(v. franz. niche), halbrunde oder eckige Vertiefung
in einer
Mauer. An Häuserfassaden dienen die Nischen häufig zur
Aufnahme von
Büsten und
Statuen;
oft sollen sie auch nur Abwechselung
in die
Fassade bringen.
Sie werden
oben gewöhnlich halbrund abgeschlossen, auch rings durch Rundstäbe,
Gesimse,
Pilaster,
Halbsäulen
u. dgl. eingefaßt oder durchGiebel ausgezeichnet. Im Innern der
Häuser dienen Nischen zur
Aufstellung
von
Möbeln
(Schränken u. dgl.) oder von Madonnenfiguren
etc., die Fensternischen zur Einrichtung von Sitzen. Vgl.
Blende.
Nowgŏrod (Nishegorod),
Gouvernement in Rußland, grenzt im
S. an die
GouvernementsTambow und
Pensa, im O. und
NO. an
Simbirsk,
Kasan
[* 4] und
Wjatka, im
Norden
[* 5] an
Kostroma, im
W. an
Wladimir und umfaßt 51,272 qkm (931,15 QM.). Bewässert
wird Nishnij Nowgorod durch die
Wolga, welche hier neben einer
Menge kleinerer die schiff- oder flößbaren Nebenflüsse
Wetluga, Kershenez (links),
Oka, Tschugunka und
Sura (rechts) aufnimmt, und von
ca. 350 unbedeutenden
Seen. Die
Wolga teilt das
Gouvernement in zwei ungleiche Hälften, von denen die kleinere, am linken
Ufer: eine weite
Niederung bildet und mit
großen
Sümpfen und undurchdringlichen Wäldern bedeckt ist, während der südlich am rechten
Ufer gelegene Teil aus einer
von vielen Schluchten unterbrochene
Hochebene besteht, welche in der
Richtung zur
Wolga wellenförmig wird und dort zum
Fluß
60-90 m steil abfällt. In geognostischer Hinsicht gehört Nishnij Nowgorod drei
Formationen an. Durch das ganze
Gouvernement
zieht sich in der
Richtung von W. nach O. über die
StädteArsamas und
Sergatsch ein breiter
Streifen der permischen
Formation;
nördlich davon tritt nur die
Trias-, südlich die
Juraformation
[* 6] zu
Tage.
Kreidebildungen finden sich im äußersten Südosten. Die
Bevölkerung
[* 7] beläuft sich (1883) auf 1,434,331 Einw., 28 auf
das QKilometer. Sie setzt sich zusammen aus 111,000
Mordwinen, 2000
Tscheremissen und 34,000
Tataren, im
übrigen
Russen, und gehört mit Ausnahme von 35,000 Mohammedaner zur griechisch-katholischen
Kirche, von der sich übrigens
etwa 5 Proz. als Sektierer
(Raskolniken) abgesondert haben. Die Zahl der
Eheschließungen war 1883: 13,004, der Gestorbenen
65,890, der Gebornen 72,004. Das Gesamtareal setzt sich zusammen aus 42,8
Proz. Ackerland, 38,2 Proz.
Wald, 10,6 Proz.
Wiesen und
Weide,
[* 8] 8,4 Proz. Unland.
Mit
Schmiede- und Schlosserarbeiten beschäftigen sich mehr als 70,000 Einw. Hervorragendes
leisten besonders die
DörferPawlowo und Worsma
(Kreis Garbatow) durch ihre
Dolche, Rasiermesser undScheren.
[* 21] Die
Woll- und Lederindustrie ist besonders stark in den
KreisenSergatsch,
Arsamas und
Knjaginin verbreitet. Man berechnete am
Anfang der 80er Jahre die Zahl der Hausindustriellen auf 33,000
(Schmiede,
Schlosser, Metalldreher, Tischler etc.), die für
ca. 8½ Mill.
Rubel Gegenstände produzierten.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt malerisch am Einfluß der
Oka in die
Wolga, an deren rechtem hohen
Ufer sie amphitheatralisch
sich ausbreitet, an der
EisenbahnMoskau-Nishnij Nowgorod. Sie besteht aus drei Teilen, der auf drei
Bergen
[* 25] gelegenen Oberstadt
mit dem
Kreml, von wo man eine prachtvolle Aussicht weithin über das linke flache
Ufer der
Wolga genießt, der Unterstadt am
Flußufer und der mit dieser durch eine Pontonbrücke verbundenen
Slobode Kunawina, zwischen dem linken
Oka- und dem rechten
Wolgaufer, wo auf der durch die beiden
Flüsse
[* 26] gebildeten
Landzunge auch die berühmte
Messe stattfindet.
Die Stadt hat 42 griech.
Kirchen (darunter 2 der Altgläubigen), eine
römisch-katholische, eine armenische und eine
¶
mehr
luther. Kirche, 3 Klöster, eine Synagoge und 2 Moscheen. Bemerkenswert darunter sind: die 1221 erbaute Kathedrale der Verklärung Christi
und das Blagowjeschtschenskij- und Petschorskij- (Höhlen-) Kloster durch ihre archäologischen Schätze. Ferner besitzt Nishnij Nowgorod ein
geistliches Seminar mit tatarischer Abteilung, das Alexandrowsche Knaben- und das Mriensche Fräuleininstitut, das aus Nowgorod
hierher übergeführte Araktschejewsche Militärgymnasium, 2 Theater,
[* 28] Salzmagazine, mehrere Bankanstalten
(darunter die 1870 gegründete Kaufmannsbank), gegen 250 Ambaren (Warenlager) und 6500 Buden für den Meßhandel sowie für
die verschiedenen Waren 7 Landungsplätze an den Flüssen, mit einer Gesamtlänge von über 15 km. Die Zahl der Einwohner beträgt
(1881) 69,393. Die Fabrikation NishnijNowgorods beschränkt sich auf dieselben Zweige wie die im Gouvernement
(s. oben).
Die Messe, welche ursprünglich im alten Bolgar, unterhalb der Mündung der Kama, dann in der Gegend von
Arsk im GouvernementKasan stattfand, wurde um 1550 nach Makarjew und 1817 nach dem Brande dieser Stadt nach Nishnij Nowgorod verlegt. Der
Wert der dort aufgespeicherten Waren betrug 1857: 86 Mill., 1865: 111,5 Mill. und 1887: 193 Mill. Rub. Dem Wert nach die erste
Stelle nahmen 1887 die russischen Waren mit 160 Mill. Rub. ein. Thee wurde für 18⅕ Mill. (1886 nur für
13⅖ Mill.), ausländische, europäische und Kolonialwaren für 8 Mill., bucharische und chinesische Waren für 6 Mill., persische
für 3,5 Mill., kaukasische und transkaukasische für 653,400 Rub. angeführt.
Unter den russischen Waren sind die hauptsächlichsten: Baumwollfabrikate, Wollwaren, Leinen- und Hanferzeugnisse,
Seiden- und Halbseidenfabrikate, Pelzwerk
[* 32] (1886: 1,150,000 StückFeh, 12,800 Zobel, 5000 StückNerze), Lederwaren, Metalle (Eisen,
[* 33] Stahl, Kupfer), Glas-, Porzellan- und Fayenceerzeugnisse, Getreide, Fische
[* 34] und Getränke; unter den ausländischen Waren (d. h. aus
Europa mit den Kolonien), die von Jahr zu Jahr steigende Bedeutung erlangen, sind namentlich zu nennen:
Droguen und Apothekerwaren, Manufakturwaren, Wein, Kaffee, Olivenöl. Von allen angeführten Waren wurden 1885 für 167⅘ Mill.
Rub. verkauft, während für 18⅓ Mill. Rub. unverkauft blieben. - Nishnij Nowgorod wurde vom GroßfürstenJuri Wsewolodowitsch 1212, nach
andern Nachrichten 1222, als Grenzfestung gegen die Mordwinen angelegt. Seit 1350 die glänzende Residenz
der Großfürsten von Susdal, wurde es 1390 Moskau
[* 35] einverleibt. Nishnij Nowgorod hat viel von den Überfällen der Mordwinen, Mongolen und besonders
der Tartaren zu leiden gehabt und wurde wiederholt ein Raub der Flammen.