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Richardson, The Polar regions (Edinb. 1861);
Blake, Arctic experiences (Lond. 1874);
Richardson, The Polar regions (Edinb. 1861);
Blake, Arctic experiences (Lond. 1874);
Fahrten zur Entdeckung der um den Nordpol gelagerten Länder und Meere und zur eventuellen Erreichung des Nordpols selber. Die frühste Nordfahrt unternahm 320 v. Chr. Pytheas von Marseille, [* 3] der die Insel Thule, wahrscheinlich die Shetlandinseln, erreichte. Eremiten aus Irland siedelten auf die Färöer über und gingen 795 nach Island, [* 4] das sie aber beim Erscheinen der Wikinger wieder verließen. Diese setzten sich auf Island fest und machten von hier aus wiederholt Fahrten nach Grönland, das 985 von Erik dem Roten, der in 25 Schiffen viele Auswanderer dorthin führte, besiedelt wurde.
Von dort aus fand sein Sohn Leif, den um 1000 König Olaf mit Missionären nach Grönland sandte, Helluland (Labrador), Markland (Neufundland oder Neuschottland) und Vinland (wahrscheinlich Massachusetts). Später wurden noch weitere Fahrten gemacht, aber Anfang des 15. Jahrh. erlagen die Ansiedler in Grönland Seuchen und Angriffen der Eskimo. In der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts besuchte der Portugiese Cortoreal und nach ihm Colombo [* 5] Island, und Cabot fand 1494 Labrador.
Nach der Entdeckung der Südsee begann man eine nordwestliche Durchfahrt zu suchen. Den ersten Versuch machte auf Befehl Heinrichs VIII. 1517 Sebastian Cabot, der dabei die Hudsonstraße entdeckte. Darauf gewann Cabot einige reiche englische Kaufleute für die Aufsuchung einer nordöstliche Durchfahrt. Aber von den 1553 mit drei Schiffen abgesandten Kapitänen Willoughby, Gefferson, Durforth und Chancellor rettete sich nur der letzte vor dem Untergang durch Hunger und Kälte.
Chancellor kehrte 1554 über Moskau [* 6] nach England zurück, nachdem er vom Großfürsten die größten Begünstigungen für die englische Flagge erlangt hatte. Jene Kaufleute bildeten nun die Muscovy Company und entsandten 1556 Chancellor zum Weißen Meer, Burrough nach dem Ob, den dieser jedoch nicht erreichte, da es ihm nicht gelang, durch die Karische Straße zu kommen. Dagegen drangen Pet und Jackman 1580 glücklich durch die Jugorstraße in das Karische Meer ein.
Unterdessen war Frobisher 1576 von England mit drei Schiffen nach NW. gesegelt, um Cabots Entdeckung weiter zu führen, und fand die nach ihm benannte Bai und das Meta incognita benannte Land im Norden [* 7] der Hudsonstraße. Da man in einem Stück mitgebrachten Gesteins Gold [* 8] zu sehen glaubte, wurde Frobisher 1577 abermals mit drei Schiffen ausgesandt und wiederum im nächsten Jahr mit 15 Fahrzeugen und vielen Handwerkern. Doch war das vermeintliche Golderz wertlos. Davis und Briton sichteten 1585 die Ostküste von Grönland, welche sie Desolationland nannten, und ankerten an der Westküste im Gilbertsund, dem heutigen Godthaab.
Die Davisstraße kreuzend, erreichten sie neues Land unter 66° 40' nördl. Br., und befuhren den Cumberlandsund; 1587 erreichte Davis 72° 12' nördl. Br. Inzwischen hatten die Entdeckungen der Engländer die Eifersucht der Holländer erregt. Ihr Augenmerk auf die Nordostpassage richtend, entsandten sie 1594 drei Schiffe [* 9] unter Nai, Ysbrantzoon und Barents, von denen der letztere an der Westküste von Nowaja Semlja entlang fuhr, während die beiden ersten durch die Kara- und Jugorstraße bis ins Karische Meer vordrangen.
Die Bäreninsel und Spitzbergen wurden 1596 von Heemskerk, Rijp und Barents entdeckt; der letzte segelte dann nach Nowaja Semlja, dessen Nordostende er umschiffte. Doch fror er im Eishafen ein und starb nach der Überwinterung bei der Rückkehr. Nun wandte man sich wieder dem Westen zu. Der Engländer Waymouth drang 1602 wieder in die Davis- und in die Hudsonstraße, die Dänen entsandten 1605-1607 drei Expeditionen zur Aufsuchung der verschollenen Kolonien in Westgrönland, und 1607 segelte Hudson im Auftrag der Muscovy Company ab in der Hoffnung, am Nordpol ein offenes Becken zur Durchfahrt nach der Südsee zu finden; doch wurde er zwischen Grönland und Spitzbergen von Eis [* 10] aufgehalten.
Ebenso vergeblich suchte er 1608 zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja den Polarweg nach China. [* 11] Ihm folgte 1610 Poole, der Steinkohlen auf Spitzbergen entdeckte. Diese Fahrten regten zur Großfischerei an; Engländer, Holländer, Dänen, Hamburger erschienen in diesen Gewässern. Glücklich überwinterten auf Spitzbergen 1630 acht Engländer und 1633 sieben Holländer, dagegen starben sieben andre Holländer 1634 auf Jan Mayen und 1634 dieselbe Zahl auf Spitzbergen.
In den Jahren 1609 und 1610 entdeckte Hudson den nach ihm benannten Fluß, Straße und Bai und überwintert in der Jamesbai, wurde aber von seiner meuterischen Mannschaft mit neun andern in der Schaluppe ausgesetzt und blieb verschollen. Sein Schicksal aufzuklären, wurden 1612 von England Button und Ingram ausgesandt, welche fast die ganze Hudsonbai umfuhren. 1615 begannen Bylot und Baffin ihre erfolgreichen Fahrten, entdeckten die zahlreichen Inseln in der Hudsonstraße, 1616 in der Baffinsbai vordringend Kap Digges (76° 35' nördl. Br.); den Wolstenholm- und den Walsund (77° 30' nördl. Br.), die Hakluytinsel und den durch Eis verstopften Smithsund, dann weiter westlich die Careyinseln (76° 40' nördl. Br.) und den Jones- und den Lancastersund.
Die weitern Unternehmungen bis Ende des 18. Jahrh. brachten hier nicht viel Neues, obschon das englische Parlament 1743 einen Preis von 20,000 Pfd. Sterl. auf die Entdeckung der Nordwestpassage setzte, doch nahm der Walfischfang einen großartigen Aufschwung. 1712 gründete der Prediger Hans Egede die jetzigen dänischen Niederlassungen an der Westküste Grönlands, und Beamte der 1670 gebildeten Hudsonbaikompanie erschossen auf Landreisen große Strecken des nordamerikanischen Kontinents.
Das nördliche Asien [* 12] war bereits seit Anfang des 17. Jahrh. durch die Russen besser bekannt geworden. Mit dem Eintreiben von Tribut beauftragte Kosaken erreichten vom Jenissei die Lena, 1636 verfolgte Busa dieselbe bis zur Mündung und entdeckte zwei Jahre später die Jana, während Ivanoja bis zur Indigirka vordrang. 1644 gelangte Stadutschin bis zur Kolyma und, von dieser ausgehend, der Kosak Deschnew um die Nordostküste Asiens zum Anadyr, womit die Trennung der Alten von der Neuen Welt bewiesen wurde.
Nach 1711 entdeckten auch Kosaken von der Janamündung aus die Ljachowschen Inseln. Um die östliche Begrenzung seines Reichs festzustellen, sandte Peter d. Gr. den Dänen Bering zuerst 1728, dann 1741 mit zwei Schiffen, begleitet von dem Deutschen Steller, aus. Er gelangte von Kamtschatka zum Prinz von Wales-Archipel, fuhr an Alaska und den Alëuten entlang, litt aber an der Beringsinsel Schiffbruch, wo er selbst nebst vielen andern starb, während der Rest sich nach Kamtschatka rettete. Versuche, die Ob- und Lenamündung von Archangel zu erreichen, hatten erst 1737 Erfolg. ¶
Maßstab [* 14] 1: 25400000
Äquatorial-Grenze des Treibeises
Grenze des unerforschten Polargebietes
Zum Artikel »Nordpolexpeditionen«. ¶
Umgekehrt fuhr Prontschitschew 1735 von Jakutsk an die Lenamündung und von dort über das Kap Thaddäus (77° nördl. Br.) hinaus. Noch weiter, bis zum Taimyrkap kam 1739 Chariton Laptew; sein Steuermann Tscheljuskin umwanderte 1742-43 die nach ihm benannte nördlichste Spitze des asiatischen Festlandes. Nowaja Semlja wurde 1760-61 von Loschkin umschifft und seine Zweiteilung durch den Matotschkin Schar 1768 durch Rosmuislow nachgewiesen. Von Svätoi Nos mit Schlitten ausgehend, entdeckte der Kaufmann Liakow 1770 die nach ihm benannte Inselgruppe und erblickte drei Jahre nachher die erst später besuchte Kesselinsel (Kotelnoi).
Dann entdeckte Sannikow 1805 Fadejewskoi, und 1806 fand Sirowatskoj die Neusibirischen Inseln, deren Lage und Größe 1823 von Anjou genauer bestimmt wurden, während Wrangell 1820-23 von verschiedenen Küstenpunkten aus Schlittenexpeditionen über das gefrorne Meer nach Norden machte und unter 166° westl. L. bis 72° 2' nördl. Br. vordrang. Diesen Reisen verdanken wir die wichtige Entdeckung, daß sogar im Winter eine sogen. Polynja, ein offener Wasserstreifen, selbst nördlich von den Neusibirischen Inseln gegen Ostsüdost nach der Beringsstraße sich erstreckt und einen Zusammenhang mit dem Atlantischen Ozean besitzen muß.
Schon 1778 war Cook durch die Beringsstraße gesegelt, hatte seine höchste Breite, [* 16] 70° 44', unter 161° 36' westl. L. v. Gr. erreicht und dann die asiatische Küste am Kap Nord (69° nördl. Br.) berührt. Der ihm im Kommando folgende Clerke vermochte 1779 nur bis 70° 30' nördl. Br. vorzudringen. Kotzebue, begleitet von Chamisso, erreichte 1816-17 nicht einmal die Breiten seiner Vorgänger; dagegen vermochte Beechey, welcher 1825 dem von O. her vordringenden Franklin entgegengesandt wurde, bis zur Barrowspitze (154° westl. L. v. Gr.) zu segeln. - Inzwischen hatte Gieseke 1806 geologisch die Westküste Grönlands und einen Teil der Ostküste untersucht, welche Scoresby 1822 von 75° bis 69° nördl. Br. aufnahm, nachdem er bei Spitzbergen 81° 30' erreicht hatte. An derselben Küste unter 74° 30' nördl. Br. führte Sabine mit Clavering 1823 seine berühmten Pendelversuche aus und kam dabei noch über Scoresbys nördlichsten Punkt hinaus. Auch der Däne Graah untersucht 1828-30 die Ostküste, indem er in Booten von den dänischen Kolonien in Westgrönland um Kap Farewell herumfuhr. Parry erreichte 1827 in Booten und Schlitten 82° 40' nördl. Br., wurde aber von dem treibenden Eise schneller nach S. getragen, als er nach Norden vordringen konnte.
Die nordwestliche Durchfahrt wurde von neuem in den Vordergrund des Interesses durch Barrow gerückt und die thätige Teilnahme der englischen Regierung gewonnen, nachdem Scoresby 1816-17 zwischen 74 und 80° nördl. Br. die Grönlandsee völlig eisfrei gefunden hatte. John Roß und Parry segelten 1818 nach der Baffinsbai, drangen im Lancastersund aber nur bis 80° 37' westl. L. vor, da Roß Befehl zur Umkehr gab. Im nächsten Jahr wurde Parry mit zwei Schiffen, Hecla und Griper, ausgesandt; das letztere Schiff [* 17] führte Liddon. Er durchsegelte den Lancastersund, bis das Eis ihm den Weg versperrte, wandte sich zum Prince Regent's Inlet, wurde auch hier zurückgetrieben und fand endlich eine freie Durchfahrt, die ihn am Wellingtonkanal und der Byam Martin-Insel vorbei zur Melvilleinsel führte, an deren Südküste überwintert wurde.
Die Schiffe hatten den 110.° westl. L. gekreuzt und damit die vom Parlament ausgesetzte Belohnung von 5000 Pfd. Sterl. erworben. Im nächsten Jahr wurde 113° 46' westl. L. erreicht. Nach seiner Rückkehr erhielt Parry die Führung der Schiffe Fury und Hecla; mit ihm ging Lyon. [* 18] Er sollte von der Hudsonbai aus längs dem Nordufer des Festlandes eine Durchfahrt in die Südsee aufsuchen, segelte aber, als er den Foxkanal offen fand, zur Frozenstraße und überwinterte, nachdem er vergeblich eine Durchfahrt gesucht hatte, im Lyon Inlet der Melvillehalbinsel.
Einer dort von einer Eskimofrau gezeichneten Karte folgend, gelangte Parry zur engen, nach seinen Schiffen benannten Fury- und Heklastraße, wo er überwinterte. Da die Eisverhältnisse im nächsten Jahr kein Vordringen gestatteten, kehrte Parry nach England zurück. Nun blieb noch die Hoffnung, daß Prince Regent's Inlet sich weiter nach S. oder SW. öffnen möchte. Parry segelte 1824 mit Hoppner abermals in den Schiffen Fury und Hecla ab, ging durch den Lancastersund nach Prince Regent's Inlet, überwinterte im Port Bowen (73° 11' nördl. Br. und 89° 1' westl. L. v. Gr.), verlor die Fury durch das Eis und kehrte mit der Mannschaft beider Schiffe in der Hecla zurück. Zwei Jahre darauf zog die englische Regierung den für die Entdeckung der Nordwestpassage ausgesetzten Preis zurück.
Nun trat aber John Roß wieder als arktischer Forscher auf. Mit dem Raddampfer Victory, dessen Maschine [* 19] jedoch so gut wie untauglich befunden wurde, befuhr er 1829 den Lancastersund und Prince Regent's Inlet und wurde dort an der Küste von Boothia Felix unter 69° 59' nördl. Br. und 92° westl. L. v. Gr. zwei Winter festgehalten. Nachdem er 1832 sein Schiff verloren, zimmerte er sich aus den Trümmern der Fury, bei welcher Parry auch einen Vorrat von Lebensmittel zurückgelassen hatte, zwei Boote, mit denen er in den Lancastersund gelangte, wo ein Walfischfahrer 1833 die Mannschaft aufnahm, nachdem dieselbe vier Polarwinter durchgemacht hatte. Während dieser Zeit erforschte James Clarke Roß, der Neffe des Führers der Expedition, auf mehreren Schlittenreisen König Wilhelm-Land und entdeckte 1831 den damaligen magnetischen Pol unter 70° 5' nördl. Br. und 96° 46' westl. L. v. Gr.
Inzwischen hatten die Beamten der im Norden Amerikas stationierten Pelzhandelsgesellschaften viel zur Kenntnis der dortigen Gegenden beigetragen, und es war von England der Versuch gemacht worden, die Frage der nordwestlichen Durchfahrt auf dem Landweg zu lösen. John Franklin begab sich mit Richardson, Back und Hood 1820 zum Kupferminenfluß mit dem Auftrag, die Küste von dort aus gegen O. zu untersuchen. Den Fluß hinabfahrend, entdeckte er die Coronationbucht und Bathurst Inlet und drang bis Kap Turnagain (109° 25' östl. L.) vor, von wo er mit Verlust der Hälfte seiner Leute zum Kupferminenfluß und von da nach England zurückkehrte.
Von Richardson und Back begleitet, brach Franklin 1825 abermals auf, erreichte den Ausfluß [* 20] des Bärensees in den Mackenzie, fuhr zum Delta [* 21] des letztern und ging mit Back bis zum Return Riff (148° 52' westl. L.), während Richardson die unbekannte Küste zwischen dem Mackenzie und Kupferminenfluß befuhr. Beechey war Franklin von der Beringsstraße bis zur Barrowspitze vergeblich entgegengefahren; die Strecke zwischen diesem Vorgebirge und dem Return Riff wurde 1837 von Dease und Simpson aufgenommen. Back, der auszog, um über das Schicksal von Roß Aufklärung zu verschaffen, gelangte 1833 bis 1834 bis zur Oglespitze, und die zwischen diesem Punkt und Kap Turnagain gelegene Strecke ¶