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Ämter | Areal in | Ortsanwesende Bevölkerung | ||
---|---|---|---|---|
QKil. | in QM. | 1875 | auf 1 QKil. | |
Christiania (Stadt) | 10.2 | 0.2 | 76054 | - |
Akershus | 5372.3 | 97.6 | 116365 | 21 |
Smaalenene | 4109.8 | 74.7 | 107804 | 26 |
Hedemarken | 26316.3 | 477.9 | 120618 | 5 |
Christiansamt | 26851.8 | 487.7 | 115814 | 4 |
Buskerud | 14867.9 | 270.0 | 102186 | 7 |
Jarlsberg und Laurvik | 2358.6 | 42.9 | 87506 | 37 |
Bratsberg | 15136.7 | 274.9 | 83171 | 5 |
Nedenäs | 10219.3 | 185.6 | 73415 | 7 |
Lister und Mandal | 6397.9 | 116.2 | 75121 | 12 |
Stavanger | 9278.7 | 168.5 | 110965 | 12 |
Söndre Bergenhus | 15120.3 | 274.6 | 119303 | 8 |
Bergen (Stadt) | 1.0 | - | 33830 | - |
Nordre Bergenhus | 18378.1 | 333.8 | 86208 | 5 |
Romsdal | 14709.3 | 267.1 | 117220 | 8 |
Söndre Trondhjem (Drontheim) | 18921.1 | 343.7 | 116804 | 6 |
Nordre Trondhjem (Drontheim) | 23115.0 | 419.8 | 82271 | 3 |
Nordland | 42401.4 | 770.1 | 104151 | 2 |
Tromsö | 24569.6 | 446.2 | 54019 | 2 |
Finnmarken | 47287.1 | 858.8 | 24075 | 0.5 |
Zusammen: | 325422.1 | 5910.3 | 1806900 | 5.5 |
Die Auswanderung ist von 3206 Personen im Jahr 1877 auf (1886) 15,158 gestiegen, doch war sie in den Jahren 1880-83 noch erheblich stärker. Die durchschnittliche Dichtigkeit beträgt noch nicht 6 Seelen auf das QKilometer, sie ist am stärksten in den Ämtern am Christianiafjord (Jarlsberg-Laurvik 37, Smaalenene 26 auf 1 qkm), am schwächsten in Finnmarken (0,5 auf 1 qkm). Die jährliche Zunahme beträgt etwa ⅔ Proz. Das weibliche Geschlecht überwiegt an Zahl, indem auf 100 Männer 103,6 Frauen kommen.
Die Hauptmasse der Nation (98,5 Proz.), die Norweger (Nordmänd), sind gleicher Abstammung mit den Schweden [* 2] und Dänen. Sie haben eine mittlere Statur, ein langes, volles Gesicht, [* 3] einen starken Knochenbau, sind mäßig, arbeitsam, kühn, entschlossen, ehrlich, dienstfertig, gastfrei, lieben ihr Vaterland und sind stolz auf ihre Freiheit; sie sind vortreffliche Schützen und gute Soldaten, aber noch bessere Seeleute und vielleicht die besten Lotsen der Welt. Vor allem sind die Bewohner der Küste tüchtige Fischer.
Die Masse der Bevölkerung [* 4] bilden die Landleute; diese sind entweder Gutsbesitzer (Selveiere) oder Pachter (Leiländinger, Bygselmänd, Forpagtere) und wohnen auf vereinzelten Höfen, nie in Dörfern zusammen. Kein Bauer hat einen Familiennamen, sondern er erhält bei der Taufe nur einen Taufnamen, den er dem Namen seines Vaters (im Genitiv) mit angehängtem »sen« oder »son« (»Sohn«) vorsetzt, z. B. Karl Persson bedeutet Karl, der Sohn des Peter. Diesem fügen sie aber immer den Namen des Hofs hinzu, wo sie leben.
Stolz und Biederkeit zeichnen die bäuerliche Bevölkerung aus; jedermann wird mit »Du« angeredet. Das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit sowie die demokratische Verfassung des Landes erzeugen eine lebhafte Beteiligung an den öffentlichen Angelegenheiten. Die alten, nach den Landesteilen sehr verschiedenen Nationaltrachten sind jetzt nur noch spärlich zu sehen. Die städtische Bevölkerung unterscheidet sich kaum von der in andern Ländern. Die Schriftsprache stimmt fast ganz mit der dänischen überein; dagegen nähert sich die Sprache [* 5] der Landleute, besonders in entlegenern Gegenden, noch in hohem Grade dem Altnorwegischen.
Außer den Norwegern gibt es in den nördlichsten Teilen noch Finnen (hier Kväner genannt), die aus Finnland eingewandert sind und im höchsten Norden [* 6] Ackerbau treiben, und Lappen (hier Finner genannt), welche teils von ihren Renntierherden leben, teils im Meer und in den Flüssen Fischerei [* 7] treiben. Die Zahl beider Volksstämme ist aber unbedeutend; 1875 betrug die kvänische Bevölkerung nur 7594, die finnische (lappische) 15,718 (darunter 1073 Nomaden). Außer diesen gab es 8396 Mischlinge und einige hundert umherstreifende »Fanter« oder Tataren, die als heimatlos bei der Volkszählung gar nicht berücksichtigt sind. In kirchlicher Hinsicht ist Norwegen jetzt in sechs Stifter eingeteilt, deren Grenzen [* 8] nicht immer mit denen der Ämter übereinstimmen.
Diese Stifter sind: Christiania, [* 9] Hamar (von Christiania 1864 abgeschieden), Christianssand, Bergen, [* 10] Drontheim und Tromsö. Jedem Stift steht ein Bischof vor, welcher die Oberaufsicht über die Geistlichkeit sowie über das Schul- und Armenwesen führt, auch mit dem Stiftsamtmann die Stiftsdirektion (s. unten) bildet. Unter den Bischöfen stehen die (83) Pröpste und unter diesen die Pastoren und die Kapläne, die den Pastoren bisweilen adjungiert sind. Die Pfarrhöfe sind größtenteils reichlich mit Äckern, Wiesen und Wäldern ausgestattet; Patronatsrechte sind nicht vorhanden. Die evangelisch-lutherische Lehre [* 11] bildet zwar die Staatsreligion, zu welcher sich die überwiegend große Mehrheit der Nation bekennt; doch herrscht jetzt unbegrenzte Religionsfreiheit. Man zählte 1875: 1,800,864 Lutheraner, 4891 Sektierer, 502 Katholiken, 34 Juden, 542 Mormonen etc.
Die Norweger stehen auf einer hohen Stufe der Bildung; fast jedermann kann wenigstens lesen und schreiben, und gelehrte Norweger gibt es in allen Fächern des Wissens; auch als Künstler zeichnen sie sich aus. Es gibt eine reichdotierte Universität in Christiania (gestiftet 1811), 20 gelehrte und Realschulen und 39 höhere Bürgerschulen. Die Anzahl der niedern Schulen betrug 1875 auf dem Land 6397 (1878: 6408) und in den Städten 123 mit 3942 Lehrern und Lehrerinnen.
Für die Bildung der Lehrer sorgen mehrere Seminare. Auch Fachschulen, Bibliotheken, Sammlungen, wissenschaftliche Vereine etc. sind vorhanden. Zeitungen und Zeitschriften erscheinen in Norwegen (1880) 240, davon 98 in Christiania. Die überwiegende Mehrzahl der Städte (Kaufstädte, Kjöbstäder), deren Gesamtzahl jetzt über 40 beträgt, liegt an geeigneten Stellen am Meer; ja, mit Ausnahme der beiden Bergstädte Kongsberg und Röraas, von denen letztere jedoch den Städten nicht beigezählt wird, gab es bis vor kurzem im Innern gar keine Städte; erst in den letzten Dezennien, seit der Anlage fahrbarer Wege und der Eröffnung regelmäßiger Dampfschiffahrten auf den größern Seen, sind in den Ämtern Hedemarken, Christians und Buskerud fünf Ortschaften (Kongsvinger, Hamar, Lillehammer, Gjövik und Hönefos) zu Kaufstädten erhoben worden.
Außer diesen Kaufstädten gibt es an der Küste, wo gute Häfen sind, 20 Ladestellen (Ladesteder), die ebenfalls mit zu den Städten gerechnet werden, sowie auch Strandstellen, Handelsplätze und Fischerdörfer, von denen viele sich nach und nach zu Städten erheben und dann von dem Storthing mit Stadtprivilegien versehen werden. Die gesamte städtische Bevölkerung betrug 1885: 433,000, nur 21 Proz. der gesamten Einwohnerschaft. Ende 1875 unterschied man hinsichtlich des Berufs:
Selbständige | Gehilfen u. Arbeiter | |
---|---|---|
beim Ackerbau thätig | 114688 | 71529 |
in Jagd und Fischerei thätig | 29908 | - |
in Bergbau u. Industrie thätig | 65348 | 63336 |
in Handel und Verkehr thätig | 18004 | 53399 |
als Tagelöhner | 33078 | |
als Dienstboten | 149052 |
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Land- und Forstwirtschaft.
Was die Hauptnahrungsquelle der Bewohner betrifft, so steht der Ackerbau noch auf einer niedrigen Stufe. Die Ackerfläche beträgt nur 0,7 Proz. des Areals (am günstigsten in Smaalenene und Akershus). Die Ernte [* 13] bringt durchschnittlich 100,000 hl Weizen, 303,000 hl Roggen, 1,400,000 hl Gerste, [* 14] 3 Mill. hl Hafer, [* 15] ⅔ Mill. hl Mengkorn, 76,000 hl Erbsen und 6⅚ Mill. hl Kartoffeln. Die Erzeugnisse des Ackerbaues genügen nur in einigen der südlichsten Ämter sowie in den Ämtern Nord- und Süddrontheim dem innern Bedarf, und es ist daher eine bedeutende Einfuhr (besonders von Dänemark, [* 16] Schweden, Rußland, Preußen [* 17] und Hamburg) [* 18] notwendig.
Die Getreideeinfuhr betrug 1884: 3,370,000 hl. Der Anbau des Flachses, Hanfs und Hopfens ist unbedeutend; ebenso unerheblich ist der Obst- und Gartenbau, dessen Ertrag bei weitem hinter dem Gewinn an wilden Beeren (Erd-, Himbeeren, Molte-, Heidel-, Preißelbeeren etc.) zurücksteht, die der kurze, aber heiße Sommer selbst im hohen Norden zeitigt. Im S. gedeihen von Gartengewächsen besonders Kohl und Rüben. Die Bergabhänge zeigen zum Teil trefflichen Graswuchs, doch ist nur im S. in der neuesten Zeit künstlicher Wiesenbau betrieben worden, und die Wiesenflächen machen insgesamt nur 2,8 Proz. des Areals aus.
Die Viehzucht [* 19] ist ein wichtiger Nahrungszweig in Norwegen und wird fast auf Schweizer Weise betrieben, indem man in der Mitte des Juni die Kühe auf die fetten Bergweiden (Sätre) treibt, wo sie sich bald nach dem überstandenen Winter erholen, fettwerden und vortreffliche Milch geben, woraus Butter und Käse bereitet wird. Auch auf den Inseln an der Westküste, wo der Schnee [* 20] selten länger als ein paar Tage liegen bleibt, ist die Viehzucht ein selbständiger Nahrungszweig.
Hier läßt man das Vieh, besonders die Schafe, [* 21] auch im Winter im Freien ohne andern Schutz als Schuppen, in welche sie sich bei Unwetter begeben können. Das Futter ist im Winter in den ärmern Gebirgsgegenden bisweilen sehr kümmerlich, indem es aus Laub, Birkenzweigen, Moos und in den Fischgegenden aus gestampften Fischgräten, Fischköpfen und Fischeingeweiden besteht. Obgleich der Viehstand relativ sehr bedeutend ist (1875 zählte man 151,903 Pferde, [* 22] 1,016,595 Stück Rindvieh, 1,686,806 Schafe, 323,364 Ziegen und 101,351 Schweine; [* 23] gezähmte Renntiere gab es 1875: 131,274), so genügt doch wegen der schlechten Pflege des Viehs der Ertrag den Bedürfnissen der Bevölkerung nicht. Norwegen bedarf einer bedeutenden Einfuhr der hierher gehörigen Produkte; so wurden allein von animalischen Eßwaren 1885: 15 Mill. kg im Wert von 10¾ Mill. Kronen [* 24] eingeführt. An wilden und Jagdtieren finden sich Elentiere (Elsdyr), die besonders in den östlichen Waldgegenden sehr zahlreich sind, Renntiere (Rensdyr), die in den meisten Hochgebirgen leben, Hirsche [* 25] (auf mehreren Inseln bei Bergen und Drontheim), Bären, Wölfe, Füchse, auch Luchse und Vielfraße; ferner Lemminge, Hermeline, Fischotter, [* 26] Marder, [* 27] Hasen, Wiesel [* 28] und Eichhörnchen.
Zahlreich ist wildes Geflügel, besonders an der Küste Seevögel, als Möwen, wilde Gänse und Enten, [* 29] von denen die Eidergans besonders wichtig ist, weil die Einsammlung ihrer Daunen eine Erwerbsquelle bildet, ferner Schnee- und Auerhühner, Schnepfen, Drosseln sowie Raubvögel, [* 30] z. B. Adler, [* 31] Falken etc. Die Jagd ist in Norwegen ganz frei; ihr Ertrag ist jedoch nicht bedeutend. Zur Ausfuhr werden viele Pelztiere und in manchen Gegenden Schneehühner (Ryper) erlegt. Auch der Seehundfang an den Küsten hat keine Bedeutung und liefert fast nie Ertrag für die Ausfuhr; dagegen haben die Norweger an dem Seehundfang im Eismeer im April und in den folgenden Monaten großen Anteil.
Die Waldungen nehmen 24 Proz. der Gesamtfläche ein und bedecken in den Ämtern Akershus und Jarlsberg fast zwei Drittel des Bodens. Das Holz [* 32] ist Hauptausfuhrartikel Norwegens (besonders nach England, Frankreich, Holland und Dänemark). Es wurde 1884 Holz im Wert von 40½ Mill. Kronen ausgeführt (darunter Bauholz für 33⅘ Mill.) und zwar fast ausschließlich aus dem südlichen Teil des Landes, vornehmlich von Drammen, Christiania und Frederiksstad, woselbst sich auch die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Sägemühlen des Landes befindet.
Leider aber sind durch rücksichtslose Ausbeutung die Wälder über Gebühr gelichtet, und Norwegen hat Holzmangel zu fürchten, wenn nicht bald kräftige Maßregeln dagegen ergriffen werden. Auch beweist die steigende Einfuhr von Steinkohlen und Koks (von England 1885: 8,261,347 hl) zur Genüge die Unzulänglichkeit des einheimischen Brennmaterials. Die ausgedehntesten Waldungen bestehen aus Fichten und Tannen; erstere bilden noch bei Alten (70° nördl. Br.) ansehnliche Wälder.
Untermischt finden sich Birken, Ahorne, Eschen, Erlen und Eichen. Die Eiche gedeiht kräftig bis Drontheim; Buchenwälder gibt es an mehreren Stellen, besonders bei Laurvik; angepflanzt gedeiht indessen die Buche noch bei Drontheim. Birkenwälder gibt es noch im höchsten Norden, ja die Birke geht höher hinauf als die Fichte. [* 33] An der Westküste gibt es viele Haselbüsche, die zu Tonnenbändern verwendet werden; doch ist der Verbrauch von Tonnen dort so groß, daß ein großer Teil der nötigen Tonnenbänder und Tonnendauben eingeführt werden muß.
Fischerei.
Einen wichtigen Nahrungszweig, ja in manchen Gegenden von Nordland und Finnmarken den einzigen für die Küstenbewohner, bildet die Fischerei (und zwar die große, zu bestimmten Zeiten stattfindende Meeresfischerei) von Lindenäs bis an die russische Grenze am Eismeer. Am wichtigsten ist zur Zeit der Fang des Frühlingsdorsches. Man rechnet, daß allein an den Lofoten jährlich etwa 25 Mill. (1885: 27 Mill.) dieser Fische [* 34] von 30,000 Fischern mit 6000 Booten gefangen werden, die dann teils als Tör- oder Stockfisch, teils als Klippfisch zubereitet werden.
Seltener salzt man Skrei ein und vernagelt ihn in Tonnen. Der Wert der hier gefangenen Fische beträgt 7⅔ Mill. Kronen. In Finnmarken werden ebenfalls jeden Frühling 10-18 Mill. Dorsche (von 15,000 Fischern) und an den Küsten des Amtes Romsdal 3-5 Mill. gefangen. Insgesamt wurden im vorigen Jahrzehnt durchschnittlich 40-60 Mill. Winter- und Frühlingsdorsche im Wert von 13-19 Mill. Kr. gefangen; in dieser Fischerei sind ca. 68,000 Personen mit 16,000 Booten beschäftigt.
Von nicht geringerer Bedeutung war früher (bis 1870) auch der Fang von Frühlingsheringen, die jährlich (im Januar) ebenfalls in Scharen von Millionen an die Küste kamen, und zwar vorzugsweise zwischen den Vorgebirgen Statt und Lindesnäs, in den Ämtern Stavanger, [* 35] Söndre- und Nordre-Bergenhus. Die Fischerei dauerte ungefähr zwei Monate und versammelte eine große Menge von Menschen. Der Ertrag dieser Fischerei ist seitdem von 186,000 hl auf 100,000 hl gesunken. Die Fischereien von »Großheringen« in Nordland, welche in einzelnen Jahren einen bedeutenden Ertrag lieferten (1871: 760,000 Tonnen), haben sich ebenfalls als sehr unstet erwiesen. Der Sommerhering (Fetthering) wird im September ¶