Prozeß von 1874 gegen 193 Angeklagte, von denen aber bloß 19 verurteilt wurden,
Klarheit gab; selbst
Lehrer, Beamte,
Richter,
Mitglieder des
Adels begünstigten die auf den Umsturz des
Staats gerichtete
Bewegung. Die eigentlichen
Leiter derselben waren
aber halbgebildete, arbeitsscheue junge Leute beiderlei
Geschlechts, welche in verschiedenen
Städten des
Reichs
»Kommunen«
bildeten. Nachdem verschiedene
Verurteilungen und Verschickungen stattgefunden hatten, beschlossen die Nihilisten durch
Mord und
Brandstiftungen
einen allgemeinen
Schrecken in der
Gesellschaft hervorzurufen und die
Werkzeuge
[* 2] der
Regierung einzuschüchtern.
Der erste
Schritt auf dieser
Bahn war das
Attentat der
VeraSassulitsch gegen den
Petersburger Stadthauptmann Trepow
und die unter dem Beifall des
Publikums erfolgte
Freisprechung der Verbrecherin durch das
Geschwornengericht
konnte die Nihilisten nur zu weitern Thaten und zu einer festen
Organisation ermutigen. Es wurde ein
Kongreß in Zgierz abgehalten,
ein
Bund, die »Narodnaja Wolja«
(»Partei des Volkswillens«) gestiftet und ein Exekutivkomitee eingesetzt, welches seine
Netze
über ganz Rußland ausbreitete, Todesurteile gegen mißliebige Beamte fällte und deren
Vollstreckung
vorbereitete, jeden
Verrat mit dem
Tod bestrafte und in geheimen Druckereien
Flugschriften drucken ließ, welche das
Programm
der Verschwörer verkündeten und
Haß gegen die
Regierung und den
Kaiser predigten.
Dennoch wurde in
Odessa
[* 6] der
Prokurator des Militärgerichte Strelnikow, und der Polizeioberst Sudeikin
erschossen. Der Thäter war ein Mitglied des
Ausschusses, Degejew, der sich von Sudeikin als
Spion hatte gebrauchen lassen,
dann ein
Geständnis abgelegt hatte und zur Sühne den
Mord hatte ausführen müssen. Die
Erkenntnis, daß
noch andre
Spione Mitglieder der Narodnaja Wolja seien, führte zur
Auflösung derselben in mehrere
Gruppen. Die Wühlerei hörte
aber deshalb nicht auf und hatte besonders bei
Offizieren, dann bei den
Polen Erfolg. Am ward wieder ein
Anschlag
auf das
Leben des
Kaisers gemacht, nachdem längere Zeit die energische Thätigkeit der
Polizei die Nihilisten teils
zur
Flucht ins
Ausland genötigt, teils im
Zaum gehalten hatte. Eine völlige Unterdrückung der
Verschwörungen ist aber um
so weniger wahrscheinlich, als die eigentlichen
Ursachen derselben, die unerträglichen öffentlichen Zustände in Rußland,
nicht wesentlich gebessert sind.
Vgl. Karlowitsch (Gerbel-Embach), Die
Entwickelung des
Nihilismus (3.
Aufl., Berl. 1881);
Thun, Geschichte der revolutionären
Bewegungen in Rußland (Leipz. 1883);
Hauptstadt der japan.
Provinz Echigo, links vom Ausfluß
[* 7] des Shinano-gawa in
das
Japanische Meer,
mit (1884) 41,454 Einw., erinnert durch seineKanäle und die dieselben einfassenden Alleebäume sowie
seine große Sauberkeit an holländische
Städte. Niigata wurde 1860 dem fremden
Verkehr eröffnet, doch erwies sich die Stadt hierfür
wegen ihrer seichten, offenen
Reede und der heftigen Nordwinde während des
Winters ungeeignet. In Niigata wohnen daher nur wenige
fremde Kaufleute, deren
Verkehr mitEuropa
[* 8] über
Jokohama stattfindet. Die Stadt wurde von den Tokugawa
gegründet.
Sie war Geburtsort des Astronomen
Hipparch und des Geschichtschreibers
Dio Cassius und war frühzeitig der Sitz
eines christlichen
Bischofs. Eine wichtige Grenzfestung des oströmischen
Reichs, erlag sie 1080 dem Andrang der
Seldschukken,
denen sie im ersten Kreuzzug 1097 wieder entrissen wurde. Im 13. Jahrh. machte
Theodor Laskaris Nikäa zur Hauptstadt seines vorderasiatischen
Reichs, welches von Orchan 1330 dauernd für die osmanische Herrschaft gewonnen wurde. An derselben
Stelle liegt heute
Isnik; ein armer
Ort von kaum 100
Häusern, aber mit den wohlerhaltenen
Mauern und mancherlei
Ruinen der alten
Stadt.
die große Empörung in
Konstantinopel,
[* 12] 13.-19. Jan. 532 gegen
Kaiser Justinian I., veranlaßt durch die
beiden Zirkusparteien der
Grünen und der
Blauen, welche, gereizt durch die Strenge, mit welcher der
Kaiser gegen einige Unruhestifter
aus ihrer Mitte einschritt, und ihren
Hader vergessend, unter dem
Ruf: »Nika!«
(»Siege!«) die Stadt in
Brand
steckten, durch Zugeständnisse des
Hofs nicht beschwichtigt, Justinian stürzen wollten und deshalb das
Schloß bestürmten.
Nachdem 17. Jan. ein
Angriff der Söldnerscharen
Belisars vergeblich gewesen, gelang es endlich, die
Blauen zu gewinnen und 19. Jan. die
Grünen in der
Rennbahn zu überfallen, wo 30,000
Menschen niedergemetzelt wurden, womit der
Aufstand niedergeschlagen war. Vgl.
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