selbständige und Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Aurich,
[* 4] auf einer Anhöhe in der
Marsch, am
BerumerKanal,
[* 5] der zum Leybusen führt, und an der
LinieEmden-Jever der Preußischen Staatsbahn, hat 3
Kirchen (darunter die alte Liudgerikirche),
ein
Gymnasium, eine
Ackerbauschule, ein
Amtsgericht, eine seichte
Reede, eine Eisenhütte,
Schokoladen- und
Zuckerwarenfabrikation, bedeutende Geneverbrennerei (»Doornkaat«, jährlich 2 Mill.
Lit.), Torfgräberei,
Tabaks- und
Zigarren-,
Zichorien-,
Senf-,
Essig- und Preßhefefabrikation,
Schiffbau, Dampfmühlen,
Holz- und
Viehhandel, lebhaften Fremdenverkehr während des
Sommers nach den
InselnNorderney und
Juist und (1885) 6878 meist evang. Einwohner.
- Norden, im
GauNordwidi oder Nordi gelegen, wird schon 842 erwähnt. 1463 erhob es
KaiserFriedrich III. zu
einer Reichsgrafschaft.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Königsberg,
[* 6]
Kreis
[* 7]
Gerdauen, am Flüßchen Aschwöne, das dem NordenburgerSee entströmt, hat ein
Amtsgericht, Leinwandmarkt und (1885) 2451 meist evang. Einwohner.
Hedwig Charlotta, schwed. Dichterin, geb. zu
Stockholm,
[* 8] verheiraten sich 1741 mit
einem
Geistlichen,
Fabricius, der aber schon acht
Monate darauf starb. Sie ließ sich hierauf unter dem
Namen ihres
Vaters in
Stockholm nieder, begründete mit der Elegiensammlung »Den sörjande turturdufvan«
(»Die trauernde
Turteltaube«, Stockh. 1743) ihren dichterischen
Ruf und stiftete eine litterarische
Gesellschaft,
»Utile dulci«,
deren
Arbeiten unter demTitel: »Våra försök« (später »Vitterhetsarbeten«) erschienen.
Inzwischen gab sie selbst eine poetische Jahresschrift: »Qvinligt tankespel« (»Weibliches
Gedankenspiel«, 1745-50),
heraus. 1761 zog sie sich einer unglücklichen
Liebe wegen auf das Land zurück und starb Von
ihren
Schriften sind noch »Tankar om Skaldekonstens nytta«
(»Gedanken über den Nutzen der Skaldenkunst«,
1744) und das epische Gedicht »Det frälsta Svea« (»Das
gerettete
Schweden«,
[* 9] 1747) hervorzuheben. Eine vollständige
Ausgabe derselben besorgte Hanselli (1852).
(spr. nūrdenschöld),NilsAdolf Erik, Polarforscher, geb. zu
Helsingfors, beschäftigte sich
besonders mit geologischen
Studien und untersucht bereits 1864 und wiederholt 1868 die
InselSpitzbergen. 1872 besuchte
er die Westküste
Grönlands und bereicherte die
Wissenschaft durch wichtige Aufschlüsse über die geologischen
Formationen
dieser Gegend. 1875 durchschiffte er das
Karische Meer und erreichte die Jenisseimündung, fuhr dann mit Lundström und Stuxberg
den
Strom hinauf und kehrte über
Petersburg
[* 10] nach
Schweden zurück, während der übrige Teil der Expedition
unter
Kjellman zu
Schiff
[* 11] nach
Hammerfest zurückkehrte. Nordenskjöld hatte somit den
Beweis geliefert, daß das als
»Eiskeller«
[* 12] berüchtigt
Karische Meer (s. d.) in gewissen
Monaten befahren werden könnte.
Ende Juli 1876 unternahm Nordenskjöld, nachdem er noch im Anfang des
SommersAmerika
[* 13] besucht hatte, eine neue Expedition durch das
Karische Meer nach dem Jenisseifluß, befuhr denselben aufwärts bis 71° nördl.
Br. und langte 16. Sept. wieder am
KapNordkyn an. Nunmehr entschloß er sich, eine
Fahrt durch das sibirische
Meer nach der
Beringsstraße zu wagen. Er fuhr mit zwei
Schiffen,
Vega und
Lena, von
Gotenburg ab, erreichte in der That sein vorgesetztes
Ziel und löste
durch diese Expedition das alte
Problem der sogen.
nordöstliche Durchfahrt (weiteres s.
Nordpolexpeditionen, S. 231). Um
Asien
[* 14] und durch den
Suezkanal 1880 nach
Europa
[* 15] zurückgekehrt, wurde er überall mit Auszeichnung empfangen und vom König von
Schweden
in den Freiherrenstand erhoben. Die
Beschreibung dieserReise erschien unter dem
Titel: »Die Umseglung
Asiens
und
Europas auf der
Vega 1878-80« (deutsch, Leipz. 1880-82, 2 Bde.);
dazu als Ergänzung: »Die wissenschaftlichen Ergebnisse der
Vega-Expedition« (das. 1883) u.
»Studien und Forschungen« (das.
1885).
Eine populäre
Beschreibung der Vegafahrt besorgte
Erman (Leipz. 1886).
Vgl. außerdem: »Die Nordpolarreisen A. E. Nordenskjölds
1858-79«
(a. d. Engl., mit einer
Autobiographie, Leipz. 1880).
Zur Begründung seiner oftmals ausgesprochenen
Ansicht, daß
Grönland im
Gegensatz zu der allgemeinen
Annahme im Innern eisfrei
sei, ging er in
Begleitung mehrerer
Gelehrten im
DampferSofia nach
Grönland ab, gelangte vom Auleitssivikfjord auf
Schlitten bis 130 km, die ihn begleitenden
Lappen auf
Schneeschuhen sogar bis 230 km von der
Küste, ohne
aber das vermutete eisfreie Land zu finden. Er beschrieb diese
Reise in dem Werk
»Grönland, seine Eiswüsten im Innern und
seine Ostküste« (deutsch, Leipz. 1886).
Vgl. auchFries, A. E.
Freiherrv. Nordenskjöld und seine Entdeckungsreisen 1858-79
(deutsch, Leipz. 1880).
Insel an der ostfries.
Küste, im preußischen RegierungsbezirkAurich,
KreisNorden, ist 15 qkm
(0,3 QM.) groß, erstreckt sich wie die benachbarten
Inseln von W. nach O. und ist durch das zur Ebbezeit abfließende
Wattenmeer
vom
Festland getrennt. Das gleichnamige freundliche Dorf liegt am äußersten
Westende, ist durch ein großartiges Schutzwerk
gegen
Sturmfluten gesichert, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, eine
Synagoge, eine
Mittelschule, 2 heilgymnastische
Institute, eine Rettungsstation und (1885) 2842 fast nur evang.
Einwohner.
Nordfjord - Nordische
* 18 Seite 12.219.
Die
Insel ist berühmt als
Seebad; die Badeanstalten, bereits seit 1800 bestehend, befinden sich auf der
Nord- und Nordwestseite.
Das Seewasser zeichnet sich hier durch reichen Salzgehalt, kräftigen Wellenschlag und die die
Nordsee
charakterisierende
Ebbe und
Flut aus. Das
Klima
[* 17] ist ein mildes und gleichmäßiges, im
Sommer kühler (mittlere Sommertemperatur
16-17° C.), im
Winter wärmer als im
Binnenland. Den
Mittelpunkt des Badelebens bilden das in freundlichen
Gartenanlagen befindliche
Konversationshaus (mit
Museum ausgestopfter Seevögel) und das 1871 errichtete Strandetablissement. Außer den Badeanstalten
am
Strand befindet sich seit einigen
Jahren noch ein Warmbadehaus auf der
Insel, welches durch
Wasserleitungen
mit der
Nordsee verbunden ist. Als neueste, segensreiche Einrichtung ist das von dem
Verein für¶
mehr
Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten 1886 fertig gestellte Seehospiz für kränkliche Kinder (auch als Winterstation)
zu nennen. Die Kurzeit dauert von Anfang Juli bis Mitte September. Die Zahl der Badegäste betrug 1886: 13,319. Norderney steht in
Dampferverbindung mit Geestemünde, Leer,
[* 19] Emden
[* 20] und Norddeich (Norden), auch kann man zur Ebbezeit mit Wagen
dorthin gelangen. Im östlichen Teil sind 18-25 m hohe Dünen. Eine prächtige Aussicht genießt man vom Leuchtturm.