermöglicht worden ist;
ferner im Innern durch die großen Fjorde an der Westküste und in den östlichen Gegenden durch mehrere Landseen, durch künstliche Wasserstraßen und durch Eisenbahnen, so von Christiania nach Hamar am Mjösen;
von dieser sich abzweigend längs des Glommen über Kongsvinger bis an die schwedische Grenze, wo sie sich an die schwedische nordwestliche Stammbahn anschließt;
von Hamar durch Österdalen nach Drontheim;
von Christiania nach Drammen, Kongsberg, dem Kröderensee und dem Randsfjord;
von Ski im Amt Akershus nach Sarpsborg;
von Bergen nach Vossevangen;
von Drontheim nach Schweden über Meraker;
von Drammen über Laurvik nach Skien.
Die im Betrieb befindlichen Eisenbahnen haben eine Länge von 1562 km. Die Telegraphen [* 44] hatten Ende 1886 eine Gesamtlänge von 7487 km. Der Handel mit dem Ausland ist äußerst lebhaft und in beständiger Zunahme begriffen. Die Hauptgegenstände der Ausfuhr sind die oben erwähnten Produkte der Waldwirtschaft und der Fischerei (zusammen 71½ Proz. der Ausfuhr), nächstdem Eis (1885: 230,000 Ton.); die der Einfuhr, außer den bereits bei dem Ackerbau und der Viehzucht erwähnten, waren 1885: Kolonialwaren im Wert von 14,621,700 Kronen, Branntwein, Spiritus [* 45] und Weine 3,191,700 Kr., Spinnstoffe 4,904,000 Kr., Garn- und Reepschlägerarbeiten 3,988,100 Kr., Manufakturwaren 18,508,800 Kr., Steinkohlen 7,765,700 Kr., rohe und halb verarbeitete Metalle 5,364,200 Kr., verarbeitete Metalle 5,229,000 Kr. In der Einfuhr bilden die Hauptverkehrsländer folgende Reihe: Deutschland, [* 46] Großbritannien, [* 47] Schweden, Rußland, Dänemark und Belgien, [* 48] während in der Ausfuhr nach Großbritannien und Schweden Deutschland, die Niederlande, [* 49] Frankreich und Belgien folgen.
Die Zahl der 1885 in Norwegen angekommenen Schiffe [* 50] betrug 11,049 mit einer Tragfähigkeit von 2,359,000 Ton. (darunter 6387 norwegische von 506,770 T.) und die der abgegangenen 11,911 von 2,378,149 T. (darunter 6408 norwegische von 1,524,003 T.). Der Wert der Einfuhr ward 1886 berechnet zu 135,2 Mill. Kr. (1885: 145,6 Mill. Kr.) und der der Ausfuhr zu 102,8 Mill. Kr. (1885: 101,9 Mill. Kr.). Norwegen verliert also jährlich bei dem auswärtigen Handel 30-40 Mill. Kr. Dieser bedeutende Verlust wird mehr als ersetzt durch die Schiffahrt, denn überall, nicht nur in den europäischen, sondern auch in den entferntesten Gewässern, ist eine große ¶