Er schrieb: »Kritische Untersuchungen über die Quellen der 4. und 5. Dekade des Livius« (Berl. 1863);
»Das Templum« (das. 1869);
»Pompejanische Studien zur Städtekunde des Altertums« (Leipz. 1877);
»Italische Landeskunde« (Berl. 1883, Bd.
1);
»Griechische und römische Metrologie« (Nördling. 1887).
Henriette, Opernsängerin, geboren um 1820 zu Gotenburg, erhielt ihre Ausbildung
in Paris von Manuel Garcia, debütierte an der dortigen Italienischen Oper und gastierte später auf mehreren Bühnen Italiens sowie
in London. Von 1850 an machte sie Konzertreisen mit dem Violinisten und Komponisten Siegfried Saloman, einem Schüler Lipinskis
und Fr. Schneiders, vermählte sich 1852 mit demselben, lebte dann als geachtete Gesangslehrerin des Konservatorium
zu Petersburg und starb 27. Aug. 1879 in Harzburg während eines Badeaufenthalts. Eine von ihr ausgearbeitete Gesangschule wurde
von Saloman herausgegeben.
(jetzt Nisiro), eine der südlichen Sporaden, zwischen Telos und Kos, besteht aus einem in sich zusammengebrochenen
Zentralkrater (692 m), der noch jetzt durch Detonationen, kochenden Schwefel etc. seine Thätigkeit erweist, und war im Altertum
wegen ihrer warmen Quellen, ihres Weins und ihrer Mühlsteine bekannt. Die Bewohner waren dorischen Stammes. Von der Akropolis
der an der Nordwestseite gelegenen Hauptstadt gleiches Namens finden sich noch ansehnliche Reste. Die
Insel zählt jetzt etwa 4000 griech. Einwohner, welche Wein, Mandeln und Schwefel ausführen.
fränk. Geschichtschreiber, Enkel Karls d. Gr., Sohn von dessen Tochter Bertha und deren Geliebtem Angilbert,
war ein Staatsmann und Feldherr Ludwigs des Frommen und Karls des Kahlen, in dessen Interesse er sich bei den
Streitigkeiten zwischen Ludwigs des Frommen Söhnen beteiligte und in der Schlacht bei Fontenoy 841 mitkämpfte. Er fiel in einem
Gefecht 15. Mai 843. Während der Kämpfe schrieb er auf Befehl Karls des Kahlen in vier Büchern sein wertvolles, durch einsichtiges
Urteil ausgezeichnetes Geschichtswerk »De dissensionibus filiorum LudoviciPii ad annum usque 843«, am
besten herausgegeben von Pertz in den »Monumenta Germaniae historica«, 2. Bd. (besondere
Ausg., 2. Aufl., Hannov. 1870; deutsch
von Jasmund, Berl. 1851).
Vgl. Chr. Pätz, De vita et fideNithard (Halle 1865);
Meyer v. Knonau, Über Nithards vier Bücher Geschichten
(Leipz. 1866).
Schoberi (Charmykstrauch), Gewächs aus der Familie der Reaumuriaceen, in den mittelasiatischen Steppen, von
China bis an das Kaspische Meer und Südrußland, besonders auf salzhaltigem Thonboden, 60-90, bisweilen
bis 210 cm hoch, mit sehr zahlreichen dünnen Zweigen, kleinen, länglichen Blättern und kleinen, weißen Blütenrispen, welche
die Zweige gänzlich bedecken. Die Früchte sind ähnlich den schwarzen Johannisbeeren, fallen erst mit dem neuen Blütenansatz
ab, werden von den Mongolen frisch und getrocknet, auch als Brühe genossen und dienen vielen Tieren als
Nahrung.
(Nitrobenzīn) C6H5NO2 entsteht bei Einwirkung konzentrierter Salpetersäure auf Benzol. Zur Darstellung
läßt man in Benzol allmählich und unter Umrühren ein Gemisch von konzentrierter Salpetersäure und Schwefelsäure
fließen und wäscht das Nitrobenzol nach Beendigung der Reaktion mit Wasser. Die entwickelten Dämpfe verdichtet man in einem Kühlapparat.
Das gewaschene Nitrobenzol wird durch einen kräftigen Dampfstrom von unverändert gebliebenem Benzol befreit. Nitrobenzol bildet ein farbloses
(gewöhnlich gelbes) Öl vom spez. Gew. 1,2, riecht täuschend nach Bittermandelöl, schmeckt brennend,
erstarrt bei +3°, siedet bei 205°, ist löslich in Alkohol, Äther und fetten Ölen, kaum in Wasser, gibt mit reduzierend wirkenden
Substanzen Anilin C6H5NH2 und beim Erhitzen mit Anilinöl Rosanilin (Fuchsinbereitung ohne Arsen). In der Industrie kommen
Nitrobenzole von verschiedenem spezifischen Gewicht vor, welche aus entsprechenden Benzolen gewonnen werden
und schwankende Gemische von Nitrobenzol mit Nitrotoluol etc. darstellen. Sie dienen zur Darstellung der Anilinfarben, das leichteste
dieser Nitrobenzole als Mirbanöl (Essence de Mirbane, künstliches Bittermandelöl) zum Parfümieren der Seife.
(Salpetersäure-Triglycerid, Trinitrin, Glonoin, Nitroleum) C3H5(NO3)3 entsteht bei Einwirkung
konzentrierter Salpetersäure auf Glycerin und wird dargestellt, indem man Glycerin in ein erkaltetes Gemisch
von konzentrierter Salpetersäure und Schwefelsäure einfließen läßt und dabei einen Apparat benutzt, welcher eine energische
Kühlung und die innige Mischung der Bestandteile durch Einblasen von Luft gestattet. Das durch viel Wasser ausgeschiedene Nitroglycerin wird
gut ausgewaschen, zuletzt mit Sodalösung völlig entsäuert und durch Filz filtriert. Es bildet ein farbloses,
gewöhnlich gelbes bis bräunliches Öl vom spez. Gew. 1,6, ist geruchlos, schmeckt brennend
süß, wirkt schon in kleinen Dosen und selbst bei Einwirkung auf die äußere Haut giftig.
Das Einatmen des Dampfes erzeugt Kopfweh, es löst sich in Alkohol und Äther, nicht in Wasser, erstarrt
bei +8° kristallinisch, schmilzt bei 11°, ist schwer entzündlich, brennt selbst in größern Quantitäten ruhig ab, ist
bei vorsichtiger Erwärmung über 100° flüchtig, siedet bei 185° unter Zersetzung und hat dann Neigung zu detonieren; über
250° detoniert es mit großer Heftigkeit, aber auf einer rotglühenden Platte verbrennt ein Tropfen ohne
Geräusch.
Ein Gefäß mit Nitroglycerin kann an einem Stein zerschellt werden ohne Explosion, aber durch kräftigen Stoß und Schlag explodiert es
besonders in dünner Schicht mit furchtbarer Gewalt. Größere Massen kommen zu heftigster Explosion, wenn man in denselben eine
geringe Menge Knallquecksilber (in einem Kupferhütchen) zur Detonation bringt. Besonders gefährlich zu
handhaben ist das gefrorne Nitroglycerin. Reines Nitroglycerin hält sich lange unverändert; unreines, namentlich saures, Nitroglycerin zersetzt
sich aber beim Aufbewahren und explodiert dann sehr leicht. Bei der Explosion zerfällt es in Kohlensäure, Wasser, Stickstoff
und Stickstoffoxydul; durch Kalilauge wird es in Glycerin und salpetersaures Kali zersetzt. Das Nitroglycerin übertrifft
an explosiver Kraft das
mehr
Schießpulver bei weitem, weil seine Zersetzung in weit kürzerer Zeit verläuft. Das Verhältnis der größten Pressungen bei
Explosionen im geschlossenen Raum verhält sich etwa wie 100:8, und diesem Verhältnis ist etwa die Sprengwirkung gegen sehr
feste Substanzen proportional, während sich in weichen Substanzen (Erde) das Kraftverhältnis zu gunsten des Schießpulver
ändert. Am auffälligsten aber ist das Übergewicht des Nitroglycerins bei Sprengungen mit offen liegenden Ladungen. Nitroglycerin wurde 1847 von
Sobrero entdeckt und 1862 von dem Schweden E. Nobel als Sprengmittel empfohlen (Nobelsches Sprengöl) und fand bald weite Verbreitung.
Vielfache Unglücksfälle bei der Darstellung und Handhabung des Öls führten zu verschiedenen Vorschlägen,
das Präparat für den Transport und die Aufbewahrung unexplodierbar zu machen; auch wurde empfohlen, es am Gebrauchsort jedesmal
frisch in kleinen, nur für einen Tag ausreichenden Quantitäten herzustellen. Es wurde aber vollständig aufgegeben, als Nobel 1864 entdeckte,
daß es, mit porösen Körpern gemischt, Explosivstoffe gibt, welche alle Vorzüge des Nitroglycerins besitzen,
aber viel weniger gefährlich sind.
Diese neuen Explosivstoffe sind die Dynamite. Man benutzt zur Herstellung des Dynamits gewöhnlich Kieselgur, welche 3 Teile
Nitroglycerin aufnimmt. Es bildet eine graubraune, geruchlose, fette, teigartige Masse vom spez. Gew. 1,6, explodiert nicht durch
Stoß, verbrennt im offenen Raum oder in der üblichen Verpackung ohne Explosion und zeichnet sich vor Schießpulver
durch große Arbeitsersparnis, große Beschleunigung der Arbeit und Ersparnis von Sprengmaterialkosten aus.
Dynamit ist viermal teurer, leistet aber achtmal mehr als Schießpulver. Man benutzt es in geleimten Papierpatronen und entzündet
es mittels Zündschnur und eines auf diese aufgeschobenen und festgekniffenen Patentzündhütchens. Dies versenkt
man 3 cm tief in das Dynamit, drückt dann letzteres fest an und schließt die Patrone mit einem Papierstöpsel. Der Besatz
wird aus losem Sand hergestellt. Gefrorne Dynamitpatronen sind in der Handhabung sehr gefährlich und explodieren oft beim
Herabfallen.
Indem man die Kieselgur durch andre poröse Körper ersetzte, hat man mehrere Sorten von Dynamit hergestellt
und unter Zusatz andrer Substanzen zahlreiche Sprengmaterialien erhalten. So ist der Lithofrakteur dem Dynamit ähnlich zusammengesetzt;
Dualin enthält Holzstoff, welcher mit Salpeter getränkt oder durch Behandeln mit konzentrierter Salpeter- und Schwefelsäure
nitriert worden war;
Coloniapulver besteht aus Nitroglycerin und gewöhnlichem Sprengpulver, Fulminatin soll statt Kieselgur
Scherwolle enthalten;
Sebastin, Serranin scheinen dualinähnliche Mischungen zu sein etc. Eine eigentümlich zubereitete
Kollodiumwolle (in Äther lösliche Schießbaumwolle) löst sich in Nitroglycerin und bildet eine gelatine- oder gummiartige Masse, welche
gegen Wasser und mechanische Impulse sehr unempfindlich ist und eine Sprengkraft besitzt, welche die des besten Dynamits und
der komprimierten Schießbaumwolle sehr bedeutend übertrifft.
Dies Präparat kommt als Sprenggelatine zur
Anwendung. Löst man weniger als 7-8 Proz. Schießbaumwolle in Nitroglycerin, so entsteht ein Sirup, der viel weniger poröses Pulver braucht,
um eine pulverige Masse zu liefern. Auf diese Weise kann man Dynamite herstellen, die das Nitroglycerin im Wasser und unter
Druck fester halten als das Kieselgurdynamit und in ihrer Wirkungsart sich beliebig modifizieren lassen, so daß man
neben der starken brisanten auch eine schiebende Wirkung erreichen kann.
Die Gelatinedynamite dürften daher das Kieselgurdynamit
mehr und mehr verdrängen. Nitroglycerin dient auch als Arzneimittel gegen Migräne, hysterische Krämpfe, Schwindel, manche Herzkrankheiten,
Nierenleiden etc.
Vgl. Sprengstoffe und die dort angegebene Litteratur.