2) Hafenstadt im Küstengebiet von
Ostsibirien, am linken
Ufer desAmur, 32 km vom
Meer, mit (1882) 5300 Einw.,
meist
Soldaten und Beamte; die freien Einwohner, worunter mehrere amerikanische Kaufleute, wohnen nur zeitweilig hier, da
das
Klima
[* 2] außerordentlich feucht und kalt (mittlere Jahrestemperatur -2,6° C.) und die Mündung
des
Flusses fünf
Monate durch
Eis
[* 3] verschlossen ist. Die Ausfuhr zur
See bewertete sich im Jahr 1886 auf
139,995
Rubel (namentlich
Mais), die Einfuhr auf 891
Rub. Seine Bedeutung als Hauptstadt des Küstengebiets hat Nikolajewsk an
Chabarowka
abtreten müssen.
1) Nikolaus der Wunderthäter, einer der Hauptheiligen der griech.
Kirche, geboren zu
Patara in
Lykien, wurde als
Bischof von
Myra unter
KaiserLicinius eingekerkert und erst unter
Konstantin befreit. Nachdem er schon lange im
Orient als
Heiliger
verehrt worden, brachten Kaufleute aus
Bari seinen
Leichnam 1087 in ihre Vaterstadt, wo der
Tag seiner Ankunft, 9. Mai, alljährlich
noch festlicher begangen wird als sein Todestag, 6. Dez., welcher in
Deutschland,
[* 6] in derSchweiz
[* 7] und in den
NiederlandenAnlaß zu dem bekannten Nikolausfest gegeben hat. Über letzteres vgl.
Schnell,
Sankt
[* 8] Nikolaus etc. (Ravensb. 1883-86, 5 Hefte).
2) Nikolaus I., der
Heilige, geboren im Anfang des 9. Jahrh. zu
Rom,
[* 9] ward von
Leo IV. zum
Kardinal, 24. April 858 zum
Papst erhoben, suchte
zuerst den pseudoisidorischen
Dekretalen legales Ansehen zu geben. Die von ihm ausgesprochene Exkommunikation
des
Patriarchen Photius von
Konstantinopel
[* 10] (863) gab eine Hauptveranlassung zur Trennung der morgenländischen
Kirche von der
abendländischen. Den König
Lothar II. zwang er, die von demselben verstoßene Teutberga wieder als Gemahlin anzunehmen,
und brach in diesem Ehestreit die Selbständigkeit der fränkischen
Kirche, welche
LotharsEhe mit Waldrada
gebilligt hatte. Er starb 13. Nov. 867 und wurde später kanonisiert. Man hat von ihm außer einigen andern
Schriften gegen 100
Briefe,
herausgegeben im 15.
Bande der Sammlung von Mansi.
Vgl.
Lämmer, Nikolaus I. und die byzantinische Staatskirche seiner Zeit (Berl.
1857).
Langlois, Les registres de Nicolas IV (Par. 1886).
6) Nikolaus (V.), vorher Pietro Rainaluci, auchPeter vonCorbière,
Minorit, ward 1328 vom
KaiserLudwig dem
Bayern
[* 15] als Gegenpapst
Johanns XXII. aufgestellt, unterwarf sich aber dann demselben 1330 und starb im Gefängnis.
Auch mit
Serbien
[* 17] und
Rumänien knüpfte er freundschaftliche
Verbindungen an und begann 1876 gleichzeitig mit ersterm, von Rußland
mit
Geld,
Munition und Lebensmitteln unterstützt, einen neuen
Krieg gegen die Türkei,
[* 18] in
dem er mit
Glück kämpfte. Er eroberte 1877
Nikschitz
und 1878
Antivari und erhielt im
Berliner
[* 19]
Vertrag nicht bloß die
Anerkennung seiner Souveränität, sondern auch eine erhebliche
Vergrößerung seines Gebiets. 1879 gab er seinem
Staat eine Art
Verfassung. Auch als Dichter machte er
sich einen
Namen und verfaßte das
Drama »Baldanska
Carica«. Vermählt
ist er seit mit Milena Petrowna Wukotitschowa,
der Tochter des
¶
Eine seit Jahren vorbereitet Militärverschwörung (der Dekabristen), welche zum Ausbruch kam,
unterdrückte er mit großem persönliche Mute. Dies Ereignis sowie die Wahrnehmung einer gewissen innern Zerrüttung, welche
das milde, schwankende RegimentAlexanders I. zurückgelassen, übten sicherlich bedeutenden Einfluß auf die Regierungspolitik
des neuen Herrschers, der, wenn er auch anfangs die Minister seines Bruders beibehielt, allmählich ein
autokratisches Regiment errichtete, das sich auf eine zahlreiche unbedingt ergebene Büreaukratie, vor allem aber auf ein zahlreiches
Heer stützte.
Die Bevorzugung des Militärs zeigte sich schon in der massenhafte Vermehrung der militärischen Umgebung seiner Person; die
Berechtigung der Generaladjutanten, bei allen Behörden Einsicht in die Akten, Rechenschaft über die Verwaltung,
Vorlegung der Rechnungen etc. fordern zu können, stellte alle Zivilverwaltung unter militärische
Aufsicht. Die Aufhebung der Leibeigenschaft lehnte Nikolaus 1826 entschieden ab. Zwar befahl ein Ukas den verschiedenen Lokalbehörden,
darüber zu wachen, daß die Leibherren »nichts Übermäßiges« von ihren Bauern fordern sollten; aber bei der Bestechlichkeit
der Behörden blieb der Ukas wirkungslos, und selbst die Gesetze, welche später zur Erleichterung der
Leibeigenschaft gegeben wurden, verbesserte das Wesen der Eigenhörigkeit nur wenig. Die äußere Politik des Kaiserswar in den
ersten Jahren seiner Regierung vorzugsweise auf Asien
[* 25] und die Eroberung der Türkei gerichtet. Der persische Krieg brachte in
dem Frieden von Turkmantschai Rußland einen bedeutenden Zuwachs an Ländergebiet. 1828 begann
er denKrieg gegen die Türkei, an dem er, obwohl er nicht den Oberbefehl führte, selbst teilnahm, und der Rußland 1829 im
Frieden von Adrianopel die Ostküste des SchwarzenMeers, den freien Verkehr auf der Donau, im Schwarzen und
MittelländischenMeer und als weitere Folge die Gründung des griechischen Königreichs einbrachte.
Die polnische Erhebung, die 1831 erst nach neunmonatlichem verheerenden Kampf unterdrückt werden konnte, weckte die leidenschaftlichste
Rache des Zaren, der sich fortan als den Hort der Legitimität und des Rechts gegen die Revolution betrachtete.
Rußland
selbst ward mehr und mehr von der westlichen Welt abgeschlossen, und ein verderbliches Polizei- und Spionennetz verbreitete
sich namentlich über die westlichen Provinzen. Mit der Russifizierung der verschiedenen Nationalitäten gingen Versuche systematischer
Bekehrung der Protestanten und Katholiken zur orthodoxen KircheHand
[* 26] in Hand; selbst die griechisch-unierte Kirche mußte 1840 ihre
Vereinigung mit der orthodoxen geschehen lassen.
Der wachsende Einfluß Rußlands im Orient zeigte sich besonders, als sich SultanMahmud II. im Vertrag von Hunkiar Skelessi 1833 Nikolaus in
die Arme warf und von ihm Hilfe gegen den rebellischen Pascha von Ägypten
[* 27] erflehte. In den politischen Stürmen von 1848 und 1849 bewahrte
Nikolaus eine zuwartende Haltung, bis sich die günstige Gelegenheit fand, seinen Einfluß nach allen Seiten hin wieder zu sichern.
So knüpfte seine Intervention in Ungarn
[* 28] die österreichische Politik an sein Interesse, und das Scheitern der deutschen Sache
befestigte seinen Einfluß in Dänemark,
[* 29] während er sich in dem österreichisch-preußischen Zerwürfnis 1850 zum
Schiedsrichter aufwarf.
Sein Einfluß auf FriedrichWilhelmIV., dem seine schroffe Energie und sein entschlossenes Auftreten gegen alles, was er Revolution
nannte, imponierten, war sehr groß, und die reaktionär-pietistische Partei in Preußen verehrte ihn als ihren Vater. Die Herstellung
des Napoleonischen Kaisertums in Frankreich förderte das festere Anschließen der nördlichen Mächte
an den Zaren und gewährte die Aussicht auf die Isolierung oder gar Bundesgenossenschaft Englands.
Dennoch erwiesen sich die gewonnenen Beziehungen als unzureichend, als Nikolaus 1853 zur Ausführung des längst vorbereiteten
Plans gegen die Türkei schritt. England und Frankreich traten gegen ihn in den Kampf, und Österreich
[* 30] nahm
eine mehr feindliche als freundliche Stellung ein. Nikolaus stand allein den vereinigten Feinden gegenüber; die Heeresorganisation
Rußlands zeigte sich ungenügend, der Einfall in die Türkei mißlang, die Krim
[* 31] wurde von den Verbündeten angegriffen und
die russische Armee an der Alma und bei Inkerman geschlagen. Nikolaus wurde aufs höchste davon erschüttert,
und noch war der Kampf nicht beendet, als er 2. März starb. Nikolaus war unzweifelhaft ein Charakter von schärfster Prägung
und die hervorragendste Herrscherpersönlichkeit seiner Zeit. Er war eine stattliche, schöne Erscheinung; in dem Ausdruck
des Antlitzes herrschten Strenge und Majestätsbewußtsein vor, die nur selten und nur fürAugenblicke
einem mildern Ausdruck wichen. Aus seiner sehr glücklichen Ehe gingen hervor: Alexander II. (s. Alexander 18), sein Nachfolger;