ein Amtsgericht und (1885) 2390 meist evang. Einwohner.
Hauptort ist Oldenbüll. Zu Nordstrand gehören die östlich gelegene langgestreckte
Pohnshallig und die Insel Nordstrandischmoor, nordwestlich davon.
Diese Inseln haben ehemals mit Pellworm und den Halligen eine
größere Insel Nordstrand gebildet, welche im Mittelalter durch mehrere Sturmfluten, zuletzt durch eine gewaltige im
J. 1634, zerstückelt wurde.
(Northern Territory), die Nordhälfte der Kolonie Südaustralien, zwischen 129°-138° östl. L. v. Gr.
und zwischen 26° südl. Br. und der Arafurasee (Indischer Ozean), 1,356,120 qkm (24,628 QM.) mit (1881) 4554 Einw.,
darunter nur 101 weibliche; 1886 zählte man 1750 Europäer und über 4000 Chinesen. Die Eingebornen, deren
Zahl nicht unbedeutend ist, beginnen in neuerer Zeit den Ansiedlern feindlich entgegenzutreten. Das Land ist im Norden ein
Tafelland, das in einigen Bergen über 600 m emporzusteigen scheint und von ansehnlichen Flüssen (Roper, Victoria, Daly, Adelaide,
Alligator, Liverpool) durchzogen wird, im S. aber in sandige und steinige Wüstenstrecken übergeht, in
welchen sich nur vereinzelte Quellen und Oasen, namentlich an der Überlandtelegraphenlinie, finden.
Die Flora ist im wesentlichen die australische, doch mischen sich einige tropische Pflanzen (Palmen, Dschangelbambus, Muskatnußbaum
u. a.) hinein. Die Fauna ist gleichfalls australisch, aber es fehlen Wombat und schwarzer Schwan; dagegen finden sich Alligator,
Dugong und von Schlangen der Python. Verwildert sind Büffel, die aus Java, und Ponies, die aus Timor eingeführt
wurden. Das Klima ist ein tropisches, und die Ansiedler leiden an Fieber, das aber nicht tödlich ist.
Hauptbeschäftigung der Kolonisten ist die Goldgräberei; auch Kupfer, Zinn, Eisen, Blei mit Silber werden gefunden. Zuckerplantage
sind an mehreren Stellen angelegt worden. Auch die Viehzucht gedeiht. Ende 1885 gab es im N. 136,000 Rinder, 6000 Pferde
und 40,000 Schafe. Perlen- und Trepangfischerei werden an den Küsten und auf den nahen Inseln betrieben. Die Ausfuhr betrug
für das erste Halbjahr 1886: 36,593, die Einfuhr 155,414, die öffentlichen Einnahmen 9901 Pfd. Sterl. Mit
Adelaide (Südaustralien) verbindet die Niederlassung regelmäßig eine Dampferlinie ebensowie der den Kontinent durchschneidende
Telegraph. 1885 liefen 77 Schiffe von 78,571 Ton. ein.
Eine Eisenbahn von Port Darwin südwärts ist im Bau. Hauptort ist Palmerston. Die ersten englischen Niederlassungen wurden 1824 auf
der Insel Melville und der Halbinsel Coburg (Rafflesbai) und 1831 bei Port Essington gegründet, aber 1850 wieder
aufgegeben. 1864 wurde das Nordterritorium von der Kolonie Südaustralien, welcher es die britische Regierung zugeteilt hatte, zuerst kolonisiert;
die Erfolge sind aber bisher gering gewesen, obschon Südaustralien bis jetzt 526,137 Pfd. Sterl. mehr ausgegeben als eingenommen
hat. Die Verwaltung steht unter einem Residenten, die oberste Leitung aber ist in Adelaide.
Bezeichnung für die außerhalb der Provinzen der Dominion von Kanada liegenden Gebiete, welche sich
von der Grenze der Vereinigten Staaten bis zum Arktischen Ozean und von der Hudsonbai westlich bis nach Britisch-Columbia und Alaska
erstrecken. In diesem Umfang, und daher ohne die Polarinseln und Labrador, hat dieses Gebiet ein Areal von
4,721,000 qkm (85,738 QM.) mit 1881: 51,000, 1885 aber 94,000 Bewohnern, unter welchen etwa
35,000 Indianer und Eskimo sind.
Nur der kleinere Teil dieses Gebiets (angeblich 388,500 qkm)
eignet sich für Ackerbau und Viehzucht. Es ist indes reich
an schiffbaren Flüssen und besitzt Steinkohlen, Eisen und Gold. Die kanadische Pacificbahn durchschneidet den südlichen Teil
desselben. Für den Ackerbau eignet sich namentlich der südwestliche Teil, wo vom Felsengebirge herabsteigende Föhnwinde
(Chinooks) die Kälte mäßigen. Aus einem Teil des Gebiets wurden 1882 die vier Distrikte Assiniboia, Saskatchewan, Alberta und
Athabasca gebildet, welche zusammen ein Areal von 1,102,000 qkm (10,013 QM.) und (1885) 79,293 Einw.
haben. In den drei erstgenannten dieser Distrikte waren 1885: 79,256 Hektar mit Weizen, Hafer, Gerste etc. bebaut, und man zählte
24,456 Pferde, 86,536 Rinder, 19,398 Schafe und 22,542 Schweine. Verwaltet wird das Nordwestgebiet durch einen Lieutenant-Governor,
der zu Regina in Assiniboia seinen Sitz hat, und dem ein zur Hälfte von der Bevölkerung gewählter Rat zur Seite steht (vgl.
Kanada und Hudsonbaikompanie).
Durchfahrt, der seit Anfang des 16. Jahrh. aufgesuchte Seeweg
um die Nordküste von Amerika nach dem Stillen Ozean. Es ist ein zweifacher: der eine (von M'Clure 1850 aufgefundene)
geht von der Baffinsbai durch den Lancastersund, die Barrowstraße und den Melvillesund und wendet sich dann in der Prinz Wales-Straße
gegen S. der amerikanischen Küste zu, an deren nordwestlichem Ende die Beringsstraße in den Großen Ozean führt. Der andre
Weg, längs der Nordküste des amerikanischen Kontinents, zieht sich durch die Hudsonstraße, den Foxkanal,
die Fury- und Heklastraße in den Boothiagolf, dann durch die Bellot-, Victoria-, Dease-, Dolphin- und Unionstraße und erreicht
bei Kap Bathurst das Nördliche Eismeer.
Vgl. Eismeer und Nordpolexpeditionen (mit Karte »Nordpolarländer«).
(Northwestern Provinces), Provinz des britisch-ind. Kaiserreichs, an der Nordgrenze desselben, zwischen
Tibet, Nepal, Audh, Bengalen, Zentralindien, Radschputana und Pandschab, 212,003 qkm (3850 QM.) groß mit (1881) 32,720,128
Einw., zum allergrößten Teil Hindu; die Mohammedaner machen 13 Proz. aus, die 26,813 Europäer gehören fast sämtlich zum
Heer oder sind Regierungsbeamte. Seit 1877 mit Audh (s. d.) vereinigt unter einem Verwaltungschef, haben die Nordwestprovinzen ein
Gesamtareal von 247,797 qkm (4991 QM.) mit 44,107,869 Einw.
Dazu kommen noch die Tributärstaaten Garwhal und Rampur mit 31,278 qkm (241 QM.) und 741,750 Einw. Mit Ausnahme
der im Himalaja (Nanda Dewi 7823 m) liegenden Distrikte ist das Land eben und meist sehr fruchtbar; bei dem heißen und trocknen
Klima sind Mißernten und Hungersnot aber nicht selten.
Hauptflüsse sind Ganges und Dschamna, deren heilige Quellen jährlich von vielen Tausenden von Pilgern aufgesucht werden, nächstdem
Gamti, Gogra mit Rapti und Gamganga. Von diesen gehen zahlreiche Bewässerungskanäle aus. Das Klima der Ebenen ist ungesund;
Fieber, Cholera und Pocken raffen viele Menschen weg. Gesundheitsstationen haben die Engländer zu Mussuri,
Naina Tal und Landaur errichtet. Hauptprodukte des Ackerbaues sind: Weizen, dann Hirse, Reis, Mais, Baumwolle, Indigo, Zuckerrohr,
Mohn zur Opiumgewinnung (Monopol der Regierung), Ölsaaten, Thee in den Berglandschaften, Tabak. Die Schnitzereien, Messing-, Silber-,
Töpfer-, Lederwaren und Stickereien des Landes sind berühmt; die Europäer haben mehrere Großbetriebe eingeführt
zur Fabrikation von Indigo, Baumwollstoffen, Wollzeug, Lack; nennenswert sind auch die Eisfabriken und Brauereien, und die Regierung
besitzt zwei große
mehr
Werkstätten für Maschinen. Der Handel richtet sich einesteils nach Tibet und Nepal. Von Tibet kommen Borax, Salz, Wolle, dorthin
gehen Baumwolle, Reis, Zucker; von Nepal kommen Getreide, Ölsaaten, Holz, Harze, dorthin gehen Baumwollenstoffe, Metalle, Zucker,
Salz. Hauptsitze des Handels sind: Khanpur, Allahabad, Mirzapur, Benares, Mirat, Mattrah, Agra, deren Gesamthandel auf
weit über 30 Mill. Pfd. Sterl. geschätzt wird. Diesem Handel dient außer Flüssen und Kanälen ein vielverzweigtes Eisenbahnnetz,
welches die Provinz von O. nach W. durchzieht und mit Radschputana, dem Pandschab, Bengalen und Bombay verbindet.
Der Handel ist meist in den Händen der Banianen. Für Verwaltungszwecke ist die Provinz (ohne Audh) in 7 Divisionen
und 37 Distrikte geteilt. Colleges bestehen in Agra, Allahabad, Benares u. a. O.; auch für den Elementarunterricht wird gesorgt,
doch besuchen nur 7 Proz. der schulpflichtigen Knaben und 0,3 Proz. der Mädchen die Schule. Die Sprache der Landbevölkerung
ist Hindi, doch wird Hindostani überall gesprochen. In der ganzen Provinz (mit Audh) bestehen 267 Buchdruckpressen
und 19 von Indern gebildete wissenschaftliche Gesellschaften. - Die Landschaften der Provinz wurden von den Engländern meist
im Beginn des 19. Jahrh. von den Mogulkaisern erworben. Bis 1833 waren sie Teile der Präsidentschaft Bengalen, dann wurde
die jetzige Provinz gebildet und Agra zum Sitz der Verwaltung erhoben; seit 1861 ist Allahabad Sitz des Governors.