Nigger
(engl. für negro), in Amerika [* 2] verächtliche, schimpfende Bezeichnung eines Negers.
(engl. für negro), in Amerika [* 2] verächtliche, schimpfende Bezeichnung eines Negers.
s. Baumwollsamenöl. ^[= fettes Öl, welches durch Pressen oder Extrahieren mit Schwefelkohlenstoff aus ...]
(spr. neihtingel), Miß Florence, durch ihre menschenfreundlichen Bestrebungen bekannt geworden, geboren im Mai 1820 zu Florenz [* 3] als Tochter eines englischen Gutsbesitzers, erhielt von ihrer Mutter, einer Tochter Will-Smiths, des eifrigen Beförderers der Sklavenemanzipation, früh eine philanthropische Richtung, besuchte viele Schulen, Hospitäler und Rettungshäuser Englands und des Festlandes und verweilte seit 1849 einige Zeit in der Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth am Rhein, worüber sie in einer Schrift berichtete.
Nach England zurückgekehrt, verwandte sie einen ansehnlichen Teil ihres Vermögens auf die Reorganisation des Hospitals für Gouvernanten in London [* 4] und zeichnete sich dann besonders im orientalischen Krieg als Vorsteherin der englischen Hospitäler in Skutari und Balaklawa aus. Ein in England für sie zusammengebrachtes Kapital von 50,000 Pfd. Sterl. wurde auf ihren Wunsch zur Erweiterung des Londoner St. Thomas-Hospitals, namentlich zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen, verwendet. Sie schrieb: »Hints on hospitals« (Lond. 1859, 3. Aufl. 1863);
»Notes on nursing« (das. 1858 u. öfter; deutsch von Niemeyer: »Ratgeber für Gesundheits- und Krankenpflege«, Leipz. 1878);
»Observations on the sanitary state of the army in India« (1863);
»Life or death in India« (1873).
(Nigidalzen), Volksstamm, s. Negda. ^[= (Nigidalzen, Neidalzen), Volk in Sibirien, Mischlinge der Tungusen (s. d.) und Giljaken ...]
Figulus, Publius, Zeitgenosse und Freund Ciceros, nächst Varro der gelehrteste Römer [* 5] seiner Zeit, geboren um 98 v. Chr. Ein Anhänger des Pompejus, ging er nach dessen Besiegung ins Exil, wo er 45 starb. Er hatte einen mystischen Hang, der ihn zur Pythagoreischen Philosophie, zur Astrologie [* 6] und zur Magie hinzog, die er auch praktisch ausübte. Seine zum Teil sehr umfänglichen theologischen, naturwissenschaftlichen, astronomischen und grammatischen Schriften fanden trotz ihrer Gelehrsamkeit wegen ihrer Dunkelheit und Spitzfindigkeit im ganzen weniger Beachtung als die Varros; erhalten sind davon nur Fragmente.
Vgl. Hertz, De P. Nigidii Figuli studiis atque operibus (Berl. 1868).
Constantino, Graf, ital. Staatsmann, geb. bei Ivrea, trat 1848 als Student in die Armee, focht mit Auszeichnung bei Pastrengo, Santa Lucia, Calmosino und Rivoli, erhielt infolge einer Preisarbeit unter Azeglio eine Anstellung im Ministerium des Äußern und folgte Cavour bei den Besuchen des Königs in Paris [* 7] und London 1855 als Sekretär [* 8] und 1856 als Chef der Gesandtschaftskanzlei zu den Friedenskonferenzen nach Paris. 1859 nahm er an den Verhandlungen des Züricher Friedens teil.
Von Zürich [* 9] aus ging er erst als Geschäftsträger, sodann als bevollmächtigter Minister der sardinischen Regierung nach Paris und bewies in dem damals zwischen Napoleon III. und Cavour sich entspinnenden Kampf um die Oberherrschaft Italiens [* 10] große Klugheit und Mäßigung. Durch die Ernennung Nigras zum italienischen Gesandten am Tuilerienhof erfüllte Viktor Emanuel einen der letzten Wünsche des sterbenden Cavour. Nigra gehörte in Paris zu den Vertrauten des kaiserlichen Hofs und galt namentlich für einen Günstling der Kaiserin. Auch nach dem Sturz des Kaiserreichs blieb er in Paris und wurde erst nach dem Fall des Ministeriums Minghetti 1876 als Botschafter nach Petersburg, [* 11] 1882 nach London und 1885 nach Wien [* 12] versetzt. Seit 1882 ist er Graf. Auch litterarisch machte sich Nigra durch Schriften über italienische Dialekte und Volkspoesie sowie seine Ausgabe der »Glossae hibernicae veteres« der Turiner Handschrift (Par. 1869) bekannt.
s. Rutil. ^[= Mineral aus der Ordnung der Anhydride, besteht, wie Anatas und Brookit (s. d.), aus Titansäureanhyd ...] [* 13]
s. Sudân. ^[= (Nigerland), vom arabischen áswad, "schwarz", plur.: sûd, der Teil des ...]
s. v. w. Neger. ^[= (franz. nègre, v. lat. niger, schwarz), die ausgeprägte Rasse Afrikas, welche diesen ...]
s. Azofarbstoffe. ^[= Teerfarbstoffe, welche ihrer Mannigfaltigkeit, Leichtigkeit der Darstellung und Farbenpracht ...]
(nil, lat.), nichts. Nihil ad rem, das gehört nicht hierher, thut nichts zur Sache. Nihil habenti nihil deest, wer nichts hat, dem fehlt nichts. Nihil humani a me alienum puto, s. Homo sum etc. Nihil in intellectu, quod non ante in sensu, nichts ist im Verstand, was nicht vorher im Sinn, d. h. durch sinnliche Wahrnehmung, angeeignet war; Grundsatz des Empirismus und Sensualismus. Nihil probat, qui nimium probat, nichts beweist der, welcher zu viel beweist. Nihil sciri potest, ne id ipsum quidem, nichts kann man wissen, nicht einmal dieses selbst, nämlich, daß man nichts weiß; Grundsatz der Skeptiker.
(v. lat. nihil, nichts), im philosophischen Sinn die Lehre, [* 14] welche entweder die Existenz irgend eines Wirklichen (metaphysischer Nihilismus), oder die Geltung irgend eines Sittengesetzes (ethischer Nihilismus), oder den Bestand irgend einer Wahrheit (logischer Nihilismus) leugnet (s. Nichts). In der Theologie nannte man Nihilismus die dem Petrus Lombardus (s. d.) aus Mißverständnis beigelegte, vom Papst Alexander III. 1179 verdammte und von den Pariser Theologen um 1300 gemißbilligte Ansicht, daß Christus, sofern seine menschliche Natur keine Selbständigkeit besitzt, kein Individuum, also nichts sei. Über politischen s. Nihilisten.
Bezeichnung für die Anhänger einer unter der Jugend beider Geschlechter, auch der höchsten Stände, in Rußland hervorgetretenen und weitverbreiteten Anschauungsweise (Nihilismus), welche nach der Zertrümmerung der geschichtlichen Grundlagen der Gesellschaft und des Staats strebt und rein materialistische oder sozialdemokratische oder auch ganz utopistische Ziele verfolgt, teilweise aber durchaus pessimistisch an der Welt verzweifelt, nichts als gut oder verbesserungsfähig gelten läßt und daher das eigne sowie andrer Leben für wert- und zwecklos hält.
Der Name kommt zuerst in Turgenjews Roman »Väter und Söhne« (1861) vor. Seinen Ursprung hat der Nihilismus in den zerrütteten Zuständen des despotisch regierten Rußland mit seinem brutalen, bestechlichen Beamtentum, der Willkür der Polizei und der Unterdrückung jeder offenen Besprechung der öffentlichen Angelegenheiten. Bei der politischen Unreife des russischen Volkes sind zum großen Teil Studenten und Mädchen Anhänger des Nihilismus, und sie erstreben nicht eine Reform, sondern zunächst die völlige Vertilgung des jetzigen Staats mit allen seinen Einrichtungen, so daß nichts (nihil) übrigbleibt, den Wiederaufbau der Welt nach Grundsätzen der Vernunft und Gerechtigkeit künftigen Geschlechtern überlassend; zur Erreichung ihres Ziels gilt ihnen jedes Mittel, auch das verwerflichste, als erlaubt. Herzen und besonders Bakunin waren eifrig bemüht, den Haß des Volkes und der Jugend gegen das herrschende System anzufachen, und das Karakasowsche Attentat (1866) gegen Alexander II. war schon eine Wirkung der nihilistischen Aufreizung. Doch beschränkte sich die Thätigkeit der Nihilisten lange auf die Verbreitung revolutionären Ideen in der studentischen Jugend und dem Volk, über welche der große ¶
Prozeß von 1874 gegen 193 Angeklagte, von denen aber bloß 19 verurteilt wurden, Klarheit gab; selbst Lehrer, Beamte, Richter, Mitglieder des Adels begünstigten die auf den Umsturz des Staats gerichtete Bewegung. Die eigentlichen Leiter derselben waren aber halbgebildete, arbeitsscheue junge Leute beiderlei Geschlechts, welche in verschiedenen Städten des Reichs »Kommunen« bildeten. Nachdem verschiedene Verurteilungen und Verschickungen stattgefunden hatten, beschlossen die Nihilisten durch Mord und Brandstiftungen einen allgemeinen Schrecken in der Gesellschaft hervorzurufen und die Werkzeuge [* 16] der Regierung einzuschüchtern.
Der erste Schritt auf dieser Bahn war das Attentat der Vera Sassulitsch gegen den Petersburger Stadthauptmann Trepow und die unter dem Beifall des Publikums erfolgte Freisprechung der Verbrecherin durch das Geschwornengericht konnte die Nihilisten nur zu weitern Thaten und zu einer festen Organisation ermutigen. Es wurde ein Kongreß in Zgierz abgehalten, ein Bund, die »Narodnaja Wolja« (»Partei des Volkswillens«) gestiftet und ein Exekutivkomitee eingesetzt, welches seine Netze über ganz Rußland ausbreitete, Todesurteile gegen mißliebige Beamte fällte und deren Vollstreckung vorbereitete, jeden Verrat mit dem Tod bestrafte und in geheimen Druckereien Flugschriften drucken ließ, welche das Programm der Verschwörer verkündeten und Haß gegen die Regierung und den Kaiser predigten.
Der in Genf [* 17] erscheinende »Messager de la Volonté du peuple« war das Organ des Ausschusses. Am wurde der Chef der dritten Abteilung der kaiserlichen Kanzlei, General Mesenzew, in Petersburg, der Gouverneur Fürst Krapotkin in Charkow ermordet, 25. April auf Mesenzews Nachfolger Drentelen und von Solowjew auf den Kaiser selbst ein Attentat gemacht. Nachdem versucht worden war, den kaiserlichen Zug bei Moskau [* 18] durch Dynamit in die Luft zu sprengen, erfolgten die Dynamitexplosion im Winterpalast und die Ermordung Alexanders II. Die Mörder wurden ergriffen und gehenkt und eine energische Verfolgung der Nihilisten ins Werk gesetzt.
Dennoch wurde in Odessa [* 19] der Prokurator des Militärgerichte Strelnikow, und der Polizeioberst Sudeikin erschossen. Der Thäter war ein Mitglied des Ausschusses, Degejew, der sich von Sudeikin als Spion hatte gebrauchen lassen, dann ein Geständnis abgelegt hatte und zur Sühne den Mord hatte ausführen müssen. Die Erkenntnis, daß noch andre Spione Mitglieder der Narodnaja Wolja seien, führte zur Auflösung derselben in mehrere Gruppen. Die Wühlerei hörte aber deshalb nicht auf und hatte besonders bei Offizieren, dann bei den Polen Erfolg. Am ward wieder ein Anschlag auf das Leben des Kaisers gemacht, nachdem längere Zeit die energische Thätigkeit der Polizei die Nihilisten teils zur Flucht ins Ausland genötigt, teils im Zaum gehalten hatte. Eine völlige Unterdrückung der Verschwörungen ist aber um so weniger wahrscheinlich, als die eigentlichen Ursachen derselben, die unerträglichen öffentlichen Zustände in Rußland, nicht wesentlich gebessert sind.
Vgl. Karlowitsch (Gerbel-Embach), Die Entwickelung des Nihilismus (3. Aufl., Berl. 1881);
Thun, Geschichte der revolutionären Bewegungen in Rußland (Leipz. 1883);
Oldenberg, Der russische Nihilismus (das. 1888).